"Lecker"

Von Daniela Mayer |
Elke Kuhlen und Nicole Rüdiger mögen beide nackte Jungs. Privat und seit neuestem auch beruflich. Die beiden Kölnerinnen sind die Herausgeberinnen des ersten deutschen Porno-Magazins für Mädchen. Der Titel: "Lecker". Weil der Inhalt des Magazin für Frauen eben ausgesprochen appetitlich ist.
Garbage (Musik): "Give me a reason to love you"

Männer

"Lecker"

Nackte Männer

"Lecker"

Sichtbar erregte nackte Männer - in Badewannen, auf Sofas, auf Betten, an Staffeleien.

"Lecker"

Dazwischen

"Erotische Texte, Sextexte, für Frauen, Jungs erklären Schwänze, Mädchenbands, Filme, Schnickes, den wir uns leisten können und Nippes, den wir brauchen, coole Frauen die man nicht kennt und die toll sind."

Das ist der Inhalt von: "Lecker- nude, rude, cute" - "Das Pornmag für Mädchen". Seit einem Monat ist es auf dem Markt. Das in Deutschland erste seiner Art - ein Mix aus Frauenmagazin und Pornoheft - 60 Seiten im Din A 5 Format - herausgegeben von

"Nicole Rüdiger" (26)"

""Elke Kuhlen" (27)"

Keine Vamps oder frivolen Geschäftsfrauen, sondern zwei lässige Kölnerinnen, die sich selbst als typische "Mädchen" sehen. Mit trendigen Jeans, Turnschuhen, langen Schals und langen Haaren, dem ein oder anderem abgebrochenen Studium und einem ganz normalen Job beim Veranstalter der Kölner Musikmesse c/o Pop.
Die Idee für ein eigenes Pornoheft entstand ganz privat – aus ihrem gemeinsamen ureigenen Interesse.

""Für Jungs und auch für nackte Jungs"

Und zwar für die von der Sorte

"der greifbare Typ, der so 'beim-Bäcker–oho-was-steht-denn-da-Typ'. Ganz klar, der Junge von nebenan, den ich schon immer mal nackt sehen wollte, weil ich ständig neben dem DJ Pult stehe und denke: hmmm wie sieht der denn wohl aus."

Das kann Frau jetzt in "Lecker" sehen - pure Natur.

"Bei uns ist kein Junge durch den Fotoshop gejagt worden. Oder die Haare vom Po entfernt worden oder gezwungen worden vorher auf die Sonnenbank zu gehen."

So wie in den üblichen Frauenmagazinen, wo sich das digital aufgepumpte Muskelpaket zwischen Flirttipps und den neusten Outfits für schlappe 500 Euro räkelt. Das alles gibt es in "Lecker" nicht. Genauso so wenig nackte Frauen oder detaillierte Sexaufnahmen. Von all dem hatten Nicole und Elke die Nase voll. Sie wollten endlich mal ein Heft, in dem Mädchen das was sie sehen auch in der Realität bekommen können.

"Wir können uns nicht alle den geilen heißen Scheiß kaufen und genau so haben wir auch nicht alle den perfekten Mann zu Hause neben uns liegen sondern ganz normale Typen, die wir ja trotzdem auch toll finden. Dementsprechend, warum sollte es das nicht endlich einfach mal geben! Und wenn's halt kein anderer macht, machen wir es eben."

Gesagt, getan.

Aus reinem Vergnügen

"Lies es, hab Spaß und schäm dich nicht, nackte Jungs zu sehen"

aus purem Idealismus.

"Das ist das Erste was ich produziert habe, was ich anfassen kann. Ich kann weder stricken, noch kann ich nähen, das ist was, das kann ich meinen Kindern zeigen. Wenn sie 18 sind."

Und ohne große Hoffnung auf kommerziellen Erfolg

"Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass Lecker der Wahnsinns finanzielle Kassenschlager wird,"

Nein, bei einer Auflage von tausend Heften wohl kaum. Für die haben Nicole und Elke so manches Opfer gebracht. Ihr Sparbuch geplündert, Freunde zu Autoren, Fotographen und Redakteuren degradiert, ihre Familien brüskiert

""Es kam schon der erste Anruf bei meiner Mutter: Weißt du eigentlich was deine Tochter macht …die macht so'n Schweinskram."

Und männliche Bekannte schockiert – mit der Bitte, sich vor der Kamera auszuziehen
"Da kommen zwei wildfremde Frauen in deine Wohnung und wollen"

Ihn! Fotografieren. Ohne jegliche Bekleidung. Aber der Blick ins Heft beweist: Alle vier Modells haben professionell gearbeitet. Für den öffentlichen Geschmack zu professionell.

"Rein rechtlich ist es einfach so, dass eine Erektion über 45 Grad in Deutschland nicht unverschweißt irgendwo ausliegen darf."

Was leider zur Folge hat, dass es "Lecker" nur in ausgesuchten Läden in Köln und Hamburg gibt – und nicht am Kiosk. Trotz allem haben Nicole und Elke schon über 400 Exemplare verkauft – viele über Internet. Wer dort bestellt, bekommt sein Leckerheft schön diskret nach Hause geschickt. In einem weißen Umschlag mit Klarsichtsfenster – durch das ein wohl proportionierter – knackiger – männlicher – Hintern blitzt.

"Lecker, lecker, Lecker."