Kunstrummel mit Partystrand
Heute geht die Art Basel Miami Beach zu Ende. Die Kunstmesse in Florida ist ein fröhlicher Ableger der eher seriösen Baseler Kunstmesse und hat sich mit seinem Eventcharakter zum wichtigsten Handelsplatz für Bilder, Installationen und Skulpturen auf dem amerikanischen Kontinent entwickelt.
Der Rubel rollt nicht in Miami - er rotiert: Eine aufrecht stehende Münze, die Erde als Relief eingeprägt, dreht sich um sich selbst. "Never falls" hat der chinesische Künstler Xu Zhen diese Skulptur genannt. "Fällt nie um".
Das Werk trifft die Stimmung der Messe. Trotz US-Finanzkrise und schwachem Dollar funktioniert der Kunstmarkt noch, die 200 ausgesuchte Galerien haben auf der Hauptmesse im geräumigen und klimatisierten Convention Center fast alles verkauft. Das meiste schon am ersten Tag, bei der sogenannten Preview, da wird ein exklusiver Zirkel von wohlhabenden Sammlern in der VIP Lounge mit Champagner versorgt und darf ganz ohne Gedränge einkaufen. Dass es dabei oft mehr um Prestige oder Rendite geht, als um Kunst, daran kann sich die Galeristin Monika Sprüth nur schwer gewöhnen.
"Das Problem ist hier in Miami, dass hier viel mehr Sammler da sind, die einfach nur wegen des Lifestyles hierher kommen, und die Kunst als Kunst, so wie wir die begreifen, die Auseinandersetzung mit Kunst überhaupt keine Rolle spielt. Es ist einfach schick, hierher zu kommen."
Entsprechend zielführend laufen die Gespräche ab. Immerhin, die Preise stimmen: 400.000 Euro brachte ein Foto von Andreas Gursky. Das auf der Luftaufnahme die künstlich aufgeschütteten Inseln vor Dubai zu sehen sind, ist eher nebensächlich.
Bei der Galerie Contemporary Fine Arts aus Berlin ging ein Gemälde von Peter Doig für zwei Millionen Euro weg. Anstatt wie in den neunziger Jahren einzuknicken, habe sich der Markt stabilisiert, sagt Galeristin Nicole Hackert.
"Mittlerweile ist das ein extremer Wirtschaftszweig Kunst und wird von extrem viel Menschen konsumiert. Und das ist auf viel, viel breitere Füße gestellt, als das damals der Fall war. Und ich hab auch noch nie einen Kunden erlebt, der Kunst auf Kredit gekauft hat. Also die Zeiten sind einfach vorbei und es kommen auch immer wieder neue Leute."
200 Privatjets mit Sammlern sind in diesem Jahr in Florida gelandet, von Gegenden, die früher als weißer Fleck auf der Kunstlandkarte galten. Vor allem Sammler aus Mittel- und Südamerika nutzen die Nähe zu Miami. Und deutsche Kunst gelte auch dort als Must have, sagt Gerd Harry Lübke von der Leipzig/Berliner Galerie eigen und art.
"Wir haben jetzt sehr viele Arbeiten von David Schnell an das Museum in Puerto Rico verkauft in Ponce, was sonst niemand kennt, was aber ein wunderbares Museum ist mit einer hervorragenden Sammlung. Also das ist nicht die Frage, dass wir hier in Amerika verkaufen, sondern hier kommen alle Leute her und wir verkaufen weltweit."
Der Kunstmarkt wächst weiter, angetrieben hauptsächlich vom Glauben, dass teure Kunst gute Kunst ist und deshalb noch teurer wird. Hauptsponsor der Art Basel Miami Beach ist passenderweise die Schweizer Bank UBS, die eben erst für ihr weltweit erfolgreiches Art-Banking ausgezeichnet wurde. Die immer enger werdende Verstrickung von Banken, Galeristen, Sammlern und Museen wird in Miami Beach zwar öffentlich diskutiert, aber den Run auf die Kunstwerke kann das hier nicht bremsen.
Und anders als im beschaulichen Basel gibt es in Miami viel Platz zum Feiern. In den feucht-heißen Nächten amüsieren sich tausende auf elitären Partys um Hotelpools, immer in der Hoffnung einen Promi wie Dennis Hopper oder Lenny Kravitz zu sehen. Der Kunstmarkt wird zum Event.
Hunderte Galerien nutzen diesen Kunstrummel und zeigen auf parallelen Kunstmessen die Künstler, die nicht ins offizielle Programm kommen. Dieses Angebot ist völlig undurchschaubar, aus allen Ländern und Stilrichtungen kommen die Künstler nach Miami auf der Suche nach Anerkennung und Käufern. Und aus allem, was die Erde oder die Zivilisation hervorbringt, wird Kunst: Wolle, Watte, Holz, Kork, Stein, Beton, Keramik, Glas, Gold, Gummi, Blech, Stahl, Schrott, Öl und Blut, Tierkadaver oder Zerstörungswut. Eine verwirrende Vielfalt.
Für Sam Keller, den Erfinder und Organisator der Art Basel Miami Beach, ist die moderne Kunst eine gemeinsame weltumspannende Sprache:
"Ich denke, Kunst hat großes Potential. Und es ist wunderbar, dass moderne Kunst zu einer Weltsprache geworden ist, die Leute aus verschiedenen Kulturen verbindet, auch wenn sie die Sprache des andren nicht sprechen."
Samuel Keller, der selbst mehrere Sprachen spricht, ist zum letzten Mal der Chef dieser Messe, er wird zur privaten Kunstsammlung Beyeler im schweizerischen Rühen wechseln. Abschiedsschmerz spürt er inmitten des Trubels nicht.
"Ist das schönste Jahr gewesen, Rekord in Basel, Rekord in Miami, Das ist wunderbar."
Das Werk trifft die Stimmung der Messe. Trotz US-Finanzkrise und schwachem Dollar funktioniert der Kunstmarkt noch, die 200 ausgesuchte Galerien haben auf der Hauptmesse im geräumigen und klimatisierten Convention Center fast alles verkauft. Das meiste schon am ersten Tag, bei der sogenannten Preview, da wird ein exklusiver Zirkel von wohlhabenden Sammlern in der VIP Lounge mit Champagner versorgt und darf ganz ohne Gedränge einkaufen. Dass es dabei oft mehr um Prestige oder Rendite geht, als um Kunst, daran kann sich die Galeristin Monika Sprüth nur schwer gewöhnen.
"Das Problem ist hier in Miami, dass hier viel mehr Sammler da sind, die einfach nur wegen des Lifestyles hierher kommen, und die Kunst als Kunst, so wie wir die begreifen, die Auseinandersetzung mit Kunst überhaupt keine Rolle spielt. Es ist einfach schick, hierher zu kommen."
Entsprechend zielführend laufen die Gespräche ab. Immerhin, die Preise stimmen: 400.000 Euro brachte ein Foto von Andreas Gursky. Das auf der Luftaufnahme die künstlich aufgeschütteten Inseln vor Dubai zu sehen sind, ist eher nebensächlich.
Bei der Galerie Contemporary Fine Arts aus Berlin ging ein Gemälde von Peter Doig für zwei Millionen Euro weg. Anstatt wie in den neunziger Jahren einzuknicken, habe sich der Markt stabilisiert, sagt Galeristin Nicole Hackert.
"Mittlerweile ist das ein extremer Wirtschaftszweig Kunst und wird von extrem viel Menschen konsumiert. Und das ist auf viel, viel breitere Füße gestellt, als das damals der Fall war. Und ich hab auch noch nie einen Kunden erlebt, der Kunst auf Kredit gekauft hat. Also die Zeiten sind einfach vorbei und es kommen auch immer wieder neue Leute."
200 Privatjets mit Sammlern sind in diesem Jahr in Florida gelandet, von Gegenden, die früher als weißer Fleck auf der Kunstlandkarte galten. Vor allem Sammler aus Mittel- und Südamerika nutzen die Nähe zu Miami. Und deutsche Kunst gelte auch dort als Must have, sagt Gerd Harry Lübke von der Leipzig/Berliner Galerie eigen und art.
"Wir haben jetzt sehr viele Arbeiten von David Schnell an das Museum in Puerto Rico verkauft in Ponce, was sonst niemand kennt, was aber ein wunderbares Museum ist mit einer hervorragenden Sammlung. Also das ist nicht die Frage, dass wir hier in Amerika verkaufen, sondern hier kommen alle Leute her und wir verkaufen weltweit."
Der Kunstmarkt wächst weiter, angetrieben hauptsächlich vom Glauben, dass teure Kunst gute Kunst ist und deshalb noch teurer wird. Hauptsponsor der Art Basel Miami Beach ist passenderweise die Schweizer Bank UBS, die eben erst für ihr weltweit erfolgreiches Art-Banking ausgezeichnet wurde. Die immer enger werdende Verstrickung von Banken, Galeristen, Sammlern und Museen wird in Miami Beach zwar öffentlich diskutiert, aber den Run auf die Kunstwerke kann das hier nicht bremsen.
Und anders als im beschaulichen Basel gibt es in Miami viel Platz zum Feiern. In den feucht-heißen Nächten amüsieren sich tausende auf elitären Partys um Hotelpools, immer in der Hoffnung einen Promi wie Dennis Hopper oder Lenny Kravitz zu sehen. Der Kunstmarkt wird zum Event.
Hunderte Galerien nutzen diesen Kunstrummel und zeigen auf parallelen Kunstmessen die Künstler, die nicht ins offizielle Programm kommen. Dieses Angebot ist völlig undurchschaubar, aus allen Ländern und Stilrichtungen kommen die Künstler nach Miami auf der Suche nach Anerkennung und Käufern. Und aus allem, was die Erde oder die Zivilisation hervorbringt, wird Kunst: Wolle, Watte, Holz, Kork, Stein, Beton, Keramik, Glas, Gold, Gummi, Blech, Stahl, Schrott, Öl und Blut, Tierkadaver oder Zerstörungswut. Eine verwirrende Vielfalt.
Für Sam Keller, den Erfinder und Organisator der Art Basel Miami Beach, ist die moderne Kunst eine gemeinsame weltumspannende Sprache:
"Ich denke, Kunst hat großes Potential. Und es ist wunderbar, dass moderne Kunst zu einer Weltsprache geworden ist, die Leute aus verschiedenen Kulturen verbindet, auch wenn sie die Sprache des andren nicht sprechen."
Samuel Keller, der selbst mehrere Sprachen spricht, ist zum letzten Mal der Chef dieser Messe, er wird zur privaten Kunstsammlung Beyeler im schweizerischen Rühen wechseln. Abschiedsschmerz spürt er inmitten des Trubels nicht.
"Ist das schönste Jahr gewesen, Rekord in Basel, Rekord in Miami, Das ist wunderbar."