Langsamer Abschied von drei jungen Helden

Von Alexander Soyez · 16.11.2010
Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint müssen sich nun von ihren Figuren Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley trennen. Mit dem siebten Harry Potter-Film, der in zwei Teilen in die Kinos kommt, nähert sich eine Ära ihrem Ende.
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 ist anders, als man Harry Potter im Kino kennt. Augenscheinlichster Unterschied natürlich: Es ist nur die Hälfte eines Buches. Teil 2, das endgültige Finale - der Endkampf "Potter gegen Voldemort" - den gibt es erst im nächsten Jahr. Anders ist auch: Es fehlen die gleichsam zauberhaften und Sicherheit versprechenden Gänge der Zauberschule Hogwarts. Dumbledore ist tot und die vielen erwachsenen Helfer, Lehrer und Wegbegleiter sind aus dem Blickfeld verschwunden. Es gibt fast nur noch das Böse, das die Welt der Zauberer überrennt und Jagd auf Harry Potter macht.

Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley sind auf sich alleine gestellt - auf der Flucht und verzweifelt auf der Suche, irgendeine Möglichkeit zu finden, Voldemort zu besiegen. In ihren sechs Abenteuern zuvor mussten sie schon einiges durchstehen, diesmal aber müssen sie wirklich erwachsen werden und haben nur noch sich.

Aus dem Film: "Es wird keiner mehr sein Leben lassen, du bist vielleicht der Auserwählte, aber hier geht es um was viel Größeres / immer schon."

Was für die drei jungen Helden aus J. K. Rowlings Zauberwelt gilt – sich wirklich beweisen zu müssen - gilt auch für die drei jungen Hauptdarsteller, die ein ganzes Jahrzehnt lang in diese Rollen geschlüpft sind. Und die größten schauspielerischen Herausforderungen hatten diesmal vor allem Emma Watson und Rupert Grint zu bewältigen.

Emma Watson: "Dass Hermine ihre Eltern zurücklassen muss, ist sicher dass größte Opfer, dass für sie vorstellbar ist. Es ist eine grauenhafte Vorstellung, seinen Eltern mit einem Zauber die Erinnerung an einen selbst nehmen. Dass sie keine Ahnung mehr haben, dass es einen jemals gab. Dieser traurige Moment am Anfang gibt den Ton des Filmes vor und ist wichtig, um zu spürbar zu machen, was es für Ron und Hermine bedeutet, Harrys Freunde zu sein."

Rupert Grint: "Wir sehen diesmal wirklich andere Seiten der drei Hauptcharaktere, weil die Schule komplett wegfällt. Wir sind eigentlich die ganze Zeit draußen unterwegs. Es ist eine dauerhaft angespannte Situation und gerade für Ron ist es schwer. Er vermisst seine Familie, er traut Harry nicht mehr alles zu und die Horkruxe belasten ihn und man sieht ein sehr viel düstere Seit von ihm."

Dunkler, älter, bedrohlicher, das war die Standard-Steigerung von Film zu Film seit Beginn der Reihe 2001. Aber nie war der Sprung so deutlich wie dieses Mal – Es ist der Auftakt für das große Finale und es fühlt sich an wie eine packende, verstörende Ruhe vor dem Sturm. Und ironischerweise ist diese "unvollendete Hälfte" nicht nur spannender als die anderen Filme, er wirkt auf seine Art auch eigenständiger.

Daniel Radcliffe: "Neben dem Harry Potter Stammfans wird dieser Film auch ein anderes Publikum ansprechen. Er ist dunkler, erwachsener, aber nicht nur einfach mitgewachsen wie die Harry Potter-Fans. Es ist ein anderer Typ Film."

Für die drei Hauptdarsteller ist dieser Film gleichzeitig ihr Abschied von Harry Potter und ihr Aufbruch in das Erwachsenenleben. Abgesehen von der gemeinsamen Trauer, diesen festen Bestandteil ihres Leben hinter sich zu lassen, geht jeder der drei etwas anders mit der neuen Freiheit um – und irgendwie erkennt man da auch Harry, Hermine und Ron in Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint wieder. Radcliffe ist der Macher, hat zahlreiche verschiedene Projekte am Start, darunter einen Film und ein Broadway-Musical im nächsten Jahr. Grint lässt es erst mal ruhig angehen und wartet ab, was auf ihn zukommt, und Emma Watson, jetzt mit frischem Kurzhaarschnitt, hat sich in die Schulbücher gestürzt und studiert in Amerika und will vor allem keine Ruhe.

Emma Watson: "Ich weiß nur, dass ich verrückt werden würde, wenn ich nur einen Tag lang nichts tue. Die Idee, mich für den Rest meines Lebens auszuruhen und nichts zu tun, wäre mein schlimmster Albtraum. Also werde ich alles Mögliche ausprobieren. Ich bin fleißig und habe es nie anders kennengelernt."

Im nächsten Jahr ist auch im Kino das Ende der Harry-Potter Saga erreicht. Erst einmal jedenfalls, denn J. K. Rowling hat zumindest angedeutet, dass sie das Gefühl hat, die Geschichte ihres Helden sei noch nicht ganz zu Ende erzählt. Der Einzige, der dann ohne viel Zögern sofort wieder mit dabei wäre, ist allerdings Rupert Grint. Für Emma Watson ist das Thema in absehbarer Zeit allerdings genauso abgeschlossen wie für Daniel Radcliffe, der lange genug Harry Potter war.

Daniel Radcliffe: "Zehn Jahre mit einem Charakter sind genug. Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass ich ihn noch mal spielen würde. Aber wenn sie irgendwann die Remakes dieser Filme machen und mir Dumbledore anbieten, werde ich sicher über das Angebot nachdenken."


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