Lehrfach Taktgefühl
Praxis statt Theorie: Im Reformstudiengang Medizin an der Berliner Charité lernen künftige Ärzte an konkreten Fällen - beispielsweise das Überbringen schlechter Nachrichten an Patienten und Angehörige.
Medizinstudent Constantin Baumann wurde während eines Praktikums ins eiskalte Wasser geworfen: Eine junge Frau hatte einen schweren Unfall, es stand nicht gut um sie.
"Ich musste einer Verwandten übers Telefon erklären, warum ihre Tochter gerade ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Man hatte mich da ziemlich alleine stehen lassen in der Klinik, und ich war vollkommen unvorbereitet, weil ich gar nicht wusste, was ich machen soll in dem Moment."
Das war im vergangenen Sommer. Mittlerweile hat der angehende Mediziner sein neuntes Semester hinter sich und damit ein intensives Training im Überbringen schlechter Nachrichten. Denn Baumann gehört zu den zehn Prozent künftiger Ärzte in Berlin, die für den Reformstudiengang Medizin ausgewählt wurden, den die Charité parallel zum Regelstudiengang anbietet. Mehr als 90 Laien- und Profischauspieler mimen die Kranken. Sie improvisieren ohne festes Drehbuch und sind sehr überzeugend, berichtet Baumann.
"Bei mir hat das drei Sekunden gedauert, dann war ich in der Rolle drin. Und dann fühlt man auch wirklich diese Situation nach, man empfindet es auf eine unglaublich intensive Art. Die Patientin fing an zu schreien, zu weinen, war vollkommen verzweifelt. Und diese Verzweiflung muss man in dem Moment dann aushalten, das war sehr, sehr schwer."
Die zukünftigen Mediziner lernen in diesen Rollenspielen, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen, um die Patienten auffangen zu können. Schutz bietet die Gruppe der Kommilitonen: Etwa ein halbes Dutzend Studenten übt diese schwierigen Gespräche gemeinsam, angeleitet von speziell geschulten Dozenten - Ärzte aller Fachrichtungen oder Psychologen. Anschließend wird die Gesprächsführung analysiert, die Studenten können über ihre eigenen Gefühle sprechen. Und auch die Schauspieler melden sich zu Wort, erklärt die Leiterin des Simulationspatienten-Programms, Henrike Hölzer.
"Und was an den Simulationspatienten ja auch noch ganz wesentlich ist, ist, dass die nicht nur spielen, sondern anschließend auch Rückmeldung geben. Also dass man die Chance hat, als Arzt den Patienten anschließend zu fragen: 'Und- wie habe ich auf Sie gewirkt? Konnten Sie verstehen, was ich gesagt habe? Wie ist es Ihnen ergangen während des Gesprächs?' Und das ist, finde ich, der Clou an der Methode: dass man die Möglichkeit hat, wirklich von der betroffenen Person Rückmeldung zu bekommen."
Constantin Baumann bezeichnet das Gesprächstraining als eines seiner wichtigsten Fächer. Zwei Wochenstunden hat er vom dritten Semester an belegt.
"Und kann jetzt sagen, dass wenn ich in die Situation mal kommen sollte - und das werde ich bestimmt auch mal in meinem zukünftigen Leben -, dass ich dann wenigstens weiß, ich hab mich gut vorbereitet. Ich habe ein Grundrüstzeug für meine zukünftige Arbeit."
"Ich musste einer Verwandten übers Telefon erklären, warum ihre Tochter gerade ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Man hatte mich da ziemlich alleine stehen lassen in der Klinik, und ich war vollkommen unvorbereitet, weil ich gar nicht wusste, was ich machen soll in dem Moment."
Das war im vergangenen Sommer. Mittlerweile hat der angehende Mediziner sein neuntes Semester hinter sich und damit ein intensives Training im Überbringen schlechter Nachrichten. Denn Baumann gehört zu den zehn Prozent künftiger Ärzte in Berlin, die für den Reformstudiengang Medizin ausgewählt wurden, den die Charité parallel zum Regelstudiengang anbietet. Mehr als 90 Laien- und Profischauspieler mimen die Kranken. Sie improvisieren ohne festes Drehbuch und sind sehr überzeugend, berichtet Baumann.
"Bei mir hat das drei Sekunden gedauert, dann war ich in der Rolle drin. Und dann fühlt man auch wirklich diese Situation nach, man empfindet es auf eine unglaublich intensive Art. Die Patientin fing an zu schreien, zu weinen, war vollkommen verzweifelt. Und diese Verzweiflung muss man in dem Moment dann aushalten, das war sehr, sehr schwer."
Die zukünftigen Mediziner lernen in diesen Rollenspielen, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen, um die Patienten auffangen zu können. Schutz bietet die Gruppe der Kommilitonen: Etwa ein halbes Dutzend Studenten übt diese schwierigen Gespräche gemeinsam, angeleitet von speziell geschulten Dozenten - Ärzte aller Fachrichtungen oder Psychologen. Anschließend wird die Gesprächsführung analysiert, die Studenten können über ihre eigenen Gefühle sprechen. Und auch die Schauspieler melden sich zu Wort, erklärt die Leiterin des Simulationspatienten-Programms, Henrike Hölzer.
"Und was an den Simulationspatienten ja auch noch ganz wesentlich ist, ist, dass die nicht nur spielen, sondern anschließend auch Rückmeldung geben. Also dass man die Chance hat, als Arzt den Patienten anschließend zu fragen: 'Und- wie habe ich auf Sie gewirkt? Konnten Sie verstehen, was ich gesagt habe? Wie ist es Ihnen ergangen während des Gesprächs?' Und das ist, finde ich, der Clou an der Methode: dass man die Möglichkeit hat, wirklich von der betroffenen Person Rückmeldung zu bekommen."
Constantin Baumann bezeichnet das Gesprächstraining als eines seiner wichtigsten Fächer. Zwei Wochenstunden hat er vom dritten Semester an belegt.
"Und kann jetzt sagen, dass wenn ich in die Situation mal kommen sollte - und das werde ich bestimmt auch mal in meinem zukünftigen Leben -, dass ich dann wenigstens weiß, ich hab mich gut vorbereitet. Ich habe ein Grundrüstzeug für meine zukünftige Arbeit."