"Lesen und Schreiben kann man wieder verlernen"

13.04.2007
Der Mitbegründer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung, Jürgen Genuneit, hat vor einer Zunahme der Zahl der Analphabeten in Deutschland gewarnt.
Jährlich verließen zwischen 80.000 und 120.000 Jugendliche die Schulen ohne einen Hauptschulabschluss, sagte Genuneit am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Es handele sich dabei um eine große Risikogruppe, die Lesen und Schreiben nicht automatisiert habe und deshalb diese Fähigkeiten später nicht anwenden würde: "Lesen und Schreiben kann man wieder verlernen, wenn man es nicht regelmäßig anwendet."

Genuneit kritisierte, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach der Föderalismusreform vor allem wissenschaftliche Projekte zur Bekämpfung des Analphabetismus fördere. Bis diese Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden könnten, werde viel Zeit vergehen.

"Ich befürchte, dass es nicht möglich ist, in den nächsten fünf Jahren den Prozentsatz der Analphabeten zu halbieren", äußerte Genuneit hinsichtlich der Ankündigung der Bundesregierung, die Zahl der Analphabeten bis 2012 um die Hälfte zu reduzieren. Wichtiger als wissenschaftliche Projekte seien flächendeckende Kursangebote und qualifiziertere Kursleiter.