Leiter des Künstlerhauses Bethanien kritisiert Anti-Sarrazin-Aktion

13.01.2012
Der Geschäftsführer des Künstlerhauses Bethanien in Berlin-Kreuzberg, Christoph Tannert, hat die für die Berlin Biennale geplante Kunstaktion "Deutschland schafft es ab" scharf kritisiert. Tannert sagte, diese Aktion sei "erstmal" keine Kunst.
"Diese Aktion an sich scheint mir ein Schnellschuss zu sein." Künstler und Kurator hätten wohl nicht reflektiert, welche historischen Konnotationen sich hinter einer solchen Sammelstelle für Bücher verbergen könnten. Nicht nur aus der deutschen Geschichte, sondern auch aus der Osteuropas zu Zeiten des Kalten Krieges, "nämlich Zensur, das Einziehen von Büchern, 'Schund- und Schmutzliteratur', die sozusagen dem Bürger nicht überlassen werden sollte".

All diese "Dinge einer Zensurausübung" finde er "extrem negativ", so Tannert. "Ich glaube, wenn man die eine Keule mit einer anderen zu schlagen versucht, dann befinden wir uns in einem merkwürdigen Kriegszustand. An dem wollte ich nicht teilhaben."

Hintergrund ist die geplante Kunstaktion des tschechischen Künstlers Martin Zet im Rahmen der Berlin Biennale. Zet fordert Besitzer des Sarrazin-Buchs "Deutschland schafft sich ab" auf, ihr Exemplar an einer von mehreren Sammelstellen abzugeben. Die Bücher sollen zunächst für eine Installation verwendet und später recycelt werden. Das Künstlerhaus Bethanien hat es wie einige andere Institutionen abgelehnt, sich für diesen Zweck als Sammelstelle zur Verfügung zu stellen.

Sie können das vollständige Gespräch mit Christoph Tannert mindestens bis zum 13.06.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio

Links bei dradio.de:

Thilo Sarrazin: "Deutschland schafft sich ab" erscheint in neuer Auflage (DKultur)
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