Landgang Rheinland-Pfalz

30.11.2009
Achtung! Mit dem "Landgang" verlassen Sie die Republik der Einfaltsreichen und betreten das Land der Einfallsreichen. Rheinland-Pfalz. Sie daheim am Lautsprecher haben diesem Menschenschlag hier die Farben Schwarz-Rot-Gold auf einer Fahne zu verdanken. Der große Uncle Sam und der dicke Santa Claus entsprangen pfälzischer Hand. Und nun der Hammer! Der Erfinder (?) des Toast Hawaii kommt aus … jawoll, Sie liegen richtig! Andere wurden zwar nicht so berühmt, sind aber doch irgendwie bekannt: Gutenberg, Barbarossa, Kohl. Ja, ja, und was haben Sie zu bieten? Nicht mal einen Mierscheid!
Rheinland-Pfalz also. Vor Reiseantritt wurde uns eingeflüstert, der "gemeine Pfälzer", also der typische, "spricht oft ein wenig langsamer als andere Landsleute". Erste Stirnfalte der Ungläubigkeit bei uns. Dann sei der Pfälzer "auch nicht selten ein wenig runder ..." Zweite Stirnfalte der Ungläubigkeit, es folgten weitere. Und wir beschlossen: Das Bild der CDU-Herausforderin von Landesvater Beck nie und nimmer nicht im Internet anzuklicken. Ist sie eine "gemeine Pfälzerin", dann wissen wir ja jetzt, dass sie langsamer spricht. Und ist sie von weit weg, dann fehlen ihr besagte notwendige Eigenschaften. Oder ist sie etwa auch in Hamburg geboren und in Ostdeutschland sozialisiert ...? Oh Gott, nun ja ...

Betz: "Lauter Debütanten! Da in Berlin und in den anderen Provinzen des Merkelschen Reiches bundesdeutscher Nation."

Damit haben die Beiträge heute irgendwie alle zu tun. Wir steigen jetzt aus, der Landgang Rheinland-Pfalz ruft. Hören Sie auch die Stille?

Ach, Rheinland-Pfalz, ach
Von Christoph Gehring

Ja, außer Landes ist es nicht immer einfach, aber erst in der Fremde! Was fehlt da nicht alles einem, der Rheinland-Pfalz mit der Mutter ... nein, mit der Weinflasche eingesogen hat! Es muss verdammt arg viel sein, dessen er entbehren muss. Vor allem, wenn er da in Nordrhein-Westfalen Quartier genommen hat. Vater Rhein – sogar er trennt die beiden Territorien deutlich voneinander ab, denn in NRW, also stromabwärts, hat sich ja bekanntlich der Rheinfall eingenistet. Ach, dreimal ach ... Wieso es rheinaufwärts so viel schöner ist.

Ach, ein stoßseufzendes Ach. Wieso muss ich in Nordrhein-Westfalen immer an das andere Land denken. Anders und sehnsuchtsvoll gefragt: Rheinland-Pfalz, mon amour! Hörst du mich? Friedvoll und beinahe unschuldig schmiegst du dich über gleich welche Landschaften – die Eifel mit dem spröden Charme; den früh- und hochkulturell kontaminierten Mittelrhein und das Moseltal mit seinen Steillagen; die sanften, saftigen Hügel Rheinhessens; die mediterrane Pfalz. Ach ja ...

Lange Grenzen teilst du, mein Rheinland-Pfalz, mit Frankreich, dem gelobten Land der Gourmets, und mit Belgien, der Nation der Gourmands. Du selbst aber, gebenedeites Rheinland-Pfalz, bist das Paradies für beide – Gourmets und Gourmands, für Gutesser und für Gerne-Esser. Und für beide hast du im Überfluss – den Wein.

Soviel Wein hast du, anbetungswürdiges Rheinland-Pfalz, dass du ein eigenes Ministerium dafür brauchst: ein Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und – Weinbau. Das hat sonst niemand in diesem, unsrem Lande. Was auch niemand sonst hat: so einen Landeschef, der von den Seinen seit Jahren kultisch verehrt wird - von Statur und Gemüt ein bacchantischer Buddha. Kurt mit dem weinlaubumkränzten Haupt residiert in einem großen, alten Gebäude mit Rheinblick, in dessen Souterrain es einen weihevollen Ort gibt: den Weinkeller.

Was so profan klingt, ist in Wahrheit eine Kultstätte mit aufwendigen Schnitzereien – natürlich Handarbeit von Eingeborenen – und elektrischem Licht, geweiht dem Wertvollsten, was Rheinland-Pfalz zu bieten hat: dem Riesling. Und dem Grauburgunder. Und dem Spätburgunder. Und dem Silvaner. Und dem Dornfelder. Und dem Weißherbst.

Ach nein, Weißherbst muss vielleicht doch nicht sein.

Aber der Riesling und der Grauburgunder und der Spätburgunder und der Silvaner und der Dornfelder: Sie machen Rheinland-Pfalz so lebenswert. Sie machen das Dasein leicht und die Frauen schön, die Politik verstehbar und den Dialekt verständlich.

Außer natürlich bei Rainer Brüderle. Da stoßen selbst Riesling, Grauburgunder, Spätburgunder, Silvaner und Dornfelder zusammen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Und trotzdem vermisse ich dich, mein Rheinland-Pfalz, du da stromaufwärts.

Notwendige Zurechtweisung
Von Hans-Peter Betz
Rheinland-Pfalz werde außerhalb der Landesgrenzen ja gerne als provinziell, bäuerlich, rückständig und unbedeutend abgetan. Wir bedeuteten dem Herrn, der dies sagte und langsam in rheinland-pfälzische Erregung geriet, dass WIR nicht so dächten! Es half wenig, seine Empörung entwickelte schon so eine Art Eigenleben. Empört hielt er uns das Landeswappen unter die Nase, weil: "Das müsste doch mal gesagt werden!" Er sagte das mit drei Ausrufezeichen, wir gehen schon mal in Deckung.

"Mag ja sein, dass die behäbige Massigkeit eines Helmut Kohl, die zeitlupenhafte Schläfrigkeit eines Rudolf Scharping und die etwas naive Arglosigkeit eines Kurt Beck zu diesem Urteil beigetragen haben. Falsch ist es allemal, was sich historisch beweisen lässt.

Schon zu Zeiten, als Berlin noch nicht einmal als Dorf existierte, als dort ein Fuchs froh gewesen wäre, wenn es einen Hasen gegeben hätte, dem er gute Nacht hätte sagen können, wurde bei uns am Rhein schon Weltpolitik gemacht.

Ohne die rheinischen Kurfürsten wäre der deutschen Kaiser zum Grüß-Gott-August verkommen. Vor den Bischöfen in Trier und Mainz katzbuckelten Hannoveraner Niedrigadel und Hamburger Pfeffersäcke, vor dem pfälzischen Löwen hatte sogar der Papst gehörigen Respekt.

Vom heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz aus christianisierte ein gewisser Bonifatius das heidnische Germanien. Das war zu einer Zeit, als wir hier am Rhein schon auf beheizbaren Mosaikfußböden wohnten und mediterrane Speisen und Getränke zu uns nahmen, während man an Ems und Weser, an Elbe und Spree noch auf muffigen Fellen kauerte, labbriges Bier trank und an sauren Heringen lutschte.

Wir Rheinland und Pfälzer kennen unsere geschichtliche Bedeutung.

Na ja! Lauter Debütanten! Da in Berlin und in anderen Provinzen des Merkelschen Reiches bundesdeutscher Nation. Wir nicht! Wir haben hier eine Jahrtausendwende auch schon zum dritten Mal mitgemacht.

Ja, ja, in Berlin und andernorts fielen die Mauern und Grenzzäune in sich zusammen, bei uns kann man noch durch die Geschichte wandeln!"

Echt EinPfalzReich
Von Dirk Alexander Lude
Nun, da wir die Republik der Einfaltsreichen – mit ts geschrieben – verlassen haben, wenden wir uns dem Land der Einfallsreichen – mit zwei l geschrieben – zu. Diesem Menschenschlag hier hat die Republik die Farben Schwarz-Rot-Gold auf der Fahne zu verdanken. Und auch der "Erfinder" des Toast Hawaii kommt aus ... jawoll, kommt aus diesem gesegneten Landstrich. Gutenberg, Marx, Otto sowieso. Kein Wunder also, wenn der Überbringer der folgenden Rohrpost auf diese schöne Formulierung kam: EinPfalzReich.

Bunter schießen, bunter sterben. Die Erfindung des Farbfernsehens machte es endlich möglich. Die Vergangenheit bunt, die Gegenwart rosig, die Zukunft farbig. Unser Walter Bruch aus Neustadt verzichtete lieber auf die Benennung seiner Erfindung mit seinem Nachnamen: Bruch-System. Dafür PAL-System – wie die Hundenahrung.

Immer noch Neustadt an der Weinstraße. Johannes Wilhelm Geiger, ein Virtuose der Technikerkunst. Machte 1928 die unsichtbare radioaktive Strahlung hörbar. Heutige Atomkraftwerke haben sie ja wieder unhörbar gemacht. Die wissen schon, weshalb.

"Guildo hat euch lieb ..."

Franz Reuter aus Kirn ist das nicht, der nannte sich ja Frank Farian und wurde Platten-Millionär. Bernd Weidung aus Mörz ist es auch nicht – die Thomas-Anders-Hälfte von Modern Talking. Bleibt noch dieser Guildo Horn aus Trier. Muss man nichts weiter zu sagen.

Ja, ja, unser Thomas Nast. Aus Landau in der Pfalz! Schuf die Figur des Uncle Sam! Dachte sich als Zeichen den Esel für die Demokraten und den Elefanten für die Republikaner da hinterm großen Teich aus. Und sein Santa Claus geht auf den pfälzischen "Belznickel" zurück. Ach ja ...

Metternich – ein Koblenzer. Helmut Kohl – ein Oggersheimer, Kurt Beck – ein Südpfälzer ... alles große Staatsmänner. Gut, gut, fast.

Kaiser Barbarossa – als Mythos irgendwie auch schon eine Erfindung. Rangiert aber hierzulande weit, weit hinter dem Fritz Walter. Der erfand, wie man als berühmter Fußballer weiter gut spielen kann und irgendwie normal bleibt.

Ich sage nur: EinPFALZreichtum.
Einfaltsreich mit ts geschrieben, das sind die Anderen. Wir nicht!

Politische Spitznamen
Von Hans-Peter Betz

Als wir einen hierorts kundigen Herrn fragten, welche Spitznamen denn hier so gebräuchlich seien, da setzte er sich zwei große fragende Augen auf. Spitznamen? Er wüsste keine, politische Spitznamen gar schon gar nicht. Wir nahmen darauf hin unsere Abwarteposition ein, klingelten ein paar Minuten später bei einem richtig kundigen Herrn an, der ob der Anfrage tief durchatmete und stante pede loslegte.

Spitznamen in Rheinland-Pfalz entspringen der Nächstenliebe. In vielen Dörfern von Hunsrück, Eiffel oder Westerwald war es Jahrhunderte lang Usus, sich im Bereich des eigenen Kirchensprengels gegenseitig zu heiraten und fortzupflanzen. Die Fortpflanzung gelang, in ganzen Landstrichen trat der gleiche Familienname Hunderte Mal auf. Also musste ein Spitzname her, denn irgendwie musste man sich ja unterscheiden.

Zur hiesigen und ausgeprägten Nächstenliebe gehörte es auch, in vielen Gebieten ganze Geschlechter mit unterschiedlichen Spitznamen zu versehen. Da gibt es Müllers, die heißen alle "die Hinkel", die anderen Müllers sind die "Sauerkrautfresser" und die dritte Müller-Sippe da nennt man "die Knallköpp".

Der bekannteste Spitznamenträger hiesiger Prägung war Johannes Bückler, sie kennen ihn vielleicht unter seinem Rufnamen "Schinnerhannes". Und uns fällt der Übergang zu Lokal-, Landes- und Bundespolitikern in Rheinland-Pfalz geradezu leicht.

Ein Kommunalpolitiker aus dem Hunsrück, Gegner des NATO-Nachrüstungsbeschlusses, wurde als "Raketen-August" bekannt.

Hanna Renata Laurin, in den Siebzigern Kultusministerin in Mainz, wurde als Hanna Granata betitelt, bei den Lehramtsstudenten hieß sie nur "Hanna, das sprechende Pferd".

Rainer Brüderle bezeichnet sich zwar gerne selbst als Mister Mittelstand, daheim in der Pfalz heißt er aber "Rainerle" oder "Brüllerle" oder "de Knutscher", wegen seiner Vorliebe, Weinköniginnen zu küssen.

Rudolf Scharping, Vorsitzender des Bundes Deutscher Radfahrer, wird gerne "die Fahrradklammer" genannt und Andrea Nahles, die aktuelle Rosa Luxemburg der SPD, heißt überall "Eifeler Krawallschachtel".

Die Vielfalt der Spitz- und Spottnamen wird auch von der Vorliebe der Pfälzer und Rheinhessen für deftige Speisen bestimmt. Kurt Beck ist der "Kurt Speck", aber auch "de Mecki".

Johannes Gerster, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der CDU, oft ein Mann fürs Grobe, trägt seit seiner Jugend, angelehnt an eine dicke Wurstsorte, den Spottnamen: die "Plunz".

Helmut Kohl, der wohl berühmteste rheinland-pfälzische Politiker, trug bundesweit eine Vielzahl an Spitznamen: "Schwarzer Riese", der "Oggersheimer" oder in Anlehnung an seine Kopfform "Birne".

Anders in Mainz in seiner Staatskanzlei, dort war seine Schwäche für Süßspeisen jedem bekannt. Da hieß er ganz einfach: "De Budding".

Ach, was waren das noch für Zeiten. Der Jungpolitiker-Nachwuchs heute ist irgendwie profillos, undynamisch, karrieregeil geraten. Da bleibt selbst dem Rheinland-Pfälzer die Spucke weg und der Spitzname im Hals stecken.

Im Wein liegt die Politik
Von Dirk Alexander Lude
"Ich trinke, also bin ich" – auf diese Philosophie stoßen nicht wenige Pfälzer gerne und immer wieder und immer wieder an. Ja, ja, im Rathaus wird geredet, im Weinkeller die Politik gemacht. Die sich gerade öffentlich beharkt hatten, saßen nun beim Schoppen gemütlich beisammen und fanden schnell eine politische Einigung. Hierzulande herrscht also eine regelrechte Weinwirtschaft. Im Dorf, in der Stadt und noch viel, viel höheren Orts. Kurzum: Man schenkte uns reinen Wein ein.

Zu der Pfalz gehört der Woi wie zu Helmut Kohl der Saumage. Das Eine wäre ohne das Andere nicht denkbar. Und zur Politik a la Pfalz gehört nun mal ein edler pfälzischer Tropfen. Über alle politischen Reben, äh, Gräben hinweg werden durch den vergorenen Traubensaft Schwerter zu Pflugscharen oder Feinde zu Brüdern. Die berühmte weinselige Politik aus Rheinland-Pfalz. Gerade Helmut Kohl war es, der die ...

"die alkoholische Gärung oder die Gärung des Alkohols"

... sich regelrecht zu Nutzen machte. Bei schweren süßen Weinen erkundete er nicht nur die Trinkfestigkeit von Gesprächspartnern, sondern auch deren Weltbild. Dabei bediente er sich einer bundesweit einmaligen Einrichtung in seiner Mainzer Staatskanzlei: des Weinkellers. Dabei soll es gerade auch mit dem politischen Gegner zu wahren Gelagen gekommen sein. Angeblich ist danach auch dieses Lied entstanden:

"Beim Pfälzer Wein, da sinn mer alle Brüder."

Aber nicht nur Feind, auch Freund geriet bei Helmut Kohl allzu oft in die weinselige Mangel, wurde förmlich unter den Tisch getrunken, oder sogar DARAUF. Just in diesem Weinkeller habe Kohl seinen damaligen Kultusminister und späteren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel nach einigen Fläschchen auf dem Tisch tanzen lassen – mit den Worten:

"Mach de Aff!"

Mach den Affen. Kein schöner Zug, aber lustig war's und DER Beweis:

"Beim Pfälzer Wein, da sinn mer alle Brüder."

Den Weinkeller gibt's übrigens auch heute noch, Mundschenk ist jetzt aber Kurt Beck. Wen er so tanzen lässt, ist bislang noch nicht bekannt, doch auch Beck hat die heilende Wirkung des Weins im politischen Streit längst für sich entdeckt. So rief er aufgebrachten Arbeitern im Tarifstreit zu:

"Ich möchte Sie nach Mainz einladen. Dann trinken wir ein Glas Wein zusammen, dann bringen wir die Sache in Ordnung."

Beck bevorzugt natürlich den Roten, der unter schwierigsten Bedingungen ein Spitzenergebnis hervorbrachte.

Auch die rheinland-pfälzische FDP – die einen Silvaner in kräftigem Gelb bevorzugt – ist auf das Glas gekommen. Der neue Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der früher mal rheinland-pfälzischer Weinbauminister war, machte jüngst von sich reden, als er sagte:

"Wir haben so einen Grundsatz: Menschen, die nichts trinken, sind meistens gefährlich."

Die Empörung des Guttempler-Ordens aus seinem Heimatland war ihm sicher. Das Zitat sei völlig deplatziert in Zeiten von Komasaufen, so die Erzürnten nüchtern. Brüderle will angeblich den Zwist jetzt wieder ausräumen – und zwar bei einem Gläschen Woi.

"Komm, mer trinke 'ne Schoppe Riesling, he du Bambele, schenk ihne ein."

Hessische "Kriegsgewinnler"
Von Claus Stephan Rehfeld
Wir verweilen kurz in Mainz (mit Blick auf die hessische Grenze), weil – es zerreißt uns die Seele – die Stadt geteilt ist! Immer noch! In Berlin stiegen sie auf Mauer, hier zeigen die Hessen den armen Mainzern die lange Nase; sie rücken Mainzer Territorium nicht heraus, bewegen sich gelegentlich recht dreist auf Mainzer Terrain. Wir wissen, was wir dieser Tage damit meinen. Und vielleicht kann ja die Angie mal mit dem Roland reden, dass der dem Kurt das wieder zurückgibt. In memoriam für Karl Delorme und andere.

Karl Delorme: "Das ist wurscht: die geteilte Stadt, die amputierte Stadt - die können Sie nennen, wie Sie wollen."

Geteilt. Nach dem 2.Weltkrieg.

Karl Delorme: "Durch den Machtspruch eines amerikanischen Offiziers! Der ist da rüber gegangen nach Wiesbaden und hat gesagt: Ich schenke dir Kastel und Kostheim. So flapsig, wie die Amis sind, gell."

Die Mainzer Vororte Amöneburg, Kastel und Kostheim – den Wiesbadenern (!) zugeschlagen.

Karl Delorme: "Sie sind insofern reine Kriegsgewinnler gewesen, die Hessen, aber das wollen sie heute nicht wissen."

Rücken die Werkbank der Domstadt nicht heraus.

Karl Delorme: "Das ist nach wie vor für mich ein schreiendes Unrecht."

Ein Drittel der Bevölkerung, 52 Prozent der Stadtfläche, Wirtschaftskraft und Steuergelder – gekappt. Damals. Bis heute!

Karl Delorme: "Jedes Jahr, das ins Land geht, (haut auf den Tisch) macht diese Sache unerträglicher."

Der Schurke heißt Wiesbaden und will die drei Mainzer Urgemeinden nicht hergeben. Trotz Befragung und Heimweh.

"Das ist zutiefst undemokratisch."

Mainzer Gebietsforderungen – für die da in Wiesbaden eine "folkloristische Privatangelegenheit"!

"Das sind dumme Sprüche, die wirklich zu Wiesbaden passen! Erkennen Sie einen Grund, einen triftigen Grund dahinter? Was heißt folkloristische Privatangelegenheit? Pfff! Da fehlen mir die Worte."

Für Wiesbaden eine Lokalposse.

"Das ist doch absurd! Das sind doch dumme Sprüche! Natürlich kann man alles madig machen, aber das entwertet unsere Argumente nicht, sondern wirft ein bezeichnendes Licht auf diese Wiesbadener Amtsträger, die mit Zähnen und Klauen unrecht erworbenes Gut behalten wollen!"

Karl Delorme, Lokalpatriot, Verein "Vereintes Mainz".

"Und dieses Unrecht zu ändern, muss unsere Aufgabe der nächsten Zeit sein."