Leuchtturm oder Funzel?

Von Marén Balkow |
Frankfurt (Oder) hat sich den Beinamen Kleiststadt gegeben. Und in zwei Jahren soll im Rahmen des nationalen Kleist-Gedenkjahres würdig an den berühmten Sohn der Stadt erinnert werden. Doch die Vorbereitungen stocken.
Vorspiel

Kleist: "Meine Absicht ist, das Studium der reinen Mathematik und reinen Logik selbst zu beendigen und mich in der lateinischen Sprache zu befestigen und diesem Zwecke bestimme ich einen jahrelangen Aufenthalt in Frankfurt."

April 1799. Der 22-jährige Heinrich von Kleist schaut am mächtigen Sandsteinportal der Viadrina empor. Der Sproß aus altpommerschem Adelsgeschlecht ist entschlossen, den Militärdienst im renommierten Potsdamer Regiment "Garde" zu quittieren,

"Ich war oft gezwungen, zu strafen, wo ich gern verziehen hätte, oder verziehn, wo ich hätte strafen sollen; und in beiden Fällen hielt ich mich selbst für strafbar."

Nun will er die Universität seiner Vaterstadt besuchen.

Frankfurt an der Oder. Eine kleine Welt, die Kleists Jugend- und Studienzeit bestimmt. Und von der er nicht loskommen wird, bis zu seinem Selbstmord nicht, im November 1811, in Berlin am kleinen Wannsee.

Kleist kehrt also in die Heimat nach Frankfurt an der Oder zurück. Ein abgedankter Offizier inmitten der preußischen Männerwelt, der die Nähe seiner Schwester Ulrike sucht.

"Ich scheue mich auch nicht Dir zu gestehen, daß die Aussicht auf Deine Freundschaft, so sehr ich sonst andere Universitäten zu beziehen wünschte, mich dennoch, wenigstens zum Theil, bestimmte, meinen Aufenthalt in Frankfurt zu wählen."

Was ist ihm, Kleist, diese Stadt? Mitten in Preußen, ihre Bürger, der Garnisonsbetrieb, das Leben des Offiziersadels, der Beamten, der Universitätslehrer und Studenten?

Ein Ort der Schmach? Der Bruch mit der militärischen Karriere ist auch eine Absage an das Erbe der hochdekorierten Familie. Mit dem Studium beginnt ein überreiztes Kompensationsprogramm. Er, Kleist, wird sogleich sämtliche Fächer belegen: Physik, Mathematik, Philosophie, Naturrecht, Kulturgeschichte, auch Latein. Jedoch:

"Mein Herz verödet in Unentschiedenheit"

Nach drei Semestern bricht er das Studium ab. Hetzt nun quer durch Europa. Was folgt, ist ein nomadenhaft-entwurzeltes Dasein.

Und die Gegenwart? Kleist heute? In Frankfurt? Ein schmucker recht kleiner Barockbau - wenige Schritte vom Grenzfluss. Die ehemalige Garnisonsschule – heute Heimat des Kleist-Museums. In Frankfurt an der Oder.

Kapitel 1 – Museum mit dem Rücken zur Oder

De Bruyn: "Dieses Haus hier in Frankfurt ist ein sehr, sehr schönes barockes Haus, in das man sich verlieben kann und sollte. Das Geburtshaus steht ja leider nicht mehr."

Der Zweite Weltkrieg riss es mit sich. Die alte Garnisonsschule blieb erhalten. Ein authentischer Ort das hellblau getünchte Schmuckstück, erbaut im Geburtsjahr des Dichters, 1777.

"Niemand kann aber beweisen, dass Kleist in diesem Haus nicht war in der alten Garnisonsschule."

Wolfgang de Bruyn, Sohn des DDR-Schriftstellers Günther de Bruyn. Seit zwei Jahren Direktor des Kleist-Museums.

"Ich wollte ein Haus haben, wo ich mich total einbringen kann, im Literaturbereich, was mich als Wissenschaftler, als Autor interessierte und da hab ich gedacht ich mach das, ich will mich einsetzen für den Standort mit all den Nachteilen aber auch den Vorteilen. Die Schwierigkeit hab ich schon erahnt."

Ein Literaturmuseum. Für Kleist. In Frankfurt (Oder). In einer nicht nur geographischen Randlage. Hier am Ort kommt vieles zusammen.

"Wir spielen als Museum letztlich so ein bisschen - nicht mit dem Rücken zur Wand - aber mit dem Rücken zur Oder."

De Bruyn kennt die Region, hat immer in Brandenburg gelebt und gearbeitet, war auch mal Amtsleiter für Kultur- und Denkmalpflege in Beeskow. De Bruyn kennt also auch die Strukturen - bis hoch in die Ministerien, weiß, was funktioniert und was nicht funktioniert.

"Es ist einfach ein Land, was sehr dünn besiedelt ist. Anders als in der Hansestadt Lübeck, wenn man das Buddenbrookhaus nimmt, die sich fast von dem Bürgertum der Stadt finanziert. Wir hängen letztlich am Tropf der Zuwendungsgeber des Bundes, des Landes und der Stadt Frankfurt. Die Erwartungshaltung, die muss man aber auf Bundesebene, denjenigen, die dafür zuständig sind, ganz klar schildern, wie sie hier tief im Osten aussieht."

Seinem Museum steht 2011 das Nationale Kleist-Jahr ins Haus. 200. Todesjahr des Heinrich von Kleist. Aber wie gedenkt man eines Heinrich von Kleist? Natürlich mit Feiern, hier in Frankfurt. Im Mittelpunkt steht dann das Kleist-Museum. Das Kleist-Theater nicht mehr, es wurde 1999 geschlossen.

Neben der Viadrina-Universität gehört das Museum zu den wenigen bürgerlichen Einrichtungen, auf die man in Frankfurt bauen kann – ein von der Landesregierung ausgewiesener "Leuchtturm", der aber seit Jahren eher vor sich hinglimmt - in dürftiger Ausstattung -, anstatt zu leuchten:

"Es reicht natürlich nie aus. Wir müssen viele Mittel gerade für neue Ausstellungen einwerben über Drittmittel. Die Fixkosten werden überrollt, d.h. wir sind im Moment noch in der Lage die Betriebs- und Personalkosten aus den Zuwendungen zu finanzieren. Wenn man das hochrechnet bis 2011 dann wird es schon sehr problematisch."

Die Finanzierung des laufenden Betriebs ist das eine. Was den Museumsdirektor aber noch mehr umtreibt: Er hat nicht genügend Platz, jedenfalls nicht für das, was er sich im Jahr 2011 so vorstellt.

"Ja, wir wollen natürlich unseren Neubau einweihen, damit steht und fällt, glaub ich, die Perspektive dieses Hauses. Wir haben ja bisher sehr, sehr schlechte Bedingungen nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Unterbringung unserer Bestände, und sehr begrenzte Bedingungen, was Ausstellungen betrifft, sehr kleine Räume auf Grund der Kuratur des barocken Hauses."

Ein Museums-Neubau für Frankfurt (Oder)! Finanziert durch die öffentliche Hand! Daran haben sich schon ganz andere Leute die Zähne ausgebissen.

Kapitel 2 – Betrachtungen eines Ehemaligen

"Mmmh. Ich bin da zum Vorstandsvorsitzenden gewählt worden, irgendwann. 2003 bin ich da hingekommen."

Bernd Kauffmann, Generalbevollmächtigter der Kultur-Stiftung Schloss Neuhardenberg, raucht seine Zigaretten unter Gebrauch einer Zigarettenspitze. Sein Schreibtisch steht heute in prächtigen Büroräumen am Berliner Kurfürstendamm. Bis vor zwei Jahren war Kauffmann Vorstandsvorsitzender des Trägervereins vom Kleist-Museum in Frankfurt.

"Ich sollte sowohl inhaltlich, wie auch von der Sache her für dieses Kleist-Museum die Verantwortung tragen. Bei näherer Erkenntnis mussten sie da gar keine Verantwortung tragen, weil die Verantwortung war auf so viel Schultern, dass sie auch nie zu einer deutlichen Linie gekommen sind, dieses Haus mit mehr Profil, mit mehr Durchschlagskraft und mit mehr Potenz auszubauen. Ganz abgesehen davon, dass eigentlich für dieses Haus ein Neubau anstünde."

Denkt Kaufmann an Frankfurt zurück, dann wirkt er ein "bisschen" erzürnt.

"Mich erzürnt überhaupt nichts, wenn man nach Frankfurt fährt, sediert man sowieso vor sich hin. Dieses Haus ist ausnehmend klein, … ist kein Monster an Personalkörper. Es forscht ein bisschen, es ordnet ein bisschen die Dinge und es wird ein bisschen geleitet. Es gibt ein bisschen Publikation. Die Betonung liegt auf ‚bisschen’."

Der Kleist-Enthusiast schaut nun aus der Ferne auf das Haus. Und was er sieht, gefällt ihm nicht:

"Die Bibliothek, die Sammlung, auch die Theatersammlung etc. die bis heute nicht geordnet, bis heute nicht online stehen. Dass dieses Museum in Verwaltungs- und Wissenschaftsbereichen, derartig desolat untergebracht ist. Da liegen irgendwelche Bücher rum, das wird notdürftig in Ordnung gebracht, und es ist dringend an der Zeit, über dieses Haus eine Ordnung der Dinge herbeizubringen. Da ist nüscht!"

… eine Ordnung der Dinge … Dass sich in Frankfurt nach wie vor nichts tut, der Ehemalige fasst es nicht:

"Es ist absurd. Dieses Brandenburg und dieses Ministerium und der Bund sind von einer bahnbrechenden Untätigkeit! Reden rum und sind immer noch nicht in der Lage, irgendwas zu tun."

Schulterzucken. Kulturpolitik - Kauffmann spricht aus Erfahrung - waltet in dieser Republik eben nach bestimmten Regeln:

"Just ist ja über Weimar wirklich der Geldsegen ausgeschüttet worden, der beträchtlich ist, der, glaube ich, bis 2017 ausgesprochen und verbindlich gemacht worden ist ohne jedwede Planungsunterlagen."

Weimar versus Frankfurt (Oder). Goethe und Schiller versus Kleist. Die Sache scheint klar.

"Es ist komisch, dass der Klassikerstadt Weimar offensichtlich von der Zentralregierung mehr entgegengekommen wird, oder dass der Geist der Klassik mehr in der Lage ist, Geld in Gang zu setzen, als dieser störrische Unruhestifter Kleist, der da im Übrigen noch irgendwo an der Oder versprengt sitzt. … Aber was wollen Sie, die deutsche Klassik hat einen Ruf, der wie Donnerhall ist und Frankfurt (Oder) ist als Stadt, das gilt ja als unstreitig, nicht in der besten Lage, und da spielt ein Museum dann eben wenig oder gar keine Rolle."

Dem Dichtergenie unwürdig. Kauffmann redet sich in Rage: Eine Schande, diese "disparate Bude".

"Gehen Sie doch mal in diese Räume rein. Waren Sie da mal? Da regnet’s durch und da riecht’s. Ist doch wahr!"

Zwischenspiel 1: Ein Schuppen

Natürlich waren wir da. Hörten dort von Herrn de Bruyn, wie das Archiv, die Bibliothek und die Verwaltung in einer unsanierten DDR-Platte hausen. Sahen den Schuppen – das Magazin - im Museumsgarten, das Gerümpelchaos und die Wasserflecken.

De Bruyn: "Hier lagern so die Dinge, die wir für die Wechselausstellungen benötigen, aber auch Modelle von Bühnenbildern, die in unsere Sammlung gehören … wir hatten hier unlängst Wasserschäden, aber wenn man an die Klimabedingungen hier denkt, ob das Temperatur ist oder Luftfeuchte – Ja, ist der Mangel hinten und vorn, ist vollkommen unzulänglich hier die Unterbringung."

Unzulänglichkeiten kann man nur mit Klarheiten begegnen, also Drohung mit dem Rücktritt:

"Um noch mal nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass sich da bis 2011 definitiv etwas ändern muss, sonst werde ICH nach 2011 die Verantwortung dafür nicht mehr übernehmen können. Weil DAS ist einfach nicht mehr zumutbar."

De Bruyn will einen Neubau. Hat alle Bedarfsnachweise, Pläne und Gutachten längst erbracht. Die Stadt hat Förderanträge gestellt. An Land und Bund. Vor Monaten. Bewilligt ist bis heute nichts - im Frühjahr 2009.

Es geht um 5,5 Millionen. Geistige Zonenrandförderung sozusagen.

Kapitel 3 - Die Stadt gönnt sich was

Eigentlich liegt das Kleist-Museum recht nahe am Rathausplatz. Herrliche Backsteingotik - die Marienkirche, die städtische Bibliothek. Und das Rathaus. In der vierten Etage sitzt Dirk Neldner. "Kleist-Beauftragter". Was muss man sich nun darunter vorstellen?

Neldner: "Dass es eine starke Willensbekundung von Frankfurt ist, eine solche Stelle sich zu gönnen."

Die Stadt reklamiert für sich die Kleist-Stadt in Deutschland zu sein.

"Also Bund und Land werden noch mit in dieses Boot hinein genommen, haben Willensbekundungen abgegeben, dass sie ein solches Kleist Nationales Jahr mit stützen wollen. Es ist zunächst ein starkes Engagement der Stadt, was bei weitem nicht heißt, dass nun alles hier in Frankfurt (Oder) stattfindet sollen, muss und wird."

Da sind nämlich noch Berlin mit der Kleist-Gesellschaft und Heilbronn mit dem Sembner Archiv, der großen Kleist-Schriften Sammlung.

"Frankfurt hat natürlich nicht den Anspruch, Haupt- und staatstragender Ort ausschließlich für Kleist zu sein. Das schriftstellerische Wirken von Kleist war ja auch mehr in Berlin als hier in Frankfurt."

Und wie viel Geist von Kleist weht hier in Frankfurt?

"Was heißt: Es weht der Geist von Kleist in einer Stadt? Das ist ne Stadt, die hat, seitdem Kleist nicht mehr ist, viel mitgemacht und ist sicherlich einer der Punkte in Deutschland, wo man jüngste Geschichte sehr stark noch nachempfinden kann. Und das steht im Zentrum, das ist, was die Menschen hier heute bewegt. Diese Stadt ist nicht eines der kulturellen Zentren Deutschlands."

Aber einen kleinen Neubau für das Museum, in dem die Stadt ihres berühmtesten Sohnes gedenkt, den möchte sie doch?

"Wir sprechen hier von einer Region, einem Bundesland, wo die Trauben nicht so schnell reifen."

Moment. Kleist-Todesjahr - ein festes Datum im Kalender. Der Museumsdirektor plant die Feierlichkeiten in zwei Jahren in einem Erweiterungsbau:

De Bruyn: "Und den werden wir natürlich zünftig einweihen mit einer großen Ausstellung. Die Bauzeit ist ein Jahr, also wird es sehr, sehr knapp, aber man kann ja auch einen Rohbau inszenieren."

Und die Stadt? Was plant die?

Neldner: "Das ein Bau länger braucht, ist klar. Es wäre doch aber auch schon durchaus etwas zu feiern, wenn ein Grundstein 2011 für ein neues Museum gelegt wird."

Zwischenspiel 2: Ein Querulant

Uns graust ein wenig, als wir aus Frankfurt abreisen. Wir wollen uns vergewissern: Wem soll hier eigentlich gedacht werden?

Kleist: "Ein freier, denkender Mensch bleibt da nicht stehen, wo der Zufall ihn hinstößt."

Heinrich von Kleist, der nach seinem Fortgang aus der Mark …

"Das ist nichts als Korn auf Sand, oder Fichten auf Sand, die Dörfer elend, die Städte wie mit einem Besen auf einen Haufen gekehrt. Der Künstler scheint bei der Arbeit eingeschlummert zu sein."

Reist und schreibt, dichtet - wie besessen. In Paris, der Schweiz, in Weimar und Berlin wohnt.

Der zum Querulanten wird: Denn Kleist gehört nicht zu den Dichtern, die aufklärerische Menschenfreundlichkeit lehren, wie Lessing. Nicht zu denen, die dem Leben Trost abtrotzen mit idealistischen Verheißungen wie Schiller. Oder Goethe, dem Kleist zutiefst suspekt ist. Er ist kein Dichter, der am Fenster stehend dem Posthorn lauscht. Romantik ist ihm nicht eigen.

Kleist hat uns "Windungen des Kampfs" entworfen: Der wehrlose Achill wird von Penthesilea und ihren Hunden zerfleischt, während Graf vom Strahl das Kätchen mit der Peitsche züchtigt. In der Hermannsschlacht tötet der Vater seine eigene Tochter, und Michael Kohlhaas brennt in seinem Blutrausch halb Sachsen nieder.

Kleist. Er ist vernarrt in die Idee,

"daß mir auf Erden nicht zu helfen war,"

wird sich – überreizt - mit Anfang 30 die Kugel geben.

Kapitel 4 – Wohin gehört ein Kleist-Museum?

Bisky: "Du lieber Himmel!"

Es geht in die Hauptstadt. Dorthin, wo der Dichter arbeitete, wo er seinen Tod fand. Wir bleiben aber bei Frankfurt (Oder) und dem Kleist-Museum. Erhoffen Klarheiten von Jens Bisky, Journalist und renommierter Kleist-Biograph. Berichten, was in Frankfurt los ist:

"Du lieber Himmel! … Muss sich ja keiner für Kleist interessieren, ist keine Pflicht, ne. Das Problem von Frankfurt ist nicht der Bund, sondern das Problem von Frankfurt (Oder) sind die Bewohner von Frankfurt (Oder) und sind die Stadtoberen in Frankfurt (Oder). Das Problem ist, dass aus Frankfurt (Oder), so weit wie ich das sehe, all zu viele Ideen, bisher nicht gekommen sind, wie sie mit diesem Kleist-Pfund wuchern wollen."

Nur ein Problem von Frankfurt? So wie der Feuilletonist das beobachtet, spielt Kleist auch in den intellektuellen Debatten dieser Republik kaum eine Rolle. Welchen Status hat Kleist?

"Ja, woran macht man so was wie den Status eines Dichters fest? Er ist Abiturstoff, das soll so bleiben. Er wird gespielt, das soll so bleiben. Er wird gelesen, es wird über ihn gesprochen, auch das soll so bleiben. Es gibt etwa bekannte Politiker wie Norbert Lammert, die sich sehr stark auf Kleist beziehen und für ihn interessieren. Auch Horst Köhler."

Also ein Kleist-Haus dann besser in Berlin?

"Nein, Kleist ist in Frankfurt (Oder) geboren. Die Stadt ist der Ort, der in seinem Leben dann doch die wichtigste Rolle gespielt hat. Er war sehr oft da. Die Familie war immer der Bezugspunkt für ihn, vor allem seine Halbschwester Ulrike. Insofern muss es eine Art Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) geben, das glaub ich schon. Ich fände es aber auch gut, in Berlin eine Art Außenstelle des Kleist-Museums zu eröffnen, um Kleist in Berlin präsent zu halten und in Berlin findet man genug Kleistinteressierte und Kleistbegeisterte. Ja?"

Bisky, Mitglied der Berliner Kleist-Gesellschaft, fügt noch hinzu, dass in Berlin das Kleist-Jahr mit Sicherheit würdig begangen werde. Mit Blick auf 2011 scheint ihm vor allem eines wichtig:

"Ich würde mir wünschen, dass man vor all zu großen Gesten Abstand wahrt. Es hat überhaupt keinen Zweck, Kleist zum großen Nationaldichter auszurufen. Natürlich ist er unser dritter Klassiker, aber es hat an pathetischen Gesten, an Gebrüll im Zusammenhang mit Kleist genug gegeben. Ich finde, man sollte ihn im Jahr 2011 von möglichst vielen Seiten beleuchten. Dann ist alles gewonnen was man gewinnen kann."

Kleist: "Mein Herz verödet in Unentschiedenheit"