La Scala Orchester und Chor mit Myung-Whun Chung

Rossinis Stabat Mater

Myung-Whun Chung
Myung-Whun Chung © Riccardo Musacchio
Moderation: Volker Michael · 31.03.2021
Rossini war der Opernkomponist Westeuropas schlechthin. Irgendwann war ihm das Theater lästig, fortan schrieb er Sakralmusik. Sein nicht weniger dramatisches "Stabat Mater" gab es jetzt in der Scala in Mailand unter Leitung von Myung-Whun Chung.
Wer so erfolgreich ist, darf sich auch im zarten Alter von 37 Jahren zur Ruhe setzen! Gioacchino Rossini gab seinen Job als extrem beliebter Opernlieferant auf und verlegte sich aufs "ernste" Genre der Kirchenmusik. Doch machen wir uns nichts vor: Sein "Stabat Mater", der Trauergesang der Maria am Kreuz von Golgatha, ist voll-dramatische und spannende Musik, effektvoll und vielstimmig.
Zeitgenössisches Porträt des Komponisten aus dem Civico Museo Bibliografico Musicale.
Gioacchino Rossini fühlte sich vor allem in Paris wohl, wo er immer wieder lebte und einen großen Bewunderer- und Freundeskreis hatte.© imago images / Leemage
In einer Aufführung ohne Publikum gab es das tieftraurige und ergreifende Stück am 5. März 2021 mit vier Solistinnen und Solisten und großem Chor im Teatro alla Scala in Mailand. Als Dirigent war der in Paris lebende Myung-Whun Chung angereist, ein heimlicher Pultstar mit bescheiden-akkuratem Charisma. Der aus Südkorea stammende Künstler sieht sich als religiöser Mensch, der mit einfachen Mitteln, nämlich mit der Musik, die er aufführt, Gutes tun will.

Streit unter Verlegern spornt an

Rossini bekam 1831 während einer Reise durch Spanien den Auftrag, die Verse des Stabat Mater zu vertonen. Damals wurde er nicht fertig, weil er erkrankte. Ein Kollege schrieb die andere Hälfte. Erst zehn Jahre darauf gelang es Rossini schließlich, eine eigene Komplettversion anzufertigen. Der Hintergrund war aber vor allem ein Urheberrechtsstreit zwischen zwei Verlegern, zu dem Rossini seinen Teil beigetragen hatte.
Das Werk besteht aus zehn Nummern, entsprechend den zehn Strophen des Gedichts. Es gibt jeweils eine Schluss-Klimax, deren Wichtigkeit Rossini mit voller Vokal- und Instrumentalbesetzung unterstreicht. Die Nummer vor der Klimax wiederum bietet Gesang ohne Instrumente, als eine Art Ruhe vor dem Sturm sozusagen.

Anteilnahme an fremdem Leid

Der erste Teil des Stabat Mater beschreibt Mariae Schmerzen und Trauer unter dem Kreuz, der zweite Teil wendet die Perspektive auf die Gläubigen. Sie mögen durch Anteilnahme an Mariae Leid geläutert und erlöst werden.
Teatro alla Scala, Mailand
Aufzeichnung vom 5. März 2021
Gioacchino Rossini
Stabat Mater

Rosa Feola, Sopran
Veronica Simeoni, Mezzosopran
René Barbera, Tenor
Alex Esposito, Bass
Chor und Orchester des Teatro alla Scala
Leitung: Myung-Whun Chung

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