Kurt Weills "Silbersee" mit dem DSO

Die Nazis waren schon an der Macht, als am 18. Februar 1933 in Leipzig, Magdeburg und Erfurt gleichzeitig "Der Silbersee", die neueste Oper des Komponisten Kurt Weill, uraufgeführt wurde. Schnell kam dann aber das Ende. Am 6. März ging die letzte Aufführung über die Bühne, zwei Wochen später, am 21. März, verließen Kurt Weill und seine Frau Lotte Lenya Nazi-Deutschland und emigrierten zunächst nach Paris, später nach Amerika. "Der Silbersee" war die letzte Oper Weills für ein deutsches Theater.
Nach Hans Pfitzners Kantate "Von deutscher Seele" am 3. Oktober und Robert Schumanns "Das Paradies und die Peri" ist Kurt Weills "Der Silbersee" das dritte gewichtige Werk, das Ingo Metzmacher, der neue Künstlerische Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, in seiner ersten Spielzeit auf der Suche nach dem Deutschen in der Musik aufs Programm setzt.

In vielem ist Weill – der jüdische Emigrant, der zu einem der Hauptangriffsziele in der Nazi-Propaganda gegen eine angeblich "entartete Musik" wurde – der Gegenpol zum musikalisch konservativen und politisch reaktionären Antisemiten Pfitzner. Pfitzner und Weill – für Ingo Metzmacher sind das zwei Pole, zwischen denen sich die deutsche Musik im 20. Jahrhundert bewegt.

"Der Silbersee" war die dritte Zusammenarbeit von Kurt Weill mit dem Dramatiker Georg Kaiser. "Ein Wintermärchen" heißt die Oper sarkastisch im Untertitel, in Anlehnung an Heinrich Heine. Es ist eine bittere Geschichte um den Ladendieb Severin und den Polizisten Olim, der ihn zunächst anschießt, dann aber pflegt; eine Geschichte um bittere Armut und plötzlichen Reichtum, um die Unsicherheit menschlicher Verhältnisse, mit einem offenen Ende, das zumindest ein klein wenig Hoffnung lässt, auch wenn es alles andere als ein Happy End ist.

Am 15. und 16. Dezember führt das Deutsche Symphonie-Orchester unter der Leitung von Ingo Metzmacher Kurt Weills letzte deutsche Oper konzertant auf – mit einer illustren Solistenbesetzung und unter Mitwirkung des Rundfunkchors Berlin. Deutschlandradio Kultur überträgt die erste Aufführung im Konzert ab 19:05 Uhr.


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom Nachmittag

Kurt Weill
"Der Silbersee", Ein Wintermärchen nach Texten von Georg Kaiser

ca. 20:40 Konzertpause mit Nachrichten

Christiane Oelze (Sopran) - Fennimore
Thorsten Kerl (Tenor) - Severin
Hanna Schwarz (Mezzosopran) - Frau Luber
Burkard Ulrich (Tenor) - Lotterieagent
Stefan Rügamer (Tenor) - Baron Laur
Mojca Erdmann (Sopran) - 1. Verkäuferin
Vanessa Barkowski (Mezzosopran) - 2. Verkäuferin
Simon Pauly (Bariton) - 1. Bursche
Yorck Felix Speer (Bass-Bariton) - 2. Bursche
Thomas Thieme (Sprecher) - Olim
Rundfunkchor Berlin
Einstudierung: Simon Halsey
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Ingo Metzmacher