Kunstkämpfe in der Mehrzweckhalle
Eine Lesung in der Provinz, eine sensibel-komische Erfolgsautorin und eine hartnäckige Journalistin: Auch Yasmina Rezas neues Stück handelt vom Literaturbetrieb. Nun wurde "Ihre Version des Spiels" mit einem furiosen Ensemble am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt.
Das Publikum sitzt auf der Bühne und bildet die Zuhörerschaft einer Literaturlesung in der Provinz. Der Blick geht über das Lese- und Gesprächspodium hinaus, hinein in den ansteigenden Zuschauerraum. Es ist eine schicke und zugleich der gemeinten Mehrzweckhalle entsprechende unwirtliche Szenerie. In der Alexander Khuon als der veranstaltende Literaturliebhaber Robert die Autorin mit pueril-verklemmtem Stolz begrüßt, ihr seinen eigenen kleinen Gedichtband übergibt und dann seine Einleitungsrede zelebriert. Mit Kunst-Begeisterungs-Phrasen, mit bemühten Pointen, mit Verhaspelungen und mit Mikro-Aussetzern. Alexander Khuon führt die ehrliche Begeisterung und unfreiwillige Komik dieser Kunstbetriebsfigur vor.
Während Corinna Harfouch ihre Erfolgsautorin Nathalie Oppenheim, die sich gemeinhin jedes öffentlichen Auftritts versagt, zwischen Freundlichkeit und angespanntem Unwohlsein schwanken lässt. Sie soll im Gespräch mit einer Journalistin ihren neuen Roman "Land des Überdrusses" vorstellen, - in dem eine Schriftstellerin an einem Roman mit dem Titel "Ihre Version des Spiels" arbeitet, was wiederum ein Zitat des amerikanischen Schriftstellers Michael Herr ist. Schon in dieser Spiegelung wird deutlich, was Rezas Thema ist: Schreiben und leben, Fiktion und Biografie, was haben die miteinander zu tun?
Und so wird es schnell zu einem Kampf, das Gespräch zwischen ihr und der Journalistin Rosanna, der Katrin Wichmann eine taffe Hartnäckigkeit mitgibt. Die Karrieristin scheint beruflich total vernetzt und wirkt mit ihren insistierenden Fragen nach dem biografischen Hintergrund des Romans unangenehm zielgerichtet. Dem gesellschaftlichen Zwang, sich ständig darstellen und biografisch erklären zu müssen, widersetzt sich die Autorin im Stück allerdings hartnäckig, so wie die Autorin Reza in der Realität.
Yasmina Rezas Stückchen, das nicht an die Eleganz und intelligente Leichtigkeit ihrer früheren Stücke heran reicht, fesselt bei der Lektüre nicht sonderlich mit seinen vielen langen Vorlesepassagen. Doch Regisseur Stephan Kimmig lockert die Steifheit des Stückes geschickt auf, indem er die Vorleserin filmen und auf eine Leinwand übertragen lässt. Und Corinna Harfouch nimmt dieses Spielangebot gern an, indem sie ihre Figur mit vielen sensibel-komischen Variationen von Irritiertheit und Gestörtheit reagieren lässt.
Ohnehin hauen Regisseur und Hauptdarstellerin mit ihrem Spiel auf die Effekt-Pauke. Corinna Harfouch treibt ihre Figur in Ausbrüche und Ausfälle, verlässt den Raum, steigert sich in fast hysterische Anfälle. Während Katrin Wichmann die Journalistin mit angenervter Coolheit, aber auch mit thriumphierender Süffisanz reagieren lässt. Es ist ein souveränes und ansehnliches Schauspieler-Theater, dem sich 20 Minuten vor dem Ende der kaum zweistündigen, pausenlosen Aufführung noch Sven Lehmann in der Rolle des Bürgermeisters beigesellt. Reza bezeichnet ihn als Rampensau, und so spielt Lehmann diesen Kunstbetriebs-Plattitüdler auch.
Bei der Cocktailparty nach der Lesung lässt Regisseur Kimmig die Personen und die Situation völlig entgleisen. Das steht so nicht im Manuskript. Doch bei Kimmig trinken alle zu viel, die Journalistin ätzt aus einer oberen Sitzreihe, der Bürgermeister redet und redet, während der Veranstalter versucht, die Autorin zu besteigen, bis er sich schließlich ans Klavier slapstickt und dort Gilbert Becauds Lied mit dem Vornamen der Autorin intoniert. Und die Autorin Nathalie Oppenheim tanzt enthemmt zum Nathalie-Song bis in die Zuschauerreihen hinein.
Wir erlebten ein vorzügliches Ensemble mit der furiosen Corinna Harfouch an der Spitze. Das reichte für einen unterhaltsamen Abend.
Während Corinna Harfouch ihre Erfolgsautorin Nathalie Oppenheim, die sich gemeinhin jedes öffentlichen Auftritts versagt, zwischen Freundlichkeit und angespanntem Unwohlsein schwanken lässt. Sie soll im Gespräch mit einer Journalistin ihren neuen Roman "Land des Überdrusses" vorstellen, - in dem eine Schriftstellerin an einem Roman mit dem Titel "Ihre Version des Spiels" arbeitet, was wiederum ein Zitat des amerikanischen Schriftstellers Michael Herr ist. Schon in dieser Spiegelung wird deutlich, was Rezas Thema ist: Schreiben und leben, Fiktion und Biografie, was haben die miteinander zu tun?
Und so wird es schnell zu einem Kampf, das Gespräch zwischen ihr und der Journalistin Rosanna, der Katrin Wichmann eine taffe Hartnäckigkeit mitgibt. Die Karrieristin scheint beruflich total vernetzt und wirkt mit ihren insistierenden Fragen nach dem biografischen Hintergrund des Romans unangenehm zielgerichtet. Dem gesellschaftlichen Zwang, sich ständig darstellen und biografisch erklären zu müssen, widersetzt sich die Autorin im Stück allerdings hartnäckig, so wie die Autorin Reza in der Realität.
Yasmina Rezas Stückchen, das nicht an die Eleganz und intelligente Leichtigkeit ihrer früheren Stücke heran reicht, fesselt bei der Lektüre nicht sonderlich mit seinen vielen langen Vorlesepassagen. Doch Regisseur Stephan Kimmig lockert die Steifheit des Stückes geschickt auf, indem er die Vorleserin filmen und auf eine Leinwand übertragen lässt. Und Corinna Harfouch nimmt dieses Spielangebot gern an, indem sie ihre Figur mit vielen sensibel-komischen Variationen von Irritiertheit und Gestörtheit reagieren lässt.
Ohnehin hauen Regisseur und Hauptdarstellerin mit ihrem Spiel auf die Effekt-Pauke. Corinna Harfouch treibt ihre Figur in Ausbrüche und Ausfälle, verlässt den Raum, steigert sich in fast hysterische Anfälle. Während Katrin Wichmann die Journalistin mit angenervter Coolheit, aber auch mit thriumphierender Süffisanz reagieren lässt. Es ist ein souveränes und ansehnliches Schauspieler-Theater, dem sich 20 Minuten vor dem Ende der kaum zweistündigen, pausenlosen Aufführung noch Sven Lehmann in der Rolle des Bürgermeisters beigesellt. Reza bezeichnet ihn als Rampensau, und so spielt Lehmann diesen Kunstbetriebs-Plattitüdler auch.
Bei der Cocktailparty nach der Lesung lässt Regisseur Kimmig die Personen und die Situation völlig entgleisen. Das steht so nicht im Manuskript. Doch bei Kimmig trinken alle zu viel, die Journalistin ätzt aus einer oberen Sitzreihe, der Bürgermeister redet und redet, während der Veranstalter versucht, die Autorin zu besteigen, bis er sich schließlich ans Klavier slapstickt und dort Gilbert Becauds Lied mit dem Vornamen der Autorin intoniert. Und die Autorin Nathalie Oppenheim tanzt enthemmt zum Nathalie-Song bis in die Zuschauerreihen hinein.
Wir erlebten ein vorzügliches Ensemble mit der furiosen Corinna Harfouch an der Spitze. Das reichte für einen unterhaltsamen Abend.
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