Landgang Städte-EXTRA

Erst sollte die Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen, nun soll ganz Deutschland auf einer 48,8 x 48,8 cm kleinen Pappe Platz haben. Ja, sie liegen richtig, es ist das Spiel, wo man sich mit viel Spielgeld Straßen und Häuser kaufen kann.
Konnte, denn ab Mitte September sollen die Straßen deutschen Städten weichen. Die Würfel, welche Städte es auf das neue Brett geschafft haben, sind gefallen. Und während die Frage, welche Stadt denn nun auf welchem Feld (billige Badstraße oder Edelmeile Schlossallee?) landen wird, die Spieler landauf und landab bewegt, gibt der Landgang Städte-EXTRA seine finale Platzierung bekannt. Nur das sei noch gesagt: Auch für den bisherigen Parkplatz und den Knast gibt es bei uns Empfehlungen. Ja, ja, Deutschland deine Städte.

Wegen der Immobilienkrise wird ein bekannter Immobilienanbieter die Straßennamen auf seinem Brettspiel löschen. Badstraße bis Schloßalle war mal, Chemnitz bis Jena wird sein. Das Spiel ist von Pappe, 40 Spielfelder wie gehabt, jeder Spieler will der reichste Immobilienbesitzer werden. In ein paar Tagen wird der Hersteller, der das Monopoly auf das Spiel hat, die Straßen- mit Städtenamen überkleben. Die Würfel sind gefallen. Die Städte, die es auf die Pappe geschafft haben, sind bekannt. Aber welche Stadt landet auf welchem Feld? Hier unsere finale Platzierung.

Badstraße tritt Berlin bei,
Ereigniskarte: Bonn ist raus,
Bahnhof – Endstation Hamburg,
Frei Parken in der Staustadt Stuttgart,
Gehen Sie in das Gefängnis Wiesbaden,
und: Schloßallee weicht München, dem Original.

Die Badstraße ist Berlin beigetreten. Seit knapp 15 Stunden ist die Grenze von der Badstraße nach Berlin geöffnet. Um 22.30 Uhr wurde der Übergang geflutet. Zig Tausende sind von der Badstraße nach Berlin geströmt. Die Badstraßener wollen das neue Spielgeld. Die Badstraße und Berlin, sie sind vereint. Keine Kontrollen, keine Stempel mehr, jetzt entscheidet der Würfel. Jeder hat das Glück in seiner Hand. Freudentaumel - Stimmen von ehemaligen Bewohnern der Badstraße, jetzt Berlin. Unser Sonderberichterstatter hat die Begeisterung in sich aufgenommen.

Badstraße tritt Berlin bei
Von Claus Stephan Rehfeld

"Hörn se mir bloß uff mit diesem Verein. Ick hab die Schnauze voll davon! Schön’ Tach noch."

Nein, das nicht. Das andere Einspiel … mit die Begeisterung über den Beitritt.

"Oh Gott, das muss gegen 21 Uhr gewesen sein."

Da fiel der Schlagbaum, nein, anders: da ging er hoch.
Gegen 18.57 Uhr war Schabowski-Günter gestern mit der Neuigkeit rausgerückt vor die lokalen Medien hier.

Schabowski: "Das tritt nach meiner … Kenntnis … ist das sofort … unverzüglich."

Freudentaumel bei die Politiker von die Badstraße und von Berlin.

Und denn hatte die Straße, die Badstraße das Sagen. Die Badstraßener waren sprachlos vor Freude.

Mann: "Vorhin haben sie noch einzeln durchgelassen, jetzt konnten wir alle. Jetzt alle. Ohne Kontrolle, ohne alles, habe nicht mal meinen Ausweis dabei."

Aus dem Volk der Berliner kam der Vorschlag, die Mauer als neues Wahrzeichen wieder aufzubauen - Einkaufstüte für Einkaufstüte. So wie damals, so als Gedenken an den Einkaufsspaziergang von November 89. Mitglieder der Volkssolidarität packten sofort an.

Das sind sie, unsre Neu-Berliner, die aus die ehemalige Badstraße.

Mann: "Wir haben sowjetischen Sekt mitgebracht … aus der DDR."

Geld haben sie keins flüssig. Fast keins. Genauso wenig wie die echte Freude über den Umtauschkurs von Badstraßenmark in Geld der Berliner Spielbank. Musst mal sacken lassen: 12:1, Meister, 12:1.

Mann: "Erschreckend, einfach erschreckend."

Der Wert der hiesigen Währung erfährt wenig Wertschätzung von die Leute von die ehemalige Badstraße.

Mann: "Na ausgeben, verfressen."

Freudvolle Mienen bei die jedenfalls, die det Begrüßungsgeld krallen konnten.

Mann: "Ananas, Apfelsinen. Und das Bier muss man erst mal probieren."

Na ein paar haben schon probiert.

Betrunkener: "Prost meine Herren! Prost, meine Herren! Prost, du Sack!"

Die Badstraße – jetzt mit Berlin auf immer vereint.

Reuter: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt! Und erkennt …"

… Begeisterung, pure Begeisterung über die Wende … zum Guten.

Mann: "Ach, davon will ick überhaupt nischt wissen. Nee! Dat ist allet Scheiße! Na, wieso, naa!"

Frau: "Wollen Sie noch etwas trinken?"

Nee, det andere Einspiel, das mit die Öffnungszeiten ab heute.

Genscher: "Es werden heute geöffnet 18 Uhr die Übergänge Glienicker Brücke und Marlow."

Ein Volk der Auto-Didakten stand auf und fuhr los, gestern. Kam aber nicht weit … die Staumeldungen aus der ehemaligen Badstraße sind Klasse.

Mann: "Die Leute schieben und drängeln. Siehst ja, der Bus ist voll und die haben keine Chance da. Ick rüber und vorbei und det ist total verschärft."

… man will es gar nicht glauben.

"Hörn se mir bloß uff mit dem Verein. Ick hab die Schnauze voll davon! Schön’ Tach noch."


Ereigniskarte: "Bonn ist raus!"
Von Ulrike Timm

Die Ereigniskarte sagt uns: "Bonn ist raus. Sie verschwinden im Bermuda-Dreieck des Elends und des Vergessens." Nun, das Volk auf der Spielstraße hat abgestimmt, Bonn hat nicht den Sprung auf das Spielbrett geschafft, geht ohne Besitzrechtkarte aus – wie damals bei der Hauptstadt-Entscheidung. Und wie dunnemals bei der Bonn-Berlin-Debatte im Bundestag: Bestürzung, Wehklagen in der vormalig provisorischen Bundeshauptstadt. Die Reaktionen dieser Tage erinnern stark, sehr stark an den 20. Juni 1991. Raus für Bonn.

"Aus, aus, aus! Aus! Das Spiel ist aus!"

"Ich bin für Bonn und nicht für Berlin. Ich bin für Bonn!"

"Dat is nich nötig, Berlin darf nit werden!"

Ist es aber.

"Immer das gleiche. Ich habe das nicht erwartet, nicht in dieser Deutlichkeit!"

Geschlagen von Berlin. Aber das sagten wir ja schon. Die Wunde ist wieder aufgerissen. Gefasst trat der damalige Oberbürgermeister von Bonn, Daniels, vor das Mikrofon.

Daniels: "Diese Entscheidung ist ein schwerer Schlag für Bonn!"

Bonn bleibt auf Start, nicht einmal für die Badstraße hat es gereicht.

"Die Wohnungen werden leer stehen, die Häuser werden leer stehen, wat machen wer denn nu?"

Frau: "Ich hab die Mutter Spree in ihrem Bett gesehen! – Können se sich da watt drunter vorstellen? Nix, gar nix? Ganze deutsche Liedgut müssen sie sich ansehen, es gibt nur fünf deutsche Lieder, die nicht vom Rhein handeln, alles andere ist nur am deutschen Rhein!"

Dass die Provinz der Gewinner auf dem Brett ist, abgesehen von Bonn natürlich, … : Deutschland-Stadt Jena, Möchtegern-Metropole Mannheim. Aufregung hierorts und allenthalben. Wenig Trost für betretene Gesichter. Münster, Halle, Regensburg und Aachen heißen die wahren Sieger.

"Mer hatte doch welche, wo sind se?"

Nirgends. Kein Stimmzettel nirgends für Bonn. Rücke vor bis Chemnitz!

"Mer haben datt nicht gut geheiße, aber watt wolle se machen!"


Bahnhof – Endstation Hamburg
Von Knut Benzner

Lokalpatriotismus – nur in Münchner Wirtschaften und Hamburger Kneipen reift dieses Wort zu seiner wahren Bedeutung. Andere Landeshauptstädte wie Dresden, Potsdam und Hannover saufen da regelrecht ab. Orte, mit denen keiner spielen will. Nicht mal die Benutzer deutscher Bahnhöfe. Die votierten für Hamburg. Vor allem die Lokalpatrioten da oben im Norden stimmten für ihr Bahnhofsviertel. Wir ahnen, warum. Unser Lokalreporter auch.

"Ich komm’ aus Bielefeld und will nach Brem’ weiterfahren."

"Mit zwei Kindern."

"Ist das hier der Hauptbahnhof?"

Der Hauptbahnhof: 1906 eröffnet. Ein architektonisches Zitat des Palais des Machines der Pariser Weltausstellung 1889, monumental für seine Zeit und repräsentativ.

"Ich hab’ gehört, das ist der meist gefragte Bahnhof Deutschlands."

450.000 Reisende pro Tag. Höchste Bahnhofskategorie.

"Wo ist denn hier die Wandelhalle?"

Na im Nordsteg. Die neue Wandelhalle bitte! 1991 eröffnet.

"Meine Bekannten haben mir erzählt, dass man hier auch allerlei einkaufen kann und essen."

Der eindrucksvolle Blick von der Empore auf der Galerieebene in die große Gleishalle bietet zusätzliche Anreize.

"Wo ist denn der Body-Shop?"

Ja, wo denn?

"Und wo ist denn die Würstchenbude?"

Ein Würstchen etwa für das Kind?

"Ha’m die denn auch kein’ Informationsschalter hier? Ich brauch’ doch noch die Fahrkarte für Brem’."

Die Dame hat nicht durchgelöst.

"Zurückbleiben bitte."

"Den Hauptbahnhof hatte ich mir eigentlich viel größer vorgestellt."

Wahrscheinlich ist die Dame falsch.

"Der Hamburger Bahnhof liegt doch in der Wallanlage, der ist doch in den Graben eingebaut."

Und was sieht man: Die Elbe! Falsch gelandet.

"Wo bin ich? An den Landungsbrücken?"

Auf St. Pauli. S-Bahnhof. Nichts als Schiffe und Barkassen, Hafentor, Pegelturm und Jugendherberge. Oder war etwa der Hamburger Bahnhof in Berlin gemeint?


Frei Parken in der Staustadt Stuttgart
Von Wolfgang Zöller

Stuttgart bekommt den Parkplatz zugewiesen. Wie im Leben, so im Spiel. Dies teilte uns - unter dem Zeichen der Vertraulichkeit - unser Informant mit. Er fristet sein Dasein unter dem Stamme der Auto-Didakten, also in Stuttgart. Dort werden derzeit die Schilder "Weg von meine Ausfahrt" und "Ich habe Vorfahrt" sowie "Überholspur" – sie werden alle demontiert. "Freie und Staustadt Stuttgart" wird das vormalige Parkplatz-Spielfeld nun zieren.

"Im Anfang war das Auto" – dieses bekannte Wort von ganz OBEN wurde in Stuttgart konsequent gepredigt und gelebt. Der Stau wird hierorts auch "Prozession" genannt.

Da, wo das Wägele steht, da parkt es nun. In der Garage, am Straßenrand, auf der dritten Überholspur. Überall Parkgenehmigungen. Parkuhren entfallen, Politessen versorgen die Stau-Teilnehmer mit neuesten Stauinformationen.

Früher ging bei einem Stau nichts mehr, jetzt fährt nichts mehr. Er kann und soll sich nicht mehr auflösen – er ist ein Ereignis, ein Event. Fluchten dazumal die Betroffenen, so stimmen sie heute Lobeshymnen an. "Auf de schwäbsche Autobahne gibt’s gar viele Haltstatione".

Ja, Hupkonzerte erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Gruppen, die in ihren Ausmaßen an die beliebten Fischerchöre erinnern, bilden sich spontan und gehen – auf den Tankkanister schlagend – zur nächsten Zapfsäule, damit wenigstens die Klima- und die Stereoanlage laufen können.

Der erste Jahrestag des ersten Dauerstaus war noch ein Gedenktag, der zehnte schon ein gesetzlicher Feiertag. Jetzt stauen sich die Gedenktage in Stuttgart.

Die Lage der Stadt im Talkessel - ein gewaltiger Vorteil. Der fehlende Autobahnring um die Stadt ebenfalls. Real existierende Autobahnen leiten den Verkehr direkt in die Stadt. Jeder kann sich seine Staustelle aussuchen.

Der Güterverkehr wurde auf die Straße verlegt. Lastkraftwagen im Stau werden von Passanten mit Beifall bedacht, Esspakete werden gereicht.

Für alle Fälle hat Stuttgart – als einzige Stadt in Europa – zwei große Automobilfirmen angesiedelt. Und diese liefern im Minutentakt neue Autos, sollte der vollendete Stau irgendwo Auflösungserscheinungen zeigen. Liefersicherheit wurde der Stadt zugesagt. Gruppenfahrten in den Stau sind damit möglich. Die Bestellungen häufen sich.

Der vollendete Stau wurde schon mehrfach geprobt und landesweit als Feier übertragen. Durchschnittsgeschwindigkeit: knapp ein Stundenkilometer. Es gab Kritik.

Das Volk setzte sich mit einem riesigen Stau-Korso durch. Es forderte die offizielle Ausrufung der "Stau- und Parkstadt Stuttgart" hier und heute. Stuttgart dürfe sich da nicht von der Überholspur abdrängen lassen.


Gehen Sie in das Gefängnis Wiesbaden
Von Hans Peter Betz

Die heftige Zuneigung zwischen Meenz und Wiesbaden ist bekannt, weil von tiefer Stammesliebe geprägt. Also traten die Meenzer Spieler bescheiden zurück und ließen Wiesbaden den Vortritt. Das tut der Meenzer gegenüber denen aus Wiesbaden bekanntlich sehr ungern - außer beim Knast. Auf dem Knastfeld soll also fürderhin Wiesbadens Konterfei prangen. Das Meenzer Loblied auf Wiesbaden rührte uns so sehr, dass wir es gerne zu Gehör bringen.

Ich hätte mich so gefreut, wenn das Gefängnis nach Wiesbaden benannt worden wäre. Jawohl das Gefängnis! Das wäre doch klasse gewesen!

Ich hätte mich vor Lachen in den Rhein gestürzt, wenn es geheißen hätte:
"Gehe nicht über Los, ziehe nicht 5 000 Euro ein!
Gehe direkt über Berlin und München nach Wiesbaden in den Knast!"
Wenn sowas bei dem Spiel möglich wäre, dann wären sogar wir Mainzer bereit dabei mitzuspielen. Denn ich will Ihnen mal was sagen: Wir Mainzer spielen dieses Spiel, bei dem es nur um´s Geld geht, normalerweise ja überhaupt nicht. Nein! Das ist nämlich nix für unser Naturell!

Dieses Raffzahnspiel um Straßen, Häuser und Hotels lehnen wir ab als typisches Produkt des habgierigen Kapitalismus. Da geht es immer um einen Haufen Kohle, um Moneten, um Penuntzen, alles nur Spielgeld! Viel Schein und wenig Sein. Halt typisch kurstädtisch. Und deshalb, und das wiederhole ich gerne: Das würde für Mainzer Ohren doch wunderbar klingen
" Ab nach Wiesbaden – ins Kittchen."

Das wäre auch gar nit so weit hergeholt, denn zu einem Gefängnis sagt man ja auch Anstalt, und in Wiesbaden gibt es doch viele Anstalten. Und außerdem gibt es bei den Kurstädtern einige Zeitgenossen, denen ein Knastaufenthalt durchaus zu gönnen wäre. Ich denke dabei an die unvergessene CDU-Schwarzgeld-Affaire, mit den Herren Kanter, Weyrauch und Casimir Prinz Wittgenstein. Alles Wiesbadener Edelpensionäre, die haarscharf am Knast vorbeigeschrammt sind.

Auf einer dieser sogenannten Ereigniskarten könnte zum Beispiel stehen:
"Auf einem Schweizer Nummernkonto hat man illegal angesammelte Millionen entdeckt. Zahle auf alle deine Immobilien 12 Millionen Euro Korruptionssteuer oder gehe nach Wiesbaden in den Knast!"

Auch der Superwahlgau der Wiesbadener Sozialdemokraten vor einigen Monaten würde ebenfalls so wunderbar in das Spiel passen wie die Faust aufs Wiesbadener Auge:
"Du hast vergessen deinen Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl anzumelden. Zahle eine Dämlichkeitssteuer von jeweils 10.000 Euro an alle deine Mitspieler und gehe drei Spielrunden in den kurstädtischen Knast."

Man könnte das mit einem Zusatz noch toppen:
"Suche dir anschließend einen Mainzer Bewährungshelfer!"

Aber das Tollste wäre, wenn auf einer dieser Karten stehen würde:
"Du hast schon wieder einen Witz, den ein Rheinland-Pfälzer über einen Hessen gemacht hat, nicht verstanden. Bleibe bis zum Ende des Spiels in Wiesbaden im Gefängnis!"


Schloßallee weicht München, dem Original
Von Michael Frantzen

München hat auch schon mal bessere Zeiten durchlitten. Wirtshausschlägereien verzeichnen einen signifikanten Rückgang; Edmund regiert auf Abgang; die Bussi-Bussi-Szene ist auch nicht mehr das, was sie nie war. Und die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie sein wird. Und dennoch landet München, das echte München, auf dem begehrten letzten Platz, rückt auf die ehemalige Schloßallee vor. München – unser Weltdorf mit Herz.

"Die meisten kennen ja München gar nich."

"Und so dick besiedelt ist das hier ja nicht."

Auch wir waren von den wenigen Einträgen im Telefonbuch überrascht. Schicki-Micki, Bussi-Bussi, Staatskanzlei – Fehlanzeige.

"Es gibt nur eine Straße."

Nur eine Straße, die jetzt in Ordnung ist oder was?

"Eine Straße hat der Ort und die heißt Weidenweg."

Weidenweg statt Maximilianstraße - Weltdorf mit Herz.

"Also, München is nen ruhiger Ort. Außer wenn Oktoberfest is."

Auf der Wiesn. Sind wir also doch nicht auf dem Holzweg.

"A zapft is."

Jawoll!

"Aber es geht dann geht hier echt de Post ab!"

Beim Münchener Oktoberfest.

"Mit Dirndl und so."

"Oach! Waaahnsinn! Also, das Zelt ist jedes Jahr so überfüllt! Das kann man sich nich vorstellen, was hier los is, wenn hier Oktoberfest is."

Kennen wir, die Bilder aus dem Hofbräuhaus.

"Auf der Koppel."

Weltweit als Wiesn bekannt.

"Da treffen sich dann die ganzen Münchener an nem Tisch."

An einem Tisch?!

"Geht drei Tage. Menschen über Menschen. Das is so richtig schön. Is keine Schlägerei. Kein, also, na ja! Paar sone kloppen sich dann schon mal. Manchmal artet’s dann aus."

"Wie sich das halt zu so nem Oktoberfest gehört."

"Aber das jetzt so das Krankenauto kommen müsste und müsste jetzt hier vielleicht nen paar Leichen fortschaffen – nä, eigentlich nich."

Will ja keiner was versäumen!

"Die sind schon trinkfest hier. Da geht keener vor früh vier, halb fünwe nach Hause."

"Und die Frauen wollen ja auch ... nicht nur immer arbeiten."

Also extrem geringe Arbeitslosigkeit. München.

"Es sind knackige Mädels bei. Schade! Ich hab nen Foto, wo se alle oben sind. Sind knackige Mädels."

Also jetzt die Kellnerinnen. Beim Oktoberfest.

"Ich denke mal, so sechse, siebene oder achte ..."

Ja?!

"... haben se manchmal auch schon in der Hand."

"Erdinger Weizenbier. Oder Hefebier, wie das heißt."
"Aber war da nich noch Bärenbräu oder so irgend sowas."

"Wir hatten bis jetzt fünf Euro das Maß."

München ist lebenswert.

"Natürlich sind unsere Bierpreise anders als in München?"

"Wie meinen se das jetzt?"

Würden wir auch gerne mal wissen.

"Es gibt kein anders München!"

Genau! Es gibt nur das in:

"Brandenburg!"

Genauer gesagt in Südbrandenburg. An der L 60. Kreis Elbe-Elster.

"Wir sind 28, nee, 24 Einwohner. Im janzen jetzte. Mit Kindern und allem drum und dran."

Was für eine Idylle! Außer wenn Oktoberfest ist!

"Sie sind herzlich eingeladen."

Danke. Na, dann ist ja alles klar.

"Das war’s."

Fast.

"Oh! München! München!"