Kunsttempel in Kriegszeiten
Am 8. Mai gedenkt Frankreich mit Kranzniederlegungen an die deutsche Kapitulation von 1945. Passend zu diesem Datum beginnt im Louvre die Ausstellung "Der Louvre im Zweiten Weltkrieg". 56 Fotos, von denen viele erstmals zu sehen sind, erinnern an die bewegte Geschichte des Museums von 1938 bis 1947. Es sind Aufnahmen von Amateuren, von Pressefotografen, von Militärs und von Fotografen mit künstlerischem Anspruch.
Vor der Glaspyramide bilden die Besucher Warteschlangen und im Saal der Mona Lisa herrscht Hochbetrieb. Hier aber, in einem fensterlosen Raum des Sully-Flügels, zeigen Schwarzweiß-Fotos einen ganz anderen Louvre: Da steht die Venus von Milo auf einer schäbigen Palette, Trageriemen schnüren ihre Taille ein. Die griechische Siegesgöttin, Nike von Samothrake hängt in Sackleinen gehüllt am Flaschenzug. Da Vincis Joconde ist schon fort, die gesamte Gemäldegalerie ausgeräumt, die Wände sind kahl und auf dem Boden liegen leere Bilderrahmen.
Fotos und einige Bilder der Wochenschau zeigen, wie die Kunstwerke Hals über Kopf aus dem Louvre entfernt und vor dem drohenden Krieg in Sicherheit gebracht werden. Heute weiß niemand mehr, wie viele Objekte evakuiert wurden, sagt Ausstellungsleiter Guillaume Fonkenell.
"Die Gemälde haben den Louvre fast komplett verlassen. Die anderen Abteilungen mussten auswählen: So wurde die italienische Renaissance mit den Sklaven von Michelangelo geborgen, wohingegen alle Werke der französischen Renaissance hier geblieben sind. Kriterien waren die Fragilität, Größe und Gewicht der Skulpturen, außerdem sollte eine repräsentative Auswahl der Strömungen und der großen Künstler getroffen und die Einheitlichkeit der Sammlungen gewahrt werden."
Die Werke kommen zuerst ins Schloss Chambord an der Loire, doch vor der anrückenden Wehrmacht müssen sie bald wieder verschickt werden.
Unterdessen befehlen die deutschen Besatzer im September 1940, dass der Louvre wieder eröffnet wird. Zu dieser Zeit nimmt in Paris die Kunstschutzabteilung unter Leitung von Graf Metternich die Arbeit auf. Schon bald kommt es zu Konflikten mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg. Sein Ziel des ERR war es, wertvolles Kulturgut von Juden und Freimaurern nach Deutschland zu bringen, erklärt die Historikerin Christina Kott.
"Metternich und auch andere Mitglieder der Kunstschutzabteilung haben darauf aufmerksam gemacht, dass nach der Haager Konvention von 1907 die Beschlagnahmung von Kunstwerken eben verboten ist. Daraufhin hat dann der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg eine sehr verworrene Rechtfertigung sich zurechtgelegt: Die herrenlosen französischen jüdischen Sammlungen würden ja niemandem mehr gehören, also: Sie gehörten den Juden, die Juden seien keine Franzosen, und da man ja nur französisches Kulturgut nicht wegnehmen dürfe, dürfe man diese Sammlungen eben ohne weiteres wegschaffen."
Die Rauborganisation konfiszierte drei Säle im Louvre. In der Ausstellung ist das anhand von Fotos aus dem Koblenzer Bundesarchiv dokumentiert: Die Kisten mit der Beutekunst stapeln sich im Erdgeschoss. In einem anderen Raum sind haufenweise Gemälde an eine Wand gelehnt, anschließend sieht man, wie die Werke vor ihrem Abtransport nach Deutschland inventarisiert werden. Guillaume Fonkenell:
"Diese Säle im Louvre wurden streng überwacht, Franzosen hatten dort keinen Zutritt und es war gewiss so gut wie unmöglich, dort zu fotografieren. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Fotograf selbst Mitglied des ERR war, zumal die Organisation auf der Rückseite ihren Stempel abgedrückt hat, die Fotos wurden also amtlich bestätigt."
Die drei Säle des Louvre reichten nicht aus. Deshalb bezog der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg auch noch das in den Tuilerien gelegene Museum Jeu de Paume.
"Während der gesamten Dauer des Krieges benutzen die Deutschen diese beiden Orte, im Louvre wurde die Beutekunst allerdings nur deponiert, im Jeu de Paume wurde sie auch gezeigt, damit sich Nazi-Größen, die dafür nach Paris kamen, bedienen konnten, allen voran Hermann Göring, der seine Privatsammlung bereicherte."
Der Louvre soll auch dem Ansehen der Besetzer dienen und ihrer Zerstreuung. Wehrmachtssoldaten, die zum Urlaub nach Paris kommen, werden in Gruppen durch das halbleere Museum geführt, auf einigen Fotos sind deutsche Informationsschilder und Wegweiser zu sehen.
Im Sommer 1944, bei den Kämpfen zur Befreiung von Paris, liegt das Museum unmittelbar in der Schusslinie. Die Fensterscheiben der Großen Galerie sind zersplittert und die Fassade ist mit Einschusslöchern übersät. Drei Tage lang dient der Viereckshof im Alten Louvre sogar als Gefangenenlager für deutsche Soldaten.
Bewegend sind die Aufnahmen von der Rückkehr der Meisterwerke, wie sie vor allem der Fotograf Pierre Jahan festgehalten hat. Wir sehen den ersten Blick auf die gerettete Mona Lisa, ganz behutsam wird das Schutzpapier von dem Gemälde gezogen und über der hohen Stirn zeugt ein alter Riss von der Verletzbarkeit des Werkes. Die tonnenschwere Nike von Samothrake hingegen kehrt wie im Triumphzug in den Louvre zurück.
"Jahan hat seinen Fotoapparat gedreht, so dass es keine einzige vertikale Linie mehr gibt. Dadurch wirkt das Foto abstrakt, wir sehen einen schwerelosen Raum, und es scheint als würde die Nike von Samothrake zum Flug abheben."
Fotos und einige Bilder der Wochenschau zeigen, wie die Kunstwerke Hals über Kopf aus dem Louvre entfernt und vor dem drohenden Krieg in Sicherheit gebracht werden. Heute weiß niemand mehr, wie viele Objekte evakuiert wurden, sagt Ausstellungsleiter Guillaume Fonkenell.
"Die Gemälde haben den Louvre fast komplett verlassen. Die anderen Abteilungen mussten auswählen: So wurde die italienische Renaissance mit den Sklaven von Michelangelo geborgen, wohingegen alle Werke der französischen Renaissance hier geblieben sind. Kriterien waren die Fragilität, Größe und Gewicht der Skulpturen, außerdem sollte eine repräsentative Auswahl der Strömungen und der großen Künstler getroffen und die Einheitlichkeit der Sammlungen gewahrt werden."
Die Werke kommen zuerst ins Schloss Chambord an der Loire, doch vor der anrückenden Wehrmacht müssen sie bald wieder verschickt werden.
Unterdessen befehlen die deutschen Besatzer im September 1940, dass der Louvre wieder eröffnet wird. Zu dieser Zeit nimmt in Paris die Kunstschutzabteilung unter Leitung von Graf Metternich die Arbeit auf. Schon bald kommt es zu Konflikten mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg. Sein Ziel des ERR war es, wertvolles Kulturgut von Juden und Freimaurern nach Deutschland zu bringen, erklärt die Historikerin Christina Kott.
"Metternich und auch andere Mitglieder der Kunstschutzabteilung haben darauf aufmerksam gemacht, dass nach der Haager Konvention von 1907 die Beschlagnahmung von Kunstwerken eben verboten ist. Daraufhin hat dann der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg eine sehr verworrene Rechtfertigung sich zurechtgelegt: Die herrenlosen französischen jüdischen Sammlungen würden ja niemandem mehr gehören, also: Sie gehörten den Juden, die Juden seien keine Franzosen, und da man ja nur französisches Kulturgut nicht wegnehmen dürfe, dürfe man diese Sammlungen eben ohne weiteres wegschaffen."
Die Rauborganisation konfiszierte drei Säle im Louvre. In der Ausstellung ist das anhand von Fotos aus dem Koblenzer Bundesarchiv dokumentiert: Die Kisten mit der Beutekunst stapeln sich im Erdgeschoss. In einem anderen Raum sind haufenweise Gemälde an eine Wand gelehnt, anschließend sieht man, wie die Werke vor ihrem Abtransport nach Deutschland inventarisiert werden. Guillaume Fonkenell:
"Diese Säle im Louvre wurden streng überwacht, Franzosen hatten dort keinen Zutritt und es war gewiss so gut wie unmöglich, dort zu fotografieren. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Fotograf selbst Mitglied des ERR war, zumal die Organisation auf der Rückseite ihren Stempel abgedrückt hat, die Fotos wurden also amtlich bestätigt."
Die drei Säle des Louvre reichten nicht aus. Deshalb bezog der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg auch noch das in den Tuilerien gelegene Museum Jeu de Paume.
"Während der gesamten Dauer des Krieges benutzen die Deutschen diese beiden Orte, im Louvre wurde die Beutekunst allerdings nur deponiert, im Jeu de Paume wurde sie auch gezeigt, damit sich Nazi-Größen, die dafür nach Paris kamen, bedienen konnten, allen voran Hermann Göring, der seine Privatsammlung bereicherte."
Der Louvre soll auch dem Ansehen der Besetzer dienen und ihrer Zerstreuung. Wehrmachtssoldaten, die zum Urlaub nach Paris kommen, werden in Gruppen durch das halbleere Museum geführt, auf einigen Fotos sind deutsche Informationsschilder und Wegweiser zu sehen.
Im Sommer 1944, bei den Kämpfen zur Befreiung von Paris, liegt das Museum unmittelbar in der Schusslinie. Die Fensterscheiben der Großen Galerie sind zersplittert und die Fassade ist mit Einschusslöchern übersät. Drei Tage lang dient der Viereckshof im Alten Louvre sogar als Gefangenenlager für deutsche Soldaten.
Bewegend sind die Aufnahmen von der Rückkehr der Meisterwerke, wie sie vor allem der Fotograf Pierre Jahan festgehalten hat. Wir sehen den ersten Blick auf die gerettete Mona Lisa, ganz behutsam wird das Schutzpapier von dem Gemälde gezogen und über der hohen Stirn zeugt ein alter Riss von der Verletzbarkeit des Werkes. Die tonnenschwere Nike von Samothrake hingegen kehrt wie im Triumphzug in den Louvre zurück.
"Jahan hat seinen Fotoapparat gedreht, so dass es keine einzige vertikale Linie mehr gibt. Dadurch wirkt das Foto abstrakt, wir sehen einen schwerelosen Raum, und es scheint als würde die Nike von Samothrake zum Flug abheben."