Kunstszene München

Freiraum für die Kreativen

Stadtansicht von München
In München soll ein "Kreativquartier" entstehen. © dpa/ picture alliance / Felix Hörhager
Von Andi Hörmann · 15.09.2014
Die ehemalige Luitpoldkaserne in München soll in den nächsten Jahren zu einem "Kreativlabor" umgewandelt werden. Einen kleinen Vorgeschmack darauf liefert die Ausstellung "Under (De)Constraction", in der Künstler ihre Version der Umwidmung vorstellen.
Karsten Schmitz: "Kunst kann man nicht säen, das kann man nur pflegen. Also wenn man ein Kreativquartier entwickeln möchte, dann greift man etwas Vorhandenes besser auf, als etwas Neues zu schaffen."
Regenwasser tropft aus einer defekten Rinne auf den rissigen Asphalt. Ein Bauzaun versperrt eine Gebäudeschlucht. Schotter und Gestrüpp. Jemand fragt nach dem Weg zur Trambahn.
"Also wenn Sie hinten rechts laufen..."
Es hat was von einer Industriebrache im Dornröschenschlaf, das Gelände des zukünftigen Kreativquartier in München. Labyrinthartig verzweigen sich die Wege der ehemaligen Luitpoldkaserne. Die Gebäude wirken wie Stücke eines Architektur-Puzzles: Glasbausteine, Stahlträger, Maschendrahtzaun. An einem meterhohen Holztor hängt ein Kettenschloss.
Das "Kreativlabor" ist nur ein Teil des zukünftigen, etwa 30 Fußballfelder großen Areals. Karsten Schmitz betreut mit seiner Stiftung Federkiel den schrittweisen Prozess der Umnutzung, von einem städtischen Gewerbehof zu einem Experimentierfeld der Kultur- und Kreativbevölkerung.
"Im Moment ist die Stadtverwaltung für das Gelände zuständig. Das ist jetzt eine Sache von den Nutzern vor Ort, dass man mit der Stadt verhandelt, dass das kreative Potential, das da ist, selber entscheidet wer auf das Gelände noch kommt."
Steter Tropfen höhlt den Stein
Jetzt haben wir hier rechts eine Front mit Garagen. Der Putz bröckelt ab. Links ist ein Backsteinbau mit Feuer-Notausgang-Treppe. Und alles verwachsen: gegärtnert wurde hier auch länger nicht.
"Wenn es bröckelt, fällt uns ja nicht gleich die Halle auf den Kopf. Das ist so eine Gratwanderung zwischen Verwunschenem, der Nische und des Verfalls."
In der "Import Export Kantine", einer ehemaligen Schmiede, gibt es am Auftaktwochenende Jazzmusik. Erste künstlerische Arbeiten setzten sich in den Räumen des verlassenen Straßenbauamts mit dem Prozess der Umnutzung auseinander.
Laura Sánchez Serrano: "Und hier sind wir in den Ausstellungsräumen .... Die Idee ist, die ursprünglichen Räume zu zeigen ..."
Arbeiten mit Styropor und Bauschaum veranschaulichen die Umwandlung von Industrie in Kultur. Laura Sánchez Serrano ist die Kuratorin von "Under (De)Construction".
"Alle haben etwas gemeinsam, alle arbeiten gerne mit Baumaterialien. Sie sind alle begeistert von industriellen Orten, die verlassen wurden. Konstruktion ist ein Thema für alle, sie machen einen Dialog mit dem Raum."
Der Regen lässt nach, durch die defekte Rinne prasselt das Wasser immer noch auf den Teerboden. Vielleicht auch sinnbildlich für das zukünftige Kreativquartier: steter Tropfen höhlt den Stein.
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