"Legendenbildung um seine Person"

Moderation: Tom Grote · 06.12.2006
Felix Salten gilt als einer der erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller. Über ihn selbst ist in der Öffentlichkeit allerdings nur wenig bekannt. Auch deshalb widmet ihm das Jüdische Museum in Wien nun eine Ausstellung. Dazu und über den Autor äußerte sich der Kurator der Schau, Siegfried Mattl, im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
Tom Grothe: Geboren in Ungarn, aufgewachsen in Österreich – das sind bekannte Fakten über Salten. Aber mit genauen Daten über ihn, da hapert es. Wieso ist selbst so etwas über den unklar?

Siegfried Mattl: Ich denke, dass er selbst nicht unschuldig daran ist, dass kaum sein biografisches sicheres Wissen über ihn vorliegt, weil er selbst ganz gern an einer Legendenbildung um seine Person gearbeitet hat. Das beginnt damit, dass er in seinem Leben gut sieben, acht, neun Pseudonyme verwendet hat. Seine Operette beispielsweise schreibt er unter dem Namen Stollwerck. In Zeitschriften firmiert er als Martin Finder, Lanzelott und so weiter, und so fort. Und etwas hat es natürlich damit zu tun, dass er gegenüber seinen strengen literarischen Kollegen natürlich auch seine Person als – ich möchte jetzt sagen - marktorientierter Autor verbergen wollte durch die Wahl dieser Pseudonyme.

Dritter Faktor vielleicht, der nicht unspannend, ist, Salten war ja auch einer der wichtigsten Theaterkritiker in Wien für die "Neue Freie Presse", aber hat dann auch für viele deutsche Zeitschriften und ungarische Theaterkritiken geschrieben. Und das ist natürlich, heute würde man sagen ein bisschen inkompatibel, nicht, wenn wir als Kritiker auch gleichzeitig versuchen, auf der Theaterbühne erfolgreich zu sein. Also, hier ist er immer wieder in verschiedene Rollen geschlüpft, die er auch seiner Umwelt gegenüber nicht unbedingt gern preisgeben wollte.


Das vollständige Gespräch mit Siegfried Mattl können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.