Die geduldigste Frau der deutschen Golfgeschichte
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2012 hätte sie nach einem Flug zum Berliner Hauptstadt-Flughafen BER gratis einige Löcher spielen sollen. Ganze neun Jahre später tritt Monika Laugsch nun ihre Reise an. Eine große Portion Optimismus hat sie den Gewinn am Ende doch einlochen lassen.
Geschuldet ist die "leichte" Verspätung der T-Time, also der Golfrunden-Startzeit, dem unmittelbaren Nachbarn der weitläufigen Golfanlagen Gross Kienitz südlich der Hauptstadt. Der trägt den klangvollen Namen "Willy Brandt" und ist kein Geringerer als der im Oktober vergangenen Jahres endlich ans Netz gegangene neue Hauptstadt-Flughafen BER.
Dieses größte Verkehrsinfrastruktur-Projekt Ostdeutschlands seit der Wende forderte nicht nur den Airlines und Flugreisenden, sondern nebenbei auch der Golfspielerin Monika Laugsch ganz viel Geduld ab.
Gewinnspiel auf der Messe 2012
Die Dame aus dem "Ländle" zählte zu den drei glücklichen Gewinnern eines Gewinnspiels des Fachmagazins "Golf Journal", das im März 2012 während der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin erdacht worden war.
Die versammelte Tourismus- und Airlinebranche fieberte gerade voller Vorfreude der für den 3. Juni 2012 geplanten Eröffnung des BER entgegen, für den die Lufthansa-Group große Pläne schmiedete: "Mit Lufthansa kostenlos in der Business Class zum neuen Flughafen Berlin Brandenburg fliegen und gratis 18 Löcher auf dem Robert-Baker-Platz in Gross Kienitz spielen"
"Fliegen Sie einfach nach Tegel"
Drei dieser sportlichen Packages für jeweils zwei Personen gab es für die Leser zu gewinnen. Als die Juni-Ausgabe der Zeitschrift mit der Gewinnspiel-Ausschreibung erschien, hatten die Brandschutz-Probleme auf der BER-Baustelle freilich schon in der Weltpresse die Runde gemacht und die minutiös geplante, bombastische Eröffnungsfeier war bereits abgeblasen worden.
Gewinnspiel geplatzt? Keinesfalls! In Absprache mit Lufthansa bot das "Golf Journal" den Gewinnern per Mail eine kulante Wahlmöglichkeit an: "Falls Sie dieses Jahr noch nach Berlin reisen und in Gross Kienitz Golf spielen wollen, fliegen Sie einfach nach Tegel. Und falls Sie doch lieber den neuen Airport BER anfliegen wollen, dann können Sie den Trip auch auf 2013 verschieben."
Sie konnte es nicht ahnen
Schließlich war der BER-Start – erst mal – nur um wenige Monate verschoben worden, auf Ende Oktober 2012. Zwei Gewinner aus dem Rheinland und aus Bayern gingen in weiser Voraussicht kein Risiko ein, flogen kurzentschlossen schon sehr bald mit der Lufthansa von Düsseldorf beziehungsweise München nach Berlin und landeten am guten alten Flughafen Tegel.
Monika Laugsch jedoch freute sich auf ihren Gewinn in der Originalversion: "Ich möchte meine Berlin-Reise erst 2013, mit Fertigstellung des neuen Flughafens, antreten", ließ sie die Redaktion wissen.
Ebenso wenig wie dreieinhalb Millionen Berliner konnte die Schwetzingerin im Sommer 2012 ahnen, dass der Pannen-Airport in den Folgejahren noch mehrere Starttermine reißen und auf dem Weg zur Eröffnung im nächsten Jahrzehnt vier weitere Flughafenchefs verschleißen würde.
Vergilbter Reisegutschein immer noch gültig
Als der BER im vergangenen Herbst zur Überraschung vieler notorischer Zweifler – ganz ohne Feierlichkeiten und Corona-bedingt nahezu geräuschlos – doch noch ans Netz ging, kramte die Gewinnerin den schon reichlich vergilbten Reisegutschein wieder hervor und brachte sich per Mail in Erinnerung: "Da der Berliner Flughafen auch nicht 2013 eröffnet wurde, sondern erst jetzt, möchte ich meinen Gewinn 2021 endlich einlösen! Mit freundlichen Grüßen" und einer gehörigen Portion Optimismus.
Denn in den neun Jahren seither ist schon eine Menge Wasser die Spree hinabgeflossen und schon die alten Römer wussten: "Tempora mutantur" – alles wandelt sich mit der Zeit. Die Erfinder des damaligen Gewinnspiels sind längst aus dem Spiel, sprich: in Rente. Die Lufthansa hat die Strecke Stuttgart – Berlin schon vor sechs Jahren an ihre Konzerntochter Eurowings abgetreten.
Im streng juristischen Sinn ist die "Causa BER-Gewinnspiel" ohnehin schon seit gut einem halben Jahrzehnt verjährt und die gewonnene Golfrunde ziemlich aus der Zeit gefallen.
Aber für derartige Sonderfälle wurde ja das schöne Wort "Kulanz" erfunden. Und so dürfen sich Monika Laugsch und ihre ebenfalls dem Golfsport frönende Tochter Dana langsam schon mal reisefertig machen für den Eurowings-Flug von Stuttgart zum Berliner "Willy-Brandt-Flughafen". Für die geduldigste Frau der deutschen Golfgeschichte hat sich das lange Warten also gelohnt. Guten Flug und schönes Spiel, Frau Laugsch!