LandGang - NRW

Heute wieder mit dem LandGang, diesmal Nordrhein-Westfalen. Nordrhein-Westfalen also. Jener Zipfel unserer Republik, in dem immer Siedler Kölsch für ein Bier halten, nicht aber für eine Zungenart. Jener Flecken deutschen Landes, wo Karneval der Versuch ist, dem Rest des Volkes einzureden, dass man Humor haben könnte.
Seit einem halben Jahr ist sie auf dem Markt – Angela Merkel … als Puppe. Als Knuddelkanzlerin. 46 Zentimeter groß, mit blauem Hosenanzug, Perlenkette natürlich und "Echthaarperücke nach Originalvorbild". Einen "Angie-Bär" gibt es auch, aber der kommt nicht aus Nordrhein-Westfalen. Dafür die Knuddelkanzlerin, Angie zum Anfassen. Geboren wurden sie selbstredend in einer Klinik, in einer Neusser Puppenklinik.


Die Knuddelkanzlerin – Angie wurde in Neuss gezeugt
Von Jens Gleisberg

Alle tun es. Franz Müntefering tut es. Peer Steinbrück, Peter Struck, Franz-Walter Steinmeier – alle kuscheln mit Angela. Schmuse-Koalition heißt diese merkwürdige Regierungsveranstaltung in Berlin, von Kuschelkurs ist allenthalben die Rede. Da will man schließlich auch mal. Wie schön, dass es Frau Angela als Kuschelpuppe gibt. Entworfen vom Puppendoktor Marcel Offermann in Neuss, hergestellt von der Firma "Schildkröt" in Thüringen. Schildkröt klingt nicht gut. Nicht nach Kuscheln und Schmusen. Ja, sicher, das ist eine Traditionsfirma, die macht seit 110 Jahren Puppen. "Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik" hieß sie mal, Sitz in Mannheim. 1993 zog man nach Rauenstein in Thüringen. Zelluloid war früher das typische Material für Puppen und Kämme und Brillengestelle. Heute nur noch für Tischtennisbälle. Denn weil Zelluloid leicht brennt, nimmt man für Puppen inzwischen Tortulon. Ist aber auch nichts zum Kuscheln und Schmusen.

"Nein, das ist eher ein Sammlerobjekt zum Hinstellen. Die Kuschelpuppe, ich glaub‘, diese Bezeichnung gab es auch schon bei der Papst-Puppe, die ist von der "Bild"-Zeitung geprägt worden – nee, das ist eigentlich eine Puppe zum Hinstellen."

Marcel Offermann, der Puppendoktor aus Neuss. 46 Zentimeter ist sie hoch, die Kanzlerin aus Tortulon, sie kann mit den Augen klimpern, aber sie sagt nichts. Klagt nicht, jammert nicht. Nicht Mama, nicht Papa, nicht Münte. Alles andere aber echt Merkelsch: Blauer Hosenanzug, rosafarbenes T-Shirt, Perlenkette, Echthaarperücke. Also irgendwie alles wie im richtigen Leben.

"Allein der Bekleidungsstil und die Mimik und natürlich diese Frisur, die uns die größte Herausforderung beschert hat."

Die Mimik: Da stellt sich der Laie natürlich vor, dss Kopf und Gesicht nach der Natur modelliert wurden, also mindestens nach fotografischer Vorlage. Ist aber ganz anders.

"Wir bedienen uns natürlich eines Kopfes, der im Sortiment ist, das heißt, wir gießen natürlich keine neue Form, dann wäre die Puppe unerschwinglich; aber das Repertoire an vorhandenen Köpfen, die man wiederum mit entsprechenden Perücken variieren kann, ist derart vielfältig, dass man es problemlos machen kann."

Angela als Püppchen mit Sortiments-Kopf, aber dafür erschwinglich. 189 Euro kostet die Dame im Versand, 182 im Laden. Die Auflage ist limitiert – 999, kein Stück mehr, keine Neuauflage. Schließlich soll der Sammler wissen, was er an seiner Kanzlerin hat. Knapp 600 Exemplare sind verkauft, das ist nicht schlecht. Richtig gut lief 's mit dem Papst. Benedict XVI. war nach kurzer Zeit 999 Mal verkauft. Der soll inzwischen im Internet fürs Doppelte angeboten werden. Der Dalai Lama dagegen ist noch zu haben, genauso wie Mozart. Bloß: Alles nicht zum Kuscheln. Man kann mit so ’ner Puppe allenfalls mal hauen. Oder die Merkel an die Wand schmeißen, wenn einem die Politik nicht passt. Scheint aber bisher noch nicht passiert zu sein.

"Nee, das nicht. Wir hatten mal ne Rücksendung, weil was kaputtgegangen ist auf dem Transport, aber, nee, Gewaltanwendung gegenüber der Puppe ist uns nicht bekannt."

Und die Kanzlerin selbst? Hat sie sich sich selbst geleistet - als Puppe?

"Nein, hat sie nicht. Und, gelinde formuliert, ist sie das auch selber schuld, denn wir hatten sie zweimal sehr nett angeschrieben, weil wir doch die Puppe persönlich überbringen wollten, nämlich das erste Exemplar, haben aber dann von irgend ’nem Adlatus die Antwort bekommen, Frau Merkel hätte keine Zeit."

Vielleicht hätte sie ja auch lieber was zum Kuscheln gehabt statt für die Vitrine.


Gelegentlich kommt die Liebe verächtlich daher. Das schützt vor Enttäuschungen, erspart so manchen Liebesschmerz. Singles wissen davon so manche Strophe zu singen, Paare gar manches Lied. Und dann sind noch so einige Volksstämme: Die Preußen und die Bayern können dies bestätigen. Und über die Sachsen lästert ganz Restdeutschland. Das soll hier nicht weiter interessieren, denn Köln und Düsseldorf liegen nicht in Sachsen, wohl aber diesseits und jenseits einer Lästerlinie. Gar schnell wetzen Bewohner besagter Städte die Zunge über die jeweils anderen. Dort, wo Karneval der Versuch ist, dass man Humor haben könnte.


Köln und Düsseldorf – Liebe auf den letzten Blick
Von Manes Meckenstock

Das Schlimmste, was einem Düsseldorfer in Übersee, oder sonst wo auf der Welt widerfahren kann, ist das Interesse an seiner Herkunft.
Wenn ich dann sage, ich käme aus Düsseldorf, bringt mich die folgende Frage in Bedrängnis:
"Duzzledoof? Where or what is it?" und ich würde meinem Gegenüber die Antwort gerne schuldig bleiben: "Düsseldorf is a town near by Cologne".
Denn für eingeborene Dorfbewohner ist die Domstadt eine zufällige Römerruine, stattdessen beginnt für einen Kölschen Skandinavien direkt hinter Leverkusen.

Worin sich diese Antipathie, dieser Hass begründet, weiß kein Mensch: Ob ein Düsseldorfer einst einen mittelalterlichen Millowitsch mit einem Sprechbann belegte, oder ein Kölner in seiner Büttenrede eine frühere Kurfürstin als düsselige Dorfschönheit titulierte, Tatsache ist und bleibt, dass die Ausländerfeindlichkeit in der jeweilig anderen Stadt beginnt – und auch gepflegt wird.

So tragen die Kölner den Düsseldorfern bis heute die Ernennung zur Landeshauptstadt nach, mit dem Ergebnis, dass in der kompletten Domstadt kein einziges Hinweisschild auf die Nachbarstadt zu finden ist: Man kann nach Neuss, Krefeld, Aachen, Frankfurt, Oberhausen, ja sogar nach Olpe oder Gummersbach fahren, aber nie zum Sitz der Landesregierung.


Dafür neiden wir Düsseldorfer den Kölschen ihre Geschichte. Mal ganz ehrlich: Wir würden unsere Königsallee in einen Maulwurfshügel verwandeln, bestünde nur die winzige Hoffnung, darunter eine römische Latrine zu finden.

Doch so wird all das nachgebaut, was Köln heute schon hat, natürlich im Düsseldorfer Stil: alles größer, teurer, aufwendiger. Fernsehturm, Rheinufertunnel, Medienzentrum, Groß-Arena, ach, was bin ich froh, dass die Schwebebahn in Wuppertal fährt.

Doch so langsam kommt Bewegung in die jeweiligen Einsichten, haben doch die beiden Großstädte seit dem Bonn-Berliner-Umzug erkannt: Wenn die Rheinschiene nicht ein bisschen zusammenhält, verkommt man hier am deutschen Schicksalsstrom zum Zonenrandgebiet – der Feind sitzt also nicht mehr in der jeweilig anderen Rheinmetropole, sondern in Berlin!
Natürlich rein politisch gesehen!


Jeremias Baumwolle ist ein "Durchschnittsmensch von nebenan eben”, sagen die, die ihn sehr genau kennen. Die, die ihn aus seinen Berichten kennen, nennen ihn einen Helden. Denn unerbittlich verfolgt er das Verbrechen und rettet Opfer. Jeremias Baumwolle also. Seine Berichte wurden in 15 Sprachen übersetzt, sogar ins Chinesische – nur nicht ins Englische. Obwohl er durch und durch ein Special Agent ist. Obwohl er einer "vom alten Schlag" ist, dem "Ehre und Anstand" noch etwas bedeuten. Denn Jeremias Baumwolle ist ein großer deutscher Heftchen-Held.

Jeremias Baumwolle – wie er sich in unser Herz schmuggelte
Von Claus-Stephan Rehfeld

Es war im Sommer 1953, ja … 53. Hier, auf einem deutschen Küchentisch. Auf einem Küchentisch in Essen!

"Heute nennen mich meine Freunde wenigstens Jerry, aber früher riefen mich alle bei meinem vollen Namen: Jeremias. Schon als ich noch in Harpers Village im Staates Connecticut in die Dorfschule ging, zogen mich meine Kameraden mit diesem Namen auf, denn zu allem Unglück heiße ich auch noch Cotton, und das bedeutet Baumwolle.
Nie habe ich einen Menschen mehr gehasst als meine Patentante Henny. Sie war es, die mir diesen scheußlichen Namen verpasste …"

Die ersten Zeilen der ersten Story über Jeremias Baumwolle. März 1954, BASTEI KRIMINAL-ROMAN, Band 68: "Ich suchte den Gangster-Chef". Als Autor ist "G-man Jerry Cotton" angegeben.
Der Verfasser dieser Zeilen ist 31 Jahre alt. Sein Name: Delfried Kaufmann. Sein Beruf: Waschmittelvertreter der Firma Henkel. Er befindet sich in Geldnot und erfindet Jerry Cotton. Er erträumt sich "einen Helden im strahlenden mächtigen Amerika". Kaufmann ist nie in den Vereinigten Staaten gewesen.

"An meinem 21. Geburtstag legte mein Vater mir die Hand auf die Schulter und sagte: 'Jeremias, (…) Ich finde, du bist zu schade, um in Harpers Village zu versauern. Du hast ausgezeichnete Muskeln und keinen dummen Kopf. Hier sind 100 Dollar. Nimm sie, mein Sohn, und mache damit in New York dein Glück.'
Dad war immer ein feiner Kerl. (…) Mammy schluchzte, als sie am anderen Morgen die Stullen für mich machte, und Dad drückte mir männlich die Hand, aber eine Träne …"

Die ersten Berichte des Insiders werden in einer fensterlosen Garage gedruckt. In der Nähe von Bergisch Gladbach betreibt der Ex-Feuilletonchef der Osnabrücker "Neuen Tagespost" einen kleinen Heftverlag. Gustav Lübbe. In einem alten VW-Käfer taucht der fleißige Lübbe bei dem jungen Vielschreiber auf. Und Kaufmann wird Recht behalten: Lübbe "verstand wirklich etwas von Trivialromanen".

"Ich bückte mich und sah mir die Einschussstelle an. Sie lag genau oberhalb des Herzens. Er musste sofort tot gewesen sein. Ich richtete mich auf und sah nach der Waffe, die dicht neben ihm lag. Sie dürfen mir glauben, dass ich mich nicht gerade wohl fühlte."

Jerry Cotton ist 21 Jahre alt, als er aus der Enge von Harpers Village ins glitzernde New York kommt. Der Mann aus den Wäldern Connecticuts hat Großes vor. Schon bald schlägt er den rechten Pfad von Law and Order ein. Vom Küchentisch und aus der Garage erobert er nicht nur New York, sondern die halbe Welt. Das FBI weiß davon lange nichts. Bis Cotton-Leser körbeweise Fanpost über den großen Teich schicken. "Mr. Cotton ist bei uns nicht zu erreichen", teilt das FBI auf vorgedruckten Karten mit.

"Unter welcher Überschrift werden Sie über diesen Fall berichten, Jerry?"
"Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, Chef. Vielleicht – ja, jetzt fällt es mir ein: Sterben will ich in New York."

Jerry Cotton ist unsterblich und jetzt 72 Jahre alt. Der G-man gibt nicht auf, er ändert sich nicht. Nur den Hut hat er abgelegt, eine neue Pistole bekommen und den roten Jaguar gewechselt. Einmal quittiert er den Dienst beim FBI. Aber er kehrt zurück. Jerry Cotton ist der Special Agent des guten Amerika. Unbeugsam, unbestechlich, hart und treu. Ein Moralist, der sich durch nichts in Versuchung führen lässt. Er ist ein "Ritter der Gerechtigkeit". Dem Groschenroman "Mein letzter Fall beim FBI" folgen noch viele.
Und Delfried Kaufmann, der Erfinder von Jerry Cotton?

Er sagt, für einen schönen Kabarett-Text würde er seine ganze Cotton-Karriere hergeben.


Der bekannteste Dialekt in NRW ist wohl der kölsche. Hochsaison hat er im Karneval. Aber bereits da, an den höchsten Feiertagen im Rheinland, zeigt sich, dass immer weniger Leute die Texte der traditionellen Karnevalslieder verstehen. Das liegt zum einen daran, dass Köln eine Immihochburg, also bei Nicht-Nordrhein-Westfalen sehr beliebt ist. Zum andern aber lernen auch die Kinder in der Schule kein Kölsch. Und das gilt auch für die anderen Sprachen in NRW.

Kölsch – nix Tresen, is Sprache!
Von Irene Geuer

"Nä, dat is nit schön."

In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Dialekte. Im Sauerland, im Rheinland, im Ruhrgebiet, am Niederrhein. Und für alle gilt: Sie werden kaum noch gesprochen.

"He es dat entweder ordinär oder unanjenehm, weil die huhgestochene Idiote dat nit künne un nit hüre wulle."

Schuld, so sagt der Kölner, sind die Hochdeutschfetischisten. Schuld also sind Lehrer, Politiker, Moderatoren im Fernsehen und im Radio– all die, denen man sprachlich die Heimat nicht mehr anhört. Der Kölner schämt sich seiner Nachkommen, der Enkel, die unter Kölsch allenfalls noch Bier verstehen, aber nicht mehr Sprache.

"Un da han ich mich jeärgert. Ich sage, wenn de schon he jeboore bis, dann häste Kölsch zu spreche un zu künne."

Aber die Enkel werden auch das wohl kaum verstehen. Darauf lässt ihre Reaktion schließen.

"Blöd am laache, ne."

"Hömma, komma her, Mama mach mir ma n Butta."

Im Ruhrgebiet können Kinder zuweilen noch ihre Mahlzeiten heimatverbunden bestellen. Aber auch das wird immer seltener. Denn, so sagen die aus dem Pott.

"Ich denk mal et hängt mit die Zechen zusammen und dann würd ich auch sagen, Kohlenpottdeutsch geht langsam weg."

Denn wo gibt’s noch Zechen im Ruhrgebiet?

"De dümmste Biuar hiert de dicksten Tiuffeln."

Im Münsterland, genauer gesagt in der Soester Börde versuchen es Lehrerinnen mit dem dümmsten Bauern und den dicksten Kartoffeln im Nachmittagsunterricht.

"Dat sin Ringelduiven."

Das sind Ringeltauben – was so viel heißt wie: Das ist ziemlich selten. Deshalb gibt es in Nordrhein-Westfalen Menschen wie Werner Beckmann, die als Sprachwissenschaftler versuchen, den Dialekt fürs Archiv zu sammeln. Er filtert Reste des Platts aus dem Hochdeutschen. Spuren, die zum Beispiel das Sauerländische hinterlassen hat.

"Man nennt das Substrat. Und das macht sich bemerkbar. Man sagt z.B. heute noch in Kopenrode, auch wenn die Leute hochdeutsch reden: Hömma, wat is der am lürren, was schreit der da rum oder wat is dat n hohen Baum, statt ein hoher (..) ja."

Im Ruhrgebiet heißen Substrate auch Vietnameffekt.

"Kannse mir ma sagen, Vietnam Stadion geht?"

Diese letzten Reste des Dialekts beanspruchen die Nordrhein-Westfalen für sich allein. Das heißt, Touristen, die zum Beispiel zur Fußballweltmeisterschaft kommen werden, sollten auf keinen Fall fragen, Vietnam Stadion geht.

"Eine Sprache lernt man hauptsächlich durchs Hören."

Da man Dialekt kaum noch hören kann, ist er schwer zu lernen. Und auch wenn das Platt immer mehr aus NRW verschwinden – nachgeahmt werden gar von Bayern oder Sachsen soll es auf gar keinen Fall.

"Nä, dat is nit schön."


Wie heißen Sie? Und wissen Sie, wo ihr Name herkommt? Falls Sie zum Beispiel Müller, Meyer, egal ob mit "ey" oder "ei", oder Schneider heißen, dann ist das relativ simpel: Es sind allesamt Berufsbezeichnungen. So wie die gängigsten deutschen Familiennamen. Wie ist es denn in Nordrhein-Westfalen? So zusammengestückelt das Bundesland historisch ist, so unterschiedlich sind auch die Herkünfte der Namen.

Schmeätz mit eä – die kleine historische Namenskunde
Von Peter Zudeick

"Dies ist der Anrufbeantworter der Familie Schmitz. Bitte sprechen sie jetzt."

Schmitz, oder auch Schmeätz, natürlich aus Köln. Die Kölner sind deutsche Schmitz-Meister. Nirgendwo sonst gibt’s so viele. Wo der Name herkommt, das weiß der Namenkundler Walter Hoffmann von der Universität Bonn.

"Der Sohn des Schmiedes ist der Hintergrund für die Entstehung des Namens Schmitz, die es ähnlich wie bei Schmitz auch für Küppers, Beckers und andere Namen gibt, die man als Vatersnamen bezeichnet, die sind aber nicht auf Rufnamen aufgebaut, sondern auf Berufsbezeichnungen."

Beruf plus rheinisches Bindungs-S. Also Schmitz. Die Kölner leben am Rhein und da muss die Sprache fließen. Der zweite wichtige Namenursprung in Köln, der kommt aus dem romanischen.

"Nachrichten für Werner und Linda Pütz bitte jetzt."

Pütz? Romanisch? Walter Hoffmann erklärt es.

"Geht zurück auf lateinisch puteus und meint nichts anders als den Brunnen und ist in dieser Form gerade auch im Rheinland zu Hause, wenn sie an das Ruhrgebiet und andere Regionen denken, da ist der Pütt als Schacht oder Brunnen bezeichnet."

Und der Pütz wohnte halt am Brunnen. Bei der Erwähnung des Ruhrgebiets, da lächelt der Namenkundler schon in Vorfreude. Denn wer hat in seinem Forschungsbereich schon so viele –lowskis, -busseks und –inskis aufzuweisen. Allesamt slawischen Ursprungs.

"Hat natürlich zu tun mit das im Zuge der Industrialisierung des Ruhrgebiets Ende des 19.Jahrhunderts eine Reihe vor allem polnischer, aber damals eben auch preußischer Polen ins Ruhrgebiet gekommen sind und ihren Namen behalten haben."

Weit weniger Spuren auf Visitenkarten hat die Visite der Franzosen im 18. Jahrhundert im besetzten Rheinland hinterlassen. Lediglich die Hugenotten haben zuvor rund um Aachen eine Reihe Toussaints, Detros, Cuveliers ins heutige Telefonbuch geführt.
Im Rheinland lässt sich der Gebrauch von Familiennamen zum Teil schon für das 11. und 12. Jahrhundert nachweisen. Da redeten sich die Westfalen alle noch mit Vornamen an. Sind halt ein bisschen langsam, lästern da die Rheinländer. Dafür sind sie aber besonders gründlich, mit Doppel-Moppel Namen.

"Hier ist der Anrufbeantworter von Gabi Schulte-Kleinert."

Schulte-Löbbert: "( Schulte-Kleinert) und so weiter, die auch mit bestimmten Funktionen in der ländlichen Struktur in Westfalen zu tun haben. Ein Schulte, also ein Schulze, der im Dorf eine gewisse Führungsfunktion innehat."

Und das Dorf hieß eben Löbbert. Wie ist es denn mit dem rheinischen Namenkundler Walter Hoffmann? Da zuckt er mit den Achseln. Der könnte von überall stammen. Der Mann vom Hof, der Hoffmann, den gibt es in der ganzen Republik.