Laugh Parade in Bonn

Von Ulrike Gondorf |
Seit 20 Jahren residiert in Bonn die freie Kabarettbühne "Haus der Springmaus". Dort haben viele heutige Comedygrößen wie Harald Schmidt oder Konrad Beikircher haben ihre ersten Bühnenprogramme gespielt. Als Dankeschön an das Bonner Publikum veranstalteten die "Springmäuse" eine "Laugh Parade" auf dem Bonner Marktplatz.
Es ist ein perfekter Sommertag, die Stadt ist voller Musik und voller Spaziergänger. Und irgendwann landen alle auf dem Markt. Der wird beherrscht von gelben Luftballons und von einer riesigen Bühne vor der rosa Rokokofassade des Rathauses. Die Getränkestände sind umlagert, auf den Terrassen ringsum ist kein Stuhl mehr frei und die Currywurst mit Pommes heißt heute Springmaus-Teller. In Bonn wird gefeiert.

Open air und zum Nulltarif feiern die "Springmäuse" mit den Bonnern das zwanzigjährige Bestehen ihres eigenen Theaters. Die Springmäuse sind eine der ersten Improvisationstheater-Gruppen in Deutschland und hatten Anfang der 80er Jahre einen so erfolgreichen Start, dass sie bald ein eigenes Theater gründen, bespielen und füllen konnten. Bis heute sind die Vorstellungen Kult in Bonn und das Ensemble ist mit seinen Touren weit darüber hinaus bekannt geworden.

Der künstlerische Leiter Andreas Etienne war von Anfang an dabei und eröffnete mit seinem Duopartner Michael Müller die Laugh Parade zum Jubiläum. Und am meisten zu lachen gibt es bei den beiden immer, wenn sie streiten.

"Jeder duzt sich – deshalb haben wir uns das Sie angeboten."

Andreas Etienne: "Aus diesem Improvisationstheater ist dieses Haus entstanden, das sich ja wirklich nach oben gekämpft und einige Widrigkeiten hinter sich hat. Man wächst mit den Aufgaben und jetzt freu ich mich eigentlich auf die nächsten 20 Jahre."

Seit die Springmäuse ein Haus haben – zuerst war es ein kleiner, dunkler Keller, inzwischen ist es ein aus Ruinen wieder erstandener Tanzsaal der Jugendstilzeit - laden sie Gäste ein.

Das Haus der Springmaus ist inzwischen eine Top-Adresse im deutschen Kabarett. Es gab das richtige Publikum dafür, meint Andreas Etienne, denn was die Springmäuse seit den 80er Jahren machten, war der Beginn der Comedy. Und es gab glückliche Zufälle.

Andreas Etienne: "Zum andern hatten wir Glück, dass solche Kapazitäten wie Hans Dieter Hüsch, den wir sehr früh kennen gelernt haben, von uns begeistert war, bei uns aufgetreten ist, dass ein Konrad Beikircher parallel zu uns seine Premieren gefeiert hat und aus dem Haus heraus seine Karriere gestartet hat. Dadurch hat das Haus relativ früh schon eine überregionale Aufmerksamkeit bekommen."

Konrad Beikircher: "Ich als Veranstalter hab über die Jahre weg so 'n Händchen bekommen. Man sieht ja viel, man lernt viele Künstler kennen, und man kriegt ziemlich schnell ein Gespür dafür, wer hat das Talent, wer hat die Bühnenpräsenz und da muss man halt ziemlich schnell sein, um die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt schon zu bekommen und natürlich zu fördern."

Einige von ihnen sind inzwischen so prominent, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen müssen.

"1987, da musste man noch dabeischreiben: "Aus dem Kommödchen", sonst wer kein Mensch zu einem Harald Schmidt gekommen. Der kommt an unsere Kasse, es ist voll, er will sich vorbeidrängen am Publikum, aber unsere Kassiererin hält ihn auf und sagt: Moment, hinten anstellen. Er daraufhin, aber ich bin Harald Schmidt – und sie, mit dem Brustton der Überzeugung: hinten anstellen! "

Richard Rogler, Georgette Dee und Dieter Nuhr gehören ebenfalls zu den Kleinkunst-Größen, die im Haus der Springmaus entscheidende Schritte in ihre Karriere gemacht haben. Das Aufspüren und Fördern junger Talente sieht Andreas Etienne nach wie vor als seine spannendste Aufgabe an. Beim Jubiläumsfest gehörte die Bühne vor allem ihnen, aus der Garde der längst Arrivierten war Urban Priol zum Gratulieren gekommen.

Zu Feiern gibt es aus der Sicht des Theaterleiters Andreas Etienne aber nicht nur Glücksfälle und Erfolge, sondern auch Zähigkeit und Überlebenskunst, denn im Laufe seiner nun zwanzigjährigen Geschichte hat das Haus der Springmaus schon mehr als einmal sein Ende heraufdämmern sehen.

Andreas Etienne: ''Insgesamt fünf Prozent unseres Etats sind öffentliche Subventionen, 95 Prozent erwirtschaften wir selbst – und wir haben es bisher immer noch irgendwie geschafft, nicht zuletzt dank der großen Solidarität der Bonner. Die Bonner haben dieses Theater ja sehr angenommen und haben uns in 20 Jahren die Treue gehalten. Und dank der Solidarität vieler Künstler, wir haben viel Sympathie und viel Solidarität erlebt, und das ist der Moment, nach zwanzig Jahren danke zu sagen.''

Haus der Springmaus