Kurt Weill Fest Dessau mit Künstlern aus Wrocław

Klänge einer sich zerstörenden Zeit

Die Komponistin und Sängerin Agata Zubel
Die Komponistin und Sängerin Agata Zubel © T.Walków/Website Agata Zubel
31.03.2016
Das Leopoldinum Kammerorchester aus dem polnischen Breslau und die Sängerin Agata Zubel gastierten zum Abschluss beim Kurt Weill Fest. Auf dem Programm stand Musik vom Namenspatron und von Ernst Krenek und Mieczysław Karłowicz.
Erstmals zu Gast beim Kurt Weill Fest ist das Leopoldinum Kammerorchester Breslau. Die wunderschöne barocke Aula Leopoldina der Breslauer Universität ist der Gründungsort und war bisher eine Art Heimstatt für das Kammerorchester der niederschlesischen Metropole. Nun ist das Nationale Musikforum, das neue prachtvolle moderne "NFM" die Adresse des Ensembles, das es schon seit 1978 gibt. Es wurde einstmals von Mitgliedern des "Philharmonischen Orchesters Witold Lutoslawski Wroclaw" gegründet und ist jetzt eigenständig. Der Geiger Ernst Kovacic war jahrelang der Künstlerische Leiter des Kammerorchesters, jetzt hat Hartmut Rohde dieses ehrenvolle Amt übernommen.
Ernst Kovacic ist aber auch Artist-in-Residence des Kurt Weill Festes und dirigierte das Ensemble an diesen Abend in der Marienkirche. Das Programm ist eines, das vielfältige Begegnungen schafft: Kurt Weill und Ernst Krenek treffen sich mit ihrer Musik auf fast intime Art – die Stückauswahl ist angelegt als ein Schweben zwischen Tradition und atonalen Ausweitungen. Die Musik spiegelt in diesem Fall die sich selbst zerstörende Zeit (der 20er und 30er Jahre).
Selbst Ernst Krenek, der sich intensiver als Kurt Weill mit den Zwölftonstrategien Arnold Schönbergs beschäftigte, fühlte sich nicht verstanden in der Gemeinschaft der "Eingeweihten" der Wiener Avantgarde. Damit sind Weill und Krenek verbündete im Geiste, weil sie eigene Wege gingen und sich nicht durch eine Schule vereinnahmen ließen.
Zum Schluss gibt es Musik von einem weiteren Außenseiter, von Mieczysław Karłowicz. Ehrensache für die polnischen Künstler beim Kurt Weill Fest - eine Entdeckung für deutsche Musikfreunde, ist Karłowicz doch ein Komponist, der mit seinen Emotionen im 19. Jahrhundert verwurzelt war, im Geist aber ständig nach neuen Herausforderungen Ausschau hielt und der nicht zuletzt mit seiner Musik und seiner Biografie für die polnisch-deutsche Kultursymbiose steht.
Kurt Weill Fest
Marienkirche Dessau
Aufzeichnung vom 12. März 2016
Ernst Krenek
Symphonische Elegie für Streichorchester op. 105
"Die Nachtigall" für Sopran und Ensemble op. 68a
Kurt Weill
Drei Songs, arrangiert für Sopran und Streichorchester
Zwei Sätze für Streichquartett, arrangiert für Streichorchester
Mieczysław Karłowicz
Serenade für Streichorchester op. 2
Agata Zubel, Gesang
NFM Leopoldinum Kammerorchester Breslau
Leitung: Ernst Kovacic