Warum das Unternehmen plötzlich auf diverse Filme setzt
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Disney will vielfältiger werden und präsentiert auf seiner Streamingplattform Disney Plus unter dem Namen „Launchpad“ Kurzfilme mit nicht weißen oder queeren Perspektiven. Mit dem Angebot verfolgt das Unternehmen aber noch weitere Ziele.
Disney will Filmschaffenden aus unterrepräsentierten Gruppen mehr Raum geben: Auf dem Streamingdienst Disney Plus wurden unter dem Namen "Launchpad" nun erstmals sechs Kurzfilme veröffentlicht, die unter diesem Aspekt ausgewählt wurden.
Unter dem Label "Launchpad" sollen Perspektiven von beispielsweise afroamerikanischen, chinesisch- oder mexikanischstämmigen Filmemacherinnen und -machern verstärkt gezeigt werden, sowie Themen aus der LGBTQ-Community. "Das findet natürlich auf Disney nur sehr eingeschränkt oder gar nicht statt", sagt Filmkritiker Jörg Taszman. "Natürlich passt sich Disney in gewisser Weise einer Diskussion an, die vor der Filmbranche nicht mehr Halt macht."
Bereits seit einiger Zeit bemüht sich das Medienunternehmen auch, einen achtsamen Umgang mit diskriminierenden Inhalten aus dem eigenen Haus zu finden. Taszman berichtet von Hinweistafeln, die auf Disney Plus Filmen wie "Dumbo" und "Peter Pan" vorangestellt werden, und auf stereotype und klischeehafte Darstellungen aufmerksam machen.
Gut gemeint, aber mit schiefem Ton
Mit den "Launchpad"-Filmen will Disney es nun besser machen, was Taszman zufolge aber nicht immer gelingt: Mit "Kleine(r) Prinz(essin)" von Moxie Peng sei ein eigentlich sehr schöner Film darunter, findet Taszman, der allerdings auch Schwächen habe.
Der Kurzfilm spielt in der chinesisch-amerikanischen Community und handelt von zwei kleinen Jungen, die sich anfreunden, und ihren Eltern: Der eine Junge, dessen Eltern stärker an die US-Mehrheitsgesellschaft angepasst seien, ist zart, mag Puppen und tanzt Ballett, der andere, kernigere Junge spielt Basketball. Sein Vater, der stärker auf chinesische Traditionen beharrt, schaut kritisch auf das andere Kind, das "kein richtiger Junge" sei.
Damit habe der Film leider einen etwas schiefen Ton, kritisiert Taszman: "Wenn ich jetzt Chinese bin und auf meiner Tradition beharre und mit meinem Kind nur chinesisch rede, dann bin ich konservativ und kann das nicht akzeptieren, dass der Freund meines Jungen mit Puppen spielt. Wenn ich mich aber schön angepasst habe und nur noch Amerikanisch rede, dann bin ich so tolerant wie die Mehrheitsgesellschaft."
Filmemacher früh an Disney binden
Die anderen Filme seien hingegen nicht so leicht didaktisch geraten wie "Kleine(r) Prinz(essin)". "Das Essen ist serviert" über einen chinesischen Studenten, der als Diversity-Aushängeschild benutzt wird, sei vielschichtig und komplex. Auch den Kurzfilm "Vampirzähne", der in der mexikanischen Community spielt und von einem Mädchen handelt, das halb Mensch, halb Vampir ist, findet der Kritiker sehr gelungen: Er sei amüsant und habe Potenzial für einen Spielfilm oder eine Serie.
Disney betrachte "Launchpad" als Talentschmiede, erklärt Taszman: "Wer 20-Minuten-Filme kann, der ist vielleicht auch dazu berufen, einen längeren Film zu machen." Für Disney seien die Diversity-Bemühungen also auch eine Chance, Filmemacher früh an sich zu binden und mit ihnen Geld zu verdienen.
(jfr)