Liebesrausch im Walzertakt
Die Operette gilt als Kunstform von vorgestern. In den meisten Stadttheatern wird sie lieblos inszeniert, weil es immer noch ein Publikum dafür gibt. Wie lebendig Operette sein kann und sogar fürs Regietheater taugt, haben Frank Castorf mit der "Fledermaus" und Peter Konwitschny mit der "Csardasfürstin" bewiesen.
Liebesrausch im Walzertakt, ohrwurmartige Melodien, Lippen schweigen, ´s flüstern Geigen: Hab mich lieb. Die Operette gilt als Kunstform von vorgestern, als nett-naiv, kitschig-klebrig, banal und belanglos. In den meisten Stadttheatern wird sie auch so inszeniert, von Regieroutiniers, die ihre 20. "Lustige Witwe" oder die 18. "Nacht in Venedig" abliefern. Die Bühnen wollen keine Risiken eingehen, Operette ist vielerorts ein ungeliebtes Genre, das man spielt, weil es immer noch ein Publikum dafür gibt. Ein Publikum, das man abfüttern und keinesfalls erschrecken will. Deshalb ist auch das Operetten-Repertoire extrem klein. Man wiederholt einfach bekannte Titel, und kaum einer kommt auf die Idee, mal ein neues Stück zu schreiben.
Wie lebendig Operette sein kann, spürt man sofort, sobald sie jemand ernst nimmt. Frank Castorf mit der "Fledermaus" und Peter Konwitschny mit der "Csardasfürstin" haben bewiesen, dass Operetten durchaus fürs Regietheater taugen. Dass man sie aufbrechen kann und sie im Inneren nicht hohl sind, sondern viel über Menschen und ihre Träume erzählen. Jacques Offenbachs Geist blitzende, die Kunstdenkmäler des Bildungsbürgertums anarchisch parodierende Operetten sind immer noch tolle Theatererlebnisse. Wenn man sie nur anständig inszeniert.
Viele Theater entdecken gerade die Jazzoperetten der zwanziger Jahre, faszinierende Mischformen auf halbem Weg zum Musical, in denen Csardas und Charleston um die führende Rolle wetteifern. Bei diesen Stücken stellt sich allerdings ein anderes Problem: Die wenigsten Opernhäuser haben Sänger und Orchester, die sich in beiden Stilen so wohl fühlen, dass sie eine überzeugende Aufführung hinkriegen. Denn bei einer Operette kommt es auf Charme und Ausstrahlung an.
Die Operette hat immer noch einige wenige Heimstätten, von denen Impulse ausgehen. Das Festival im österreichischen Bad Ischl zum Beispiel, das vor einigen Jahren die wunderbaren "Perlen der Cleopatra" von Oscar Straus wieder entdeckte. Oder die Staatsoperette Dresden, die auch unbekannte Stücke zeigt, Tagungen organisiert und interessante Regisseure verpflichtet. Die allgemeine Entwicklung im Musiktheater weg von singenden Kostümständern hin zu Singschauspielern ist gerade für die Operette positiv. In vielen Aufführungen ist das allerdings noch nicht zu spüren, weil viele Häuser Operetten nicht mit ihren ersten Kräften besetzen sondern mit Leuten, die ihrer Rente entgegen singen und noch irgendwo verwendet werden müssen.
Wenn die Operette nicht genau so liebevoll behandelt wird wie Oper und Musical, wird sie langsam aussterben. Ein deutliches Lebenszeichen gab es allerdings gerade bei der Ruhrtriennale. Die Blechblasband Mnozil Brass aus Wien hat eine neue Spielart der Operette entwickelt, ohne Kulissen, Kostüme und Requisiten. Die Spiellust und schräge Fantasie der Musiker, die auch singen und tanzen, trägt den Abend. Die Bilder entstehen in den Köpfen der Zuschauer, die Instrumente bekommen ein Eigenleben. "Das trojanische Boot" heißt das Stück, es erinnert an Offenbach und die satirischen Singspiele Johann Nestroys. Operette, das zeigt dieser Abend, braucht nicht in erster Linie Kitsch sondern Witz. Und "Witz" war im 19. Jahrhundert ein anderes Wort für "Geist".
Wie lebendig Operette sein kann, spürt man sofort, sobald sie jemand ernst nimmt. Frank Castorf mit der "Fledermaus" und Peter Konwitschny mit der "Csardasfürstin" haben bewiesen, dass Operetten durchaus fürs Regietheater taugen. Dass man sie aufbrechen kann und sie im Inneren nicht hohl sind, sondern viel über Menschen und ihre Träume erzählen. Jacques Offenbachs Geist blitzende, die Kunstdenkmäler des Bildungsbürgertums anarchisch parodierende Operetten sind immer noch tolle Theatererlebnisse. Wenn man sie nur anständig inszeniert.
Viele Theater entdecken gerade die Jazzoperetten der zwanziger Jahre, faszinierende Mischformen auf halbem Weg zum Musical, in denen Csardas und Charleston um die führende Rolle wetteifern. Bei diesen Stücken stellt sich allerdings ein anderes Problem: Die wenigsten Opernhäuser haben Sänger und Orchester, die sich in beiden Stilen so wohl fühlen, dass sie eine überzeugende Aufführung hinkriegen. Denn bei einer Operette kommt es auf Charme und Ausstrahlung an.
Die Operette hat immer noch einige wenige Heimstätten, von denen Impulse ausgehen. Das Festival im österreichischen Bad Ischl zum Beispiel, das vor einigen Jahren die wunderbaren "Perlen der Cleopatra" von Oscar Straus wieder entdeckte. Oder die Staatsoperette Dresden, die auch unbekannte Stücke zeigt, Tagungen organisiert und interessante Regisseure verpflichtet. Die allgemeine Entwicklung im Musiktheater weg von singenden Kostümständern hin zu Singschauspielern ist gerade für die Operette positiv. In vielen Aufführungen ist das allerdings noch nicht zu spüren, weil viele Häuser Operetten nicht mit ihren ersten Kräften besetzen sondern mit Leuten, die ihrer Rente entgegen singen und noch irgendwo verwendet werden müssen.
Wenn die Operette nicht genau so liebevoll behandelt wird wie Oper und Musical, wird sie langsam aussterben. Ein deutliches Lebenszeichen gab es allerdings gerade bei der Ruhrtriennale. Die Blechblasband Mnozil Brass aus Wien hat eine neue Spielart der Operette entwickelt, ohne Kulissen, Kostüme und Requisiten. Die Spiellust und schräge Fantasie der Musiker, die auch singen und tanzen, trägt den Abend. Die Bilder entstehen in den Köpfen der Zuschauer, die Instrumente bekommen ein Eigenleben. "Das trojanische Boot" heißt das Stück, es erinnert an Offenbach und die satirischen Singspiele Johann Nestroys. Operette, das zeigt dieser Abend, braucht nicht in erster Linie Kitsch sondern Witz. Und "Witz" war im 19. Jahrhundert ein anderes Wort für "Geist".