Lehren aus der Geschichte

Von Jürgen Stratmann |
Der Dalai Lama zu Besuch in Deutschland und das ganze Land steht Kopf. Jürgen Stratmann begleitet den Besuch seiner Heiligkeit satirisch und fragt, warum alle Welt den Vertreter eines Gottesstaats so toll findet.
Als Anfang Oktober 1631, im Zuge des dreißigjährigen Krieges, das schwedische Heer in Bamberg einfiel, gekommen nicht nur, das Land zu besetzen, sondern auch, um das erz-katholische Pfaffenregime zu verjagen, da fanden sie eine Stadt vor, die schon weitgehend ruiniert war: eine Clique machthungriger Kleriker, allen voran der grausame Fürstbischof Fuchs von Dornheim, hatte jeden, der sich ihr in den Weg stellte, als Hexer auf dem Scheiterhaufen verstochert! Folge: eine bettelarme, eingeschüchterte Bevölkerung, ein finstrer Hort tiefsten Aberglaubens ...

Und in dieser Stadt redete der Dalai Lama heute über Themen wie "Lehren aus der Geschichte: Unsere Menschenrechte als Verpflichtung " oder "Religion - Friedensstifter oder Kriegstreiber" - hat der sich was dabei gedacht?

"Hähähä..."

Gut, man kann natürlich nicht die chinesische Volksbefreiungsarmee, die in den 50er Jahren Tibet überfiel, mit den Schweden-Horden des 30-jährigen Krieges vergleichen, und das damalige Regime in Lhasas Potala-Palast sicher nicht mit den sadistischen Kirchenfürsten des oberfränkischen Erzbistums, was meinen Sie, eure Heiligkeit?

"Hahaha, ich weiß es nicht! Natürlich gibt es Grenzen ..."

Sie haben recht! Aber andererseits: Sie werden nicht bestreiten, dass es zu Beginn Ihrer Amtszeit gastlichere Orte gab, als Ihre komplett vernagelte Hochgebirgsdiözese! Ich meine, in Ihrer Biographie schreiben Sie ja selbst über Ihre Kloster-Jugend:

"In den Schulräumen hingen zwei Peitschen an den Wänden - die erste war für den Dalai Lama, die andere für seinen Bruder - diese Folterwerkzeuge jagten uns beiden gehörigen Schrecken ein."

Verrückt, was? Ein System, in dem sogar das Gotteskind verprügelt wurde! Da darf man sich nicht wundern, wenn man bei Umfragen Leute trifft, die es komisch finden, dass jemand so etwas wieder einführen möchte.

"Na ja, es ist ein theokratisches System, was er da angeleitet hat, und es würde auch wieder entstehen, wenn es sich in ´nem andern Kontext etablieren würde - deswegen würd´ ich sagen, es ist eigentlich nichts, was ich mit Fortschritt verbinden würde ..."

Und auch der Dalai-Lama-Jünger Jürgen Rüttgers räumt ein:

"Dass in Asien man manchmal unter Demokratie etwas anderes versteht, als wir hier, das ist nicht nur in Tibet so..."

Mag ja sein, aber fest steht: Die Tibeter selbst machen sich darüber keine Gedanken. Sie finden: der Dalai Lama hat längst gezeigt, dass er der richtige Mann ist:

"Er hat so viel geschafft: eine Nation ohne Land, was eine eigenen Verwaltung hat, alles, was auch immer, was eine Nation braucht - das außerhalb von Tibet - er hat das geschafft!"

Also muss man ihn auch machen lassen!

Ach, ja - eins noch, eure Heiligkeit: Der Herr Beck lässt fragen, ob ihr morgen wirklich die Wieczorek-Zeul treffen, oder ob Ihr, wie sagte er noch? ach ja: ob Ihr den Scheiß nicht lieber lassen wollt?

(Gelächter)

Na, dacht' ich mir doch - schönen Abend noch...

"Bye, Bye…"