Kunst unter den Hammer bringen
Zweimal im Jahr bringt Irene Lehr Kunst unter den Hammer: Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Mit diesen Worten wechseln große zeitgenössische Kunstwerke den Besitzer. Aufregend ist das, sagt Lehr.
Irene Lehr: "Also, wir sind ein Team aus 14 Leuten. Die Bilder müssen ja auch alle einzeln hochgehalten und vorgezeigt werden. Also, wenn ich sage, ich beginne jetzt mit der Nummer 1, dann wird das hochgehalten und dann muss das gleich wieder in den nächsten Karton und dann kommt das nächste Blatt. Also, das geht unheimlich schnell. Pro Stunde versteigern wir so an die 150 Nummern."
Entscheidungsunfreudige sind hier falsch. Wer etwas will, muss sein Gebot abgeben. Sofort. Dazu muss man einen klaren Kopf bewahren. Als Kunde wie als Auktionatorin. Das ist nicht immer leicht, sagt Irene Lehr. Schließlich hat die Stimmung ihre ganz eigene Dynamik. Aufregung liegt in der Luft:
Lehr: "Ja sehr, natürlich. Bei uns immer total voll. Also, bei der letzten Auktion kein Sitzplatz mehr frei. Ich meine, ich habe so viel zu tun und muss mich dermaßen konzentrieren schon die ganze Woche vorher, dass die Aufregung nicht mehr so groß ist wie sie ganz am Anfang war. Als ich meine erste Auktion hatte, dass ich mich fast übergeben hätte am Tag vorher. Lachen. Aber in der Zwischenzeit ist doch einige Routine dabei, das war natürlich früher nicht."
Früher - das war vor 10 Jahren. Damals hat Irene Lehr ihr eigenes Auktionshaus gegründet. Kurzentschlossen, nachdem ihr der Job in einem kleinen Buchauktionshaus so gar nicht gefiel. Mutig war das. Denn neben einem Doktortitel in Kunstgeschichte hat die damals 30-Jährige lediglich ein Startkapital von 30.000 Mark vorzuweisen. Aber sie hat einen guten Riecher:
"Ich habe mich sehr stark auf die Ostkunst kapriziert, weil ich gesehen habe, in Berlin ist da noch ein Markt, der von den großen Häusern links liegen gelassen wird. Das hat die nicht interessiert. Und ich habe da halt gesehen, dass da sehr gute Kunst zu sehr günstigen Preisen zu haben ist. Und dann habe ich mich darauf spezialisiert."
Mit der ihr eigenen Mischung aus Kompetenz und Wiener Charme hat sie überzeugt. Kein Wunder: Denn letzterem erliegt man schnell. Auch als Frau. Irene Lehr hat das gewisse etwas. Und so darf die lebhafte Frau mit den blaugrünen Katzenaugen und den rabenschwarzen Haaren - die übrigens immer zum Pferdeschwanz gebunden sind - erste Bilder mit nach Hause nehmen.
Lehr:" Sicher ein bisschen Naivität war auch dabei. Ich bin einfach losgezogen und habe die Leute angesprochen und gesagt: Auktionshaus Lehr. Ja, ich kenne sie ja gar nicht. Können sie auch noch nicht, wir sind ganz neu. Lachen. Und sie haben mir trotzdem Sachen gegeben. Lachen. Vor allem im Osten, die waren extrem nett."
Nicht umsonst wie sich heute zeigt: Stetig ist das Auktionshaus Lehr gewachsen. Hierher kommen auch die Händler, um die Bilder für die nächste Auktion vorzuführen.
Die 1 Meter 70 große Frau, die schwarze Klamotten einfach deshalb liebt, weil sie mit ihrer lauten Art eh schon genug auffalle, weiß, was sie will. Das hat sie in ihrem Elternhaus gelernt. Vorbild ist ihr Vater. Ein Kernphysiker, der sich trotz des Lärms seiner drei Töchter stundenlang im Arbeitszimmer vergraben konnte:
"Mein Vater hat Tag und Nacht gearbeitet. Ja, der war richtiger Wissenschaftler, wie er im Bilderbuch steht. Also, ich weiß noch an Heiligabend. Also, zwischen Bescherung und Abendessen zischte er schon wieder in sein Arbeitszimmer und ich sagte: Papa, es ist Heiligabend! Und er sagte nur: Pscht! Lachen. Da hat er gerade an seiner Urknalltheorie gearbeitet und das hat ihn mehr interessiert."
Und auch die Begabung für Kunst ist ihr in die Wiege gelegt worden:
Lehr: "Meine Mutter war die Tochter eines berühmten Expressionisten Herbert Böckel, in Österreich ist der unheimlich bekannt. Komischerweise in Deutschland nur bedingt. Ja, wir mussten immer in Ausstellungen gehen. Ich habe es gehasst. Ja wir mussten jeden Sonntag in eine Ausstellung, also wir wurden sicher sehr Kunstbeflissen erzogen. Es hingen natürlich auch nur irgendwelche Originale bei uns rum. "
Logisch, dass sie dann in Wien beginnt Kunstgeschichte zu studieren. Auch wenn sie eigentlich mal Trickfilmzeichnerin werden wollte. 1992 verschlägt es sie nach Berlin. Denn hier brummt die Kunstszene wie in keiner anderen deutschsprachigen Stadt, sagt die Fachfrau. Und deshalb ist auch sie, die Wienerin, hierher gekommen. Berlin – das ist für sie Metropole und Dorf in einem. Man kann billig wohnen. Die Freunde leben um die Ecke. Der Sportclub, in dem sie beim Sensual Fighting entspannt, ist im selben Stadtteil. Und der Menschenschlag liegt ihr. Und dann ist da eben: Kunst, Kunst und noch mal Kunst:
"Mit mir kann kein Mensch zusammensein, wenn er sich nicht für meinen Beruf interessiert, zumindest wird das allgemein behauptet."
Privates und Berufliches vermischen sich bei Irene Lehr immer wieder. Auch in der Liebe. Und so muss ihr Freund, ein Toningenieur, die Fotos für den Katalog erstellen. Die Übergänge sind eben fließend. Kunst, das wird im Auktionshaus Lehr schnell deutlich, ist eine Herzenssache, die süchtig machen kann.
"Also, ich kenne Leute, mit Kleidung an, wo sie sagen, der müsste mal dringend, Lachen, sich neu einkleiden und trotzdem kauft der dann für 20.000 Euro. Für die ist dann die Kunst alles. Aber im Grunde genommen ist es ein sehr emotionales Klientel und das habe ich sehr gerne, ja."
Sagt die 41-Jährige lachend und geht. Denn nach der Auktion ist vor der Auktion.
Entscheidungsunfreudige sind hier falsch. Wer etwas will, muss sein Gebot abgeben. Sofort. Dazu muss man einen klaren Kopf bewahren. Als Kunde wie als Auktionatorin. Das ist nicht immer leicht, sagt Irene Lehr. Schließlich hat die Stimmung ihre ganz eigene Dynamik. Aufregung liegt in der Luft:
Lehr: "Ja sehr, natürlich. Bei uns immer total voll. Also, bei der letzten Auktion kein Sitzplatz mehr frei. Ich meine, ich habe so viel zu tun und muss mich dermaßen konzentrieren schon die ganze Woche vorher, dass die Aufregung nicht mehr so groß ist wie sie ganz am Anfang war. Als ich meine erste Auktion hatte, dass ich mich fast übergeben hätte am Tag vorher. Lachen. Aber in der Zwischenzeit ist doch einige Routine dabei, das war natürlich früher nicht."
Früher - das war vor 10 Jahren. Damals hat Irene Lehr ihr eigenes Auktionshaus gegründet. Kurzentschlossen, nachdem ihr der Job in einem kleinen Buchauktionshaus so gar nicht gefiel. Mutig war das. Denn neben einem Doktortitel in Kunstgeschichte hat die damals 30-Jährige lediglich ein Startkapital von 30.000 Mark vorzuweisen. Aber sie hat einen guten Riecher:
"Ich habe mich sehr stark auf die Ostkunst kapriziert, weil ich gesehen habe, in Berlin ist da noch ein Markt, der von den großen Häusern links liegen gelassen wird. Das hat die nicht interessiert. Und ich habe da halt gesehen, dass da sehr gute Kunst zu sehr günstigen Preisen zu haben ist. Und dann habe ich mich darauf spezialisiert."
Mit der ihr eigenen Mischung aus Kompetenz und Wiener Charme hat sie überzeugt. Kein Wunder: Denn letzterem erliegt man schnell. Auch als Frau. Irene Lehr hat das gewisse etwas. Und so darf die lebhafte Frau mit den blaugrünen Katzenaugen und den rabenschwarzen Haaren - die übrigens immer zum Pferdeschwanz gebunden sind - erste Bilder mit nach Hause nehmen.
Lehr:" Sicher ein bisschen Naivität war auch dabei. Ich bin einfach losgezogen und habe die Leute angesprochen und gesagt: Auktionshaus Lehr. Ja, ich kenne sie ja gar nicht. Können sie auch noch nicht, wir sind ganz neu. Lachen. Und sie haben mir trotzdem Sachen gegeben. Lachen. Vor allem im Osten, die waren extrem nett."
Nicht umsonst wie sich heute zeigt: Stetig ist das Auktionshaus Lehr gewachsen. Hierher kommen auch die Händler, um die Bilder für die nächste Auktion vorzuführen.
Die 1 Meter 70 große Frau, die schwarze Klamotten einfach deshalb liebt, weil sie mit ihrer lauten Art eh schon genug auffalle, weiß, was sie will. Das hat sie in ihrem Elternhaus gelernt. Vorbild ist ihr Vater. Ein Kernphysiker, der sich trotz des Lärms seiner drei Töchter stundenlang im Arbeitszimmer vergraben konnte:
"Mein Vater hat Tag und Nacht gearbeitet. Ja, der war richtiger Wissenschaftler, wie er im Bilderbuch steht. Also, ich weiß noch an Heiligabend. Also, zwischen Bescherung und Abendessen zischte er schon wieder in sein Arbeitszimmer und ich sagte: Papa, es ist Heiligabend! Und er sagte nur: Pscht! Lachen. Da hat er gerade an seiner Urknalltheorie gearbeitet und das hat ihn mehr interessiert."
Und auch die Begabung für Kunst ist ihr in die Wiege gelegt worden:
Lehr: "Meine Mutter war die Tochter eines berühmten Expressionisten Herbert Böckel, in Österreich ist der unheimlich bekannt. Komischerweise in Deutschland nur bedingt. Ja, wir mussten immer in Ausstellungen gehen. Ich habe es gehasst. Ja wir mussten jeden Sonntag in eine Ausstellung, also wir wurden sicher sehr Kunstbeflissen erzogen. Es hingen natürlich auch nur irgendwelche Originale bei uns rum. "
Logisch, dass sie dann in Wien beginnt Kunstgeschichte zu studieren. Auch wenn sie eigentlich mal Trickfilmzeichnerin werden wollte. 1992 verschlägt es sie nach Berlin. Denn hier brummt die Kunstszene wie in keiner anderen deutschsprachigen Stadt, sagt die Fachfrau. Und deshalb ist auch sie, die Wienerin, hierher gekommen. Berlin – das ist für sie Metropole und Dorf in einem. Man kann billig wohnen. Die Freunde leben um die Ecke. Der Sportclub, in dem sie beim Sensual Fighting entspannt, ist im selben Stadtteil. Und der Menschenschlag liegt ihr. Und dann ist da eben: Kunst, Kunst und noch mal Kunst:
"Mit mir kann kein Mensch zusammensein, wenn er sich nicht für meinen Beruf interessiert, zumindest wird das allgemein behauptet."
Privates und Berufliches vermischen sich bei Irene Lehr immer wieder. Auch in der Liebe. Und so muss ihr Freund, ein Toningenieur, die Fotos für den Katalog erstellen. Die Übergänge sind eben fließend. Kunst, das wird im Auktionshaus Lehr schnell deutlich, ist eine Herzenssache, die süchtig machen kann.
"Also, ich kenne Leute, mit Kleidung an, wo sie sagen, der müsste mal dringend, Lachen, sich neu einkleiden und trotzdem kauft der dann für 20.000 Euro. Für die ist dann die Kunst alles. Aber im Grunde genommen ist es ein sehr emotionales Klientel und das habe ich sehr gerne, ja."
Sagt die 41-Jährige lachend und geht. Denn nach der Auktion ist vor der Auktion.