Liebe und Klavierspiel
Jan Lurvink ist ein junger Erzähler aus der Schweiz, der für sein Debüt "Windladen" 1998 einige Preise einheimste. Auch in seinem zweiten Buch merkt man, dass er Musiker ist: Er studierte Orgel, Klavier und Komposition und spielte als Keyboarder, in seinem Wohnort bei Basel betätigt er sich als Organist.
"Lichtung" ist ein Roman, in dem das Klavier eine große Rolle spielt. Der Protagonist ist Pianist, Komponist und vor allem Klavierlehrer. Er verliebt sich in eine rätselhafte Frau namens Claire, und anfänglich gibt es ein heftiges Glück. Der Held schreibt ein Klavierstück für sie, und als er es in Reinschrift auf das Notenblatt bringt, erkennt er: es hat genauso viel Takte, wie Claire Lebensjahre hat, nämlich 33, und er nennt das Stück "33 Takte für C."
Doch das heftige Glück des Anfangs schlägt plötzlich um. Claire wird zu einem Rätsel. Sie wird immer verschlossener, und wie sie mit Männern spielt, ist völlig undurchschaubar: anscheinend macht sie alle, die sich auf sie einlassen, unglücklich, und sie zieht sich auch mehr und mehr von dem Klavierspieler zurück.
Schließlich unterzieht er sich in einer Klinik einem medizinischen Experiment, einer "Lichttherapie". Es geht darum, wie sich der Wechsel von Licht und Dunkelheit auf die psychische Situation auswirkt. Während des Aufenthalts in der Klinik hat der Held lange Zeit, über seine Beziehung zu Claire nachzudenken und "dem Schmerz gespannt in seiner Klause nachzusteigen".
Der Titel "Lichtung" weist darauf hin, dass es nicht nur um die spezielle Therapie geht, sondern auch um eine Metapher für das Leben überhaupt, und der Autor spielt mit den Gleichsetzungen und gegenseitigen "Erhellungen" von Literatur und Musik.
Orpheus und Eurydike sind das klassische Paar, das sich als literarischer wie musikalischer Bezugspunkt anbietet. Wie Orpheus in der Waldlichtung den Verlust Eurydikes besingt, so sieht sich der von Claire verlassene Klavierspieler in seiner "Lichtung". Jan Lurvink arbeitet ständig mit diesen beiden Motiven: dem Mythos um das antike Liebespaar und der Lichtmetaphorik.
Bei der Darstellung der Lebens- und Liebesproblematik seines Protagonisten verzichtet der Autor auf vordergründige Deutungen, es wird nichts im landläufigen Sinne "erklärt" – aber es werden im Laufe der Erinnerungen Indizien zusammengetragen.
Es herrscht eine merkwürdige Spannung zwischen der latenten Komik, die sich aus der Situation des Klinikpatienten ergibt, und einem Pathos, das sich vor allem aus den Bilderwelten und den Sprachanstrengungen des Autors ergibt. Jan Lurvink ist zweifellos ein literarisches Talent, das zeigt sich auch in diesem Buch, doch auf einigen Strecken genügt sein Erzählen nicht dem hochgesteckten Anspruch, Literatur und Musik in eins zu setzen.
Jan Lurvink: Lichtung
Roman. DuMont Verlag, Köln.
136 Seiten, 17,90 €
Doch das heftige Glück des Anfangs schlägt plötzlich um. Claire wird zu einem Rätsel. Sie wird immer verschlossener, und wie sie mit Männern spielt, ist völlig undurchschaubar: anscheinend macht sie alle, die sich auf sie einlassen, unglücklich, und sie zieht sich auch mehr und mehr von dem Klavierspieler zurück.
Schließlich unterzieht er sich in einer Klinik einem medizinischen Experiment, einer "Lichttherapie". Es geht darum, wie sich der Wechsel von Licht und Dunkelheit auf die psychische Situation auswirkt. Während des Aufenthalts in der Klinik hat der Held lange Zeit, über seine Beziehung zu Claire nachzudenken und "dem Schmerz gespannt in seiner Klause nachzusteigen".
Der Titel "Lichtung" weist darauf hin, dass es nicht nur um die spezielle Therapie geht, sondern auch um eine Metapher für das Leben überhaupt, und der Autor spielt mit den Gleichsetzungen und gegenseitigen "Erhellungen" von Literatur und Musik.
Orpheus und Eurydike sind das klassische Paar, das sich als literarischer wie musikalischer Bezugspunkt anbietet. Wie Orpheus in der Waldlichtung den Verlust Eurydikes besingt, so sieht sich der von Claire verlassene Klavierspieler in seiner "Lichtung". Jan Lurvink arbeitet ständig mit diesen beiden Motiven: dem Mythos um das antike Liebespaar und der Lichtmetaphorik.
Bei der Darstellung der Lebens- und Liebesproblematik seines Protagonisten verzichtet der Autor auf vordergründige Deutungen, es wird nichts im landläufigen Sinne "erklärt" – aber es werden im Laufe der Erinnerungen Indizien zusammengetragen.
Es herrscht eine merkwürdige Spannung zwischen der latenten Komik, die sich aus der Situation des Klinikpatienten ergibt, und einem Pathos, das sich vor allem aus den Bilderwelten und den Sprachanstrengungen des Autors ergibt. Jan Lurvink ist zweifellos ein literarisches Talent, das zeigt sich auch in diesem Buch, doch auf einigen Strecken genügt sein Erzählen nicht dem hochgesteckten Anspruch, Literatur und Musik in eins zu setzen.
Jan Lurvink: Lichtung
Roman. DuMont Verlag, Köln.
136 Seiten, 17,90 €