Leipziger Buchmesse eröffnet
Die Leipzieger Buchmesse ist mit einem Festakt im Gewandhaus eröffnet worden. Zum Auftakt erhielt der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Die Ukraine ist zum ersten Mal auf der Messe dabei.
Für Juri Andruchowytsch war der Preis auch ein spätes Geburtstagsgeschenk. Am Montag ist der Schriftsteller 46 Jahre alt geworden. Zu seinen Ehren und zum Auftakt der Buchmesse spielte das Leipziger Gewandhaus-Orchester unter Leitung von Ricardo Chailly am Abend Ungarische Tänze von Johannes Brahms.
Der Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird bereits seit 1994 verliehen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung ging bisher fast immer an Autoren aus Mittel- und Osteuropa. Juri Andruchowytsch erhielt die Ehrung vor allem für seinen Roman "Zwölf Ringe". Die Laudatio auf Werk und Autor hielt Schriftsteller-Kollege Ingo Schulze:
Schulze:"In seiner Sprache gibt es keine Nostalgie und keinen Hass - auch wenn er über Hass und Nostalgie schreibt. Seine Essays und Romane lassen sich wie Palympzeste lesen. Es sind Schichtungen - thematische, historische, stilistische."
Andruchowitsch warb in seiner Dankesrede für einen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union. Im November 2004 hatte der Schriftsteller die orangene Revolution unter dem heutigen Präsidenten Viktor Juschtschenko unterstützt. Doch nicht mit allen Ergebnissen dieser Revolution - so sagte er heute - sei er zufrieden.
Anruchowytsch: "Aber gleichzeitig denke ich manchmal: Und was, wenn diese andere Seite gewonnen hätte. Und das wäre wie ein Alptraum natürlich. Ich glaube, es können mit nächsten Wahlen verschiedene Ergebnisse kommen. Aber das ist vor allem ein Land, in dem in Zukunft keine Diktatur mehr möglich ist."
Andruchowitsch wird nicht der einzige Preisträger auf der Leipziger Buchmesse bleiben. Bis Ende der Woche stehen mehr als zwanzig Auszeichnungen auf dem Programm. Das beste Manga-Comic wird gekürt, das beste Hörbuch mit dem Hörkules geehrt. Und schon am Donnerstag wird der mit 45.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben. Doch es sind nicht nur die vielen Auszeichnungen, weswegen die Buchmesse in Leipzig nach Ansicht ihres Leiters Oliver Zille mindestens so attraktiv ist wie ihr Gegenstück in Frankfurt am Main.
Zille: "Leipzig unterscheidet sich vor allem dadurch, dass wir eine große Breite präsentieren und dass wir im Besten Sinne eine Entdeckermesse sind. Die Stars spielen auch eine Rolle, aber die jüngeren Autoren, die unbekannteren Namen, vielleicht auch die stilleren Autorentypen haben in Leipzig ebenfalls ihr Podium und ihr Publikum."
Gleich Dutzende Nachwuchsautoren kann man am kommenden Abend erleben – bei der Langen Leipziger Lesenacht L3. Im Studentenkeller Moritzbastei stellen 40 junge Schriftsteller ihre Werke vor. Mit dabei sind große Namen wie Juli Zeh und Leonie Swan, aber auch gänzlich Unbekannte. Mitorganisiert wird die Nacht von Claudius Nießen - Absolvent des Deutschen Literaturinstitutes Leipzig.
Nießen: "Es gibt vier Bühnen. Die Veranstaltungen gehen so 18 bis 23 Uhr. Die Autoren haben so eine halbe Stunde Lesezeit. Zum Abschluss legt Wladimir Kaminer auf und wir haben noch zwei weitere Floors auf denen getanzt werden kann. Da gibt es dann Independent Sounds für alle, die Russendisco nicht so mögen."
Insgesamt umfasst das Rahmenprogramm unter dem Titel "Leipzig liest" 1800 Veranstaltungen. Die Buchmesse ist damit das größte Literaturfestival Europas. In den Cafés, Kneipen und Bibliotheken der Stadt können Besucher in den nächsten Tagen Autoren wie Roger Willemsen, Frank Schätzing oder Alexander Osang treffen. Es wird geplaudert, gelesen und: gehört. Die Leipziger Buchmesse gilt als die Hörbuchmesse im deutschsprachigen Raum. Höhepunkt ist die ARD-Radionacht der Hörbücher am Freitag. Alle ARD-Kulturprogramme und das DeutschlandRadio übertragen live und stellen die besten Hörbücher des Jahres vor. Moderiert wird die Veranstaltung von zwei Fußball-Experten. Hörbuchnacht-Organisator Matthias Thalheim erklärt, warum.
Thalheim: "Die sechste ARD-Hörbuchnacht hat jetzt einen besonderen Anstrich dadurch, dass sie im Jahr der Weltmeisterschaft stattfindet. Wir haben dazu Rudi Michel und Heinz-Florian Oertel als die Radioreporter-Legenden dazu gebeten. Die werden an diesem Abend über die Thematik Sportreportage als ein ganz genuines Radio-Genre sprechen."
Der Hörbuchmarkt wächst, die Buchmesse wächst mit. Am Abend herrschte bei Veranstalter und Ausstellern durchweg gute Laune. Und auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist zufrieden. Vorsitzender Gottfried Honnefelder vermeldete ein Wachstum im Buchmarkt von einem Prozent.
Honnefelder: "Die Stimmung in der Branche ist überraschend gut. In den letzten Monaten scheint sich da sehr viel getan zu haben. Und das ist für eine Buchbranche sehr entscheidend, weil am Horizont objektive Kriterien, warum das so ist, nicht erkennbar sind. Aber vielleicht ist das das Schöne an dieser Branche. Dass oft die Utopien und die Ideen, die man von der Zukunft hat viel entscheidender sind als die Wirklichkeit selbst. Die Wirklichkeit kommt dann immer schon nach."
Was für Utopien die Branche hat und ob sie Wirklichkeit werden können - davon kann sich jeder selbst ein Bild machen. Bis Sonntag auf der Buchmesse in Leipzig. Und wer sich lieber an alten Schmökern als an moderner Literatur erfreut, kann zur Antiquariatsmesse gehen. Diese findet parallel auf dem Messegelände statt.
Der Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird bereits seit 1994 verliehen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung ging bisher fast immer an Autoren aus Mittel- und Osteuropa. Juri Andruchowytsch erhielt die Ehrung vor allem für seinen Roman "Zwölf Ringe". Die Laudatio auf Werk und Autor hielt Schriftsteller-Kollege Ingo Schulze:
Schulze:"In seiner Sprache gibt es keine Nostalgie und keinen Hass - auch wenn er über Hass und Nostalgie schreibt. Seine Essays und Romane lassen sich wie Palympzeste lesen. Es sind Schichtungen - thematische, historische, stilistische."
Andruchowitsch warb in seiner Dankesrede für einen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union. Im November 2004 hatte der Schriftsteller die orangene Revolution unter dem heutigen Präsidenten Viktor Juschtschenko unterstützt. Doch nicht mit allen Ergebnissen dieser Revolution - so sagte er heute - sei er zufrieden.
Anruchowytsch: "Aber gleichzeitig denke ich manchmal: Und was, wenn diese andere Seite gewonnen hätte. Und das wäre wie ein Alptraum natürlich. Ich glaube, es können mit nächsten Wahlen verschiedene Ergebnisse kommen. Aber das ist vor allem ein Land, in dem in Zukunft keine Diktatur mehr möglich ist."
Andruchowitsch wird nicht der einzige Preisträger auf der Leipziger Buchmesse bleiben. Bis Ende der Woche stehen mehr als zwanzig Auszeichnungen auf dem Programm. Das beste Manga-Comic wird gekürt, das beste Hörbuch mit dem Hörkules geehrt. Und schon am Donnerstag wird der mit 45.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben. Doch es sind nicht nur die vielen Auszeichnungen, weswegen die Buchmesse in Leipzig nach Ansicht ihres Leiters Oliver Zille mindestens so attraktiv ist wie ihr Gegenstück in Frankfurt am Main.
Zille: "Leipzig unterscheidet sich vor allem dadurch, dass wir eine große Breite präsentieren und dass wir im Besten Sinne eine Entdeckermesse sind. Die Stars spielen auch eine Rolle, aber die jüngeren Autoren, die unbekannteren Namen, vielleicht auch die stilleren Autorentypen haben in Leipzig ebenfalls ihr Podium und ihr Publikum."
Gleich Dutzende Nachwuchsautoren kann man am kommenden Abend erleben – bei der Langen Leipziger Lesenacht L3. Im Studentenkeller Moritzbastei stellen 40 junge Schriftsteller ihre Werke vor. Mit dabei sind große Namen wie Juli Zeh und Leonie Swan, aber auch gänzlich Unbekannte. Mitorganisiert wird die Nacht von Claudius Nießen - Absolvent des Deutschen Literaturinstitutes Leipzig.
Nießen: "Es gibt vier Bühnen. Die Veranstaltungen gehen so 18 bis 23 Uhr. Die Autoren haben so eine halbe Stunde Lesezeit. Zum Abschluss legt Wladimir Kaminer auf und wir haben noch zwei weitere Floors auf denen getanzt werden kann. Da gibt es dann Independent Sounds für alle, die Russendisco nicht so mögen."
Insgesamt umfasst das Rahmenprogramm unter dem Titel "Leipzig liest" 1800 Veranstaltungen. Die Buchmesse ist damit das größte Literaturfestival Europas. In den Cafés, Kneipen und Bibliotheken der Stadt können Besucher in den nächsten Tagen Autoren wie Roger Willemsen, Frank Schätzing oder Alexander Osang treffen. Es wird geplaudert, gelesen und: gehört. Die Leipziger Buchmesse gilt als die Hörbuchmesse im deutschsprachigen Raum. Höhepunkt ist die ARD-Radionacht der Hörbücher am Freitag. Alle ARD-Kulturprogramme und das DeutschlandRadio übertragen live und stellen die besten Hörbücher des Jahres vor. Moderiert wird die Veranstaltung von zwei Fußball-Experten. Hörbuchnacht-Organisator Matthias Thalheim erklärt, warum.
Thalheim: "Die sechste ARD-Hörbuchnacht hat jetzt einen besonderen Anstrich dadurch, dass sie im Jahr der Weltmeisterschaft stattfindet. Wir haben dazu Rudi Michel und Heinz-Florian Oertel als die Radioreporter-Legenden dazu gebeten. Die werden an diesem Abend über die Thematik Sportreportage als ein ganz genuines Radio-Genre sprechen."
Der Hörbuchmarkt wächst, die Buchmesse wächst mit. Am Abend herrschte bei Veranstalter und Ausstellern durchweg gute Laune. Und auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist zufrieden. Vorsitzender Gottfried Honnefelder vermeldete ein Wachstum im Buchmarkt von einem Prozent.
Honnefelder: "Die Stimmung in der Branche ist überraschend gut. In den letzten Monaten scheint sich da sehr viel getan zu haben. Und das ist für eine Buchbranche sehr entscheidend, weil am Horizont objektive Kriterien, warum das so ist, nicht erkennbar sind. Aber vielleicht ist das das Schöne an dieser Branche. Dass oft die Utopien und die Ideen, die man von der Zukunft hat viel entscheidender sind als die Wirklichkeit selbst. Die Wirklichkeit kommt dann immer schon nach."
Was für Utopien die Branche hat und ob sie Wirklichkeit werden können - davon kann sich jeder selbst ein Bild machen. Bis Sonntag auf der Buchmesse in Leipzig. Und wer sich lieber an alten Schmökern als an moderner Literatur erfreut, kann zur Antiquariatsmesse gehen. Diese findet parallel auf dem Messegelände statt.