Leistungen werden nicht in Amtsstuben erdacht
Er galt als einer der bedeutendsten Ökonomen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und als Gegenspieler von John Meynard Keynes: Milton Friedman. Sein Credo: Er wollte den staatlichen Einfluss zugunsten von freien Märkten einschränken. Am 31. Juli 1912 wurde er geboren.
"Die Welt funktioniert, weil Menschen ihre individuellen Interessen verfolgen. Die großen Leistungen, welche die Zivilisation hervorgebracht hat, sind nicht in Amtsstuben erdacht worden."
Mit diesem Leitsatz, dem er zeitlebens folgte, hat sich der US-Ökonom Milton Friedman viele Freunde und Feinde gemacht. Die einen halten ihn für den Retter des freien Marktes, für die anderen ist er der Totengräber des Sozialstaates. Friedman, geboren am 31. Juli 1912 in New York als Sohn jüdischer Einwanderer aus Ungarn, wuchs in armen Verhältnissen auf. Der hochbegabte Schüler erlebte die Weltwirtschaftskrise von 1929 und begann bereits im Alter von 16 Jahren Mathematik und später Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Für die Große Depression machte er schon bald die "staatliche Misswirtschaft", wie er es nannte, verantwortlich. Inflationäre Entwicklungen lastete Friedman nicht den Märkten, sondern einer falschen staatlichen Geldpolitik an.
"Übermäßiges Geldmengenwachstum und damit Inflation wird durch die Regierungen produziert."
Friedmans Monetarismus war direkt gegen die Beschäftigungspolitik von John Maynard Keynes gerichtet, der Wirtschaftskrisen mit öffentlichen Konjukturprogrammen entgegen treten wollte. Friedman setzte sich hingegen für eine strikte Haushaltspolitik und Begrenzung der Geldmenge ein. Was dem Alkoholsüchtigen die Entziehungskur, so Friedman, sei der inflationären Wirtschaft die restriktive Geldpolitik, die das Wachstum der Geldmenge und damit der Inflation zügelt.
"Die Begleiterscheinungen, die am Beginn der Geldpolitik mit einer langsameren Wachstumsrate der Geldmenge auftreten, sind schmerzhaft: niedriges Wirtschaftswachstum, vorübergehend steigende Arbeitslosigkeit, zunächst auch ohne Absinken der Inflation. Die Vorteile aber werden erst nach ein bis zwei Jahren ersichtlich: eine gesündere Volkswirtschaft und die Voraussetzungen für ein schnelleres, nicht-inflationäres Wirtschaftswachstum."
Für sein Werk, das mehr als ein Dutzend Bücher umfasst, erhielt Milton Friedman 1976 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Seine Theorien inspirierten die britische Premierministerin Margaret Thatcher. US-Präsident Ronald Reagan beriet Friedman beim Umbau des amerikanischen Wirtschaftssystems persönlich.
"Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es, ihre Profite zu vergrößern."
Schon Anfang der 70er-Jahre konnten sich Friedmans Ideen einem ersten Praxistest unterziehen: nach dem blutigen Militärputsch von Augusto Pinochet in Chile. Friedman, der drei Jahrzehnte an der Universität von Chicago gelehrt und die Wirtschaftswissenschaften dort in ein ideologisches Zentrum des Neoliberalismus verwandelt hatte, war Mentor der berüchtigten "Chicago-Boys". Sie standen Pinochet als Wirtschaftsberater zur Seite und hatten bei Friedman studiert. Auf ihren Rat hin wurden die Staatsausgaben drastisch gekürzt, das Bildungs-, Gesundheits- und Rentenwesen privatisiert, die Gewerkschaften entmachtet und das Land für Investitionen ausländischer Konzerne geöffnet.
"Bis heute ist keine Systemalternative gefunden worden, die auch nur ansatzweise solche Produktivkräfte entfesselt und die Situation der einfachen Menschen verbessert wie die freie Marktwirtschaft."
Friedman war der festen Überzeugung, dass die Regierung unter dem gestürzten Vorgänger und Sozialisten Salvador Allende Chile unweigerlich ins Verderben geführt hätte. Von seiner "Schocktherapie", wie Friedman die drastischen Einschnitte in das Sozialgefüge Chiles nannte, profitierte die alte Ober- und die neue Mittelschicht sowie US-Konzerne – die Mehrheit der Bevölkerung verarmte jedoch. Zehn Jahre später waren 60 Prozent der Kinder in Santiago unterernährt. Weder bei seinem Besuch 1975, noch in seinem anschließenden Brief an den Militärdiktator erwähnte er die Menschenrechtsverletzungen des Regimes, das seine Wirtschaftstheorie umsetzte. Auf die Frage, ob Chile seiner Vorstellung von Freiheit entspreche, antwortete er fünf Jahre später:
"Chile hat kein freies politisches System. Und ich bin auch nicht damit einverstanden. Aber die Menschen dort sind freier als in einer kommunistischen Gesellschaft, denn die Regierung ist in Chile weniger mächtig und freies Unternehmertum konnte entstehen."
Milton Friedman glaubte bis zu seinem Tod an die freie Marktwirtschaft. Er starb 2006, zwei Jahre, bevor die größte Wirtschaftskrise seit 1929 die Welt erschütterte. Eine Welt, in die seine Dogmen mehr denn je Eingang gefunden hatten.
Mit diesem Leitsatz, dem er zeitlebens folgte, hat sich der US-Ökonom Milton Friedman viele Freunde und Feinde gemacht. Die einen halten ihn für den Retter des freien Marktes, für die anderen ist er der Totengräber des Sozialstaates. Friedman, geboren am 31. Juli 1912 in New York als Sohn jüdischer Einwanderer aus Ungarn, wuchs in armen Verhältnissen auf. Der hochbegabte Schüler erlebte die Weltwirtschaftskrise von 1929 und begann bereits im Alter von 16 Jahren Mathematik und später Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Für die Große Depression machte er schon bald die "staatliche Misswirtschaft", wie er es nannte, verantwortlich. Inflationäre Entwicklungen lastete Friedman nicht den Märkten, sondern einer falschen staatlichen Geldpolitik an.
"Übermäßiges Geldmengenwachstum und damit Inflation wird durch die Regierungen produziert."
Friedmans Monetarismus war direkt gegen die Beschäftigungspolitik von John Maynard Keynes gerichtet, der Wirtschaftskrisen mit öffentlichen Konjukturprogrammen entgegen treten wollte. Friedman setzte sich hingegen für eine strikte Haushaltspolitik und Begrenzung der Geldmenge ein. Was dem Alkoholsüchtigen die Entziehungskur, so Friedman, sei der inflationären Wirtschaft die restriktive Geldpolitik, die das Wachstum der Geldmenge und damit der Inflation zügelt.
"Die Begleiterscheinungen, die am Beginn der Geldpolitik mit einer langsameren Wachstumsrate der Geldmenge auftreten, sind schmerzhaft: niedriges Wirtschaftswachstum, vorübergehend steigende Arbeitslosigkeit, zunächst auch ohne Absinken der Inflation. Die Vorteile aber werden erst nach ein bis zwei Jahren ersichtlich: eine gesündere Volkswirtschaft und die Voraussetzungen für ein schnelleres, nicht-inflationäres Wirtschaftswachstum."
Für sein Werk, das mehr als ein Dutzend Bücher umfasst, erhielt Milton Friedman 1976 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Seine Theorien inspirierten die britische Premierministerin Margaret Thatcher. US-Präsident Ronald Reagan beriet Friedman beim Umbau des amerikanischen Wirtschaftssystems persönlich.
"Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es, ihre Profite zu vergrößern."
Schon Anfang der 70er-Jahre konnten sich Friedmans Ideen einem ersten Praxistest unterziehen: nach dem blutigen Militärputsch von Augusto Pinochet in Chile. Friedman, der drei Jahrzehnte an der Universität von Chicago gelehrt und die Wirtschaftswissenschaften dort in ein ideologisches Zentrum des Neoliberalismus verwandelt hatte, war Mentor der berüchtigten "Chicago-Boys". Sie standen Pinochet als Wirtschaftsberater zur Seite und hatten bei Friedman studiert. Auf ihren Rat hin wurden die Staatsausgaben drastisch gekürzt, das Bildungs-, Gesundheits- und Rentenwesen privatisiert, die Gewerkschaften entmachtet und das Land für Investitionen ausländischer Konzerne geöffnet.
"Bis heute ist keine Systemalternative gefunden worden, die auch nur ansatzweise solche Produktivkräfte entfesselt und die Situation der einfachen Menschen verbessert wie die freie Marktwirtschaft."
Friedman war der festen Überzeugung, dass die Regierung unter dem gestürzten Vorgänger und Sozialisten Salvador Allende Chile unweigerlich ins Verderben geführt hätte. Von seiner "Schocktherapie", wie Friedman die drastischen Einschnitte in das Sozialgefüge Chiles nannte, profitierte die alte Ober- und die neue Mittelschicht sowie US-Konzerne – die Mehrheit der Bevölkerung verarmte jedoch. Zehn Jahre später waren 60 Prozent der Kinder in Santiago unterernährt. Weder bei seinem Besuch 1975, noch in seinem anschließenden Brief an den Militärdiktator erwähnte er die Menschenrechtsverletzungen des Regimes, das seine Wirtschaftstheorie umsetzte. Auf die Frage, ob Chile seiner Vorstellung von Freiheit entspreche, antwortete er fünf Jahre später:
"Chile hat kein freies politisches System. Und ich bin auch nicht damit einverstanden. Aber die Menschen dort sind freier als in einer kommunistischen Gesellschaft, denn die Regierung ist in Chile weniger mächtig und freies Unternehmertum konnte entstehen."
Milton Friedman glaubte bis zu seinem Tod an die freie Marktwirtschaft. Er starb 2006, zwei Jahre, bevor die größte Wirtschaftskrise seit 1929 die Welt erschütterte. Eine Welt, in die seine Dogmen mehr denn je Eingang gefunden hatten.