Kunstsammlung Rudolf Mosse

Gegnerische Seiten starten gemeinsame Suche

Die Kunsthistorikerin Meike Hoffmann spricht am 05.11.2013 in Augsburg (Bayern) während einer Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Augsburg zum spektakulären Kunstfund in München.
Die Kunsthistorikerin Meike Hoffmann koordiniert die Suche nach der Mosse-Sammlung © dpa / picture-alliance / Marc Müller
Meike Hoffmann im Gespräch mit Eckhard Roelcke  · 07.03.2017
Erstmals widmet sich ein Gemeinschaftsprojekt der Suche nach der Kunstsammlung des deutsch-jüdischen Verlegers Rudolf Mosse. Die Provenienzforscherin Meike Hoffmann schildert die Grundzüge der Zusammenarbeit.
Die von den Nazis zerschlagene Kunstsammlung des deutsch-jüdischen Verlegers Rudolf Mosse (1843-1920) soll in einem bisher einmaligen Gemeinschaftsprojekt erforscht werden. Erstmals arbeiten dafür die Nachfahren der einstigen Opfer mit den heutigen, unfreiwilligen Nutznießern zusammen. Unter Federführung der Freien Universität Berlin sind mehrere deutsche Kunst-Institutionen und die Mosse-Stiftung in den USA beteiligt. Der Berliner Verleger Rudolf Mosse hatte vor 1933 eine der wichtigsten Kunstsammlungen in Deutschland aufgebaut. Nach der NS-Machtübernahme wurde sie zerschlagen. Viele Werke sind heute - oft noch unbekannterweise - in öffentlichem Besitz.

Kataloge als Ausgangsbasis

"Zur Sammlung gehörten ehemals mehrere tausend Objekte bis hin zu kleinen Porzellanfigürchen", sagte die Provenienzforscher Meike Hoffmann von der Forschungsstelle entartete Kunst an der Freien Universität Berlin im Deutschlandradio Kultur. "Der Fokus dieser Sammlung lag aber auf der deutschen Kunst des Realismus, also Ende des 19. Jahrhunderts." Es gehe um Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, aber auch um französische Möbel, Gobelins und Meißener Porzellan. "Alles, was eben auch zu einer gehobenen Einrichtung gehörte." Moll habe vor allem von Künstlern gekauft und weniger von Kunsthändlern sowie auf den großen Akademieausstellungen in Berlin, München, Dresden und Düsseldorf. Dank der Kataloge zu den großen Ausstellungen gebe es eine gute Ausgangsbasis, um die Sammlung zunächst einmal zu rekonstruieren. "Wir erforschen nicht nur die Verlustumstände", sagte Hoffmann. "Wir müssen zunächst einmal die Werke identifizieren, die zu der Sammlung gehört haben."

Gemeinsam nach einer Lösung suchen

Das Neue an der Kooperationsgemeinschaft sei, dass jeder darin seine Aufgabe übernehme. "Wir werden als Wissenschaftler an der FU selbstverständlich versuchen, die Sammlung zu rekonstruieren und dann geht es für uns weiter", sagte Hoffmann. All diese Informationen trügen dazu bei, Mosse in seiner Zeit und auch als Berliner Mäzen besser zu verstehen. Die Erben seien an der Restitution der verschollenen Werke interessiert. Zu der Zusammenarbeit sei es erst jetzt gekommen, weil alle Seite zunächst bestimmte Hürden überwinden mussten, sagte Hoffmann. Es sei schwierig, wenn so viele unterschiedliche Interessen eine Rolle spielten. "Denn vorher hat man sich als Gegner verstanden", sagte die KUnsthistorikerin. "Deutschland wird auch als Täterstaat aufgefasst, diese Dinge müssen lange diskutiert werden, um eben auch zu einer Kommunikationsform zu finden, die wirklich eine gemeinsame Lösung auch anstrebt."
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