LandGang – HH

Herzlich willkommen zum Länderreport. Heute wieder mit dem LandGang, diesmal aus der Hansestadt Hamburg. Als Reiseleiter begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld.
Hamburg also. Jene Stadt, in der Räuber mit einer Dieter-Bohlen-Maske Tankstellenbesitzer zutiefst erschrecken, und in der niemand so genau weiß, wann das letzte mal eine Jungfer auf dem Jungfernstieg gesichtet wurde. Nun ja, Hamburg also.

Die Themen:

Nicht gerade vornehm – eine kleine politische Skandalchronik
Ein Hamburger Jung – wirklich? Hans Albers
Der Club der Hässlichen – zuhause in der Stadt der Schönen und Reichen
Harte Zeiten – Hamburger Walfänger erinnern sich
und: Zwei Chinesen snakken Platt – wir hören zu

Dies also die Themen, und dies die Beiträge im LandGang Hamburg.

Hamburg macht von sich reden. Schließlich ist dort die Werbebranche to Hus. Den Rest besorgen die Medien. Und manchmal auch die Politiker – vor allem was den Rest anbetrifft. Hochglanzbroschüren werden gereicht, große Projekte angekündigt, neuer Politik-Stil praktiziert. Mit Richter Gnadenlos fing alles an, aber ein Ende hatte es damit noch nicht. Statt eines tollen Reiseführers hier nun – leider – die kleine politische Skandalchronik frei Haus. Fortsetzung folgt.


Nicht gerade vornehm
Eine kleine politische Skandalchronik
Von Werner Nording

Hamburg, 19. August 2003. Die Meldung, die die Nachrichtenagenturen über ihre Ticker verbreiten, wirkt wie ein Paukenschlag: „Hamburgs Bürgermeister von Beust entlässt Innensenator Schill“ lautet die Schlagzeile. Schill sei charakterlich nicht geeignet, das Amt des Hamburger Innensenators weiterzuführen. So plötzlich wie der als Richter Gnadenlos bekannt gewordene Schill auf der politischen Bühne erschien, so schnell verschwindet er wieder von ihr. Schill hatte versucht, Bürgermeister von Beust wegen eines angeblichen homosexuellen Verhältnisses zu dessen langjährigem Studienfreund und Justizsenator Roger Kusch zu erpressen.

November 2003. Nur drei Monate später verliert der Bürgermeister den nächsten Senator aus seiner Regierungsmannschaft. Der Marine-Offizier und Hamburger Bildungssenator Rudolf Lange ist in Seenot geraten. Der Konteradmiral versenkt sich selbst, spottet die Opposition über den FDP-Politiker, der als Pannenkönig im Hamburger Rathaus galt. Er versagt bei der Vergabe von Kita-Plätzen und bei der Einführung des neuen Lehrerarbeitszeitmodells. Er scheitert schließlich an der überstürzten Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren. Der Vorzeigemann der Hamburger Liberalen muss vorzeitig von Bord gehen.

Februar 2oo6. Meldungen sickern durch, dass geheime Unterlagen eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses von der Bürgerschaft widerrechtlich an verschiedene Senatoren der Regierung weitergeleitet wurden. Der Ausschuss soll skandalöse Missstände in einem Heim für straffällig gewordene Jugendliche aufklären. Die Opposition vermutet Filz in der CDU-Alleinregierung. Die Bürgerschaft habe Akten an Senatsmitglieder weitergeleitet, damit die sich besser auf ihre Aussagen vor dem Ausschuss vorbereiten könnten.

Ende März 2oo6. Bürgermeister von Beust entlässt seinen Justizsenators und langjährigen Freundes Roger Kusch. Auch Kusch hatte geheime Protokolle aus dem Untersuchungsausschuss erhalten. Außerdem – so der Bürgermeister – genieße der Justizsenator nicht mehr das Grundvertrauen in der Partei und in der Fraktion. Kusch habe sich durch seine umstrittene Forderung nach Straffreiheit für aktive Sterbehilfe und die Abschaffung des Jugendstrafrechts zunehmend isoliert. Der Umgang mit der Protokollaffäre hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

Mai 2006. Eine ähnlich turbulente Amtszeit wie Ole von Beust in den vergangenen fünf Jahren hat kaum ein Bürgermeister bislang in Hamburg erlebt.
Ronald Schill ist mittlerweile ausgewandert und völlig von der Oberfläche verschwunden. Roger Kusch versucht am rechten Parteienspektrum mit seiner neuen Partei „Heimat Hamburg“ Wähler zu fischen. Die Protokollaffäre hat den Bürgermeister geschwächt. Doch in zwei Jahren, bei der nächsten Bürgerschaftswahl, so dürfte von Beust spekulieren, haben die Wähler die Angelegenheit vielleicht vergessen.


Blaue Augen, einmalige Stimme – ganz der Hans, der blonde Hans. Der aus der Großen Freiheit Nummer 7. Hans Albers. Ach was, der aus Hamburg. Der Hamburger überhaupt. Hin- und hergerissen zwischen großen Pötten und hübschen Frauen. Manchmal hat er auch beides unter seine Mütze gebracht.
Ja, ja, der blonde Hans. Ein echter Hamburger Jung – glauben die Einheimischen, die an der Alster siedeln, denken die Touristen am Landungssteg und in Sankt Pauli.
Und? Wie war er wirklich?


Ein Hamburger Jung
Wirklich? Hans Albers
Von Hartwig Tegeler

„Das war schon ein ganz geschickter Medienschwindel.“

Medienschwindel?! Hans & Hamburg?! Hoppla-jetzt-komm-ich!-Hans? Eine Mogelpackung?
Näh, nicht jetzt das auch noch! Ob ‚n Mädel hast oder Karl-Heinz – Entschuldigung!

Musik: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins!“

„Und er ist für Hamburg eben, wie das Bismarck-Denkmal, würde ich sagen.“

Ilse Werner, pfeifende Kollegin. Filmemacher Hans-Christoph Blumenberg – Regisseur einer liebevollen filmischen Hommage – meint auch:

„Ich glaube, es gibt sozusagen symbiotische Beziehungen zwischen Schauspielern und Städten.“

Das hieße: Paris – Jean Gabin; Rom – Anna Magnani; Hamburg – tja, eben: Hans Albers!

Tja, unser Hans. Uns wie sachte (!) der doch in jedem zweiten Interview, wenn er mal wieder in seiner Suite im Hamburger Atlantic Hotel interviewt wurde?

„Kommen Se mal ans Fenster. Sehen Se sich die Alster an und die Lohmühlenstraße, den Steg...“

„Medienschwindel.“

Also Albers, Hans. Kaufmannslehre in Hamburg, 1929 – nach über hundert Stummfilmrollen...

„Und von da ging es dann also weiter, weiter; dann kam der Tonfilm.“

„Die Nacht gehört uns“ hieß sein erster; und an der Seite von Marlene Dietrich dann in „Der blaue Engel“ kurz danach. Und dann wurde der Mann zu dem, was der Mythos Hans Albers war: Volksschauspieler, PR-Maschine in Nazizeiten schon. Auch wenn er selber – liiert mit der jüdischen Schauspielerin Hansi Burg – die Nazis und Goebbels hasste. Er war der deutsche Kino-Star. Vor und nach'm Kriech. Der ‚blonde Kerl‘; Seemannstyp; lebendig gewordene Hamburgensie. Mythos eben!
Aber woll'n wir das, was jetzt hier kommt, wirklich genau wissen?

„Ich habe jetzt auch mittlerweile Fotos von Herrn Albers ohne Toupet und ohne Bauchbinde.“

Nee, nee! Günter Zint, Fotograf, Sammler, St.-Pauli-Chronist, der zu Albers 100. Geburtstag eine Ausstellung einrichtete.

„Wenn man Albers so privat gesehen hat; da war er zwar auch ein kurioser, netter Daddy, aber er war überhaupt nicht dieses Standbild und Mannsbild, das er im Film immer verkörperte, das war schon ein ganz geschickter Medienschwindel.“

Aber das mit Hamburch? Wie er doch immer meinte...

Albers: „Dass ich sehr, sehr schweren Herzens wieder aus Hamburch weggehe.“

Zint: „Er hat privat ganz viele Trachtenklamotten aus Bayern getragen. Wir haben also seine Kleider. Und er hatte einen unheimlichen Bayerntick entwickelt.“

Also, da bissu so platt – Hans in Trachtenlederhose –, dass dir nich mal mehr ‚ne vernünftiges Ende für das Ende hier einfällt. Außer...

Musik: „Komm auf de Schaukel Luise“


Hamburg nicht nur das Tor zur großen Welt, sondern auch die Stadt der Schönen und Reichen. Wir erinnern uns an unseren letzten Bummel über den Jungfernstieg und an die Tasse Kaffee in Pöseldorf oder Blankenese. Doch halt, just in der Hauptstadt der Schönen fristet er sein Dasein: der Club der Hässlichen! Ein Zusammenschluss all derer, die 1. nicht dem gängigen Schönheitsbild entsprechen, die 2. partout nicht bereit sind, einen der vielen Hamburger Beauty-Stores aufzusuchen und die 3. – und das ist der Hammer – ihre Hässlichkeit nicht verschämt verstecken, sondern mit diesem unschönen Umstand auch noch lauthals hausieren gehen.

Der Club der Hässlichen
Zuhause in der Stadt der Schönen und Reichen
Von Petra Marchewka

„Herzlich willkommen zum Club der Hässlichen, ich bin sehr froh, heute wieder ein gutes Dutzend Leute begrüßen zu können....“

Das schummrige Hinterzimmer einer Hamburger Bar, verschämt versteckt hinter einem ollen braunen Samtvorhang. Ein Paar Stühle Marke Tante Trude, ganz vorn die Bühne, hinterrücks mit einer scheußlichen Mustertapete beklebt. Ein gut gelaunter Mann – wenig Haare, Riesennase – begrüßt die Schar der Männer und Frauen, die sich hier regelmäßig trifft, um über fiese Pickel, strähnige Haare und ausufernden Hüftspeck ins Gespräch zu kommen.

„Wir wollen ein Forum bieten...“

Harald Gasper …

" ...deswegen haben wir den Club der Hässlichen gegründet...“

… hat zusammen mit seiner Frau Regina auch ein Buch geschrieben. „Herrlich hässlich“ heißt es.

" … .im Internet haben wir auch die Seite Club der Hässlichen.de, wo man Mitglied werden kann, und wir haben inzwischen über 500 Mitglieder gewonnen, aus den USA, aus Irland, aus Neuseeland, aus Russland, wo wir selbst völlig überrascht sind, wie sehr dieses Thema auch ein globales Thema ist.“

Es war sogar schon das russische Fernsehen da. Hat nicht etwa Hamburger Schönheiten wie Hafen oder Michel gedreht. Sondern Harald Gasper und die anderen Hässlichen vom Club.

„Glaubt an Euch, seid stark, Ihr seid so okay wie Ihr seid!“

Die sehr, sehr dicke Blonde im pinkfarbenen Schlabberoverall mit passendem Haarwuschel sitzt Harald Gasper zu Füßen am Bühnenrand. Das Schönheitsdiktat geht ihr schon lange auf die Nerven, schimpft sie. Es ist Zeit, dass die Hässlichen selbstbewusst aufstampfen, findet auch die rothaarige Frau schräg hinter ihr.

„Ich bin recht klein, sehr dünn, zottelige Haare, abstehende Ohren, vernarbtes Gesicht durch die Allergie, also nicht sehr ansprechend, aber ich lebe trotzdem gut.“

Die Rothaarige holt ein paar Zeitungsausschnitte hervor und reicht sie rum. Seitenweise Werbung für Hamburger Schönheitskliniken. Da wollen wir aber gar nicht hin, bekunden die Clubmitglieder trotzig mit vereinter Kraft und kümmern sich kein bisschen um das Beauty-Image der schönen Hansestadt. Harald Gasper behauptet sogar, dass sein Hässlichkeitsverein sich gerade in Hamburg besonders hübsch macht.

„Unser großes Vorbild, der Club del brutti, wurde ja in Italien gegründet, Italien, das Land der Schönheit, wo bella figura, das gute Ausschauen, ein ganz großes und wichtiges Prinzip ist. Insofern haben wir vielleicht in Deutschland dieselbe Geschichte einmal wiederholt, in Hamburg, einer Stadt, wo Schönheit natürlich auch ganz wichtig ist, da sehen Sie natürlich nur schöne Menschen, gut gebaute, große Männer, schöne blonde, blauäugige Frauen mit den Idealmaßen ... vielleicht ist gerade in einer solchen Stadt ein Club der Hässlichen umso wichtiger ...“

Gasper selbst ist übrigens Rheinländer. Und kein Hamburger...

" ... in einer Welt, die durch Medien gesteuert wird und auch funktioniert, müssen auch die Menschen, die nicht so gut ausschauen, die Tränensäcke wie Derrick haben und abstehende Ohren und Augen wie Karl Dall, auch solche Menschen sollen sich zeigen dürfen sich nicht verstecken.“

Derrick und Karl Dall? Die sind ja auch nicht von hier.


In alten Büchern findet man sie noch – Walfänger aus Hamburg. Mit dem Zweiten Weltkrieg ging auch die deutsche Walfangflotte unter. Nicht aber die Walfänger, sie musterten auf norwegischen Schiffen an und stellt weiter dem Wal nach. Die Arbeit an Deck schön hart: schön wegen der Seefahrt, hart wegen der Bedingungen. Nichts für Landratten, die einen Sonnenuntergang im Meer gleich für Romantik halten.
Damals also, deutsche Walfänger auf Jagd. Und heute, wie gesagt – es gibt sie noch. Und manchmal treffen sie sich an ihrem Stammtisch in Hamburg.

Harte Zeiten
Hamburger Walfänger erinnern sich
Von Branca de Veer

„Da im Fanggebiet war ich als zweiter Lämmer, der so genannte Rippenschneider.“

Edwin Wingberg. Er wird im September 86.

" … an Deck, und dann kamen die Flenser, die haben den Wal den Speck abgeschnitten, nech, und dann kam der rohe Wal, ohne Speck ummantelt auf den Vorplan, und auf'm Vorplan wurde er zerlegt.“

Wingberg war von 1952 bis 1956 dabei.

„Und so ging das Tag und Nacht durch, wenn es sein musste.“

„Ich war Kap’tain auf so einem Fangboot.“

Günter Bartels, 82. Von 1954 bis 1956 Walfänger.

„Ja, für uns Seeleute war’s ja damals eine schlechte Zeit, wir hatten wenig Schiffe ... "

... nach dem Zweiten Weltkrieg ...

„... und ich hatte, na, ‚n guten Freund, der bei der Walfangflotte war, und da sie ein Kap'tain suchten, hatte ich Glück, da angenommen zu werden.“

„Die ersten zwei, drei Jahre war ich eigentlich der jüngste vonne Flotte, nech.“

Hajo Bleckwardt war 15, als er anfing.

„Oh ja, was war meine Aufgabe? Ha, Decksarbeit, nech. Das ging los, die Harpune vorne einspleißen, die Kanone laden, den Wal Längsseite bringen, Luft rein pumpen, Schwanz abschneiden, ja, alles, was so zu tun is’, um den Wal fest zu machen und natürlich die Wache gehen, nech.“

Bleckwardt ist immer noch der jüngste. 70. Er hatte 1950 angefangen.

„Die Saison, die ging so Anfang Dezember los, und, ja, da is’ ja Sommer, wir waren ja recht weit im Süden, weit südlicher als Kap Hoorn, und das denn eben Tag und Nacht hell, nech.“

„Antarktis, Südamerika. ... am Eis entlang.“

„Ich kam gleich auf das Boot mit dem schärfsten Schützen. Wir haben dann selbst bei Windstärke 8, 9, wenn die anderen Boote hinterm Eisberg lagen, mussten wir los und haben bis zum Hals im Wasser gestanden und haben den ganzen Tag nur einen Wal geschossen.“

„Je mehr wir fingen, je mehr haben wir verdient, wir waren ja prozentual beteiligt.“

„Und Essen und Trinken war gut, Verdienst war gut, und das war für uns ja die Hauptsache, das Gewaltige dabei, ne.“

Eintausend Mark im Monat.

„Und ´52 waren tausend Mark im Monat ne Menge Geld, ne, ja, wenn wir so vier, fünf Monate unterwegs waren.“

Günter Bartels fuhr als weiter als Kapitän zur See und war die letzten Jahre seines Berufslebens Elblotse. Und Hajo Bleckwardt...

„Bin leidenschaftlicher Walfänger geworden, nech./ Ich war Walfänger, nech.“

... war später in der Bergung und bis zum Berufsende wie Bartels Lotse.


Können Chinesen platt? Noch dazu, wenn sie Chinesinnen sind und junge Mädchen? In Hamburg können sie! Und im Norden haben sie an einem Wettbewerb teilgenommen. Geschichten in Plattdütsch aus chinesischer Hand – und gewonnen! Wieso, weshalb, warum? Nun, in der Schule Wildschwanbrook in HH-Meiendorf besteht seit 1995 ein „Plattdüütsch-Kring“, ein Plattdeutsch-Kreis. Und eben auch dabei: Alina und Thu-My Ly.

Zwei Chinesen snakken Platt
Von Knut Benzner

„Ich bin zwölf.“

Das ist Thu-My Ly.

„Ja, ich bin Alina Ly.“

Und Alina ist zehn.

„Wir kommen aus, also wir Kinder kommen aus Deutschland, meine Mutter kommt aus China, mein Vater aus Vietnam.“

Das war Thu-My.

„Ja, zu Hause sprechen wir chinesisch.“

Und Deutsch und Platt.

„Ick bün Alina un kümm aus China.“

Was zwar, wie wir gerade hörten, nicht stimmt – sich aber reimt.

Lehrerin: „Als ick in de zweite Klasse wär, bin ick, wär Fru Stolzenberger min Klassen? Klassenlehrersch? Klassenlehrersch, und wie dat se plattdüütsch macht bin ick denn to ihr gonn und hef dort plattdüütsch lernt. ... Lehrt. Or det wehn die meesten nich.“

Gerda Stolzenberger, die Lehrerin.

„Dot het nich lernt sondern lehrt. De Lehrersch de lehrt und de lernt aber ook und se lehrt, se secht, Kinder, so un so is dat, se lehrt ok, se kiekt, aha, so is dat. Dat is lernen. Lernen und Lehren.“

Die feinen Unterschiede.
Alina spricht gerne platt:

„Jaaaa. Hi, jo, eigenlich jaaa, hi ja.“

Und wie lange macht sie das?

„Chinesisch?“

Nee, platt.

„Ahm, so, bestimmt zwei, drei Jahre. Mhmh, dat week ich allet so fein.“

Seit ihrem ersten Schultag. Seit fast vier Jahren.

„Dree, dreeviertel Joahr.“

Die beiden haben sogar, zusammen mit drei anderen quasi ausländichen platt Schülerinnen, einen Preis gewonnen. Den Erzählwettbewerb „Wat’n Malöör“. Mit einer eigenen Geschichte:

„Also auf Deutsch heißt es ‚Ich mag Pfannkuchen‘, und auf plattdüütsch ‚Ick mach Pannkoken‘.“

„Ick seich mi de Toudaten zusomm. Eier und Salz, Budder und Smalt, Melk un Mehl, Safran macht den Koken geel.“

Inklusive chinesischer Schriftzeichen von Thy-My, die Geschichte.

„Baba uom den eini.“

Papa, wir lieben Dich.
Mit dem Platt kommen sie vielleicht mal bis in’s Ohnsorg-Theater.

„Mhh, ich weiß nicht, ob man das so weit schaffen könnte, aber die Möglichkeit könnte ja bestehen, also, mhm, ich mein, man kann ja überall irgendwas gebrauchen, ich mein, wenn man das hat, dann hat man das. Hihi. Mh, joh.“