Linkin-Park-Sänger Chester Bennington gestorben

Er ließ sich keinen Stempel aufdrücken

Chester Bennington während eines Konzerts von Linkin Park 2015.
Chester Bennington während eines Konzerts von Linkin Park 2015 in Moskau. © ITAR-TASS, Vyacheslav Prokofyev, dpa
Von Nicole Markwald · 21.07.2017
Rihanna nennt ihn das beeindruckendste Talent, das sie je gesehen habe: Er sei ein "stimmliches Biest". Nun ist der Linkin-Park-Sänger Chester Bennington im Alter von 41 Jahren gestorben.
Zuerst war es nur eine kurze Meldung vom Klatsch-Blog TMZ. Doch kurz darauf bestätigte Bandkollege Mike Shinoda per Twitter den Tod des Sängers der Band Linkin Park. Shinoda schrieb: "Geschockt und herzzerreißend. Aber es ist wahr."
Chester Bennington war wenige Stunden zuvor in seinem Haus in der Nähe von Los Angeles aufgefunden worden. Ein Sprecher der Gerichtsmedizin gab bekannt, dass der Tod des 41-Jährigen als mutmaßlicher Suizid behandelt werde.
Linkin Park veröffentlichten im Jahr 2000 das erfolgreichste Debüt aller Zeiten. Das Album "Hybrid Theory" verkaufte sich allein in den USA über 11 Millionen Mal. Es enthielt Hits wie "One Step Closer", "Crawling" oder "In the End”
Das Nachfolgealbum "Meteora" war ebenfalls ein Riesenerfolg. Der Stil von Linkin Park war eine Mischung aus Rap, Metal und elektronischer Musik, es war schwierig, sie zu kategorisieren. Und das war genau in ihrem Sinn, wie Chester Bennington vor drei Monaten in einem Interview mit dem Radiosender Z100 erzählte:
"Wir waren immer offen dafür, uns einfach inspirieren zu lassen, uns nicht einen Stempel aufdrücken lassen. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir eine Band sein wollen, die die Genregrenzen einreißt und ihr eigenes Ding macht."

Offener Umgang mit problematischer Kindheit

Zwischen 2013 und 2015 sang Bennington auch bei den Stone Temple Pilots. Erst im Mai erschien das neueste Album der Band, ihr siebtes. Über die Jahre arbeiteten Linkin Park mit Künstlern wie Santana, Mötley Crüe und Jay-Z zusammen, wie hier bei dem Song "Numb/ Encore", der 2006 mit einem Grammy für die Beste Rap-Kollaboration ausgezeichnet wurde.
Bennington war in zweiter Ehe verheiratet und Vater von insgesamt sechs Kindern. Offen sprach er über seine eigene problematische Kindheit, die Scheidung der Eltern, den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch einen Bekannten der Familie. Immer wieder kämpfte er gegen seine Drogen- und Alkoholsucht.

Viel Anerkennung durch andere Künstler

Andere Künstler drückten auf Twitter ihre Erschütterung über den Tod des Sängers aus: Nile Rodgers schrieb, er könne sich noch genau daran erinnern, als er ihn das erste Mal in einem Kellerstudio bei Warner Brothers Records in Burbank gehört habe.
Rihanna nennt ihn das beeindruckendste Talent, das sie je gesehen habe, Bennington sei ein "stimmliches Biest", so ihre Worte.
Die Schauspielerin Gabby Sidibe sagte, die Nachricht fühle sich an wie ein Tritt gegen den Brustkorb. Das Lied "My December" habe sie durch viele schwere Zeiten begleitet, und: "Depressionen sind wahre Monster".
Linkin Park sind gerade von Auftritten aus Europa nach Los Angeles zurückgekehrt, kommende Woche wollte die Band ihre aktuelle Tour in den USA fortsetzen.

Im Deutschlandfunk Kultur äußerte sich auch Aditya Sharma, der Musikchef vom RBB-Jugendradio Fritz! zum Tod von Chester Bennington:

"Objektiv hat Linkin Park zwar wenig geleistet zur Entwicklung des Nu Metal, aber 70 Millionen verkaufte Alben sprechen trotzdem für sich. Linkin Park haben sich nie in eine Kritiker-Schublade pressen lassen. Ihr ungewöhnlicher Cross-Over aus DJs mit HipHop und Rockelementen war ihr Ding, das sie gegen jede Kritik durchgezogen haben. Chester Benningtons Gesangstil war einzigartig, er koppelte Wut und Gefühl."

Das ganze Gespräch zum Nachhören - hier:

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