Lebenskünstler

Aus besonderem Holz geschnitzt

Motorsägensammler Peter Schlicht inmitten seiner Prachtstücke.
Motorsägensammler Peter Schlicht inmitten seiner Prachtstücke. © privat
Von Johannes Kulms · 18.12.2013
Erst ließ er sich im Harz zum Forstwirt ausbilden, dann zog Peter Schlicht in die Wesermarsch, wurde Heilpädagoge in der Jugendpsychiatrie und entdeckte die Bildhauerei. Seine eigentliche Leidenschaft: das Sammeln historischer Motorsägen.
"Als ich das erste Mal die Säge in Thüringen gesehen habe und ich die aus der Halle gezogen habe, da habe ich gedacht, da kommt ein Dinosaurier raus. Also, es hat schon irgendwas urwüchsiges. Es hat auch so was, ja, so aus einer vergessenen Zeit."
"Das ist eine selbstfahrende Bandsäge, hat die Ausmaße eines VW-Busses ungefähr. Vorne ist, sitzt der Junckers-Gegenkolbenmotor, das Lenkgetriebe ist von einem alten Opel-Auto. Das ist der alte Sägetisch hier."
"Also klar, wenn ich zum Oldtimer-Treffen fahre, dann ist klar, dann kontrolliere ich die Luft. Also, man bringt seine Schätze mit. Man hört Motorenklang, es riecht nach 2-Takt-Luft. Und beim Motorsägentreffen, da schneidet man dann zusammen irgendwie `n paar Bäume kaputt."
"Als ich hier hergezogen bin, war das hier alles eine einzige große Kuhwiese. Das sind 1,5 Hektar Land. Dann habe ich angefangen, die Weide zu bepflanzen. Ich selbst bin ja gelernter Forstwirt. Und dann habe ich die Bäume hier auch zum größten Teil auch angepflanzt und habe aus der Kuhwiese eine Art Park gemacht, wo man gut spazieren gehen kann."
"Ich bin ein Romantiker. Und ich wollte ja auch unbedingt damals Forstwirt oder Förster werden, weil ich ein romantisches Bild im Kopf hatte. Also, die eigentliche Natur, das ist zum Beispiel, womit ich mich sehr verbunden fühle, das ist die Natur in den nordischen Ländern. Das ist für mich Natur weil die noch relativ unberührt ist. Hier in Deutschland, die Forstwirtschaft, das war für mich der Hauptgrund, wieso ich auch aufgehört habe in der Forstwirtschaft. Das ist mir alles zu durchstrukturiert, zu durchdacht."
Von der Pädagogik zur Kunst
"Und hier stehen wir hier vor einer Skulptur, die habe ich gemacht aus Ton. Und das ist mein ‚Handarbeiter‘: Also, das ist ja eigentlich nur Beine oder ein Unterkörper und der Oberkörper ist als Hand, nach vorne gebeugte Hand modelliert und sieht eigentlich echt abgearbeitet aus: so nach vorne gebeugt. So möchte ich nicht enden."
"Dann bin ich über den Zivildienst in einen heilpädagogischen Beruf gekommen. Und das hat mich total begeistert, mit Kindern und mit Jugendlichen was zu machen. Und dann bin ich da irgendwie kleben geblieben, bis heute."

Peter Schlicht sitzt auf einer Bank.
Holz ist sein Element: Peter Schlicht.© privat
"Und dann habe ich angefangen, künstlerisch tätig zu sein. Und habe an der Werkschule für Kunst und Gestaltung in Oldenburg viele Lehrgänge besucht und hab‘ so ‚ne Bildhauerausbildung gemacht, wobei das ein großes Wort ist. Und habe mich dann auf Holzbildhauerei konzentriert. Das ist so mein Steckenpferd. Da sind wir wieder bei Holz. Holz und Wald."
"Und hier sind meine Stecheisen und mein Bildhauerwerkzeug, wobei hier nicht alles ist weil das andere habe ich eben in der Klinik, wo ich ja arbeite. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal wieder mehr Zeit habe und dann werde ich wieder ein paar mehr Skulpturen machen."
"So, jetzt gibt’s erst mal Wasser. Wasser für den Elefanten. Das reicht. Das ist eine Fuchsschwanzsäge mit einem Verdampfermotor. Das ganze Gerät ist aus den 20er Jahren. Und das Irre ist, dass das Ding läuft, also die funktioniert. So, jetzt wollen wir mal gucken! Das waren schon mal die ersten Töne!"
Sammeln gegen den Wissensverlust
"Mit den Motorsägen bin ich ja bei meinem Ursprung gelandet. Also, die Geschichte selber und auch mit meiner Ausbildung, so zurück zur Natur irgendwie, und mit Holz arbeiten, das hat für mich alles einen Zusammenhang. Also, auch mit dem Holz schnitzen. Ich habe auch mal ein bisschen mit der Motorsäge geschnitzt, aber das ist nicht so mein Ding. Ich schnitze lieber mit `nem Stecheisen. Bei mir geht es eher um historische Motorsägen."
"Ja, ich bin Mattis Tipke, der Sohn vom Sägenpeter und bin 22 Jahre alt. Aber ich finde es irgendwie trotzdem cool. Ja, dass man so ein bisschen sein eigenes Ding macht, auch wenn die anderen Leute einen gegebenenfalls für verrückt erklären. Na ja, über 120 Sägen sind’s und es wurde eine extra Halle gebaut. Ich finde, das geht ins extreme."
"Dann gibt es auch fast jedes Jahr immer noch internationalen Besuch, also Sammler, die aus Schweden, Finnland oder Holland hierherkommen. Ich habe schon etliche kennengelernt, das sind alles für sich etwas skurrilere Menschen, das, finde ich, ergibt sich schon aus dem Hobby."
"Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Und es geht ganz viel Wissen verloren. Meine Motorsägen sind 30, 40, 50, 60, 70 Jahre alt und die laufen immer noch. Das ist Geschichte, lebendige Geschichte. Also, ich weiß, ich hatte mal einen Anruf vom Deutschen Museum aus München. Die kamen nicht weiter. Da war ich natürlich sehr geehrt, dass die mich fragen. Und da kann ich mir genauso gut vorstellen, also dort auch zwei, drei Sägen hinzugeben."
Mehr zum Thema