Lahav Shani beim RSB

Ziemlich Amerikanisch

Ein junger Mann mit dunklem Haar schaut freundlich direkt in die Kamera.
Der Pianist und Dirigent Lahav Shani © Peter Eberts / Yossi Zwecker / RSB
11.10.2015
Eine Doppelrolle reicht ihm gerade aus - der 26 Jahre alte Lahav Shani dirigiert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in einem ziemlich amerikanischen Programm und sitzt in Gershwins "Rhapsody in blue" auch am Klavier.
Amerika – ganz nah! Die drei Komponisten des Konzertprogramms sind jüdische Amerikaner mit mehr oder minder tiefen ursprünglich europäischen Wurzeln. Ihre Musiksprache orientiert sich an der alten Welt und bringt zugleich die Neue Welt deutlich zu Gehör.
Kurt Weills Sinfonie Nr. 2 entstand 1934 – sie ist ein Werk auf dem Weg, eines des Übergangs – im Exil nach der Vertreibung aus Deutschland auf dem Weg in die Vereinigten Staaten geschrieben. Darin klingt der unterhaltsame "Berliner Dialekt" des Dessauer Komponisten noch durch, den wir von den Weill-Songs aus "der Dreigroschenoper" im Ohr haben.
Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" zeigt die harte US-amerikanische Realität, schhließlich war Bernstein ein sehr kritischer engagierter Intellektueller. Die daraus extrahierten sinfonischen Tänze sprühen geradezu vor Lebensfreude und Energie. Ein Übermaß an Energie steckt auch in der cool-jazzigen "Rhapsody in blue" George Gershwins. Der Abend beginnt ebenso energetisch aufgeladen mit der Ouvertüre zu Bernsteins überaus europäisch klingender Operette "Candide" - Voltaire heißt der Textlieferant in diesem Fall. Und so ist eigentlich Paris der rote Faden in diesem Programm - entstand doch Weills zweite Sinfonie eben dort und hat auch Gershwin ein berühmtes Werk geschrieben namens "Ein Amerikaner in Paris".
Ganz in seiner Doppelrolle geht der erst 26 Jahre Dirigier-Shooting-Star Lahav Shani aus Israel auf, der wie sein Mentor Daniel Barenboim und weiland auch Mozart und Zeitgenossen das Orchester - falls überhaupt nötig - vom Klavier aus zu dirigieren pflegt.
Live aus dem Konzerthaus Berlin
Leonard Bernstein
Ouvertüre zu "Candide"
Kurt Weill
Sinfonie Nr. 2
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
George Gershwin
"Rhapsody in blue" für Klavier und Orchester
Leonard Bernstein
Symphonic Dances aus "West Side Story"
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Klavier und Leitung: Lahav Shani