Lichtverschmutzung durch Glasgebäude

Schickes Aussehen, schlechte Wirkung

06:06 Minuten
Berlin: Der Axel-Springer-Neubau am Abend in der Dämmerung.
Glasfassaden machen besonders abends viel her, wie hier beim Axel-Springer-Neubau in Berlin. Für nachtaktive Insekten sind sie schädlich. © picture alliance/dpa-Zentralbild/ZB/Jens Kalaene
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Gesa Ufer · 18.02.2020
Audio herunterladen
Moderne Gebäude bekommen häufig Glasfassaden, die nicht nur viel Licht hereinlassen, sondern auch viel ausstrahlen. Das stört die Umwelt massiv. Solche Bauten gehören verboten, sagt Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
Wenn Bauherren oder Architekten Eindruck machen wollen, setzen sie gern auf Glasfassaden. Besonders nachts fallen diese Gebäude auf, was allerdings nicht allen gefällt. So leiden etwa Nachbarn darunter, wenn in den Glasbauten abends das Licht eingeschaltet wird und sie dann die ganze Umgebung erleuchten.
"Diese Fassaden sind nur aus einer Perspektive gedacht: nämlich von drinnen", sagt der Architekturkritiker und Journalist Nikolaus Bernau. "Sie dienen dazu, die Wärme und das Licht draußen zu halten, sodass man drinnen angenehm arbeiten kann. Sie haben aber einen ganz großen Nachteil: dass sie nicht von drinnen nach draußen gedacht sind. Sie bringen nämlich einen ungeheuren Lichteintrag, in dem Moment, wo man diese ganzen Lichtlamellen wegschiebt, weil es draußen dunkel geworden ist. Und dann sind diese großen Glasboxen richtige Lichtelemente, die mitten in der Stadt stehen."
Das hat nicht nur den Effekt, dass sich Nachbarn Vorhänge anschaffen müssen, um ihre Wohnungen abzudunkeln, sondern bewirkt, dass durch die Lichtverschmutzung in den Städten schon bis zu 90 Prozent der nachtaktiven Insekten an den Rand des Aussterbens gebracht worden sind.

Negativeffekt im Dunkeln

Solche Leuchtkörper habe es vor 20 Jahren noch nicht gegeben, so Bernau. Straßenleuchten hätten diese Strahlkraft nicht gehabt. "Das Perverse an diesen Gebäuden ist: Die sehen dann besonders gut aus, wenn es dunkel ist und wenn sie den größten Negativaspekt haben", sagt der Journalist. Dann, wenn sie in einer Lage errichtet werden, wo große Fenster legitim seien, nämlich in engen Straßen, und man möglichst viel Lichteintrag haben wolle.
Die Lösung ist für Bernau einfach: "Im Grunde genommen müsste man sagen: Solche Gebäude dürfen nicht gebaut werden, weil sie eine wirklich große Umweltbelastung sind." Man könne auch Gebäude transparent mit geschlossenen Fassaden bauen.
(leg)
Mehr zum Thema