Lady Dis BBC-Interview vor 25 Jahren

Die Geburtsstunde der "Prinzessin der Herzen"

04:39 Minuten
Prinzessin Diana im legendären BBC-Interview am 20. November 1995.
Prinzessin Diana löste mit ihrem legendären BBC-Interview am 20. November 1995 einen Skandal aus, von dem sich die britischen Royals lange nicht erholten. © picture-alliance/capital pictures
Von Christine Heuer · 20.11.2020
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Vor 25 Jahren gab Lady Di der BBC ein legendäres Interview, in dem sie tiefe Einblicke in das britische Königshaus und ihre Ehe gewährte. Nun gibt es schwere Vorwürfe gegen den Reporter, mit dem Diana damals vor laufender Kamera sprach.
Lady Di packte aus. Über Ehebruch – beider Partner. Über die Eignung ihres Mannes für den Thron – eher ungeeignet. Über ihre Leiden und Krankheiten in einer unglücklichen Ehe – Depression, Selbstverletzungen, Bulimie. Im Interview mit dem BBC-Journalisten Martin Bashir blieb kein Stein auf dem anderen. Die unglückliche Prinzessin von Wales brachte an nur einem Fernsehabend vor 25 Jahren die Grundfesten der Monarchie ins Wanken. Es war ein intimes Gespräch, in Inhalt und Ton.
"Prinz Charles hatte die Beziehung zu seiner Jugendliebe wieder aufgenommen", sagte die Prinzessin. "Wussten Sie davon?", wollte Bashir wissen. "Ja", antwortet Diana. Aber sie sei machtlos gewesen. Das Gefühl, nichts zu können, nichts wert zu sein, komplett versagt zu haben. Sie sei am Boden zerstört gewesen.
Und sie erzählt: "Wir waren drei in dieser Ehe, es war etwas überfüllt." Ein Satz, der wie Pech an den Royals kleben blieb. Der Satz, mit dem die Prinzessin sich ein für alle Mal auf die Opferrolle im Intrigenspiel bei Hofe festlegte. Das Interview mit Bashir war auch die Geburtsstunde der "Prinzessin der Herzen". Eine Marke, die Diana sich selbst zulegte.

Zweifel an der königlichen Eignung

Vieles in diesem Zwiegespräch mit 200 Millionen Zuschauern an den Bildschirmen war für die königliche Familie sehr unangenehm. Richtig gefährlich aber war die Passage, in der die populäre Prinzessin über die Frage sinnierte, ob der Thronfolger ein guter König wäre.
"Es ist sehr anstrengend, Thronfolger zu sein", sagte sie. "Aber König zu sein, ist noch anstrengender. Ich kenne Charles. Der Top-Job würde ihn enorm einschränken. Ich weiß nicht, ob er sich daran gewöhnen könnte."
Statt Charles, schlug Diana dann noch vor, könne doch der gemeinsame Sohn William die Queen auf dem Thron beerben. Ein Angriff auf die Thronfolge, das Allerheiligste der Königin. Elisabeth soll darauf umgehend Konsequenzen gezogen und auf einer schnellen Scheidung des Paares bestanden haben, das bereits seit drei Jahren getrennt lebte. So kam es dann auch, der Rest ist Geschichte.

BBC-Interviewer Bashir im Zwielicht

Für Martin Bashir hatte sein Scoop zunächst nur Gutes zur Folge. Er wurde weltberühmt und verdiente danach viel Geld. 25 Jahre später holt ihn jedoch ein, wie das Interview zustande kam. Der damals unbekannte BBC-Redakteur soll die unglückliche Prinzessin mit Lügen und fingierten Dokumenten in das Gespräch gelockt haben.
Der BBC-Journalist Martin Bashir führte am 20. November 1995 das Interview mit Prinzessin Diana
Ein Gespräch, welches das britische Königshaus erschütterte: Der BBC-Journalist Martin Bashir führte das Interview mit Prinzessin Diana.© picture-alliance/capital pictures
Behilflich war damals Grafikdesigner Matt Wiessler, der das Vorgehen so schildert: "Er sagte mir, dass er ein paar Konto-Auszüge brauche. Er sagte: Ich habe dieses Zeug gesehen, aber ich komme da nicht ran. Und ich brauche Kopien davon. Er wollte selbst nichts zeichnen. Er sagte: Nein, ich kann Dir nur erzählen, wie die Papiere aussahen."
Die gefälschten Kontoauszüge erweckten den Eindruck, dass selbst Dianas engstes Umfeld die Prinzessin bespitzelte und gegen sie agitierte. Die BBC hat einen früheren Verfassungsrichter mit der Untersuchung des Falls beauftragt. Und sich offenbar bereits von Bashir getrennt. Er ist seit Längerem krankgeschrieben, wurde aber mehrfach recht munter in der Öffentlichkeit gesehen. Zuletzt beim Umzug aus seinem Stadthaus in London. Kollegen soll er gesagt haben, es sei traurig, mit dem Diana-Skandal in Rente zu gehen.
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