Kurz und günstig

Von Achim Killer |
Eine SMS über das Handy zu verschicken, ist in Relation zur gesendeten Datenmenge betrachtet teuer. Zwei Informatikstudenten aus Karlsruhe wollen mit ihrer Software zur SMS-Komprimierung diese Kommunikationsform billiger machen und mit ihrer Firma <papaya:link href="http://www.joplex.de/" text="joplex" title="joplex" target="_blank" /> den Weltmarkt erobern.
"Wir sind hier gerade im Hadiko, dem größten Studentenwohnheim in Karlsruhe. Und jetzt gehen wir gerade zu meinem Zimmer hier. Das ist auch gleichzeitig der Sitz von der Firma joplex."

Die Firma joplex, das sind der Informatikstudent Jonas Reinsch und sein vietnamesisch-stämmiger Kommilitone Vinh Phuc Dinh. Ihr Produkt haben sie selbst entwickelt. Und seit letztem Jahr vertreiben sie es über das Internet.

Eine SMS trifft ein. Bezogen auf die übertragene Datenmenge ist der Short-Message-Service der teuerste Telekommunikationsdienst überhaupt. Meist kostet eine Kurzmitteilung um die 20 Cent, wobei nur bis zu 160 Zeichen reinpassen. Hier soll die Software von Vinh Phuc Dinh und Jonas Reinsch Abhilfe schaffen:

"Zip-SMS - wie das Produkt heißt – installiert man sich auf dem Handy. Und das Gegenüber, dem man eine SMS schicken kann, installiert es sich auch auf dem Handy. Dann schreibt man jetzt einen Text. Und der Unterschied ist ganz einfach, dass zip-SMS diesen Text komprimiert. Das heißt, dass weniger Platz für den Text benötigt wird. Im Endeffekt heißt das dann: Ich kann pro SMS 400 Zeichen verschicken und zahle aber trotzdem nur für eine SMS."

Ein Kompressionsprogramm also wie für den Computer. Für PC-Anwender ist Zippen ja ein alter Hut. Allerdings funktionieren diese Programme meist nicht bei Kurzmitteilungen, eben weil die so kurz sind. Ein Kompressionsprogramm steigert sich im Verlauf eines Textes. Je länger der ist, desto bessere Ergebnisse kann die Software erzielen, desto höher also ist die Kompressionsrate.

"Insofern haben wir da eben überlegt: Was kann man da machen? Und hatten dann die Idee, das Programm zu trainieren. Das heißt, vor der Kompression schon mal andere Texte durch den Algorithmus durchzujagen. Also wir haben einfach Bekannte, Freunde usw. gefragt, ob die uns ihre SMS-Texte zur Verfügung stellen. Viele haben das auch gemacht. Das waren insgesamt über 20.000 Zeichen Text. Und dadurch erreichen wir eben unsere guten Kompressionsraten schon am Anfang."

Also das Programm kennt schon, bevor es eine SMS verschlüsselt, Wörter wie "hallo", "Gruß" und ähnliche, die wahrscheinlich darin vorkommen. Die hat es durch den Trainingsprozess gelernt, sie in einer kleinen Datenbank abgelegt, ist so auf sie vorbereitet und kann sie deshalb effizient komprimieren. Und dann mussten Jonas Reinsch und Vinh Phuc Dinh ihre Software noch für die verschiedenen Mobil-Telefone anpassen. Zwar existiert ein Standard für die Handy-Programmierung, Software sollte also eigentlich auf allen Standard-Geräten problemlos laufen. Aber Standards im Mobilfunk werden oft nicht 100-prozentig eingehalten, weshalb jedes Handy-Modell ein bisschen anders funktioniert. Zig Geräte mussten sich daher die beiden Studenten beschaffen, was, teuer zu werden, drohte:

"Wir haben das dann so gelöst, dass wir die verschiedenen Handys immer bei ebay gekauft haben, getestet und wenn wir fertig waren, dann eben wieder verkauft, was ein bisschen Verlust mit sich gebracht hat, aber eben ganz gut funktioniert hat."

Seit Ende letzten Jahres ist das Programm auf dem Markt. Vier Euro kostet die Kopie. Es fließt Geld. Und die beiden Studenten planen, ihr Geschäft auszuweiten.

"Ja, das Geschäft läuft gut. Also es wird von einigen 1000 Leuten jetzt benutzt, das Programm. Und außerdem sind wir eben gerade in Gesprächen, das Programm für den englischsprachigen Raum, sprich zunächst mal für die USA, zu portieren. Was einerseits bedeutet, dass man eben das Programm übersetzen muss, auf der anderen Seite eben auch den Trainingsprozess noch einmal neu durchführen muss, also englische SMS sammeln und dann den Algorithmus noch einmal trainieren."
Die Zwei-Mann-Firma will den Schritt auf den US-Markt wagen. Was mutig ist, denn auch andere haben inzwischen die Marktlücke entdeckt. Wie in der Branche üblich droht Konkurrenz durch kostenlose Software und durch internationale Konzerne: Die Universität im dänischen Aalborg hat ein Gratis-Programm zum Komprimieren von Kurzmitteilungen ins Netz gestellt. Und der Multi Jamba vertreibt ein anderes über sein Klingelton-Portal. Vinh Phuc Dinh und Jonas Reinsch wollen es trotzdem wagen. Schließlich sind die notwendigen Investitionen gering. Eine Niederlassung jenseits des Atlantiks brauchen sie nicht. Den Vertrieb des Programms und das Inkasso erledigen Internet-Dienstleister: Der Kunde bestellt über das Netz, bezahlt durch den Anruf bei einer kostenpflichtigen Rufnummer und bekommt dann die passende Version des Programms auf sein Handy übertragen. Nahezu alles, was für das Geschäft der beiden Studenten nötig ist, steht irgendwo im Internet. In dem ungewöhnlichen Geschäftsraum der Firma ist ja auch wenig Platz. Jonas Reinsch muss in seinem Zwölf-Quadrat-Meter-Zimmer im Studentenwohnheim schließlich auch noch schlafen, duschen und studieren.

"Wir brauchen im Prinzip nur unsere Rechner, ja und irgendwie eine ruhige Umgebung, um sich konzentrieren zu können. Wie das dann aussehen sollte, wenn die ganze Sache mal richtig groß werden sollte, das ist dann eine andere Sache."