"Kurden ist bewusst, dass ein eigener Staat eine Utopie ist"

Nach Einschätzung der Nordirak-Kennerin und Diplom-Psychologin, Karin Mlodoch, hat die kurdische Terrororganisation PKK keinen politischen Rückhalt bei den irakischen Kurden.
Eine stärkere Präsenz der PKK in der Region sei nicht zu spüren, sagte Mlodoch am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur nach einem zweiwöchigen Aufenthalt im Nordirak. In der Vergangenheit habe es Versuche der PKK gegeben, Strukturen im Irak aufzubauen. Diese seien aber gescheitert. "Die PKK hat politisch in der Bevölkerung keinen Rückhalt", so Mlodoch. Sie verwies darauf, dass die kurdische Regionalregierung die PKK aufgefordert habe, die Waffen niederzulegen und die Anschläge in der Türkei einzustellen, zugleich aber eine Auslieferung der Guerillakämpfer ablehne. "Das spiegelt auch die Stimmung in der Bevölkerung."

Laut Mlodoch, die seit vielen Jahren im Rahmen verschiedener Projekte im Nordirak tätig ist, streben die irakischen Kurden keinen eigenen Staat an. Das erklärte politische Ziel der beiden großen Parteien Patriotische Union Kurdistans und Demokratische Partei Kurdistans sei "ein demokratischer Irak mit einem starken, weitgehend autonomen Bundesland Kurdistan". Angesichts der anhaltenden Gewalt in anderen Teilen des Iraks gebe es zwar vermehrt Forderungen nach einer tatsächlichen Unabhängigkeit sowie konkrete Schritte in diese Richtung. "Aber im Grunde ist allen bewusst, dass das eine Utopie ist." Für einen pankurdischen Staat plädierten nur wenige, zumal es deutliche Unterschiede zwischen irakischen, türkischen oder syrischen Kurden gebe, so Mlodoch. Ein geeintes Kurdistan sei allenfalls eine "sehr langfristige Utopie", aber "in der aktuellen politischen Situation ist es keine wirkliche Option".

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