Liebesparanoia mit Pete Doherty

Von Anke Leweke · 19.06.2013
Der Ex-Frontmann der britischen Rockband "Libertines" spielt einen Schriftsteller, der unter innerer Zerrissenheit und Drogensucht leidet. Neue Hoffnung verspricht die junge Witwe Brigitte, gespielt von Charlotte Gainsbourg. In dem Kammerspiel wird der Exzess der Selbstzerstörung fortan in die Zweierbeziehung verlagert.
Aus dem Off lässt uns der Held dieser Adaption von Alfred de Mussets 1836 erschienenen Roman "Bekenntnisse eines jungen Zeitgenossen" wissen: "Es dauerte nicht lange, bis ganz Paris mich zum größten Libertin erklärte." Dieser Libertin wird von Pete Doherty, dem Ex-Frontmann der britischen Rockband "Libertines" gespielt. Ein Musiker, der die eigene Zerrissenheit, Drogensucht, Beziehungsunfähigkeit in seinen Songs verpackt, begibt sich auf die Spuren eines Schriftstellers, der in seinem autobiografisch gefärbten Roman an ähnlichen Symptomen leidet.

Will man nun von einem Casting-Coup im Sinne von Doppelt- gemoppelt-hält-besser sprechen? Verschmilzt die reale Gestalt Dohertys samt ihrer Exzesse mit einer literarischen Figur? Oder schiebt sie sich in den Vordergrund?

Durch eine schöne Stilisierung entkommt die Regisseurin den Fallstricken ihrer Besetzung. Wiederholt lässt sie ihren Helden aus der Szenerie heraustreten, betont so dessen Sonderposition (oder Doppelrolle) und schaut ihm dabei zu, wie er auf das eigene Dasein schaut, auf sein Bedürfnis, den ihm einst zugefügten Liebesschmerz in immer neuen Abenteuern und durchzechten Nächten zu vergessen. So mündet Dohertys hipsterhaftes Understatement in den gelangweilten Überdruss des liebeskranken Octave.

Auftritt Charlotte Gainsbourg: Sie spielt die junge Witwe Brigitte und vermag es, die wahren Gefühle unseres Helden wieder zum Vorschein zu bringen. Nur leider auch Octaves chronische Eifersucht und generelle Liebesparanoia, die dem Glück nicht traut, Empfindung mit Leid gleichsetzt.

"Confession" wird zum Kammerspiel. Die Zeiten von Octaves Ausschweifungen mögen vorbei sein, der Exzess der Selbstzerstörung wird jetzt in die Zweierbeziehung verlagert. Das ist nicht nur für die Beteiligten anstrengend. Dennoch entwickelt Dohertys/ Octaves ausgeprägter Hang zur Selbstzerstörung eine Kraft, die sich vom Kostüm loslöst und eine beklemmende, zeitlose Eigenständigkeit entwickelt.

Frankreich, Deutschland 2012, Regie: Sylvie Verheyde, Darsteller: Pete Doherty, Charlotte Gainsbourg, August Diehl