Laufsport

Und hoch da!

Beim 4. Oderturmlauf in Frankfurt (Oder) sprintet Jürgen Karras aus Guben die 511 Stufen des Oderturms bis zur 24. Etage hinauf.
Ein Teilnehmer beim 4. Oderturmlauf in Frankfurt Oder (2005) © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Von Fritz Schütte · 14.09.2014
Ein Treppenhaus als willkommene Herausforderung: Beim Towerrunning sprinten Sportler die Stufen von Hochhäusern, Türmen oder sogar Wolkenkratzern empor. Schon der Odertum in Frankfurt, mit 511 Stufen ein mittelschwerer Lauf, bringt viele Teilnehmer an ihre Grenzen.
"Auf die Plätze…Fertig..." (Startschuss)
Die Läufer starten im Abstand von zwei Minuten. Sie müssen etwa einhundertfünfzig Meter im Freien zurücklegen. Dann beginnt die Tortur. 511 Stufen. Ziel ist die 24. Etage des achtzig Meter hohen Oderturms, Frankfurts Wahrzeichen seit Ende der siebziger Jahre.
Centermanager Ralf Müller begleitet die Streckenposten im Aufzug ins fünfzehnte Stockwerk. Er schließt eine Büroetage auf und öffnet am Ende des Flurs die Tür zum Treppenhaus.
"Hier kommen Sie jetzt hoch."
Läufer Nummer sechs zieht sich schwer atmend am Geländer hoch. Streckenposten Dana Eckert ist über Walkie-Talkie mit Start und Ziel verbunden. Sie hat auch schon mal am Oderturmlauf teilgenommen.
"Man rennt immer nur im Kreis. Und oben… die Beine die können gar nicht mehr."
Der Oderturmlauf gehört neben dem SkyRun auf den Messeturm in Frankfurt am Main und dem Treppenlauf im Ulmer Münster zu den 17 Läufen der deutschen Towerrunning-Serie. Je nach Schwierigkeit werden Punkte verteilt und eine Rankingliste geführt.
Das Gefühl, die Luft steht im Treppenhaus
Einziger Schmuck im kargen Treppenhaus ist die Stockwerkanzeige. Es sieht nicht so aus, als würde hier täglich jemand durchkommen.
Ralf Müller: "Nein, das ist wirklich nur ein Fluchttreppenhaus. Das wird sonst überhaupt nicht genutzt."
Dana Eckert: "Ja, und wenn man läuft, hat man das Gefühl, die Luft steht hier drinnen."
Der Oderturm ist das höchste Gebäude in Brandenburg, sagt Ralf Müller stolz. Vom Fenster seines Büros aus genießt er einen Panoramablick über die Stadt und den Fluss, der die Grenze zwischen Deutschland und Polen bildet.
"Sie sehen hier zur polnischen Seite rüber, die Brücke. Und das ist hier unsere Magistrale."
Alltägliches Training bis in den vierten Stock
Am Start ist Philipp Humbsch, ein Student, der sich einiges vorgenommen hat.
"Da der 70-Jährige vier Minuten gebraucht hat, plane ich, unter vier Minuten zu kommen."

Er wirkt fit, hat sich aber nicht speziell vorbereitet.
"Ich wohne im vierten Stock eines Plattenbaus. Das ist mein tägliches Training."
Wer sich beeilt und Glück hat, dass ein Aufzug kommt, schafft es, den gerade gestarteten Läufer im 24. Stock in Empfang zu nehmen.
Philipp taumelt, schnappt nach Luft und sinkt zu Boden.
"Ich hätte vielleicht ein bisschen langsamer anfangen sollen, um dann durchzuziehen. Aber das habe ich nicht gemacht, und das ist mir dann auf die Füße gefallen. Ab zehn hat bei mir angefangen zu kneifen. Da muss man dann beißen."
Odertumbestzeit: Zwei Minuten 26
Heike Schulze ist Anfang 40. Sie läuft Marathon und sich für den Oderturmlauf eigens vorbereitet, allerdings im Treppenhaus eines anderen Hochhauses.
"Ich bin einmal fünfzehn Etagen hoch gelaufen. Und da ist es aber anders herum das Geländer, und die Stufen waren, glaube ich, auch ein bisschen größer. Aber das habe ich nur einmal probiert, um zu gucken, wie es überhaupt ist."

Startnummer 35 ist der Favorit. Johannes Gabbert hat den Oderturmlauf bereits fünf Mal gewonnen und ist dabei der Rekordzeit von zwei Minuten 26 immer sehr nahe gekommen.
Mit 511 Stufen liegt der Oderturm im Mittelfeld der internationalen Towerruns. Dennoch bleiben die Sportler aus der Region unter sich.

"Und? Spaß gemacht?"
"Und wie"
"Hinterher sagt man immer: nie wieder. Und nach drei Tagen hast du es vergessen, und nächstes Jahr willst du wieder mitmachen."
Die Stars der Szene suchen sich hochdotierte oder prestigeträchtige Events aus. Der Rekord im Empire State Building Run-Up, 1576 Stufen auf 320 Meter Höhe, liegt bei neuneinhalb Minuten.

"Das ist halt hier schon ein bisschen etwas anderes als diese großen Hochhausläufe, weil da geht es dann wirklich mehr um Ausdauer. Und hier ist halt die Zeit zu kurz, nur in Anführungszeichen 24 Etagen, die man eben mehr oder weniger sprintet."