Abschied mit Truthahn, Walzer und Rock'n'Roll
Mit Songs wie "The Night They Drove Old Dixie Down", "The Weight" und "King Harvest" hat The Band Rockgeschichte geschrieben. Doch am 25. November 1976 war nach 16 Jahren Schluss - und ihr letztes Konzert geriet zu einem wahrhaft fulminanten Abschied.
"The Band war sechzehn Jahre lang zusammen. Acht Jahre haben wir in Bars und Spelunken gespielt. Acht Jahre in großen Arenen. Dann haben wir unser letztes Konzert gegeben: The Last Waltz."
Am 25. November 1976 feierten Robbie Robertson und The Band einen fulminanten Abschied mit einem über fünf Stunden dauernden Konzert im Winterland Theatre in San Francisco, Kalifornien.
"Im Winterland hatten wir unseren ersten Auftritt als The Band. Bei unserem letzten Konzert waren einige Freunde dabei, die dafür gesorgt haben, dass dieses Konzert so einen Erfolg hatte. Sie waren aber mehr als nur Freunde. Sie hatten den größten Einfluss auf die Musik einer ganzen Generation."
Vielfältige musikalische Einflüsse
Prominente Gäste waren unter anderem Neil Young, Eric Clapton, Muddy Waters, Van Morrison und Joni Mitchell. Sie alle standen für die Vielfalt der musikalischen Einflüsse, die The Band prägten.
Angefangen hatte alles im kanadischen Toronto 1959 als Begleitband des lokalen Rockabilly-Matadors Ronnie Hawkins. Die Hawks, wie sie sich damals noch nannten, bestanden aus Robbie Robertson, Richard Manuel, Rick Danko, Levon Helm und Garth Hudson. Danach traten sie Mitte der 60er-Jahre als Levon & The Hawks auf. Erst als sie nach Woodstock zogen und mit Bob Dylan arbeiteten, wurde The Band aus ihnen.
Mit Dylan erlangten sie internationale Bekanntheit. Ihr erstes eigenes Album erschien 1968. Der Durchbruch gelang mit dem Song "The Weight" aus dem Soundtrack zum Kultfilm "Easy Rider". Weitere Erfolgstitel folgten. Doch das jahrelange Unterwegssein, Drogen- und Alkoholexzesse sowie interne Streitigkeiten forderten ihren Tribut. Für Robbie Robertson und seine Mitmusiker Anlass, von der Bühne abzutreten.
"Mit 'The Last Waltz' wollten wir uns verabschieden. Es gab eine Menge uns sehr nahestehender Leute, für die das Tourneeleben den Untergang mit sich brachte. Für Janis Joplin und Jimi Hendrix beispielsweise. Wir wollten da irgendwie raus und uns um uns selbst kümmern."
Mehr als eine Feier
Der letzte Auftritt sollte allerdings mehr als nur ein Konzert sein, sagt Robbie Robertson.
Für diese Feier am Thanksgiving-Tag 1976 stellte Bill Graham, einer der größten Konzertveranstalter von San Francisco, seine Winterland-Halle mit 5.400 Plätzen zur Verfügung. Vor dem Auftritt gab es für alle Besucher ein Abendessen mit 200 Truthähnen – begleitet von einem klassischen Orchester, das Walzer spielte.
Robbie Robertson hatte Martin Scorsese gewonnen, das Abschiedskonzert von The Band zu dokumentieren. Bill Graham ist es zu verdanken, dass es auch dazu kam. Denn Bob Dylan lehnte die Filmaufnahmen zunächst ab.
"Scorsese war außer sich. Dylans Leute standen neben allen Kameramännern und sollten dafür sorgen, dass nicht gefilmt wird. Ich bin dann zu jedem einzelnen von ihnen gegangen. So laut wie ich nur konnte, habe ich dann ganz autoritär gesagt: Es wird gedreht!”
Scorseses Dokumentation kam im Frühjahr 1978 in die Kinos. Sie gilt heute als Klassiker der Konzertfilme.
Ein bedeutsamer Abend
Nach "The Last Waltz" gingen die Mitglieder von The Band ihre eigenen Wege. 1977 nahmen sie ihr letztes gemeinsames Album auf, das jedoch nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen konnte. Für Robbie Robertson ändert das nichts an der Bedeutung jenes Abends im Herbst 1976.
"Am Ende der letzten Strophe gab es nur noch uns fünf auf der Welt. Nur den Klang von The Band. Wir haben alle unsere Arme erhoben und der Menge gedankt. Ich habe die Mütze auf meinem Kopf zu Recht gerückt, bin ans Mikrofon gegangen und habe mit letzter Kraft gesagt: 'Gute Nacht. Auf Wiedersehen.'"