Lass fahren alle Sorgen, tauche ein!
Wenn es draußen so richtig kalt ist, sehnt sich der Mensch nach einem heißen, wohlriechenden Bad. Das Wasser strömt in die Wanne, die Vorfreude steigt, so mancher nimmt sich etwas zu lesen, zu essen oder sein Liebchen mit hinein. Doch für unsere heutigen Bäder hätten die alten Römer nur ein mitleidiges Lächeln übrig gehabt. Ihre prunkvollen Badeanstalten, ob privat oder öffentlich, waren wichtige Bestandteile des gesellschaftlichen Lebens.
Allein in Rom zählte man 170 öffentliche Bäder. Die großen Weltreligionen bedienen sich des rituellen Bades zur Reinigung von Leib und Seele und sind ohne diese nicht vorstellbar. In der Badewanne wird manches Leben gegeben und manches Leben genommen.
Um jede unerlaubte Handlung im und um das Bad zu unterbinden, gibt es in Amerika jede Menge gesetzliche Bestimmungen zu diesem Thema. Wobei sich die meisten dieser Gesetze wohl gegen die (möglichen) erotischen Aspekte des Badens richten, die in dieser kurzweiligen Langen Nacht nicht fehlen werden.
"Sei sauber...!"
Eine europäische Kulturgeschichte der Hygiene
Hrsg. vom Musée d'Histoire de la ville de Luxembourg
Mit Beiträgen von Udo Benzenhöfer, Reinhold Bergler, Sally Bloomfield, Walter Bruchhausen, Ute Buchmann, Martin Exner, Philippe Hartemann u.v.a.
ISBN 3-87909-837-9
Ein unterhaltsames Kapitel unserer Kulturgeschichte
"Sei sauber ...!" widmet sich den zahlreichen Lebensbereichen, die seit dem 19. Jahrhundert zunehmend von Hygienemaßnahmen und öffentlicher Gesundheitsvorsorge durchdrungen werden. Die seit Beginn wissenschaftlicher Hygieneforschung im 18. Jahrhundert ständig gewachsenen Erkenntnisse haben zu besseren Lebensverhältnissen und einer deutlich höheren Lebenserwartung geführt - zumindest was Europa und die "westliche Welt" betrifft.
Themenkomplexe dieses Kataloges sind unter anderem die Hygiene im Alltag, der medizinisch-wissenschaftliche Bereich sowie "Hygiene und Gesellschaft".
In diesem Umfeld bietet der Band eine Vielzahl wissenschaftlicher Beiträge, illustriert mit großformatigen Abbildungen, die sich z.B. mit der Geschichte der Pest, dem Mythos des (reinigenden) Wassers oder der Kulturgeschichte öffentlicher Bäder beschäftigen. Spezielle Aspekte wie die Tropenhygiene, die Luftreinhaltung oder die Irrwege der Rassenhygiene werden in fundierten Beiträgen anerkannter Experten präsentiert. Schließlich widmet sich der Band auch in verschiedener Hinsicht der psychologischen Dimension von Hygiene, zum Beispiel im Zusammenhang mit Schönheitsidealen oder Sauberkeitsneurosen.
Der Begriff Badekultur bezieht sich auf das Baden in warmem oder kaltem Wasser, das in erster Linie der Reinigung dient, aber auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Das Dampfbad, heute zur Sauna gezählt, diente ebenfalls diesem Zweck. Die Ursprünge der europäischen Badekultur liegen in der Antike, als öffentliche Badehäuser auch eine wichtige soziale Funktion hatten. In der Neuzeit ist die Badekultur eng mit der Entstehung von Kurorten mit Thermalquellen sowie Seebädern verbunden. Über private Badezimmer verfügte die große Masse der europäischen Bevölkerung erst ab dem 20. Jahrhundert. Die Bedeutung des Bades in verschiedenen Epochen war immer eng mit den jeweils herrschenden Vorstellungen von Hygiene verknüpft. Weiterlesen:
Wikipedia: Badekultur
Doch zu Arete begann Alkinoos also zu sprechen: Bringe nur hurtig, Arete, die beste der glänzenden Laden, lege sorglich darein die blanken Gewande dem Gastfreund, dass auch den Kessel, den ehernen, heizen und Wasser erwärmen, dass er im Bade sich labe und dann die Geschenke beschaue, die ihm in stattlicher Zahl der Phäaken Fürsten verehren. Also sprach der Fürst und Arete winkte den Mädchen, stracks ans Feuer zu rücken den hochaufragenden Freifuß. Alsdann stellten zur Flamme sie hin das Badegeschirre, gossen Wasser hinein und legten die Scheite darunter, dass die Glut sie umschwoll und rasch das Feuer erwärmte. Nunmehr führte die Schaffnerin ihn zu dem Ort, wo die Wanne schon ihm bereit war. Erfreut im innersten Herzen schaut er das wärmende Bad. Denn nur wenig ward ihm von Pflege, seit er die Grotte verlassen der lockenumwallten Kalypso. Fröhlich genoss er des Bades, des stärkenden, nun in der Kammer, stieg aus der Wanne sodann und kleidete sich mit dem Leibrock und mit dem prächtigen Mantel den zechenden Männer im Saal sich zu gesellen.
Museum der Badekultur im Rheinland
Propsteimuseum Zülpich
Mühlenberg 7
53909 Zülpich
Die Geschichte des Zülpicher Museums beginnt im Jahre 1920, als in dem früheren Propsteigebäude auf dem Mühlenberg die umfängliche, bereits für eine vorübergehende stadtgeschichtliche Ausstellung im Rathaus 1910 zusammengetragene Sammlung endlich ein festes Domizil bekam. ...1929 wurde bei Kanalarbeiten unter dem Museumsvorplatz, der die frühere Propstei mit der benachbarten Peterskirche verbindet, eine archäologische Entdeckung gemacht, die bald schon als Jahrhundertfund eingestuft wurde: Unter dem brunnengeschmückten "Quirinusplatz" fand sich die exquisit erhaltene Ruine einer römischen Thermenanlage des 2. Jahrhunderts nach Christus. Bis Ende der dreißiger Jahre wurde das Badehaus der Anlage weitgehend ausgegraben und mit einem Schutzbau überbaut, der ihren Besuch durch den Keller des Museums in der Folgezeit ermöglichte. Die Thermenruine, das "Römerbad", galt nun als Hauptattraktion des Museums und trug ihm Besucher aus nah und fern zu.
Weiterlesen unter: Römerthermen Zülpich -Museum der Badekultur
Die Caracallathermen, die zweitgrößten und luxoriösesten Thermen Roms, wurden 212 v. Chr. von Caracalla begonnen und 217 n. Chr. eingeweiht. Die Umfassungsanlage wurde allerdings erst von den beiden letzten severischen Kaisern Elagabal und Alexander Severus hinzugefügt. Die Badeanlage selbst maß 220 x 140 Meter, mit den Umfassungsbauten umfasste das Areal immerhin 400 x 328 Meter. Mehr als 1600 Personen konnten hier gleichzeitig baden. Größer waren nur die Thermen des Diocletian, die 298 v. Chr. begonnen und in nur acht Jahren Bauzeit von 35.000 Sklaven fertiggestellt wurden. Sie boten auf einer Fläche 370 x 320 Metern immerhin 3500 Menschen gleichzeitig Platz und waren damit die größten Badeanlagen der Antike.
Caracallathermen in Rom
Nordwestlich des Tempels grenzen direkt an die Säulenstraße die Diokletiansthermen. Der Bau mit etwas 85 x 51 m Grundfläche wurde gegen Ende des 2. Jh. errichtet; gegen Ende des 3. Jh. erfolgten verschiedene Umbaumaßnahmen mit neuen Einbauten, die zu dem Namen führten. In die Säulenstraße hinein ragt der hervorgehobene Eingang in Form einer Plattform mit 4 Säulen aus rotem Granit. Im Inneren des Gebäudes befinden sich die für Bäder üblichen Einrichtungen wie Kaltbade-, Warmluft- und Heißbaderaum, ferner Umkleideräume, Gymnasien, verschiedene Höfe und ein Wasserbecken, das ursprünglich von Marmorstatuen umgeben war. Die Wasserzufuhr erfolgte über eine unterirdische Leitung.
archaeologie-online.de
"Beim Baden sei die erste Pflicht,
dass man sich nicht den Kopf zerbricht,
und dass man höchstens nur studiere,
wie man das lustigste Leben führe."
(Goethe)
Jüdisches Kultbad aus dem Mittelalter: Die Mikwe vor dem Rathaus
Zwischen Gürzenich und Spanischem Bau liegt das Judenbad der mittelalterlichen Synagogengemeinde Kölns. Mehr als 500 Jahre lang waren die steinernen Zeugnisse einer der größten und bedeutendsten Judengemeinden auf deutschem Boden vom Erdreich bedeckt, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben wurden.
Bei der Neugestaltung des Platzes wurde die "Mikwe", das Kultbad der Juden, aus dem Jahre 1170 restauriert und wieder zugänglich gemacht. Die kleine Stahl-Glas-Pyramide der unübersehbare Blickfang des Platzes, erlaubt auch von draußen Einblicke in die Badeanlage mit ihrem 16 Meter tiefen Brunnenschacht.
Die Mikwe in Köln neu
Das orientalische Bad "Hamam" kann auf eine große Tradition zurückblicken und erfreut sich ungebrochen einer großen Besucherschar. Entwickelt hat sich das Hamam aus den römischen Thermen. Es ist eine Badekultur die religiösen Ursprungs ist.
Muslime beten fünfmal am Tag und vor jedem Gebet sind Waschungen vorgeschrieben. Diese sicherten dem Hamam das Überleben. Die heutigen Hamams sind aber eher Stätten der Begegnung, Oasen in denen sich der gestresste Mensch entspannen, Körper und Seele baumeln lassen kann. Das größte wirklich traditionelle türkische Hamam in Deutschland findet sich in Berlin, wo sonst. Hat man es in der Bülowstrasse erst einmal gefunden, glaubt man sich zunächst eher in einer Art Parkhaus. Über steile Treppen und dunkle Flure führt der Weg in die zweite Etage. Wenn man hier jedoch die schwere Eisentür öffnet, wähnt man sich tatsächlich in einer anderen Welt.
Das Sultan Hamam Dampfbad
"Wunderwirkend strömt die Welle
Strömt der heiße Dampf der Quelle.
Mut wird freier
Blut wird neuer
Heil dem Wasser
Heil dem Feuer"
(Goethe)
Das japanische Badehaus Sento ist, wie das häusliche Familienbad, grundsätzlich anders ausgestattet als das Bad in unseren Breiten. Der Badegast legt nach dem Eintritt alle Kleidung ab und geht nur mit seinem Waschzeug in den Badebereich. Dort findet er eine oder mehrere Reihen Spiegel in Kniehöhe vor. Unter den Spiegeln sind die Wasserhähne angebracht. Der Gast nimmt sich einen niedrigen Hocker, eine kleine Schüssel und setzt sich vor einen Spiegel.
In der Schüssel mischt man sich das Wasser nach seiner Lieblingstemperatur. Nun beginnt man sich einzuseifen und zu waschen bis man blitzsauber ist. Am nettesten ist es natürlich, mit Freunden dabei zu plaudern, sich gegenseitig den Rücken zu schrubben oder die Haare zu waschen. Dabei übergießt man sich immer wieder mit warmem Wasser aus der kleinen Schüssel.
Es kommt hierzulande selten vor, dass man sich so lange und intensiv, nackt vor einem Spiegel sitzend, wäscht. Für uns Europäer eine ganz neue Erfahrung.
Benimmregeln in japanischen Badehäusern:
"Gehen Sie nicht in Ihrer Unterwäsche ins Bad! "
"Waschen Sie sich vor dem Baden gründlich! "
"Nehmen Sie Ihr Handtuch nicht mit in die Wanne! "
" Verunreinigen Sie das Wasser nicht! "
Im Falle einer Japan-Reise sollte man sich unbedingt schon im Voraus mit den japanischen Badesitten vertraut machen. Hat man dies einmal erlebt, wird man sie immer wieder gerne genießen!
Dies gilt sowohl für das Baden in Privathäusern, in Gasthäusern oft mit eigener Thermalquelle (Onsen), als auch im Onsen in der freien Natur.
Diese findet man in den entsprechenden Gebieten überall. Sei es im Wald, oder direkt an der Küste.
Meistens in wunderbarer Landschaft, mit atemberaubende Aussichten. Man badet zwar gemeinsam, aber im Allgemeinen nach Geschlechtern getrennt. Gemischtes Baden wird aber immer beliebter und so werden die gemischten traditionellen Thermalquellbadehäuser immer beliebter. Weiterlesen: Die japanische Badekultur
Das Bad in der Literatur
Goethe-Institut Kyoto
Gesundheit vom Toten Meer
Die Klimatherapie am Toten Meer hat außergewöhnliche Heilerfolge zu verzeichnen. Vor allem bei Hautkrankheiten wie Psoriasis, Neurodermitis und Vitiligio, durch seine trockene und pollenfreie Luft auch bei schwerem Asthma und Rheuma hilft eine Kur in der unwirklichen Wüstenwelt des Toten Meeres. Drei Faktoren, die in dieser Form auf der ganzen Welteinmalig sind, treffen zusammen und dienen der Gesundheit: das Wasser, die Sonne und die Luft.
Gesundheit vom Toten Meer
Salz und Sonne für die Haut
totes-meer.de
"Es muss wieder mal sein.
Also: ich steige hinein.
In zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.
Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
ich atme und schnupfe den Fichtenozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft,
wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft.
Und ich ersäufe, um allen Dürsten
Gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
Vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
Doch fort ist der Hausjuck.
Ich lehne mich weit und tief zurück.
Genieße schaukelndes Möwenglück
Sa taucht aus der blinkenden Fläche, wie
Eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
Dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf Wellen (nach meinem Belieben
Herangezogen, davon getrieben),
als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck.
Und da auf dem Gipfel neptunischer Lust,
klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.
Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
die allerschwersten Opernkaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
das Feuer braust, und der Ofen glüht,
aber ich bin schon so abgebrüht,
dass mich gelegentlich Explosionen -
- Wenn's an mir vorbeigeht-
Erfreun, weil manchmal dabei was entzwei geht,
was Leute betrifft, die unter mir wohnen.
Ich lasse an verschiedenen Stellen
Nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück mich. Der Stöpsel rülpst sich hinaus,
Und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber,
mich überall heute zeigen zu dürfen,
denn ich bin sauber."
(Joachim Ringelnatz)
Buchtipps:
Francoise De Bonneville
Das Buch vom Bad
Collection Rolf Heyne
Wunderschön und luxuriös gestalteter Bildband über alte, kalte, heiße und moderne Bäder - nur noch antiquarisch.
Eva G. Baur, Amiel Pretsch
Badelust für Körper & Seele.
Die Badekulturen der Welt.
1999. HÄDECKE
Marga Weber
Antike Badekultur.
Beck's Archäologische Bibliothek.
1996. BECK
Das Werk bietet eine reich illustrierte Darstellung zu einem der schönsten Aspekte der Klassischen Antike - der Badekultur der Griechen und Römer. Die Autorin präsentiert die archäologischen Denkmäler im Zusammenhang mit mentalitäts-, kultur- und sozialgeschichtlichen Erkenntnissen. So erwartet den Leser eine facettenreiche Schilderung des antike Körpergefühls.
Um jede unerlaubte Handlung im und um das Bad zu unterbinden, gibt es in Amerika jede Menge gesetzliche Bestimmungen zu diesem Thema. Wobei sich die meisten dieser Gesetze wohl gegen die (möglichen) erotischen Aspekte des Badens richten, die in dieser kurzweiligen Langen Nacht nicht fehlen werden.
"Sei sauber...!"
Eine europäische Kulturgeschichte der Hygiene
Hrsg. vom Musée d'Histoire de la ville de Luxembourg
Mit Beiträgen von Udo Benzenhöfer, Reinhold Bergler, Sally Bloomfield, Walter Bruchhausen, Ute Buchmann, Martin Exner, Philippe Hartemann u.v.a.
ISBN 3-87909-837-9
Ein unterhaltsames Kapitel unserer Kulturgeschichte
"Sei sauber ...!" widmet sich den zahlreichen Lebensbereichen, die seit dem 19. Jahrhundert zunehmend von Hygienemaßnahmen und öffentlicher Gesundheitsvorsorge durchdrungen werden. Die seit Beginn wissenschaftlicher Hygieneforschung im 18. Jahrhundert ständig gewachsenen Erkenntnisse haben zu besseren Lebensverhältnissen und einer deutlich höheren Lebenserwartung geführt - zumindest was Europa und die "westliche Welt" betrifft.
Themenkomplexe dieses Kataloges sind unter anderem die Hygiene im Alltag, der medizinisch-wissenschaftliche Bereich sowie "Hygiene und Gesellschaft".
In diesem Umfeld bietet der Band eine Vielzahl wissenschaftlicher Beiträge, illustriert mit großformatigen Abbildungen, die sich z.B. mit der Geschichte der Pest, dem Mythos des (reinigenden) Wassers oder der Kulturgeschichte öffentlicher Bäder beschäftigen. Spezielle Aspekte wie die Tropenhygiene, die Luftreinhaltung oder die Irrwege der Rassenhygiene werden in fundierten Beiträgen anerkannter Experten präsentiert. Schließlich widmet sich der Band auch in verschiedener Hinsicht der psychologischen Dimension von Hygiene, zum Beispiel im Zusammenhang mit Schönheitsidealen oder Sauberkeitsneurosen.
Der Begriff Badekultur bezieht sich auf das Baden in warmem oder kaltem Wasser, das in erster Linie der Reinigung dient, aber auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Das Dampfbad, heute zur Sauna gezählt, diente ebenfalls diesem Zweck. Die Ursprünge der europäischen Badekultur liegen in der Antike, als öffentliche Badehäuser auch eine wichtige soziale Funktion hatten. In der Neuzeit ist die Badekultur eng mit der Entstehung von Kurorten mit Thermalquellen sowie Seebädern verbunden. Über private Badezimmer verfügte die große Masse der europäischen Bevölkerung erst ab dem 20. Jahrhundert. Die Bedeutung des Bades in verschiedenen Epochen war immer eng mit den jeweils herrschenden Vorstellungen von Hygiene verknüpft. Weiterlesen:
Wikipedia: Badekultur
Doch zu Arete begann Alkinoos also zu sprechen: Bringe nur hurtig, Arete, die beste der glänzenden Laden, lege sorglich darein die blanken Gewande dem Gastfreund, dass auch den Kessel, den ehernen, heizen und Wasser erwärmen, dass er im Bade sich labe und dann die Geschenke beschaue, die ihm in stattlicher Zahl der Phäaken Fürsten verehren. Also sprach der Fürst und Arete winkte den Mädchen, stracks ans Feuer zu rücken den hochaufragenden Freifuß. Alsdann stellten zur Flamme sie hin das Badegeschirre, gossen Wasser hinein und legten die Scheite darunter, dass die Glut sie umschwoll und rasch das Feuer erwärmte. Nunmehr führte die Schaffnerin ihn zu dem Ort, wo die Wanne schon ihm bereit war. Erfreut im innersten Herzen schaut er das wärmende Bad. Denn nur wenig ward ihm von Pflege, seit er die Grotte verlassen der lockenumwallten Kalypso. Fröhlich genoss er des Bades, des stärkenden, nun in der Kammer, stieg aus der Wanne sodann und kleidete sich mit dem Leibrock und mit dem prächtigen Mantel den zechenden Männer im Saal sich zu gesellen.
Museum der Badekultur im Rheinland
Propsteimuseum Zülpich
Mühlenberg 7
53909 Zülpich
Die Geschichte des Zülpicher Museums beginnt im Jahre 1920, als in dem früheren Propsteigebäude auf dem Mühlenberg die umfängliche, bereits für eine vorübergehende stadtgeschichtliche Ausstellung im Rathaus 1910 zusammengetragene Sammlung endlich ein festes Domizil bekam. ...1929 wurde bei Kanalarbeiten unter dem Museumsvorplatz, der die frühere Propstei mit der benachbarten Peterskirche verbindet, eine archäologische Entdeckung gemacht, die bald schon als Jahrhundertfund eingestuft wurde: Unter dem brunnengeschmückten "Quirinusplatz" fand sich die exquisit erhaltene Ruine einer römischen Thermenanlage des 2. Jahrhunderts nach Christus. Bis Ende der dreißiger Jahre wurde das Badehaus der Anlage weitgehend ausgegraben und mit einem Schutzbau überbaut, der ihren Besuch durch den Keller des Museums in der Folgezeit ermöglichte. Die Thermenruine, das "Römerbad", galt nun als Hauptattraktion des Museums und trug ihm Besucher aus nah und fern zu.
Weiterlesen unter: Römerthermen Zülpich -Museum der Badekultur
Die Caracallathermen, die zweitgrößten und luxoriösesten Thermen Roms, wurden 212 v. Chr. von Caracalla begonnen und 217 n. Chr. eingeweiht. Die Umfassungsanlage wurde allerdings erst von den beiden letzten severischen Kaisern Elagabal und Alexander Severus hinzugefügt. Die Badeanlage selbst maß 220 x 140 Meter, mit den Umfassungsbauten umfasste das Areal immerhin 400 x 328 Meter. Mehr als 1600 Personen konnten hier gleichzeitig baden. Größer waren nur die Thermen des Diocletian, die 298 v. Chr. begonnen und in nur acht Jahren Bauzeit von 35.000 Sklaven fertiggestellt wurden. Sie boten auf einer Fläche 370 x 320 Metern immerhin 3500 Menschen gleichzeitig Platz und waren damit die größten Badeanlagen der Antike.
Caracallathermen in Rom
Nordwestlich des Tempels grenzen direkt an die Säulenstraße die Diokletiansthermen. Der Bau mit etwas 85 x 51 m Grundfläche wurde gegen Ende des 2. Jh. errichtet; gegen Ende des 3. Jh. erfolgten verschiedene Umbaumaßnahmen mit neuen Einbauten, die zu dem Namen führten. In die Säulenstraße hinein ragt der hervorgehobene Eingang in Form einer Plattform mit 4 Säulen aus rotem Granit. Im Inneren des Gebäudes befinden sich die für Bäder üblichen Einrichtungen wie Kaltbade-, Warmluft- und Heißbaderaum, ferner Umkleideräume, Gymnasien, verschiedene Höfe und ein Wasserbecken, das ursprünglich von Marmorstatuen umgeben war. Die Wasserzufuhr erfolgte über eine unterirdische Leitung.
archaeologie-online.de
"Beim Baden sei die erste Pflicht,
dass man sich nicht den Kopf zerbricht,
und dass man höchstens nur studiere,
wie man das lustigste Leben führe."
(Goethe)
Jüdisches Kultbad aus dem Mittelalter: Die Mikwe vor dem Rathaus
Zwischen Gürzenich und Spanischem Bau liegt das Judenbad der mittelalterlichen Synagogengemeinde Kölns. Mehr als 500 Jahre lang waren die steinernen Zeugnisse einer der größten und bedeutendsten Judengemeinden auf deutschem Boden vom Erdreich bedeckt, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben wurden.
Bei der Neugestaltung des Platzes wurde die "Mikwe", das Kultbad der Juden, aus dem Jahre 1170 restauriert und wieder zugänglich gemacht. Die kleine Stahl-Glas-Pyramide der unübersehbare Blickfang des Platzes, erlaubt auch von draußen Einblicke in die Badeanlage mit ihrem 16 Meter tiefen Brunnenschacht.
Die Mikwe in Köln neu
Das orientalische Bad "Hamam" kann auf eine große Tradition zurückblicken und erfreut sich ungebrochen einer großen Besucherschar. Entwickelt hat sich das Hamam aus den römischen Thermen. Es ist eine Badekultur die religiösen Ursprungs ist.
Muslime beten fünfmal am Tag und vor jedem Gebet sind Waschungen vorgeschrieben. Diese sicherten dem Hamam das Überleben. Die heutigen Hamams sind aber eher Stätten der Begegnung, Oasen in denen sich der gestresste Mensch entspannen, Körper und Seele baumeln lassen kann. Das größte wirklich traditionelle türkische Hamam in Deutschland findet sich in Berlin, wo sonst. Hat man es in der Bülowstrasse erst einmal gefunden, glaubt man sich zunächst eher in einer Art Parkhaus. Über steile Treppen und dunkle Flure führt der Weg in die zweite Etage. Wenn man hier jedoch die schwere Eisentür öffnet, wähnt man sich tatsächlich in einer anderen Welt.
Das Sultan Hamam Dampfbad
"Wunderwirkend strömt die Welle
Strömt der heiße Dampf der Quelle.
Mut wird freier
Blut wird neuer
Heil dem Wasser
Heil dem Feuer"
(Goethe)
Das japanische Badehaus Sento ist, wie das häusliche Familienbad, grundsätzlich anders ausgestattet als das Bad in unseren Breiten. Der Badegast legt nach dem Eintritt alle Kleidung ab und geht nur mit seinem Waschzeug in den Badebereich. Dort findet er eine oder mehrere Reihen Spiegel in Kniehöhe vor. Unter den Spiegeln sind die Wasserhähne angebracht. Der Gast nimmt sich einen niedrigen Hocker, eine kleine Schüssel und setzt sich vor einen Spiegel.
In der Schüssel mischt man sich das Wasser nach seiner Lieblingstemperatur. Nun beginnt man sich einzuseifen und zu waschen bis man blitzsauber ist. Am nettesten ist es natürlich, mit Freunden dabei zu plaudern, sich gegenseitig den Rücken zu schrubben oder die Haare zu waschen. Dabei übergießt man sich immer wieder mit warmem Wasser aus der kleinen Schüssel.
Es kommt hierzulande selten vor, dass man sich so lange und intensiv, nackt vor einem Spiegel sitzend, wäscht. Für uns Europäer eine ganz neue Erfahrung.
Benimmregeln in japanischen Badehäusern:
"Gehen Sie nicht in Ihrer Unterwäsche ins Bad! "
"Waschen Sie sich vor dem Baden gründlich! "
"Nehmen Sie Ihr Handtuch nicht mit in die Wanne! "
" Verunreinigen Sie das Wasser nicht! "
Im Falle einer Japan-Reise sollte man sich unbedingt schon im Voraus mit den japanischen Badesitten vertraut machen. Hat man dies einmal erlebt, wird man sie immer wieder gerne genießen!
Dies gilt sowohl für das Baden in Privathäusern, in Gasthäusern oft mit eigener Thermalquelle (Onsen), als auch im Onsen in der freien Natur.
Diese findet man in den entsprechenden Gebieten überall. Sei es im Wald, oder direkt an der Küste.
Meistens in wunderbarer Landschaft, mit atemberaubende Aussichten. Man badet zwar gemeinsam, aber im Allgemeinen nach Geschlechtern getrennt. Gemischtes Baden wird aber immer beliebter und so werden die gemischten traditionellen Thermalquellbadehäuser immer beliebter. Weiterlesen: Die japanische Badekultur
Das Bad in der Literatur
Goethe-Institut Kyoto
Gesundheit vom Toten Meer
Die Klimatherapie am Toten Meer hat außergewöhnliche Heilerfolge zu verzeichnen. Vor allem bei Hautkrankheiten wie Psoriasis, Neurodermitis und Vitiligio, durch seine trockene und pollenfreie Luft auch bei schwerem Asthma und Rheuma hilft eine Kur in der unwirklichen Wüstenwelt des Toten Meeres. Drei Faktoren, die in dieser Form auf der ganzen Welteinmalig sind, treffen zusammen und dienen der Gesundheit: das Wasser, die Sonne und die Luft.
Gesundheit vom Toten Meer
Salz und Sonne für die Haut
totes-meer.de
"Es muss wieder mal sein.
Also: ich steige hinein.
In zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.
Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
ich atme und schnupfe den Fichtenozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft,
wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft.
Und ich ersäufe, um allen Dürsten
Gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
Vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
Doch fort ist der Hausjuck.
Ich lehne mich weit und tief zurück.
Genieße schaukelndes Möwenglück
Sa taucht aus der blinkenden Fläche, wie
Eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
Dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf Wellen (nach meinem Belieben
Herangezogen, davon getrieben),
als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck.
Und da auf dem Gipfel neptunischer Lust,
klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.
Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
die allerschwersten Opernkaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
das Feuer braust, und der Ofen glüht,
aber ich bin schon so abgebrüht,
dass mich gelegentlich Explosionen -
- Wenn's an mir vorbeigeht-
Erfreun, weil manchmal dabei was entzwei geht,
was Leute betrifft, die unter mir wohnen.
Ich lasse an verschiedenen Stellen
Nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück mich. Der Stöpsel rülpst sich hinaus,
Und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber,
mich überall heute zeigen zu dürfen,
denn ich bin sauber."
(Joachim Ringelnatz)
Buchtipps:
Francoise De Bonneville
Das Buch vom Bad
Collection Rolf Heyne
Wunderschön und luxuriös gestalteter Bildband über alte, kalte, heiße und moderne Bäder - nur noch antiquarisch.
Eva G. Baur, Amiel Pretsch
Badelust für Körper & Seele.
Die Badekulturen der Welt.
1999. HÄDECKE
Marga Weber
Antike Badekultur.
Beck's Archäologische Bibliothek.
1996. BECK
Das Werk bietet eine reich illustrierte Darstellung zu einem der schönsten Aspekte der Klassischen Antike - der Badekultur der Griechen und Römer. Die Autorin präsentiert die archäologischen Denkmäler im Zusammenhang mit mentalitäts-, kultur- und sozialgeschichtlichen Erkenntnissen. So erwartet den Leser eine facettenreiche Schilderung des antike Körpergefühls.

Das Kings & Queens Baths in Bath© Stock.XCHNG / Susanne Worsfold