Langer Aushandlungsprozess über Identität und Kultur
Die Trennung des Sudan in zwei Landesteile vor einem Jahr war mit der Hoffnung auf Frieden verbunden. Nach Einschätzung von Lilli Kobler, Leiterin des Goethe Instituts in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, verlief und verläuft sie für viele im Land allerdings sehr traumatisch.
Andreas Müller: Vor einem Jahr entstand mit dem Südsudan der jüngste Staat Afrikas. Die Hoffnung auf Frieden, die viele damit verbunden hatten, erfüllte sich nicht. In Khartum begrüße ich Lilli Kobler, die Leiterin des dortigen Goethe-Instituts, schönen guten Tag!
Lilli Kobler: Guten Tag!
Müller: Juba heißt die Hauptstadt des neuen Staates. Wie ist die Lage dort im Süden, wie schätzen Sie das ein?
Kobler: Wie Sie wissen, vor einem Jahr wurde der Südsudan unabhängig, feiert heute ersten Jahrestag. Ein neuer Staat wurde geboren und der Norden verlor damit einen großen Teil seines Landes. Ich würde sagen, dass dies eine große Identitätsfrage hier im Norden vor allem aufgeworfen hat, mit den Südsudanesen, die sich in Massen ja dann aufgemacht haben in den Südsudan. Für die Kulturszene kann man sagen, dass durchaus viele sich aber auch auf den Weg gemacht haben, freiwillig auf den Weg gemacht haben, um sozusagen Aufbauarbeit zu leisten in ihrem Land, in Juba, und damit eine ziemliche Lücke auch hier in die Kulturszene im Norden gerissen haben, die relativ wenig thematisiert wird. Natürlich leben weiterhin viele Südsudanesen hier und viele Fragen, die natürlich von vornherein hätten geklärt werden müssen, sind nicht geklärt, wie Aufenthaltsgenehmigungen, Statusfragen etc., sodass natürlich viel Unklarheit für diese Menschen herrscht, sehr viele aber, wie gesagt, freiwillig und gerne in den Süden auch gegangen sind.
Müller: Interessant ist ja, dass viele Intellektuelle und Kulturmenschen, Kulturarbeiter in Khartum, also im Norden, aus dem Süden stammen. Wie kam das?
Kobler: Also, es war natürlich jetzt jahrzehntelang ein Land, ein Sudan. Gerade in Khartum haben sich Intellektuelle, Künstler, Musiker vor allem jahrzehntelang gegenseitig beeinflusst. Sie lebten hier in Khartum, wo das kulturelle Schaffen zusammenkam, und haben zusammen gearbeitet, zusammen komponiert, und plötzlich trennen sie Tausende von Kilometern. Sie müssen sich vorstellen, zwischen Khartum und Juba gibt es jetzt nicht einmal mehr Flugverbindungen.
Müller: Also ist es natürlich dann schwierig, Kontakte zu halten oder vielleicht sogar schon Projekte zu planen. Wo scheitern Sie denn da schon? Also tatsächlich bereits an der nicht existierenden Telefonverbindung?
Kobler: Beispielsweise! Telefonverbindungen gehen, nachdem die neue Vorwahl sich jetzt durchgesetzt hat, aber es gibt keine direkten Flugverbindungen mehr von Khartum nach Juba, man muss ohnehin über Addis Abeba oder Nairobi fliegen, sodass das Goethe-Institut gesagt hat, wir betreuen Juba mit von Nairobi, behalten natürlich diese Verbindung auch im Auge. Wir versuchen natürlich als Goethe-Institut, Räume zu schaffen für Diskurse und für solche Auseinandersetzungen, und wir haben ein Programm hier, wo wir den Raum einfach bieten für Künstler, sich und ihre Arbeit vorzustellen, sich mit Diskursen oder Themen auseinanderzusetzen. Nun hatten wir eine sehr schöne Veranstaltung im letzten Jahr, wo ein südsudanesischer Musiker sich mit einer nordsudanesischen Gruppe, die jahrelang befreundet waren, zusammengearbeitet haben, sich hier bei uns sozusagen verabschiedet haben. Und das war sehr berührend zu sehen, das war sehr emotional und vielleicht auch traumatisch und wird recht wenig thematisiert.
Müller: Gibt es eigentlich wirklich eine kulturelle Trennung zwischen Nord- und Südsudanesen? Ist es wirklich so einfach zu sagen, im Norden sitzen die islamisch geprägten, ja irgendwie arabischen Menschen, und im Süden, da sind die Schwarzafrikaner christlich geprägt? Ist das so getrennt oder gibt es eher Gemeinsamkeiten?
Kobler: Also, in den westlichen Medien wird dies natürlich oft so sehr schematisch dargestellt. Der Sudan ist ein riesiges Land, war ein riesiges Land, ist immer noch riesig, ein Vielvölkerstaat mit über 100 verschiedenen Ethnien und Sprachen. Und auf meiner Reise im letzten Jahr auch in den Osten zum Beispiel des Sudan und weiter in den Norden habe ich festgestellt, dass der Osten so unterschiedlich von Khartum ist und der Norden, wo die Nubier leben, die sich wieder nach Ägypten hineinziehen, im Osten eher der Einfluss des Roten Meers herrscht, dass mir wirklich bewusst geworden ist, was für ein Vielvölkerstaat dies ist, was für eine Vielfalt in diesem Land herrscht, die man nicht nur auf eine Nord-Süd-Trennung beziehen kann.
Müller: Vor einem Jahr spaltete sich der Süden des Sudans ab, ein neuer Staat entstand. Über die Auswirkungen, über das kulturelle Leben spreche ich mit Lilli Kobler, das ist die Leiterin des Goethe-Instituts in Khartum. Viele sind also in den Süden gegangen. Die Vielfalt scheint dann offensichtlich, was den Norden jedenfalls angeht, ja, sich zu verringern. Muss man sich das wirklich so vorstellen, dass von heute auf morgen oder vielleicht auch in einem längeren Zeitraum plötzlich eine bestimmte Musik nicht mehr zu hören war, bestimmte Geschichten nicht mehr zu lesen waren? Wie haben die Leute das aufgenommen?
Kobler: Also, ich glaube, da sprechen Sie etwas sehr Interessantes an. Ich hatte ja schon die Identitätsfrage erwähnt: Der Norden muss sich die Frage stellen: Wo gehören wir eigentlich hin? Wir sind hier in Afrika, wir sind Afrikaner, aber der Süden, das afrikanische Element - auch kulturell, musikalisch, rhythmisch sehr afrikanisch - hat sich abgespalten. Ein arabischer Staat sind wir aber eigentlich auch nicht und dort gehören wir auch nicht so richtig hin, sind auch nicht unbedingt immer erwünscht, im Nahen Osten als Partner angesehen zu werden. Sodass der Norden sich fragen muss, wo kommen wir da eigentlich in dieser Mischung auf unsere eigene und sehr spezifische Identität? Ich glaube, das ist ein Aushandlungsprozess, der noch ein wenig dauern wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in die eine oder andere Richtung fällt, sondern dass er diese sehr eigenwillige Mischung hoffentlich auch beibehält.
Müller: Wie ist denn das für Sie? Kommen überhaupt noch Leute, um Ihre Angebote im Goethe-Institut zu nutzen oder haben die Sudanesen derzeit ganz andere Probleme?
Kobler: Also, beide Staaten, Nord und Süd, kämpfen gerade gegen massive wirtschaftliche Probleme an. In mehreren Staaten an der Grenze herrschen auch kriegsähnliche Zustände. Natürlich sind dies alles Rahmenbedingungen, die auch unsere Arbeit extrem beeinflussen und nicht immer einfach machen.
Müller: Wie reagieren Sie da programmatisch drauf?
Kobler: Ich denke, es ist ganz wichtig, vor allem in solchen Umbruchszeiten, solchen Zeiten, wo man sich fragt, wo man hingehört und wie man Probleme eines Landes angeht, dass man Räume schafft. Sodass wir unser Institut geöffnet haben für jeden, der sich bei uns bewerben kann in einer Programmreihe in unserem Diwan-Kulturcafé im Institut, wo Künstler sich austauschen können, ein Programm anderen vorstellen können, weil es diese Infrastruktur einfach sehr, sehr wenig gibt und wir als ausländisches, deutsches Kulturinstitut, als Goethe-Institut, natürlich auch ein wenig mehr Freiräume bieten können, um Themen zu diskutieren, um Kultur zu leben und auszustellen. Und diese Auseinandersetzung und dieser Freiraum ist, glaube ich, ganz wichtig. Ein zweites Programm ist unsere Sudan-Film-Factory. Seit zwei Jahren haben wir ein kleines Studio eingerichtet, bilden Filmemacher, junge talentierte sudanesische Filmemacher aus. Es gibt hier ansonsten keine Ausbildung im Land, um über das Medium Film beispielsweise solche Entwicklungen auch zu begleiten und solche Themen dokumentarisch festzuhalten, Geschichten zu erzählen. Und die gibt es hier wirklich zuhauf.
Müller: Können, beziehungsweise wollen Sie eigentlich vermitteln zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, den unterschiedlichen Kulturen? Oder sagen Sie nein, da halten wir uns lieber raus?
Kobler: Ich denke, dass dies immer inhärent ist in Kulturarbeit. Gerade der Austausch, gerade die Kommunikation auf nonverbale Art, zusammen Musik zu machen, den Sudan mit Deutschland zu verbinden, mit Europa zu verbinden und verschiedene Weltsichten auszutauschen, gehört zum Kern unserer Arbeit. Und im Sudan ist er vielleicht noch ein Stück wichtiger, um eben Leute zusammenzubringen und Diskussionen, Diskurse zu führen und nonverbal, gemeinsam Musik zu machen, gemeinsam eine Lesung zu gestalten. In der nächsten Woche kommt Lucy Fricke, eine deutsche Autorin, zu uns beispielsweise und wird gemeinsam mit Autoren aus verschiedenen sudanesischen Regionen hier Lesungen stattfinden lassen in Khartum.
Müller: Vor einem Jahr spaltete sich der Süden des Sudans ab, ein neuer Staat entstand. Über die Auswirkungen auf das kulturelle Leben im Land sprach ich mit Lilli Kobler, sie ist die Leiterin des Goethe-Instituts in Khartum. Haben Sie vielen Dank!
Kobler: Herzlichen Dank, schönen Tag noch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Lilli Kobler: Guten Tag!
Müller: Juba heißt die Hauptstadt des neuen Staates. Wie ist die Lage dort im Süden, wie schätzen Sie das ein?
Kobler: Wie Sie wissen, vor einem Jahr wurde der Südsudan unabhängig, feiert heute ersten Jahrestag. Ein neuer Staat wurde geboren und der Norden verlor damit einen großen Teil seines Landes. Ich würde sagen, dass dies eine große Identitätsfrage hier im Norden vor allem aufgeworfen hat, mit den Südsudanesen, die sich in Massen ja dann aufgemacht haben in den Südsudan. Für die Kulturszene kann man sagen, dass durchaus viele sich aber auch auf den Weg gemacht haben, freiwillig auf den Weg gemacht haben, um sozusagen Aufbauarbeit zu leisten in ihrem Land, in Juba, und damit eine ziemliche Lücke auch hier in die Kulturszene im Norden gerissen haben, die relativ wenig thematisiert wird. Natürlich leben weiterhin viele Südsudanesen hier und viele Fragen, die natürlich von vornherein hätten geklärt werden müssen, sind nicht geklärt, wie Aufenthaltsgenehmigungen, Statusfragen etc., sodass natürlich viel Unklarheit für diese Menschen herrscht, sehr viele aber, wie gesagt, freiwillig und gerne in den Süden auch gegangen sind.
Müller: Interessant ist ja, dass viele Intellektuelle und Kulturmenschen, Kulturarbeiter in Khartum, also im Norden, aus dem Süden stammen. Wie kam das?
Kobler: Also, es war natürlich jetzt jahrzehntelang ein Land, ein Sudan. Gerade in Khartum haben sich Intellektuelle, Künstler, Musiker vor allem jahrzehntelang gegenseitig beeinflusst. Sie lebten hier in Khartum, wo das kulturelle Schaffen zusammenkam, und haben zusammen gearbeitet, zusammen komponiert, und plötzlich trennen sie Tausende von Kilometern. Sie müssen sich vorstellen, zwischen Khartum und Juba gibt es jetzt nicht einmal mehr Flugverbindungen.
Müller: Also ist es natürlich dann schwierig, Kontakte zu halten oder vielleicht sogar schon Projekte zu planen. Wo scheitern Sie denn da schon? Also tatsächlich bereits an der nicht existierenden Telefonverbindung?
Kobler: Beispielsweise! Telefonverbindungen gehen, nachdem die neue Vorwahl sich jetzt durchgesetzt hat, aber es gibt keine direkten Flugverbindungen mehr von Khartum nach Juba, man muss ohnehin über Addis Abeba oder Nairobi fliegen, sodass das Goethe-Institut gesagt hat, wir betreuen Juba mit von Nairobi, behalten natürlich diese Verbindung auch im Auge. Wir versuchen natürlich als Goethe-Institut, Räume zu schaffen für Diskurse und für solche Auseinandersetzungen, und wir haben ein Programm hier, wo wir den Raum einfach bieten für Künstler, sich und ihre Arbeit vorzustellen, sich mit Diskursen oder Themen auseinanderzusetzen. Nun hatten wir eine sehr schöne Veranstaltung im letzten Jahr, wo ein südsudanesischer Musiker sich mit einer nordsudanesischen Gruppe, die jahrelang befreundet waren, zusammengearbeitet haben, sich hier bei uns sozusagen verabschiedet haben. Und das war sehr berührend zu sehen, das war sehr emotional und vielleicht auch traumatisch und wird recht wenig thematisiert.
Müller: Gibt es eigentlich wirklich eine kulturelle Trennung zwischen Nord- und Südsudanesen? Ist es wirklich so einfach zu sagen, im Norden sitzen die islamisch geprägten, ja irgendwie arabischen Menschen, und im Süden, da sind die Schwarzafrikaner christlich geprägt? Ist das so getrennt oder gibt es eher Gemeinsamkeiten?
Kobler: Also, in den westlichen Medien wird dies natürlich oft so sehr schematisch dargestellt. Der Sudan ist ein riesiges Land, war ein riesiges Land, ist immer noch riesig, ein Vielvölkerstaat mit über 100 verschiedenen Ethnien und Sprachen. Und auf meiner Reise im letzten Jahr auch in den Osten zum Beispiel des Sudan und weiter in den Norden habe ich festgestellt, dass der Osten so unterschiedlich von Khartum ist und der Norden, wo die Nubier leben, die sich wieder nach Ägypten hineinziehen, im Osten eher der Einfluss des Roten Meers herrscht, dass mir wirklich bewusst geworden ist, was für ein Vielvölkerstaat dies ist, was für eine Vielfalt in diesem Land herrscht, die man nicht nur auf eine Nord-Süd-Trennung beziehen kann.
Müller: Vor einem Jahr spaltete sich der Süden des Sudans ab, ein neuer Staat entstand. Über die Auswirkungen, über das kulturelle Leben spreche ich mit Lilli Kobler, das ist die Leiterin des Goethe-Instituts in Khartum. Viele sind also in den Süden gegangen. Die Vielfalt scheint dann offensichtlich, was den Norden jedenfalls angeht, ja, sich zu verringern. Muss man sich das wirklich so vorstellen, dass von heute auf morgen oder vielleicht auch in einem längeren Zeitraum plötzlich eine bestimmte Musik nicht mehr zu hören war, bestimmte Geschichten nicht mehr zu lesen waren? Wie haben die Leute das aufgenommen?
Kobler: Also, ich glaube, da sprechen Sie etwas sehr Interessantes an. Ich hatte ja schon die Identitätsfrage erwähnt: Der Norden muss sich die Frage stellen: Wo gehören wir eigentlich hin? Wir sind hier in Afrika, wir sind Afrikaner, aber der Süden, das afrikanische Element - auch kulturell, musikalisch, rhythmisch sehr afrikanisch - hat sich abgespalten. Ein arabischer Staat sind wir aber eigentlich auch nicht und dort gehören wir auch nicht so richtig hin, sind auch nicht unbedingt immer erwünscht, im Nahen Osten als Partner angesehen zu werden. Sodass der Norden sich fragen muss, wo kommen wir da eigentlich in dieser Mischung auf unsere eigene und sehr spezifische Identität? Ich glaube, das ist ein Aushandlungsprozess, der noch ein wenig dauern wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in die eine oder andere Richtung fällt, sondern dass er diese sehr eigenwillige Mischung hoffentlich auch beibehält.
Müller: Wie ist denn das für Sie? Kommen überhaupt noch Leute, um Ihre Angebote im Goethe-Institut zu nutzen oder haben die Sudanesen derzeit ganz andere Probleme?
Kobler: Also, beide Staaten, Nord und Süd, kämpfen gerade gegen massive wirtschaftliche Probleme an. In mehreren Staaten an der Grenze herrschen auch kriegsähnliche Zustände. Natürlich sind dies alles Rahmenbedingungen, die auch unsere Arbeit extrem beeinflussen und nicht immer einfach machen.
Müller: Wie reagieren Sie da programmatisch drauf?
Kobler: Ich denke, es ist ganz wichtig, vor allem in solchen Umbruchszeiten, solchen Zeiten, wo man sich fragt, wo man hingehört und wie man Probleme eines Landes angeht, dass man Räume schafft. Sodass wir unser Institut geöffnet haben für jeden, der sich bei uns bewerben kann in einer Programmreihe in unserem Diwan-Kulturcafé im Institut, wo Künstler sich austauschen können, ein Programm anderen vorstellen können, weil es diese Infrastruktur einfach sehr, sehr wenig gibt und wir als ausländisches, deutsches Kulturinstitut, als Goethe-Institut, natürlich auch ein wenig mehr Freiräume bieten können, um Themen zu diskutieren, um Kultur zu leben und auszustellen. Und diese Auseinandersetzung und dieser Freiraum ist, glaube ich, ganz wichtig. Ein zweites Programm ist unsere Sudan-Film-Factory. Seit zwei Jahren haben wir ein kleines Studio eingerichtet, bilden Filmemacher, junge talentierte sudanesische Filmemacher aus. Es gibt hier ansonsten keine Ausbildung im Land, um über das Medium Film beispielsweise solche Entwicklungen auch zu begleiten und solche Themen dokumentarisch festzuhalten, Geschichten zu erzählen. Und die gibt es hier wirklich zuhauf.
Müller: Können, beziehungsweise wollen Sie eigentlich vermitteln zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, den unterschiedlichen Kulturen? Oder sagen Sie nein, da halten wir uns lieber raus?
Kobler: Ich denke, dass dies immer inhärent ist in Kulturarbeit. Gerade der Austausch, gerade die Kommunikation auf nonverbale Art, zusammen Musik zu machen, den Sudan mit Deutschland zu verbinden, mit Europa zu verbinden und verschiedene Weltsichten auszutauschen, gehört zum Kern unserer Arbeit. Und im Sudan ist er vielleicht noch ein Stück wichtiger, um eben Leute zusammenzubringen und Diskussionen, Diskurse zu führen und nonverbal, gemeinsam Musik zu machen, gemeinsam eine Lesung zu gestalten. In der nächsten Woche kommt Lucy Fricke, eine deutsche Autorin, zu uns beispielsweise und wird gemeinsam mit Autoren aus verschiedenen sudanesischen Regionen hier Lesungen stattfinden lassen in Khartum.
Müller: Vor einem Jahr spaltete sich der Süden des Sudans ab, ein neuer Staat entstand. Über die Auswirkungen auf das kulturelle Leben im Land sprach ich mit Lilli Kobler, sie ist die Leiterin des Goethe-Instituts in Khartum. Haben Sie vielen Dank!
Kobler: Herzlichen Dank, schönen Tag noch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.