Landgang

Sie sitzen daheim, die pucklige Weihnachtsverwandschaft hat endlich wieder ihre Wohnung geräumt (wir kennen das, sie vermissen jetzt einige Gestände), sie verstehen die Welt nicht mehr. Aus allen Teilen (aber vor allem Ecken) der Republik kam die an und sprach freudig erregt auf sie ein.
Und sie verstanden kein Wort. Das soll sich nun ändern! Für das neue Jahr haben sie sich ein gründliches Studium der Sprache fest vorgenommen. So eine richtige Fremdsprache, also den Dialekte ihrer Nächsten, vor allem Fernsten.

Die liebe Verwandtschaft, in Berlin treffend als "bucklige Verwandtschaft" tituliert, war wieder da – Weihnachten. Oder hat sich fröhlich zum Jahreswechsel angekündigt. Und Sie daheim haben wieder fast nix verstanden oder verstehen das alles nicht – sprachlich gesehen, also dialekt-isch. Oder Sie beobachten eigenartige Wesensänderungen ihrer gastrollierenden Bekanntschaft – sprachlich, mental. Und Sie suchen nach Erklärungen, denn SIE wollen ja alles verstehen. Sie sind also ratlos zu nennen. Hier nun heute unsere kleine Erklärungshilfe, denn alles wird wieder gut. Oder so ähnlich.


"Ich hatte Sprechverbot" – Ein sächsisches Zungenschicksal
Von
Claus Stephan Rehfeld

Die sächsische Zunge – ist eine liebliche, wenn sie weiblich ist; gemütlich, wenn sie männlich ist; unüberhörbar, wenn sie im Ausland erklingt. Also außerhalb des sächsischen Kerngebietes. Erschallt sie andernorts, so wissen Angehörige anderer Stämme, dass wieder Feiertage ausgebrochen sind. Und da der Sachse zu Sympathiewerbung neigt, trimmt er, bevor er die Landesgrenze überschreitet, seine Zunge auf Hochdeutsch. Die wehrt sich, aber unser Sachse lässt nicht locker. Bitte.

Ich hatte Sprechverbot.
Naja, das R ist noch ein bisschen …
Ich hatte Sprechverbot. Ich hatte Sprechverbot.
Jetzt übertreibst du.
Nee.
Nee?
Das war jetzt Plagwitz. Plagwitz. (sächselnd) Ich hatte Sprechverbot.
Ich muss ihnen sagen: Ich hatte Sprechverbot. Ich hatte Sprechverbot. Nee, das hatte ich schon gesagt. (Lachen) Ich hatte Sprechverbot.
Wobei Sie vielleicht die Beobachtung machen können, die Zischlaute, die bereiten dem echten Sachsen auch Schwierigkeiten, ne? Sprech.
Spresch.
… sch dann. Aber das machen die so.
Ja, ich habe immer zuviel SCH, wollten Sie mir damit sagen, ne? Schön, schön. Schön gesagt. (stark sächselnd) Ich hatte Sprechverbot. Ich hatte ne ganze Woche Sprechverbot.
Herrlich. Ne ganze Woche Verbot. Und im Sommer fahre ich auch immer mit nem Boot. Ich hatte ne ganze Woche Sprechverbot. Ich hatte eine ganze Woche Sprechverbot.
Eine ganze Woche …
Ich hatte eine ganze Woche Sprechverbot.
Ne ganze.
Jetzt kommt auch noch das z. Ich hatte eine ganze Woche Sprechverbot.
Ja.
Ich hatte eine ganze Woche Sprechverbot. Im Sommer fahr ich mit nem Boot.
Boot.
Mit nem Boot. Und manchmal fahr ich auch Fahrrad. (Versuch Hochdeutsch) Und manchmal fahre ich auch Fahrrad. Und jetzt kommt auch das o noch und das u. (stark sächselnd) Am Ufer kann man schön rumliegen.

… oder habe ich nur Probleme mit dem R?
Die R-Verbindungen sind für alle Sachsen schwierig. Damit will ich nicht sagen, dass die Sachsen alle kein R haben. Sicher gibt es da auch eine Menge, die ein R sprechen können. Aber die Verbindungen B-R, P-R verwechseln sie. Oder, was wir gestern hatten, mit dem Vokal Stern und Fern, dies wird dann …
Ein Stern … am Firmament.
Am Firmament.
Jetzt oder nie!
Probieren wir nur mal das R.
R.
R.
R.
Ja, ja!
Ein Stern.
Ein Stern.
Ein Stern.
In der Ferne.
In der Ferne. Ein Stern in der Ferne.
Ja.
Oh, ich seh einen Stern in der Ferne.
Hinter dem Berg.
Hinter dem Berg seh ich ein Stern.
Wissen Sie, was jetzt Sächsisch war?
Hinter?
Genau.
Weil ich diesen Satz jetzt machen musste.

Ei.
Ei.
Ei – weil, ei – weil.
Echt? Ich hätte gern ein Ei. Ich hätte gern, ich hätte gern ein weichgekochtes Ei.
Ja, das fehlt das A als Ausgangsvokal: A – E.
Ich hätte gern ein weichgekochtes Ei. Ich hätte gern ein weichgekochtes Ei.
Auh.
Ja, das müssen Sie mir nicht sagen, Frau Ziegenbrücker. Ich kriege ja das A nicht vor.
Es ist, es ist schon besser geworden.
Also anderthalb Jahre Sprechunterricht, nee, zwei.
Sprechunterricht.
Anderthalb Jahre Sprechunterricht haben doch das A schon sehr weit vorgebracht.
Verdammt noch mal, Scheiße oder so. Wenn ich hier raus bin aus dem Zimmer, spreche ich sowieso wieder Sächsisch.
Nein, immer mal ein bisschen. Glocke – und die Sprecherziehung schreibt mit: Glocke hat er zur Klocke gemacht.
Du Klocke.
Wo es dann so mitarbeitet. Wo man denkt: Scheiße jetzt. Weil, man krieg ja jetzt Zensuren auch, ne.
Sag nicht immer Scheiße.
Scheise. Das kommt, das kommt … das habe ich früher nie gesagt, das habe ich früher nie gesagt. Früher habe ich immer Scheiße …


Hoch-Grommolo – ein emotionaler Klartext
Von Uta Möhle

Laute freudigster Begeisterung oder vergnatzter Enttäuschung – sie waren unterm Weihnachtsbaum gar oft zu vernehmen. Die sie beherrschen, wissen oft gar nichts von ihrem Glück. Ihre Sprache entzieht sich nämlich der Schlechtschreibreform, also dem Zugriff von Wortklempnern. Denn diese Sprache namens Hoch-Grommolo wird emotional gelernt und gesprochen. Wir sagen nur Weihnachtsgeschenke und Bleigießen. Und haben ein paar Grommolo-Tips in petto.

"blablahoieblabla"

Phonetiker aus aller Welt sind immer wieder aufs Neue erstaunt, wie klar und formvollendet der Hannoveraner das Hoch-Grommolo parliert.

"mmmmohhhaaahhhoi"

Fingerübung der leichten Art, schlichter Zungenschlag des Hoch-Grommolo. Wenige beherrschen es, viele wollen es können. Die Freunde des Grommolo klopfen an der Tür an von

"ohhhh"

Am Anfang steht die Bla-Lektion. Nicht die blabla-Lektion, die das gemeine Volk täglich in den Medien und am Stammtisch verfolgt, sondern die gekonnte, geschliffene Variante desselben.

"bla blab blab baalblbaaa"

Blabla, gewöhnlich nur so dahingesagt, hier mit einem Sinn versehen, hat natürlich auch eine Grammatik. So mancher Anfänger scheitert am Hoch-Grommolo-Genitiv, nur die Geübten können die grommolonischen Verben korrekt konjugieren. Indes: wie man "Grommolo" grammatisch richtig schreibt, dies ist bis heute noch nicht so ganz geklärt.

"Es ist uns auch relativ egal."

Uns aber nicht! Egal, weiter. Der wichtigste Baustein der Grommolo-Sprache ist bekanntlich das "Endlos-Variations-Prinzip". Selbiges lässt sich trefflich am Beispiel "Guten Tag" erläutern. Mal heißt es

"heischahaha", "

dann auch mal wieder

" "ohhschibidasaja"

gelegentlich aber auch

"hossehskibbedasaja". "

Letzteres kann aber auch heißen: "Christian Wulff hat Urlaub" oder "Ich hätte gerne fünf Lüttje Lagen, bitte." Was auch immer dies nun wieder heißen mag,

" "Es ist grad so, wie es im Augenblick kommt."

Die e-m-o-t-i-o-n-a-l-e Begeisterung für das Hoch-Grommolo ist weltweit zu registrieren, also zu hören.

"schrabretzka, reppen"

Der Konsonanten-Reichtum des Hoch-Grommolo lässt jeden Grönländer und Waliser vor Neid erblassen. Und, also: Hannover ist nicht nur Hochburg des Hochdeutschen, sondern auch sprachkulturelle Wiege des Hoch-Grommolo, der Sprache der Clowns. Wir erinnern uns. Und wer gut aufgepasst hat, schüttelt den Namen der Stadt an der Leine lässig aus den weiten Ärmeln des Grommolo.

"hoischebaihaschihaboa"


Boid ausgschimpft – Ein bayerischer Wesenswandel
Von Arthur Dittlmann

Heiligabend war "gschlampertes Christkindl" en vogue, heute ist "Pimperlwichtig" angesagt & für den 31.12. können Sie schon mal "oide Schäsn" notieren – jedenfalls laut dem immerwährenden "Bayerischen Schimpf-Kalender". Wir hüten ihn treulich, denn immer häufiger treffen wir auf Langschädel, die das Granteln verlernt haben. Ja, früher, da verstand sich der Bayer noch trefflich auf den verbalen Befreiungsschlag. Der reiche Schatz an Schimpfwörtern und Flüchen kündet davon, nein, kündete. Die wunderbare Kultur des bayerischen Schimpfworts schwächelt! Die liebe bayerische Verwandtschaft ist auch nicht mehr das, was sie nie war. Ja damals ...

Was war das für eine Urgewalt, die aus dem Engel Aloisius in Gestalt von Adolf Gondrell förmlich herausgebrochen ist, wie man im Himmel unverschämterweise von ihm verlangt hat, daß er "frohlocken" solle?

"Halleluj, Luja!, sog i, Luja sog i, Zefix Halleluja, Luja…” "

In den Fünfziger Jahren sollen derartige Schimpfkanonaden auch noch auf den Straßen, in den Wirtshäusern, in Amtsstuben und auch am häuslichen Familientisch zu vernehmen gewesen sein. In den 6oer Jahren gab es Aufkleber, die sich besonders witzige Autofahrer in die Hinterscheibe hinein gepappt haben: "Himmerherrgottsakramentpfuideifescheissglumpvarreckts" oder so ähnlich ist dann da gestanden, neben der gehäkelten Toilettenpapierverzierung. Heutzutage muss man schon zu den Kabarettisten gehen, wenn man richtige Schimpfwörter hören will … aber da geht’s dann immerhin richtig zur Sache, etwa bei Gerhard Polt …

""Du blädes Krachal, du Matz du varreckte, hoit dei Fotzn, du Schoasblodan."

Und so weiter. Ob´s ein richtiger Verlust ist, wenn die Kinder heutzutage nicht mehr wie Fuhrknechte über ihre Mitmenschen herziehen? Eine Stichprobe: Der Schimpfwortschatz von zwei bayerischen Buben, 9 und 12 Jahre alt:

"Du Aff, du bläda. / Arschloch. / Nein, das sag i net: Sag einfach nur 1x Depp/ Saupreiss, du bläda! Schweinshaxn! / Bläde Sau. / Blede Henna, du."

Noch ist das Bairische nicht ganz verloren! Sie können es noch! Aber: Das Bayerische ist bedroht. Daran lassen die sprachwissenschaftlichen Analysen der letzten Jahre überhaupt keinen Zweifel. Der dem Bayern innewohnende, tiefsitzende Minderwertigkeitskomplex, gepaart mit einer aggressiv sich vordrängenden, norddeutsch klingenden Mediensprache, die auch in München, Marktl und Teufelsöd als "schick" - oder besser gesagt "cool" - gilt, machen dem Bairischen zumindest in der jüngeren Generation langsam aber sicher den Garaus. "Sprachverarmung – Schimpfwörterverarmung". So lautet die Diagnose des Dialektologen Ludwig Zehetner.

"Wenn irgendwos positiv gseng werd, is es cool, geil, tittengeil, "Titten" is unverträgliches Wort, da stellts ma scho wieda wos auf, bei uns "Tutten", hoassn hoid net Tittn. Bei dem Wort stellts mir schon wieder alle Hoor auf, aba i muass a aktzeptieren, net."

Akzeptieren, guat und schee. Aber nur mit zusammengebissenen Zähnen, widerstrebend, gezwungenermaßen – und wenn wir nicht aufpassen, dann könnte es schon sein, dass sich ein längeres zusammengesetztes Schimpfwort aus unserem Mund heraus löst, als da wäre:

"So was wie du gehört mit der Scheißbürstn nausghaut…(Gelächter) / Luja sog i … (Gelächter) / Saupreiss, du bläda."


Einfach unverständlich – Der Friesenbesuch
Von Werner Junge

Verwandtschaft ist immer kompliziert. Sie ist irgendwie anders. Den Weihnachtsbaum holte sie aus dem Baumarkt, die Lichterketten montierte sie schon Anfang Dezember an die Hausfront, den Jahreswechsel will sie unbedingt krachbummlaut abfeiern, die Nacht will kein Ende nehmen, die eigenwilligen Sprachlaute liegen uns friesisch herb in den Ohren.

Es beginnt kompliziert. Erstmal damit, das Nordfriesen auch Friesisch sprechen. Und:

"E historiie foon e nordfrasche läit önjt junken."

Genau: die Geschichte der Nordfriesen liegt im Dunkeln. Irgendwann um 800 nämlich haben sich Friesen irgendwo aus der Ecke zwischen Zuidersee und Weser auf die Socken gemacht. Sicher ist allein: sie sind zu weit gegangen.
Hätten sie an der Eider angehalten, wären sie im späteren Dithmarschen gelandet. Und das ist immer größer geworden, immer weiter in die Nordsee gewachsen. Doch sie mussten ja partout nach Norden über die Eider. Dort holte jede Sturmflut sich ein Stück Land zurück. Die Friesen mussten deshalb auf ihren Inseln und Halligen immer enger zusammenrücken. Dadurch entstand einmal das ach so schöne nordfriesische Wattenmeer, aber auch eine Art babylonischer Sprachverwirrung.

"Ik snååk mooringer frasch foon e fåste wål."

Karin spricht also Mooringer Festlandsfriesisch. Das bedeutet, es gibt noch andere friesische Dialekte auf dem Festland und – logischerweise – auch Inselfriesisch. Ohne mit Details zu quälen: Helgoland inbegriffen, gibt es allein in Nordfriesland zehn verschiedene Sorten friesisch. Und das tolle, kaum ein Dialekt ist für die Anderen verständlich

"Wi san rik foon mångfåldihäid."

Die Vielfalt sei ihr Reichtum, meinen die Friesen deshalb. Als sie das Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten, war es eigentlich schon zu spät. Schnell erfanden sie noch ihre eigene Geschichte und ein paar schöne Volksbräuche wie zum Beispiel das Biikebrennen. Doch es half nichts, die modernen Nationalstaaten entstanden. Eine unangenehme Sache für eine Sprachminderheit. Besonders dann, wenn man in einer Grenzregion wohnt. Plötzlich gab es den Streit, sind die Friesen Dänen oder Deutsche? Nur locker 150 Jahre brauchten die Friesen, um zu erkennen, die Frage ist blödsinnig. Seitdem sind sie nur einfach Friesen und ganz glücklich. Damit stimmt nach über 1.200 Jahren auch nicht mehr die alte Weisheit:

"Das größte Problem der Nordfriesen sind sie selber."

Das größte Problem der Nordfriesen sind sie selber – Nein, das ist vorbei.
Wie auch die Zeiten, als das hohe, harte Friesengewächs zum Prototyp des blond blöden Germanen aufstieg. Dafür hat die Werbebranche die Friesen entdeckt. Sie bedeckt die Baugebiete mit Friesengiebeln, unter denen sich Friesentee zum Friesenkeks genießen lässt, wenn man nicht auf der Friesenbank hinterm Friesenwall bei friesisch-herben Bier entspannt. Die Friesen ertragen es inzwischen mit Humor, haben sogar selber den Partydrink "fieser Friese" erfunden. Denn weltoffen waren die Friesen immer schon – zumindest ein bisschen. Das belegt auch die Friesi-sie-rung der Polizei in Nordfriesland. Zumindest dort darf man in Zukunft ein Polizist friesisch korrekt als "Gendarm" ansprechen.


"Dat is nit schön" – Vom anderen Kölsch
Von Irene Geuer

Das ihr Besuch aus Nordrhein-Westfalen beim Stichwort Kölsch umgehend traurige Augen aufsetzte und Sie ihr Kölsch nicht los wurden - dies hat Sie gewundert? Sie meinten kumpelhaft ein Bier, er aber dachte an seinen Dialekt. Denn bei ihm daheim wird mehr Kölsch getrunken als gesprochen. Das sagt weniger was über die Qualität einer Bier genannten Flüssigkeit aus, sondern mehr über den Verlust heimatlichen Zungeschlags. Dialekte in NRW – wir könnten ihnen einen langen Dia-Vortrag halten.

Das stimmt. In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Dialekte. Im Sauerland, im Rheinland, im Ruhrgebiet und am Niederrhein. Und für alle gilt: Sie werden kaum noch gesprochen.

"He es dat entweder ordinär oder unanjenehm, weil die huhgestochene Idiote dat nit künne un nit hüre wulle."

Schuld, so sagt der Kölner, sind die Hochdeutschfetischisten. Schuld also sind Lehrer, Politiker, Moderatoren im Fernsehen und im Radio – all die, denen man sprachlich die Heimat nicht mehr anhört. Der Kölner schämt sich seiner Nachkommen, der Enkel, die unter Kölsch allenfalls noch Bier verstehen, aber nicht mehr Sprache.

"Un da han ich mich jeärgert. Ich sage, wenn de schon he jeboore bis, dann häste Kölsch zu spreche un zu künne."

Aber die Enkel werden auch das wohl kaum verstehen. Darauf lässt ihre Reaktion schließen.

"Blöd am laache, ne."

"Hömma, komma her, Mama mach mir ma n Butta."

Im Ruhrgebiet können Kinder zuweilen noch ihre Mahlzeiten heimatverbunden bestellen. Aber auch das wird immer seltener. Denn, so sagen die aus dem Pott:

"Ich denk mal et hängt mit die Zechen und die Kohle zusammen. Und dann würd ich auch sagen, Kohlenpottdeutsch geht langsam weg."

Denn wo gibt’s noch Zechen im Ruhrgebiet?

"De dümmste Biuar hiert de dicksten Tiuffeln."

Im Münsterland, genauer gesagt in der Soester Börde, versuchen es Lehrerinnen mit dem dümmsten Bauern und den dicksten Kartoffeln im Nachmittagsunterricht.

"Dat sin Ringelduiven"

Das sind Ringeltauben – was so viel heißt wie: Das ist ziemlich selten. Deshalb gibt es in Nordrhein-Westfalen Menschen wie Werner Beckmann, die als Sprachwissenschaftler versuchen, den Dialekt fürs Archiv zu sammeln. Er filtert Reste des Platts aus dem Hochdeutschen, Spuren, die zum Beispiel das Sauerländische hinterlassen hat.

"Man nennt das Substrat. Und das macht sich bemerkbar. Man sagt zum Beispiel heute noch in Kopenrode, auch wenn die Leute hochdeutsch reden: Hömma, wat is der am lürren? Was schreit der da rum? Oder wat is dat n hohen Baum. Statt ein hoher (..) ja."

Im Ruhrgebiet heißen Substrate auch Vietnameffekt.

"Kannse mir ma sagen, vietnam Stadion geht?"

Diese letzten Reste des Dialekts beanspruchen die Nordrhein-Westfalen für sich allein. Das heißt, Touristen sollten auf keinen Fall fragen, Vietnam Stadion geht.

"Eine Sprache lernt man hauptsächlich durchs Hören."

Da man Dialekt kaum noch hören kann, ist er schwer zu lernen. Und auch wenn das Platt immer mehr aus Nordrhein-Westfalen verschwinden – nachgeahmt werden, gar von Bayern oder Sachsen, soll es auf gar keinen Fall.

"Nä, dat is nit schön."