LandGang

Von Tonia Koch |
Das Saarland. Na, was fällt Ihnen daheim dazu ein? Es braucht ganz schön lange. Oskar, ist klar, hatten wir erwartet, auch erwartet. Aber sonst noch! Was sagt uns unser Gedächtnis? Klar, ein Bundesland soll es sein. Weiter, vielleicht fällt Ihnen noch mehr ein. Es liegt in Europa? Stimmt. (Und da war doch mal was mit der Tour de France und einem Fußballspiel. Was? Nee, das kann nicht stimmen. Obwohl, so ganz liegen Sie nicht falsch. Eine Liste bekannter Saarländer würde vermutlich arg kurz ausfallen.
Das Saarland also. Ein Landstrich der Überzeugungen. "Das Saarland wird es noch lange geben", diktierte Ministerpräsident Müller seine Überzeugung der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in den Griffel. Das wollen wir doch hoffen. Schon wegen der Tour de France. Selten sieht man Apotheker und Tabletten-Vertreter so lustvoll über deutsche Straßen gleiten. Das macht Spaß und bildet. Nach jeder Steigung hat man einen medizinischen Begriff dazugelernt, nach fünf Straßenecken kann man medikamentös mitreden. Nun ja …

Das Saarland, es liegt dem Deutschen am Herzen. Deshalb gliederte er es vor 50 Jahre in seinen Brustkorb ein und alles ward wieder gut. Und so gehört es noch heute zum deutschen Zungengebiet, wiewohl da hörbar ein anderer Zungenschlag der Verständigung dient. Offenbar um hier klarere Verhältnisse zu schaffen, stellte nun eine "Frau Böhmer … das Projekt: Sprachoffensive Deutsch offiziell vor". Anschließend traf sie sich "mit Ausländerinnen". Wir sind verwirrt, wussten wir doch bis dato nicht, dass Saarländer schon wieder Ausländer sind. Wir begeben uns deshalb in eine typisch deutsche Einrichtung, auch Bistro genannt, und leihen dem Betreiber desselben unser geneigtes Ohr.


Klugschwätze – Französisch in der Alltagssprache
Von Detlev Schönauer
"Oh la la - bonjour… non, non, sind wir nischt in Frankreische, aber ganz nah dran. Non, isch bin zwar von die Frankreisch gekomm, ursprunglisch, aber dann hier hängegebliebt. Hier? In die Saarlande. Unn da isch hab heut ein kleiner Bistro in Saarbrück. Da sinn naturellement viel Saarlander, aber auch so mansches "Wackes", was da steht an die "Büffet"… muss isch, glaub isch, eine bissschen was erklär: hier man sagt auch "expliziere". Oui, weil die Saarlander spresche normallement Deutsch. Also nischt wirklisch. Weil, rischtischer Deutsch kann hier kein Wutz, die meine das zwar all, aber stimmt nischt. Non, non, die habe ein Dialekte. Alors, und eine "Büffet", das is die Thek, die Tresen. Und Saarlander hucke nischt an die Tisch, non, non, die stehe, also besser: hänge an die Büffet. Manschmal in vier fünf Reihe. Weil trinke halt viel Bier, unn deswege wolle die ganz nah sein an die Zappanlag … damit die Bier nischt absteht.

Drübe in Frankreisch, also bei die "Wackes", das sinn, muss isch auch kurz erklär: das sind die Lothringer. Is schon Frankreisch, aber noch nischt so rischtisch - werde auch da nischt so richtisch ernst genomm. Trotzdem, sie trinke - wie jedes guttes Franzos' die Wein! Unn deswege hänge se auch nischt an die Büffet, wie sie Saarlander, non, die sitze sogar gern weit davon entfernt. Weil, wenn die Wein wird von die Büffet zum Tisch getrage, unn der is weit weg, dann wird die Wein ja älter. Und dadursch naturellement besser. Und wemmer Glück hat, krischt mer gleich ein anneres Jahrgang.

Unn was mache die Saarlander an die Büffet? Sie "Schwätze". Meistens sogar "dummschwätze". Da is auch viel franzosisch dabei. Nischt nur Wörter, sogar die Grammatik is manschmal franzosisch: gummo, wenn die Saarlander friert. Gut, das gibt's ja heut dank die Kohledioxide nimmer so oft, aber kommt vor, dann heißt "er hat kalt". Oui, sagt: "Oh leck, hann isch kalt!" - "Oh leck" is jetz nischt franzosisch, das is nur so eine Expression, wenn ein Saarlander is übergerascht. Alors: "isch hann kalt", weil "hann" is 2. Person Singular von haben, hann ("isch hann, Du haschd, er, ehs, ehs hat, mir hann, Ihr hann unn die hann"): "unn isch hann kalt". Das is directement übergesetzt: "j'ai froid."

Tja, so schwätze Saarlander viel franzosisch unn merke'S garnischt. Wenn die wüsste, dass sie fast schwätz wie die Wackes, die würde halte die Münd."


Donnerwetter – Als die Saar gegen Deutschland spielte
Von Ulf Damman

Warum wurde Deutschland 1954 Weltmeister? Wir fragten uns das nicht, bis wir die Landesvertretung Saarland im Internet anklickten. Und baff waren. Nix Wunder von Bern, sondern, Zitat: "Das Deutschland 1954 Weltmeister wurde, ist dem Saarland zu verdanken." Ja, damals, 1954, WM-Qualifikation. Das erste Spiel hatten die Bundesrepublikaner gewonnen, am 28. März 1954 sollte nun die Entscheidung fallen. Wir sind jetzt zugeschaltet. Aus dem Saarbrücker Ludwigsparkstadion berichten in einer gemeinsamen Übertragung Charly Scholz für Radio Saarbrücken und Rudi Michel für den Südwestfunk. Als Zeitzeuge tritt Mittelstürmer Herbert Binkert auf, der große Star des Saarländischen Fußballs. Bitte Charly Scholz.

Scholz: "Hier ist das Stadion Ludwigspark in Saarbrücken mit dem Ausscheidungsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft Saar gegen Deutschland vor 53.000 Zuschauern. 13 Minuten sind gespielt und das Ergebnis lautet nach wie vor 0:0. Und das heißt für Sie, die Sie ja noch nicht Fernsehen können, dass noch kein Tor gefallen ist. Und immer noch ist die saarländische Mannschaft jetzt gerade wieder im Angriff gewesen. Dort war jetzt der Halblinke Siedl, drahtig wie immer, gegen die mächtigen Brocken der deutschen Abwehr, flankt auf den rechten Flügel zu Rechtsaußen Otto, der schießt und da ist einer der Saarländer … noch mal, Schirra muss schießen. Schießt. Und abgewehrt, Donnerwetter, von Toni Turek. Donnerwetter, war das eine Situation."

Binkert: "Wir waren schon infiziert, muss ich sagen, dadurch, dass es die Chance gab, wenn wir gewinnen, gibt es ein Endspiel, gibt’s ein Entscheidungsspiel …"

Scholz: "Und das ist noch einmal ein Saarländer. Schuss! Tor! Tor! (Jubel) Bitte teilen Sie nicht die Freude der 53.000 – es ist nichts. (Pfiffe) Es ist nichts. Wiederum Abseits – wenigstens behauptet das Schiedsrichter Bronkhorst aus Holland."

Michel: "Das 1:0, mit dem Deutschlands Ländermannschaft im Weltmeisterschafts-Ausscheidungsspiel gegen die Saar nur in Führung liegt, mag Sie überraschen. Aber es mag Sie noch mehr überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass dieses 1:0 noch nicht einmal verdient ist. In der 30. Minute wurde Fritz Walter angeschlagen aus dem Spiel genommen, für ihn kam sein Bruder Ottmar mit der Rückennummer 12 als Mittelstürmer auf den Platz, der jetzt angreift. Sehr schöner Trick und dann zur Flanke kommt. Kopfball von Morlock, nachgesetzt von Posidal – Tor!" (Jubel)"

Binkert: """Wenn Sie heute Bilder betrachten, da muss ich Ihnen sagen, dass eine Tor, da wurde unser Torhüter Strempel im Strafraum hart angegangen und gerempelt. Und normalerweise hätte das Tor gar nicht gezählt werden dürfen, also da waren auch schon gewisse Schwierigkeiten drin. Wir haben auch dann unseren Druck gehabt, aber so überlegen war die deutsche Mannschaft nicht."

Scholz: "Und was entscheidet Schiedsrichter Bronkhorst aus Holland? Wenn ich mich nicht täusche, er entscheidet auf Elfmeter für die Saar. Martin läuft an, drei Meter, zwei Meter, Schuss und Tor! Tor für die Saar!" (Jubel)
"Rahn ist noch mal da, spielt sich wunderbar frei, jetzt müsste er schießen. Da ist einer und Nachschuss und Tor für die deutsche Mannschaft." (Jubel)"

Binkert: ""Wir sind dann vom Verband geschlossen eingeladen worden in die Schweiz, das Spiel uns anzusehen."

Scholz: "3:1 steht es also für die deutsche Mannschaft."

Binkert: "Und jeder von uns war voll, voll begeistert mit der Sache, und die Daumen gedrückt, dass die das machen. Wir hätten doch im Leben net so große Chancen gehabt da zu bestehen wie die deutsche Mannschaft."

Scholz: "Das Ausscheidungsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft Saar gegen Deutschland vor 53.000 Zuschauern hier im Stadion Ludwigspark in Saarbrücken ist beendet und endete mit einem verdienten 3:1 Sieg der deutschen Mannschaft."


Fragezeichen – Saarland deine Prominenten
Von Tonia Koch

Die Saarländer, die wir kennen, sind klein von Wuchs, was aber nichts über ihre Größe aussagt. Wiewohl wir ins Grübeln kommen, wenn wir unserem Hirn die Namen berühmter Saarländer abverlangen. Gut, gut, der Oskar - rufen da selbst tiefschwarze CDU-Mitglieder, jedenfalls im Saarland. Und dem deutschen Ostler geht nicht aus dem Kopf, dass ihr langjähriger Vorsitzender aus dem westlichen Saarland kam: Erich Honecker. Und Nachrichtenfreaks fällt unter Umständen sogar was zum Namen Peter Müller ein. Aber dann kommt sogar er, der Informierte, ins Grübeln. Bekannte Saarländer? Noch dazu große? Da sieht er …

Nur ein einziges Mal war Deutschland beim Grand Prix, dem europäischen Schlagerwettbewerb erfolgreich. Mit einem jungen Mädchen, in gepunktetem Kleid mit weißem Kragen und einer wie es schien, viel zu großen Gitarre: Nicole.

Ein Schlagerstern ist aus ihr geworden, weniger unschuldig wirkend als 1982, aber treu ihrer saarländischen Heimat verbunden. Ganz anders Ingrid Caven. Chanson-Sängerin, Schauspielerin, verheiratet mit Reiner Werner Fassbinder; die Caven, sie zog es nach Frankreich. Und dort feiert sie auch ihre Erfolge.

Auch einen anderen zog es – allerdings nicht ganz freiwillig - nach Frankreich, Max Ophüls. Der Schauspieler, Regisseur und Filmemacher emigrierte 1933 nach Frankreich, um Berufsverbot und Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Seine Geburtsstadt Saarbrücken hat ihm seit Jahren ein Filmfestival gewidmet, das sich um den deutschen Filmnachwuchs kümmert.

Auch auf einen anderen Bürger Saarbrückens können Stadt und Land zu recht stolz sein: Auf Willi Graf. Der Medizinstudent zählte neben Hans und Sophie Scholl zu den sechs engen Mitgliedern der Weißen Rose. Den Widerstand gegen die Nazis bezahlte auch er mit seinem Leben. Im Oktober 43 wurde er von den Nazi-Schergen hingerichtet.

Der Stolz der Saarländer auf den ersten Mann im zweiten deutschen Staat, auf Erich Honecker, hält sich in engen Grenzen. Ganz anders Oskar Lafontaine - sie mögen ihn trotz Pleiten, Pech und Pannen.
Lafontaine anlässlich des Honecker-Besuches in der saarländischen Heimat 1987.

Lafontaine: "Natürlich ist es schon eine List der Geschichte, nachdem die Preußen solange hier geherrscht haben, dass wir jetzt einen saarländischen Dachdeckermeister geschickt haben, der jetzt der 1. Mann im Staat der Preußen ist."

Geschafft hat es Wolfgang Wahlster. Der Mann ist Wissenschaftler und wurde im Bereich der Ingenieurwissenschaften als einziger deutscher Forscher in die königlich-schwedische Akademie der Wissenschaften berufen. Wenn also die Nobel-Preise vergeben werden, dann sitzen die Saarländer mit am Tisch. Na ja, nur einer, aber der auf Lebenszeit.

"Diesmal ist der Start gut geglückt. Armin Harry hat keinen besonders guten, aber auch keinen schlechten Start erwischt. Er führt. Harry führt immer noch. Nur noch wenige Meter …"

Auf ewig bleibt den Saarländern auch ein anderer Rekord. Als erster Mensch auf der Welt lief Armin Harry 1960 die 100 Meter in zehn Sekunden.

"Armin Harry glaubt gewonnen zu haben. Er hebt die Hand hoch. Er grüßt im Stadion die 80.000, die ihm zujubeln, dem ersten Nichtamerikaner seit 32 Jahren, der in die Phalanx der Amerikaner hinein stieß."

Titel, Rekorde, Preise und Auszeichnungen gab es auch für andere: für Christian Schwarzer, Jo Deckarm und Helmuth Reichmann, die Weltmeister. Für den Regisseur Wolfgang Staudte, den Pantomimen Jomi und den Schriftsteller Ludwig Harig. Für Gläser, Tassen und Fliesen von Villeroy und Boch und last but not least für Hermann Rarebell, den Schlagzeuger der Scorpions.


Bingo – Wenn Politik wirklich alt aussieht
Von Simone Mir Haschemi

Gelegentlich sieht Politik ganz schön alt aus. Sie daheim am Lautsprecher nicken mit Kopf, wir meinen es aber ganz anders. Gelegentlich sollte Politik ganz schön alt aussehen, also mal in die Haut der Älteren schlüpfen, um etwas bedächtiger über Rente mit 67 und so zu reden. Erfahrung macht klug, der Age Explorer auch. Zumal im Saarland, einem alten Land, jedenfalls rein statistisch und altersmäßig gesehen. Und just da verwundert es, dass dortige Politiker bis dato offenbar nur 1 x in den Age Explorer geschlüpft sind und mal so richtig alte Erfahrungen gesammelt haben. Auch wenn man schlechter sieht, es schärft den Blick.

Mitarbeiterin: "Also wir fangen jetzt hier an mit Bewegungseinschränkungen in den Gelenken. Und zwar hier am Arm, und dasselbe machen wir auch gleich unten im Kniebereicht, in der Kniebeuge …"

Die Testperson ähnelt zunehmend einer Astronautin. Age Explorer heißt die körperbeengende Haut, Cornelia Bethscheider die Versuchsperson. Politikerin, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im saarländischen Landtag. Wirkliches Alter 39, gefühltes 70 – mit dem Age Explorer.

Bethscheider: "Es wird alles steifer! Man muss sich unheimlich konzentrieren auf jeden Schritt. Alles, was man sonst unbewusst macht, darauf muss man achtgeben."

Gewichte im Anzug ziehen zu Boden, simulieren Kraftverlust im Alter. Bethscheider schleppt sich durch den Supermarkt. Der Helm schränkt das Sichtfeld ein, das Visier lässt alles in einem gelblichen Ton verschwimmen.

"Die Schilder sind doch recht klein, es ist unheimlich schwierig zu lesen. Das Kleingedruckte kann ich gar nicht lesen. Man muss länger suchen, weil man nicht mehr alles so überschaut. Muss man mehr rumgucken, bis man was gefunden hat."

Die Politikerin Bethscheider, um 30 Jahre gealtert, schleicht vorsichtig und suchenden Blickes durch das Geschäft. Der sonst kleine Schritt auf die Rolltreppe wird zum Abenteuer - die Politikerin muss aufpassen,

"…dass man nicht stolpert, weil man nicht so die Abstände erkennen kann. Wo man normalerweise einfach auf die Treppe geht, da muss man schon aufpassen, dass man den richtigen Schritt zur richtigen Zeit macht, und auch dass das alles langsamer geht als vorher."

Oder gar nicht. Die Lebensmittel in den oberen Regalreihen plötzlich unerreichbar, das Bücken tut auch weh - der Einkauf zieht sich nun ewig hin. Eine halbe Stunde Age Explorer und die Politik sieht das Leben der Alten anders, schärfer.

"Man fühlt sich irgendwie unsicherer. Man fühlt sich etwas ausgeschlossen. Man ist da, aber man bekommt nicht alles mit. Man ist so ein bisschen alleine."

Auf den Bänken im Einkaufszentrum sitzen ältere Menschen.

"Also, es ist unheimlich anstrengend. Man muss sich unheimlich konzentrieren, und das macht einen sehr müde. Ich könnte mich jetzt auch dahinsetzen und mich ausruhen."

Nach einer Stunde kann sie es. Nun ohne den Wie-fühle-ich-mich-als-70jährige-Anzug. Die 39-Jährige ist erleichtert. Und als Politikerin nachdenklicher: Rente mit 67 - wie bitteschön soll das denn gehen?

"Ich kann mir kaum vorstellen, das so was realistischerweise eingeführt werden kann. Also in bestimmten Berufen, wo auch körperlich gearbeitet wird, das kann ich mir vom Gefühl her jetzt nicht mehr vorstellen."

Ihren Kollegen im saarländischen Landtag will die SPD-Politikerin Bethscheider den Age Explorer-Test empfehlen. Da bringt es was, wenn Politiker mal wirklich ganz schön alt aussehen.

"Also man kann es nur richtig verstehen, wenn man den Anzug mal angehabt hat. Man sieht ältere Leute, nimmt sicher auch Rücksicht, aber so richtig, wie die sich fühlen, das kann man erst, wenn man mal das gleiche gefühlt hat. Ich seh die jetzt mit ganz anderen Augen und verstehe auch, was für Schwierigkeiten die haben. Und sowas wird man sicher nicht mehr vergessen."


Dummbraddeln – Eine klare Sprach-Ansage
Von Detlev Schönauer

Wir haben dem Saarländer aufs Maul geschaut. Und wir stellten fest, dass es dort gute Zahnklempner gibt und "meins" dadorten keine Stadt, sondern eine Form von "Sie" ist. Und uns kam zu Ohren, dass der Saarländer seine bäuerliche Herkunft nicht verleugnen mag und sein hofhalterisches Wissen weiter pflegt, denn so manche Schwiegermaman rief er: "du dumm Puut". Das klang in seinen Ohren viel passender. Und wir sind passend beim Thema, also wieder in Jacques’ Bistro, wo der geneigte Hörer einen Intensivkurs belegen kann in … ja, wie heißt denn die Sprache da eigentlich?

Oh la la - mer muss sisch ja schäme! "Meins" is heut …, also mein Frau, is losgezogt, totallement unmöglisch gekleidet. Hier sagt mer ja "gemuschdert. Isch ja gesagt: "bischd jo e rischtisch Muschdergret!" Also Hochdeutsch muß eigentlisch heiße: "Mustergretel". Unn ein "Gret"… naja, so nennt mer hier alle Frau, wo eine bißschen … ,sage mir, wo halt nischt zu die Klügste gehöre.

Aber man kann auch über die Männer lästern: grad in die Dialekte, weil in die Saarland ja eh jeder Dialekt spricht - hochdeutsch kann hier niemand, obwohl's viele von sisch behaupte. Jetzt solle sogar die saarlandisch Schulkinner hochdeutsch lerne. Gut unn schön: aber wer bringt's ihne bei? Weil all schwätz Dialekt. Außer die, von außerdihalbe. Aber wenn die dann mit ihr rischtischer Deutsch komme, falle hier directement auf. Wird leischt als arrogant angesehe: "was will'n der ibberkandidelte Pälzer! So'n Dummbraddeler!" "Dummbraddele" , des beudetet dummschwätze! Mer kann auch sage: "Hawebraddeler". Das bedeutet: der schwätzt so dumm wie die Inhalt eines "Hawens". Unn eine "Hawe" is eine Topf. Ursprunglisch war's sogar die Nachttopf.

Aber sollt' mer nischt zu jedem sage. Sonst rescht der sisch auf unn wird "grimmelwiedisch". Den rescht schon die klitzekleinster Krümel auf! So wie "meins" als…

Ach, bei uns in die Saarlande, is die Frau "ehs", also neutrum, säschlisch. Ja, weiblische Fraue mir habe nit so. Die Fraue sind "ehs" - außer wenn mer Angst davor hat. Aber auch isch - als Franzos' - hab zehn Jahr gebraucht, bis isch hab gelernt, dass alle saarlandisch Frauename fange mit "s" an: "'s Maria, 's Karin, 's Hilde…" immer "ehs". Und "ehs", wo zu ihm gehört, das is dann "seins". Unn er sagt dann "meins". Das hab isch übrigens das erste Mal gehört, war gar nischt in die Saarlande, non, war außerdihalbe, in Frankefurte, in eine Hotel. Isch stand an die Rezeption, is ein Saarlander komm, was hat versucht zu spresch hochedeutsche: "Entschuldigung, mein Name ist Backes, Heinz unn das ist meins!" Hat die Monsieur hinner die Reception ganz komisch geguggt unn hat gesagt: "Ei horsche Mol, mein Guuder, do hosde Disch abber ganz schee verfahr'n. Des is net Mainz, des is Frankfurt!". Tja, Saarlandisch is nischt leischt!