Leben mit der Besatzungsmacht

Von Inge Jagalla · 27.07.2005
Der größte Teil der Menschen in Westdeutschland kannte bis Mai 1945 nur die amerikanischen Truppen, doch im Verlauf der ersten Wochen nach Kriegsende wurden diese vollständig durch britische Soldaten abgelöst. Die britische Besatzungszone umfasste die heutigen Ländern Nordrhein - Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg. In Bad Oeynhausen, einem international bekannten Kurort, hofften die Bewohner nach Kriegsende den Kurbetrieb bald wieder aufnehmen zu können.
Doch der Ruf des "Weltbades" verstummte 1945, als die Stadt Hauptquartier der Britischen Rheinarmee wurde. Zahlreiche Gebäude wurden beschlagnahmt und die Einwohner evakuiert. Die Enttäuschung und das Misstrauen der Menschen richtete sich nicht nur gegen die Besatzungsmacht, sondern auch gegen den von den Briten eingesetzten Bürgermeister der Stadt. Oeynhausen bestand nun aus zwei Teilen, die ein völlig unterschiedliches Leben führten: die britische Sperrzone und das unbesetzte Randgebiet, wo eine "Barackenstadt" entstand, in der es an allem mangelte. Angesichts der allgemeinen Not war die Lebensmittelversorgung der hungernden Bevölkerung die wichtigste Aufgabe der Briten. Eine Aufgabe, die jedoch wegen der allgemeinen Knappheit an Lebensmitteln kaum gelöst werden konnte. Der Schwarz- und Tauschhandel blühte. Ein großer Teil der Waren stammte aus dem britischen Sperrgebiet und wurden von den dort beschäftigten Deutschen, manchmal mit britischer Hilfe, herausgeschmuggelt. Auch im weitgehend zerstörten Dortmund gestaltete sich das Leben nach Kriegsende als Kampf ums Überleben. Noch im April 1947 kam es dort zu Hungerdemonstrationen. Aber auch die von der britischen Militärregierung verordneten Demontagen von Industrieanlagen erfolgten nur unter massiven Protesten der Stahlarbeiter. Dagegen wurde der demokratische Wiederaufbau unter der britischen Militärregierung relativ zügig vorangetrieben. Bereits 1945 erschien die "Ruhr Zeitung" und ein Jahr später fanden in Dortmund die ersten demokratischen Kommunalwahlen nach dem Krieg statt.