Kunstlotterie

Ein echter Picasso für 100 Euro

Der Enkel des Malers Pablo Picasso, Olivier Picasso
Der Enkel des Malers Pablo Picasso, Olivier Picasso, unterstützt die Los-Aktion. © picture alliance / dpa / Friso Gentsch
Von Ursula Welter · 12.12.2013
Ein Kunstwerk von Picasso als Hauptpreis: Unter 50.000 Losen à 100 Euro wird der Glückliche gezogen. Der Enkel des berühmten Malers erklärt, warum er die Lotterie unterstützt.
Der Enkel des Meisters ist gerade in Miami. Spätestens am 18. Dezember wird er in Paris sein. "Natürlich", sagt Olivier Picasso, denn dann werden die Lose gezogen, bei Sotheby’s.
"Ein echter Picasso für 100 Euro“. Der Werbespruch klingt unseriös. Aber unseriös, darauf legt der Enkel Pablo Picassos wert, sei die Lotterie nicht. Allenfalls ungewöhnlich.
"Hinter der Idee steckt zunächst der karitative Gedanke, die Unterstützung für die Stadt Tyros im Libanon, aber sicher, ein 'Grand-Prix' mit einem Werk meines Großvaters, einem Werk Pablo Picassos, das ist schon amüsant.“
"L’homme au Gibus“das Meisterwerk misst 30,5 mal 24 Zentimeter. 800.000 Euro könnte es wert sein, 50.000 Lose à 100 Euro werden im Topf sein.
"Das Bild, der 'Mann mit dem Klappzylinder', hat mein Großvater sein Leben lang verwahrt. Wir haben es nach seinem Tod entdeckt. Einer meiner Cousins hat es geerbt und er hat es vor einigen Jahren an eine Galerie verkauft. Die 'Vereinigung zur Erhalt von Tyros' wiederum konnte mithilfe eines Spenders das Bild von der Galerie erwerben und so kann es nun angeboten werden.“
Eine Lotterie ist normalerweise staatliches Monopol
Die Vereinigung hatte die Idee, konnte den Enkel Picassos für die Aktion gewinnen, und doch dauerte es zwei Jahre, bis das Projekt stand. Denn als Hauptpreis in einer Lotterie ein Kunstobjekt anzubieten, ist so schwierig wie neu:
"Eine Lotterie in Frankreich zu organisieren, wie übrigens in vielen Ländern der Welt, ist Sache des staatlichen Monopols. Deshalb brauchten die Organisatoren die Genehmigung des Finanzministers, des Kulturministers, und dann war die Autorisierung der Vertretung der Familie Picasso nötig, um den Namen und ein Werk meines Großvaters verwenden zu können.“
Werden alle Lose verkauft, spielt die Aktion fünf Millionen Euro ein. "Rein gemeinnützig“, betont der Enkel Picassos:
"Die Operation ist ganz und gar transparent. Es gibt keine Kommission oder Abzüge, Sotheby’s steht als Partner gratis zur Verfügung. Das ganze Geld fließt in den Bestimmungszweck, kommt also Tyros zugute.“
Die Aufsicht über den Ticketverkauf hat das französische Finanzministerium. Dorthin fließt das Geld zunächst. Und erst, wenn die Losziehung am 18. Dezember regelgerecht über die Bühne gegangen ist, wird das Geld an die "Vereinigung zum Erhalt der Stadt Tyros“ freigegeben. Kulturelle Traditionen sollen gefördert, Arbeitsplätze vor allem für Frauen und Behinderte geschaffen werden, das ist das erklärte Ziel.
Kulturelle, keine politische Unterstützung für Tyros
Wie aber will er verhindern, dass er mit einer spektakulären Lotterie in politische Zusammenhänge gerät, wo doch Tyros mehrfach Opfer israelischer Angriffe wurde und den Ruf hat eine Hochburg der Hisbollah zu sein?
"Nein, ich glaube nicht, dass man hier Politik und Kultur vermischen kann. Denn das Ziel ist ja nicht diesen oder jenen historischen Aspekt hervorzuheben, zu wissen, wer welche Zerstörung zu verantworten hat, denn es hat ja im Laufe der Geschichte viele gegeben, es gibt allein acht Rekonstruktionsebenen dieser Stadt, das zeigt wie bedeutend sie in der Menschheitsgeschichte war."
Die alte Stadt Tyros, das UNESO-Weltkulturerbe, stehe in gewisser Weise über den politischen und religiösen Problemen, es gehe hier um die Wurzeln der abendländischen Kultur:
"… und deshalb war ich der Meinung, dass ich mich dieser Operation anschließen könnte.
Und was würde Pablo Picasso sagen, wenn er wüsste, dass sein "Mann mit Klappzylinder“ der Hauptpreis einer Lotterie ist:
"Mein Großvater war ein Pionier. In seinem Privatleben, seinem Liebesleben, aber auch in seinem Künstlerleben. Er hat immer nach neuen Formen gesucht, die Realität, die Menschen, das Leben, die schwierigsten Situationen darzustellen. Deshalb glaube ich, dass es ihn gefreut hätte, erneut ein Pionier sein zu können, denn es ist das erste Mal weltweit, dass eine Lotterie veranstaltet wird, bei der der erste Preis ein Kunstwerk ist. Ich denke also, das hätte ihm sehr gefallen.“
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