Landung in Uganda
Am Morgen des 4. Juli 1976 gelang israelischen Elitesoldaten die Befreiung von 100 Geiseln, die zuvor als Passagiere eines Air-France-Flugzeuges von palästinensischen Terroristen entführt worden waren. Angesichts der Landung einer Militäreinheit in einem souveränen Staat erntete Israel international Kritik.
"Ich sehe die Operation von Uganda, von Entebbe, als ein Symbol an. Ich glaube in aller Bescheidenheit und Demut, dass wir in dem Kampf gegen den Terrorismus doch vielleicht einigen den Weg gewiesen haben."
Yohanan Meroz, Botschafter Israels in der Bundesrepublik, hatte im Sommer 1976 Mühe, einen militärischen Handstreich als zukunftsweisende Strategie zu verteidigen: Mit einem Luftlandeunternehmen war es israelischen Elitesoldaten in den frühen Morgenstunden des 4. Juli 1976 gelungen, 100 jüdische Geiseln zu befreien. Die Passagiere der Air France waren auf dem Flug von Athen nach Paris von palästinensischen Terroristen entführt und nach Uganda verschleppt worden. Dort, im Transitgebäude des Flughafens Entebbe, wähnte sich das achtköpfige Entführerkommando in Sicherheit: Die Terroristen mussten weder Polizei noch Armee des mit den Palästinensern sympathisierenden Diktators Idi Amin fürchten.
Aber auch auf internationaler politischer Ebene hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Israel auf dem Territorium eines souveränen Staates mit einer immerhin 100 Mann starken Militärtruppe eingreifen würde. Im "Monitor"-Interview mit Rudolf Rohlinger erfuhr Botschafter Meroz, was Israel an Konsequenzen auf internationalem Parkett zu gewärtigen hatte:
"Eine Kostprobe dessen, was Israel bevorsteht, gab - wenn ich nicht irre - der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim, als er in Kairo von einer flagranten Aggression gegen einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen sprach."
Nicht nur der später durch seine Nazi-Vergangenheit belastete Waldheim wollte Israel auf die Anklagebank bringen, auch ein linker Autor wie Carl Guggomos brachte in der Zeitschrift "konkret" gewichtige Argumente gegen Israel in Stellung:
"Wenn die staatlichen Organe oder ein ganzer Staat den Gangstern in Gangstermanier begegnen, verliert der Staat seine Legitimation. Israel hat es mit internationalem Recht und Gesetz nie so pingelig gehalten, musste sich dafür freilich gefallen lassen, nicht als Hort der Freiheit und des Rechtes angesehen zu werden."
Angesichts der Toten - darunter etwa 20 ugandische Soldaten - bezeichnete Guggomos es als zynisch, dass vom "glücklichen Ausgang des Geiseldramas" die Rede war. Auf gleich lautende Vorwürfe antwortete Botschafter Meroz im "Monitor"-Interview:
"Es tut uns um jedes Menschenleben leid, das gilt für drei Geiseln, das gilt für einen Offizier der israelischen Streitkräfte, das gilt auch für ugandische Soldaten. Es war keine kriegerische Handlung, es war eine militärische Handlung, die auf dem Recht des Selbstschutzes und der Selbstverteidigung beruhte, auf nichts anderem."
Ganz gezielt hatten die Entführer in Entebbe unter 250 Fluggästen israelische und jüdische Geiseln ausgewählt, alle anderen Passagiere und die Besatzung sollten nach Paris zurückkehren. Eine französische Nonne, die sich im Tausch für eine israelische Geisel angeboten hatte, wurde von ugandischen Soldaten mit Gewalt zum Rückflug gezwungen. Ebenso wie seine Bürger sollte auch der Staat Israel isoliert werden.
Für die Bundesrepublik wurde die Entführung endgültig zum Politikum, weil zwei Mitglieder der "Revolutionären Zellen", Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse, dem Palästinenserkommando angehörten. So standen also in Entebbe zwei Deutsche sozusagen an der Rampe und "selektierten" jüdische Flugpassagiere. Der Gedanke an Auschwitz lag nahe, wurde in der israelischen Öffentlichkeit allerdings durch den Jubel über ein erfolgreiches "Kommandounternehmen" übertönt. Dieses Triumphgefühl prägte auch diverse Hollywoodfilme, die den Militäreinsatz mit "action" geladen in Szene setzten. Als ganz realer Held der Befreiungsaktion wurde in Israel ein Oberst gefeiert, der in Entebbe gefallen war. Sein Name: Jonathan Netanjahu. Der Kommandeur einer Eliteeinheit war der ältere Bruder des Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Netanjahu, den nicht zuletzt diese Schockerfahrung bewog, in die Politik zu gehen. Als israelischer Ministerpräsident konservierte er in den 90ern eine Haltung, die Botschafter Meroz im Sommer 1976 umrissen hatte:
"Wir haben bedauerlicherweise die Erfahrung, dass die Vereinten Nationen aus unserer Sicht im besten Fall eine Öffentlichkeitstribüne sind, sie ist unter keinen Umständen für uns und aus unserer Sicht ein Tribunal."
Yohanan Meroz, Botschafter Israels in der Bundesrepublik, hatte im Sommer 1976 Mühe, einen militärischen Handstreich als zukunftsweisende Strategie zu verteidigen: Mit einem Luftlandeunternehmen war es israelischen Elitesoldaten in den frühen Morgenstunden des 4. Juli 1976 gelungen, 100 jüdische Geiseln zu befreien. Die Passagiere der Air France waren auf dem Flug von Athen nach Paris von palästinensischen Terroristen entführt und nach Uganda verschleppt worden. Dort, im Transitgebäude des Flughafens Entebbe, wähnte sich das achtköpfige Entführerkommando in Sicherheit: Die Terroristen mussten weder Polizei noch Armee des mit den Palästinensern sympathisierenden Diktators Idi Amin fürchten.
Aber auch auf internationaler politischer Ebene hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Israel auf dem Territorium eines souveränen Staates mit einer immerhin 100 Mann starken Militärtruppe eingreifen würde. Im "Monitor"-Interview mit Rudolf Rohlinger erfuhr Botschafter Meroz, was Israel an Konsequenzen auf internationalem Parkett zu gewärtigen hatte:
"Eine Kostprobe dessen, was Israel bevorsteht, gab - wenn ich nicht irre - der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim, als er in Kairo von einer flagranten Aggression gegen einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen sprach."
Nicht nur der später durch seine Nazi-Vergangenheit belastete Waldheim wollte Israel auf die Anklagebank bringen, auch ein linker Autor wie Carl Guggomos brachte in der Zeitschrift "konkret" gewichtige Argumente gegen Israel in Stellung:
"Wenn die staatlichen Organe oder ein ganzer Staat den Gangstern in Gangstermanier begegnen, verliert der Staat seine Legitimation. Israel hat es mit internationalem Recht und Gesetz nie so pingelig gehalten, musste sich dafür freilich gefallen lassen, nicht als Hort der Freiheit und des Rechtes angesehen zu werden."
Angesichts der Toten - darunter etwa 20 ugandische Soldaten - bezeichnete Guggomos es als zynisch, dass vom "glücklichen Ausgang des Geiseldramas" die Rede war. Auf gleich lautende Vorwürfe antwortete Botschafter Meroz im "Monitor"-Interview:
"Es tut uns um jedes Menschenleben leid, das gilt für drei Geiseln, das gilt für einen Offizier der israelischen Streitkräfte, das gilt auch für ugandische Soldaten. Es war keine kriegerische Handlung, es war eine militärische Handlung, die auf dem Recht des Selbstschutzes und der Selbstverteidigung beruhte, auf nichts anderem."
Ganz gezielt hatten die Entführer in Entebbe unter 250 Fluggästen israelische und jüdische Geiseln ausgewählt, alle anderen Passagiere und die Besatzung sollten nach Paris zurückkehren. Eine französische Nonne, die sich im Tausch für eine israelische Geisel angeboten hatte, wurde von ugandischen Soldaten mit Gewalt zum Rückflug gezwungen. Ebenso wie seine Bürger sollte auch der Staat Israel isoliert werden.
Für die Bundesrepublik wurde die Entführung endgültig zum Politikum, weil zwei Mitglieder der "Revolutionären Zellen", Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse, dem Palästinenserkommando angehörten. So standen also in Entebbe zwei Deutsche sozusagen an der Rampe und "selektierten" jüdische Flugpassagiere. Der Gedanke an Auschwitz lag nahe, wurde in der israelischen Öffentlichkeit allerdings durch den Jubel über ein erfolgreiches "Kommandounternehmen" übertönt. Dieses Triumphgefühl prägte auch diverse Hollywoodfilme, die den Militäreinsatz mit "action" geladen in Szene setzten. Als ganz realer Held der Befreiungsaktion wurde in Israel ein Oberst gefeiert, der in Entebbe gefallen war. Sein Name: Jonathan Netanjahu. Der Kommandeur einer Eliteeinheit war der ältere Bruder des Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Netanjahu, den nicht zuletzt diese Schockerfahrung bewog, in die Politik zu gehen. Als israelischer Ministerpräsident konservierte er in den 90ern eine Haltung, die Botschafter Meroz im Sommer 1976 umrissen hatte:
"Wir haben bedauerlicherweise die Erfahrung, dass die Vereinten Nationen aus unserer Sicht im besten Fall eine Öffentlichkeitstribüne sind, sie ist unter keinen Umständen für uns und aus unserer Sicht ein Tribunal."