Besuch beim Landwirt

Was Kuhmilch wirklich kostet

31:54 Minuten
Kühe essen Heu im Stall
Im Bergischen Land liegt der Hof von Landwirt Udo Däinghaus. Er und seine Familie haben sich bereitwillig über die Schulter schauen lassen bei der täglichen harten Arbeit. © Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
 Von Elin Hinrichsen · 15.05.2022
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Die Preise im Supermarkt für Milchprodukte sind viel zu niedrig und ruinieren die Bauern. Stimmt diese Behauptung? Unsere Reporterin beschließt, den „Heimat-Milchbauern“ zu suchen, dessen fröhliches Gesicht auf ihrer Milchpackung abgebildet ist.
Klimakiller, Tierquäler, Umweltzerstörer und ständig was zu meckern: Landwirte haben in der Gesellschaft einen zunehmend schlechten Ruf. Als ich Udo Däinghaus, den Bauern von der Milchpackung, anrufe und frage, ob ich auf seinem Hof mal hinter die Kulissen gucken darf, habe ich Sorge, dass er abwinkt. Aber nein: Er lädt mich ein. Jetzt – ein paar Tage später – stehe ich auf seinem ordentlich gepflasterten Hof in Marienheide im Bergischen Land.

Morgens um sechs geht es los – jeden Tag

Morgens um sechs Uhr. Udo Däinghaus hat kleine Augen. Er ist gerade dabei, die Melkanlage zum Leben zu erwecken. Ein kräftiger Typ, Mitte 50, dunkle Haare, riesige Hände. Er trägt Gummistiefel und steht im Melkstand, eine Art Vertiefung wie ein Schwimmbecken. Drei, vier Stufen führen hinunter. Noch ist von den Protagonistinnen im Stall nichts zu sehen. Aber um die Kühe, vor allem um deren Milchleistung, dreht sich hier alles.
Däinghaus betreibt einen konventionellen Hof, keine Bio-Landwirtschaft. Er schickt mich in den Stall, das geräumige Areal liegt im ersten Morgenlicht. Die Liegeflächen sind durch Metallbügel getrennt, die 75 Kühe, die er hält, dösen vor sich hin. Im Sommer geht es von hier raus auf die Wiese, und sie können jederzeit wieder reinkommen, wenn ihnen zu warm ist oder wenn´s regnet. Das hat mir Däinghaus erklärt. Es gibt auch Laufgänge in der Mitte, in denen sich die Kühe frei bewegen können.

Die ganze Familie ist am Start

Es kommt nun Bewegung in die Herde, einige Kühe wuchten sich auf die Füße. Dann pladdern sie riesige Fladen auf den Holzboden. Marco Däinghaus, Anfang 20, hilft dem Vater. Er treibt die Tiere langsam aber sicher aus den Liegeboxen und auf das Melkareal zu.
Von der anderen Seite her treibt Claudia Däinghaus weitere Kühe heran. Auch sie, Marcos Stiefmutter, trägt wie alle Gummistiefel, dicke Jacke und eine Wollmütze. Ihr Mann Udo hat jetzt die Euter von sechs Kühen auf Augenhöhe und setzt das Melkzeug an. Eine „automatische Kuh-Erkennung“ liest den Mikrochip am Halsband aus. Er erklärt:
„Hier hat der Computer die Kuh erkannt – Nummer 42 – und nun kann man die Milchmenge ablesen, die sie gibt.“
Fußwellness für Kuh 42: Udo schrubbt ihr vorsichtig die Beine ab. Mit einer Bürste und reichlich Wasser. Überhaupt, diese Wasserschläuche, die hier überall von der Decke baumeln. Ist das warmes Wasser?
Ein Mann mit einer Kuh.
Los geht es bei Sonnaufgang. Marco Däinghaus mit Kuh Luisa.© Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
„Ja, also wir leisten uns schon warmes Wasser.“ Wärmerückgewinnung aus der Milch – er hat vor ein paar Jahren noch mal gut in neue Technik investiert.
Däinghaus melkt zweimal am Tag seine 75 Milchkühe: Betriebsgröße damit genau: Bundesdurchschnitt. Seine Kühe und er machen etwa 1500 Liter Milch am Tag. Weniger darf es nicht sein.
„Jeder Liter zählt, dafür arbeitet man ja – und ist auch ein tolles Nahrungsmittel, unsere Milch."

Milch wird an der Börse gehandelt

Wie viel er pro Liter ausbezahlt bekommt, darauf hat Udo Däinghaus als einzelner Landwirt keinen Einfluss. Zurzeit ist der Erzeugerpreis traumhaft: 44 Cent, Tendenz steigend. Es waren aber auch schon mal nur 22 Cent. Milch ist eine weltweit an der Börse gehandelte Ware – mit einem komplexen System aus Angebot und Nachfrage.
Ich besuche einen Mann, der einen guten Einblick in das Geschehen an der Milchbörse hat: Landwirt Hans Stöcker zeigt mir seinen Betrieb. Einen Teil seiner Arbeitszeit verbringt Stöcker – und deshalb bin ich hier – als Aufsichtsrat von Friesland Campina. Eine der weltgrößten Molkereien, die im Auftrag von mehr als 16.000 Landwirten aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland das Nahrungsmittel Milch in allen Variationen vermarktet.
Nur ein Drittel der deutschen Milch, so erzählt Stöcker, findet sich in den Kühlregalen im Handel wieder – klassisch, als Milch, Joghurt, Käse, Butter. Die anderen zwei Drittel aber gehen zum Beispiel nach Asien.
„Der größte Spieler auf dem Weltmarkt ist mittlerweile China", versichert er. Dort ist der Hunger nach fettreichen Basisprodukten wie Molkenpulver, Milchpulver, Butterpulver riesig. So riesig, dass der Lebensmitteleinzelhandel in Europa, der den Molkereien bislang so übermächtig Preise diktiert hat, gerade seine Verhandlungsposition verliert und alt aussieht, glaubt Stöcker:
„Der Weltmarkt zieht an und jetzt können die Molkereien auch gegenüber dem Lebensmittelhandel sagen: ‘Entweder Du zahlst den Preis, oder die Milch geht weg!` Mit der Konsequenz, dass dann auch mal die Regale leerer sind.“

Nur Zuwachs bringt mehr Geld

Udo Däinghaus, der Landwirt von der Milchpackung, ist zwiegespalten. Dass die Molkerei gerade deutlich mehr Geld auszahlt: einerseits super. Andererseits ziehen auch die Kosten seit Monaten an – und zwar schon vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Also Kraftfutter, Düngemittel, Diesel.
Däinghaus, im Radlader, macht gerade das Milchtaxi. Vorne zwischen den Greifarmen baumelt eine riesige Milchkanne – die Milch einer Kuh, die heute Nacht ein Kalb zur Welt gebracht hat. Während wir unterwegs sind zwischen den Betrieben, erzählt er:
„Also, wir sind schon 20 Jahre in dem Kuhstall am Melken, und dann haben wir den Schritt gewagt und haben gebaut. Es stellt sich irgendwann die Frage, wie geht´s weiter? Wir mussten uns vergrößern, das war der richtige Schritt. Wäre nur schade, wenn´s nur für mich wäre, also für meine Generation.“
Wenn Sohn Marco übernehmen möchte, müssten sie noch mal richtig umbauen und modernisieren – auf noch mehr Zuwachs. Die Bundesregierung plant strengere Tierwohlkriterien und möglicherweise müssen sie schon bald pro Milchkuh mehr Raum anbieten.
Außerdem möchte Marco auf Melkroboter umstellen: Dann brauchen sie zusätzlichen Platz im Stall für eine oder zwei Melkstationen, die die Kühe selbstständig aufsuchen können, wenn ihnen das Euter drückt. Kosten sicherlich mehr als eine halbe Million Euro. Das Milchgeld ist in den vergangenen 20 Jahren mehr oder weniger gleich niedrig gewesen. Immer mal hoch oder runter und im Mittel vielleicht 33, 35, 36 Cent.

Jedes Jahr ein Kälbchen pro Kuh

Claudia Däinghaus´ eigentliche Wirkungsstätte ist der Kälber- und Jungviehstall. Sie übernimmt die Milchkanne, die Udo ihr bringt. Die Milch stammt von einer frisch gebackenen Mutter. Sie hat gerade ein Kälbchen zur Welt gebracht. Mit einem Tauchsieder in Industrieausmaßen erwärmt Claudi die Milch auf 35 Grad.
An der Wand eine Reihe von Einzelboxen, dick mit Stroh eingestreut. In einer davon: ein Kälbchen. Krisseliges Fell, große Augen, lange Beine. Claudia nähert sich. „Das ist heute Morgen geboren, das haben wir jetzt dann hier schon runtergebracht.“
Die Mutterkuh konnte das Kleine ein einziges Mal abschlecken. Besser so, findet Claudia.
„Das ist die Philosophie, die Kälber nicht so lange bei den Müttern zu lassen. Alle denken natürlich, das wäre doch toll – aber wir sehen das anders. Der Trennungsschmerz ist einfach weniger, wenn es schnell wegkommt.“
Eine Frau sitzt mit einem Kälbchen im Stroh und füttert es.
Claudia Däinghaus mit dem neugeborenen Kälbchen. Die Bäuerin wartet, bis der Saugreflex einsetzt. © Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
Statt also Milch direkt bei der Kuh zu saufen, bekommen die Kälber sie in Eimern mit Nuckeln serviert. Das Neugeborene liegt als einziges richtig weich im tiefen Stroh. Claudia sitzt am Rand der Einzelbox mit dem Nuckeleimer in der Hand, das Kälbchen im Arm. Es kommt so langsam auf den Geschmack mit der Milch. Manchmal dauert es 15, 20 Minuten, bis der Saugreflex einsetzt. Sie wartet dann einfach und bleibt geduldig am Ball.
Claudia Däinghaus versorgt jährlich etwa 75 Neugeborene auf dem Hof – von jeder Milchkuh in jedem Jahr eines. Kühe, die Milch geben sollen, müssen einmal im Jahr ein Kalb kriegen. Sonst werden sie trocken und damit unrentabel für den Landwirt.
Die Kälber sind also notwendig, um den Milchviehbetrieb am Laufen zu halten. Die hierbleiben auf dem Hof und sollen in zweieinhalb Jahren die Milchkuhherde ergänzen. Sie sehen gesund aus und munter.
Ihre Zeit, ihre Mühe, ihr Einsatz – wird der gewürdigt – oder gar bezahlt? Claudia lacht.
"Wenn ich das gegenrechnen würde: nein, ein ganz klares Nein. Da braucht man gar nicht überlegen, da muss man schon Spaß dranhaben. Und wenn man den nicht hat, dann lässt man am besten direkt die Finger davon.“
Durch die Kälber, die sie nicht auf dem Hof behalten können, lässt sich auch kaum Einkommen erzielen, erfahre ich von Claudia.
„Für die Bullen, da hat man noch ein bisschen mehr Geld, die Mädchen, da kriegt man momentan fünf bis zehn Euro, manchmal nichts.“

Eine einzelne Person melkt 100 Kühe die Stunde

Der Milchbörsenexperte Hans Stöcker setzt in seinem eigenen Betrieb auf Spezialisierung, Wachstum und Modernisierung. Im Laufe der Jahre hat er den elterlichen Betrieb von 30 Milchkühen im Anbindestall auf 180 Kühe freilaufend in einer luftigen Laufstall-Landschaft erweitert – im Sommer mit Weidegang. Artgerechte Haltung, vorbildlich. Wir stehen vor dem Melkstand. Blitzender, blinkender Edelstahl.
Ein Bauer repariert eine Kuhtränke.
Investitionen lohen sich nur, wenn die nächste Generation einen Betrieb auch weiterführt, sagt Hans Stöcker.© Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
„Das ist ein Doppel-Zwölfer Melkstand Side-by-Side mit Schnellaustrieb: Die Kühe kommen von da hinten rein, gehen direkt danach nach außen weg.“ Optimierte Bauweise, modernste Technik. In diesem Melkstand kann eine einzelne Person 100 Kühe die Stunde melken – das ist richtig viel und für Familienbetriebe wie den von Hans Stöcker eine echte Wachstumschance.
„Der ist 2010 gebaut, da kann man sagen, der ist zur Hälfte bezahlt. Das ist eben auch im Familienbetrieb – solche Investitionen kann ich nur machen, wenn auch die Nachfolge gesichert ist. Denn die meisten Investitionen, die wir so langfristig machen, muss der Nachfolger bezahlen und wenn der aufhört, setze ich viel, viel Geld in den Sand.

Zweites Standbein ist notwendig

Die Milcherzeugung in den Betrieben kostet seit Jahren mehr Geld, als sie einbringt. Wie also geht das mit dem Investieren? Ich besuche ein weiteres Landwirtpaar auf ihrem Hof; gut bewacht von ihrer Hüte-Hündin. Auch Markus, 60, und Annette Theunissen, 59 Jahre alt, kennen das Auf- und Ab des Milchpreises, erzählen sie bei einer Tasse Kaffee an dem kleinen Tisch mit Eckbank in ihrer Küche.
Einer der Tiefpunkte der Milchwirtschaft war das Jahr 2009. Das Milchgeld dümpelt damals bei 22, 23 Cent pro Kilo. Mit jedem Tropfen Milch machten die Landwirte mehr Minus als je zuvor. Die beiden erinnern sich.
„Da hatte man noch so ein Festgeldkonto, wo immer so eine Rücklage drauf war und man musste jeden Monat was zurückbuchen, um die Rechnungen zu bezahlen. Sprich, man wusste bei jedem Banking wieder, man hat umsonst gearbeitet bzw. das hat sogar noch Geld gekostet!
Ein älterer Herr steht mit einer Kuh in einem Gehege.
2009 hat Landwirt Theunissen nur die Rinderzucht vor dem Bankrott gerettet. © Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
Da hatte man im Monat zehn bis 11.000 Euro, was sich viel anhört, aber gleichzeitig kam die Rechnung vom Lohnunternehmer im Monat Mai, wo man immer am meisten mit Mähen und Silage fahren an Arbeit hat, die ging dann Richtung 14.000 Euro. Dann noch die Berufsgenossenschaft, die Altersvorsorge, die Krankenversicherung und das normale Leben geht auch weiter und der Tierarzt will auch sein Geld haben, das war wirklich so, dass die Reserven wieder zusammenschrumpften.“
Was sie damals gerettet hat: Ihr zweites Standbein, die Zucht. Die Preise für Jungkühe, die ihr erstes Kalb geboren haben, ziehen damals an. Statt 1100 Euro zahlt der Markt plötzlich 1800 Euro für solch ein Milch gebendes Tier – weil viele Landwirte ihre Herden aufstocken und hoffen, über ein Mehr an Milch irgendwie besser klar zu kommen. Genau in dem Jahr haben die Theunissens zufällig 37 solcher Rinder über.
„Und das passte wie die Faust aufs Auge und wir konnten die für mehr als 2000 Euro das Stück verkaufen“

Die zwölfte Generation macht weiter

Ein zweites Standbein, um über die Runden zu kommen als Milchviehbetrieb – um das Defizit aus Ertrag und Kosten abzufedern; und um sich womöglich einen Notgroschen auf die hohe Kante zu legen. Auch Udo Däinghaus, der Landwirt von der Milchpackung, hat es so gemacht, nur ist er seinen ganz eigenen Weg gegangen.
Er kann gut schweißen und löten. Er hat nach der Schule eine Ausbildung zum Kessel- und Behälterbauer gemacht. In der Industrie findet Udo gute Arbeit und verdient gutes Geld. Nebenbei und wann immer es geht, hilft er seinem Vater auf dem Hof.
„Man will eben in der elften Generation auch gerne die Tradition weiterführen. Und – man muss es ganz klar sagen – es ist ja auch eine Existenz. Es ist ja nicht unmöglich, die Milchwirtschaft zu machen.“
Es wird nur immer noch schwieriger. Vater und Sohn treffen die Entscheidung für den neuen Stall am Dorfrand damals – Udo baut ihn, in Eigenleistung. 2005 übernimmt er den Hof und jetzt – fast 20 Jahre später – planen sie den Übergang in die zwölfte Generation.
Drei Männer beim Pfähle setzen auf einem Stück Land.
Man müsse da Bock draufhaben, sagt Marco Däinghaus (r.). Hier mit Vater Udo Däinghaus.© Deutschlandradio / Elin Hinrichsen
Auch Marco hat – wie sein Vater – nach der landwirtschaftlichen eine weitere Ausbildung absolviert. Auch er will erstmal ordentlich Geld scheffeln in diesem Beruf; um es sich in ein paar Jahren leisten zu können, den Hof weiterzuführen. Marco liebt seine Kühe.
"Ja, man muss da Bock draufhaben, auf jeden Fall. Aber ich würde es ein bisschen anders machen als der Papa. Der mag ja seinen Melkstand ziemlich gerne, ich bin da nicht so der Freund von – ich war jetzt zwei Jahre auf Roboterbetrieben und man hat schon viel Zeit auch für andere Sachen, also.
Auf meinem letzten Betrieb, wo ich war, da habe ich sonntags abends den Stall komplett alleine gemacht, bei doppelter Tierzahl, alleine, während die hier zu Hause für den Stall genauso lange gebraucht haben, zu zweit oder zu dritt. Man hat dadurch viel Zeit für andere Dinge.“

"Es war Herzblut"

Einen Nachfolger für den Hof. Den hätten sich auch Annette und Markus Theunissen gewünscht – die beiden Rinderzüchter. Sie haben zwei Kinder. Einen Sohn und eine Tochter.
„Es wurde oft Landwirtschaft am Familientisch thematisiert. Warum ist jetzt wieder der Milchpreis runter, wieso müssen wir so viel arbeiten, wieso halten wir jetzt noch 20 Kühe mehr und haben noch mehr Arbeit, nur um den niedrigen Preis aufzufangen?"
Zehn bis zwölf Stunden Arbeit am Tag für einen deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegenden Lohn – und in Urlaub fahren geht nur, wenn sie eine Ersatzperson für die Hofarbeit finden und für die Betreuung der Kühe und Jungtiere – das wollten sich die Kinder nicht antun. Also haben die Theunissens vor einem Jahr aufgehört mit Melken. Ein schwerer Schritt – es war ein dunkler Tag, an dem die Milchkuhherde zu einem Nachbarbetrieb umzieht. Annette Theunissen begleitet die Tiere damals in den neuen Stall.
„Da waren ältere Kühe bei, mit denen hatte man jahrelang mit gearbeitet – das war Herzblut. Wie gute Mitarbeiter und die ein oder andere auch ein bisschen mehr. Und ich sag mal, wenn einer irgendwann mal in Rente geht und seinen Arbeitsplatz aufgibt, da wird er vielleicht auch wehmütig.“
Ihr kommen die Tränen. Immerhin, es gibt noch – oder besser gesagt – wieder Tiere auf dem Hof. Markus Theunissen, der ehemals selbständige Landwirt, ist zum Dienstleister geworden. Im Auftrag zweier Kollegen kümmert sich der 60-Jährige um deren Nachzucht. Der schwankende Milchpreis? Macht den Theunissens keine Sorgen mehr.

Wer aufhört, der macht das für immer

Udo Däinghaus, der Landwirt von der Milchpackung in meinem Supermarkt, ist mit seinem Radlager am Silo-Schneiden. Futter für seine Kühe. Bis jetzt, sagt er, seien alle elf Hofgenerationen noch irgendwie durch jede Krise durchgekommen. Man muss dranbleiben, findet er. „Wenn man die Türen zumacht, sind sie zu – für immer. Mein Sohn hat jetzt diese Möglichkeit – aber zumachen kann man jeden Tag. Er soll´s wenigstens probieren.“
Marco ist im Melkstand in eine Art Flow geraten. Die Arbeit geht dem künftigen Hofnachfolger flott von der Hand, die Kühe machen gerne mit. Seit einem Jahr hat Marco eine Freundin. Auch sie kommt aus der Landwirtschaft.
„Ich hoffe natürlich, dass ich das dann irgendwann weitergeben kann an die nächste Generation. Wenn das weiter gut läuft und auch wirtschaftlich ist.“
Nummer 72 pladdert. Louisa, Marcos Lieblingskuh. Sie ist genauso ruhig und zuversichtlich wie er.

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