Kunsträuber auf Schnitzeljagd

"Goldagengarden" ist ein  Krimi-Hörspiel.
"Goldagengarden" ist ein Krimi-Hörspiel. © Stock.XCHNG / Nate Nolting
Der schwerreiche schwedische Kunstsammler Per Johannesson stirbt bei einem Bootsunfall, die Leiche wird zunächst nicht gefunden. Und dann erwischt es Persson, seinen Anwalt. Das Testament ist verschwunden. Und die Schnitzeljagd beginnt im Haus von Johannessons Witwe.
"Johannesson ist tot, treibt irgendwo im Skattefjorden. Persson, sein Anwalt lädt zur Testamentseröffnung vier Männer ein. Kurz darauf wird Persson erschossen."

Zwei Tote gibt es gleich in der ersten Folge der Krimiserie "Goldagengarden". Der schwerreiche schwedische Kunstsammler Per Johannesson stirbt bei einem Bootsunfall, die Leiche wird zunächst nicht gefunden. Und dann erwischt es Persson, seinen Anwalt. Das Testament ist verschwunden.

Die Polizei tappt ebenso im Dunkeln wie jene Männer, die der Einladung folgten und alles stehen und liegen ließen. Ein deutscher Musikwissenschaftler, ein englischer Kunsthistoriker und ein schwedischer Antiquitätenhändler treffen sich in der Kanzlei. Der vierte Mann fehlt. Die drei stellen fest: Sie alle haben dem Verstorbenen Dinge verkauft, die auf dem Markt nicht zu haben sind.

"Nun, äh, es war ein Teil einer Originalpartitur von Johann Sebastian Bach. Und Sie? Ein Gemälde. Ein Gemälde? William Turner. Sind nicht alle Gemälde von William Turner im Besitz des englischen Staates? - Turner malte über 20 000 Bilder. 300 davon vermachte er nach seinem Tod der Krone."

Die kunsthistorischen Fakten stimmen in Marco Goellners Hörspiel. Der Autor und Regisseur entwirft ein realistisches Geräuschumfeld für die ebenso mysteriöse wie spannende Geschichte. Auch die Sprecher agieren natürlich, sagen mal ein Äh, verschlampen schon mal eine Endung.

Manche andere schnell produzierte Krimihörspiele leiden unter der Synchronsprecher-Souveränität der Schauspieler und klingen wie die Tonspur eines mittelmäßigen Films. Das ist bei "Goldagengarden" anders. Hier wird nicht nur gesprochen, sondern gespielt. Zögernd gestehen zwei der drei potenziellen Erben, dass sie mit Diebesgut gehandelt haben.

"Nun, nach seinem Tod, will er diese Dinge durch Persson wieder los werden, bevor seine Frau und seine Familie von diesen nicht gerade sauberen Geschäften erfahren. Persson scheint aber nicht gewusst zu haben, wo sich diese feinen Dinge befinden. Und dazu hat Johannesson uns her bestellt. Und schickt uns nun wie grüne Jungen auf seine ausgedachte Schnitzeljagd."

Die Schnitzeljagd beginnt im Haus von Johannessons Witwe. Gisela Trowe spricht sie mit entspannter Ironie. Diese Frau hat ein boshaftes Vergnügen daran, dass die drei bei ihr nur ein rätselhaftes, englischsprachiges Gedicht finden.

"Mein Mann liebte Spiele. Wenn ich die Zeilen richtig verstehe, müssen Sie mitspielen. Sonst werden Sie Ihr Erbe nicht antreten können."

Viele legendäre Sprecher sind in dieser Krimiserie versammelt. Manche hört man in ihren letzten Rollen. Wie Gisela Trowe ist auch Gerlach Fiedler inzwischen verstorben, der den deutschen Musikwissenschaftler spricht und die erste Stimme von Krümelmonster aus der Sesamstraße war. Der 87-jährige Peter Schiff - bekannt unter anderem als deutsche Stimme von Louis de Funés - verabschiedet sich in den Ruhestand. Er spricht den örtlichen Polizeichef, der eine Kommissarin aus Stockholm vor die Nase gesetzt bekommt.

"Warum hat jemand einen Kasten mit einem Gedicht in seinem Safe? Keine Ahnung. Vielleicht weil er kein Geld hat, dass er rein legen könnte? Ich würde das Gedicht gerne sehen. Ja, gut. Können wir auch morgen hinfahren. Liegt fast auf dem Weg."

Die Musik besteht aus vorwärts drängenden Trommelrhythmen, ein einfaches und sehr wirksames Mittel, das dem Hörspiel Schwung verleiht. Außerdem gibt es einige ungewöhnliche akustische Effekte. Als sich der Killer dem Musikprofessor nähert, nimmt er ihm sein Hörgerät weg. 30 Sekunden lang ist nur ein dumpfes Wummern zu hören.

"Professor, Professor, sachte, sachte. Lassen Sie uns das doch nicht noch einmal diskutieren. Ich weiß, wir verstehen uns. Sie lesen und hören und finden."

In den Actionszenen wird nicht viel erklärt. Meist hört man dramatische Geräusche, und erst in der nächsten Sequenz wird klar, was gerade passiert ist. Das hält den Hörer wach, der ohnehin in guter Mysterytradition nur langsam die Puzzleteile zusammen fügt und oft auf falsche Fährten gelockt wird. "Goldagengarden" ist eine gelungene, innovative Krimiserie, von deren Art man sich mehr wünscht. Hinter dem Titel – so viel darf man verraten- verbirgt sich das Landhaus des Verstorbenen, in dem er seine Kunstschätze gelagert hat. Doch als die drei das heraus finden, sind sie natürlich noch lange nicht am Ziel. Außerdem sind der Killer und die Polizei ebenfalls unterwegs.

"Irgendetwas, irgendetwas gibt es da noch, von dem wir nichts ahnen."

Besprochen von Stefan Keim

Goldagengarden
Hörspielserie, Teil 1-9, Zaubermond Audio 2010