Leben auf der Überholspur

Von Noemi Schneider · 20.11.2008
Zum ersten Mal seit 15 Jahren hat Wim Wenders wieder einen Film in Europa gedreht, unter anderem in seiner Heimatstadt Düsseldorf und auf Sizilien. In "Palermo Shooting" geht es um das Leben des Düsseldorfer Modefotografen Finn, das zunehmend aus der Bahn gerät. In der Hauptrolle ist ein Schauspiel-Amateur zu sehen: Campino, Sänger und Frontmann der legendären Düsseldorfer Punkband "Die Toten Hosen".
Finn führt ein Leben auf der Überholspur. Als Modefotograf und ambitionierter Künstler in Düsseldorf jagt er den perfekten Bildern hinterher. Sein Handy steht nie still und aus seinem Kopfhörer kommt immer der passende Song. Die Nächte werden durchgefeiert, in einer szenigen Oberflächen-Welt. Dann passiert es: Nach einem Shooting mit Milla Jovovich kollidiert Finn auf der nächtlichen Heimfahrt beinahe mit einem Geisterfahrer. Orientierungslos landet er in einer Bar, aus der Jukebox kommt ein alter Velvet Underground Song.

Finn fliegt für ein weiteres Shooting mit Milla Jovovich und seinem Team nach Palermo. Als alle Aufnahmen im Kasten sind nimmt er sich eine Auszeit und treibt ziellos durch die Stadt. Zur Ruhe kommt er allerdings nicht, denn ein rätselhafter Fremder verfolgt ihn. Auf einem seiner Streifzüge begegnet Finn dann in einem alten Theater der Restauratorin Flavia.

"Immerhin hast du noch deine Kamera."
"Ja schon, aber jetzt ist sie leider kaputt. Jemand hat auf mich geschossen. Ich weiß, es klingt verrückt aber er hat mich verfehlt und die Kamera getroffen."
"Könnte es auch ein Traum gewesen sein?"

Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen zunehmend. In Flavia findet Finn die Liebe, doch vorher muss er sich dem rätselhaften Fremden und seinen eigenen Ängsten stellen.

"Ich liebe das Leben, heiß und innig. Ich bin die Verbindungstür und keine Sackgasse. Ich bin der einzige Ausgang. So betrachtet bin ich wohl das größte Missverständnis in der Welt."
"Kann ich nicht irgendetwas für sie tun?"
"Nie zuvor hat mich das jemand gefragt."

Wim Wenders erzählt in "Palermo Shooting " von der Flüchtigkeit des Moments zwischen Mode und Musik, zwischen Liebe und Tod.