Kunst oder Spektakel?
Ende der 60er-Jahre hatte Michael Heizer die Idee, einen riesigen Felsblock über einer ausgebaggerten Erdspalte in einem ausgetrockneten See in der Wüste von Nevada zu positionieren. Das hat er jetzt in Los Angeles nachgeholt.
Auf flachem Steinwüstenfeld hinter dem Los Angeles County Museum of Art (LACMA), zwischen Hochhäusern und Werbetafeln, liegt ein heller Riesen-Granitfels: drei Stockwerke hoch, sieben Meter breit, 340 Tonnen schwer. Irgendwie fehl am Platze. Andererseits: dieser Fels passt besser in diese Umgebung als alles was ihn umgibt, wäre Los Angeles doch ohne ausgeklügeltes Wasserumleitungssystem keine Millionenmetropole sondern höchstens eine kleine Ansiedlung in der Wüste.
Der Fels ist Teil der Skulptur „Levitated Mass“, zu deutsch: freischwebende Masse. Komplettiert wird sie durch eine 150 Meter lange, fünf Meter breite Betonrampe, die unter dem Granitbrocken hindurchführt. Museumsdirektor Michael Govan:
„Ich sehe das Kunstwerk als Serie visueller und emotionaler Gegensätze: Gewicht und Leichtigkeit, Masse und Leere, auf- und abwärts, organisch und menschgemacht, Natur und Kultur. Sie werden es auf Ihre ganz eigene Weise sehen.“
Mehrere hundert Besucher kamen zur Enthüllung, um sich ihr eigenes Bild zu machen von der Skulptur. Sie gingen langsam die Betonrampe hinab, um an ihrem tiefsten Punkt fünf Meter nach oben zu schauen – zum Fels vor wolkenlosem blauem Himmel. Massive Platten an der Seite der Betonspalte sichern den Granitblock. Nur aus wenigen Blickwinkeln entsteht die Illusion einer frei schwebenden tonnenschweren Masse. Trotzdem sind Besucher begeistert.
„Ich finde, es ist ein tolles Kunstwerk. Sie haben ein interessantes Problem gelöst, diesen Giganten in der Schwebe zu halten. Es schafft außerdem ein Gefühl von Gemeinschaft und macht das Museum insgesamt besser.“
„Mir gefällt, wie sich die scharfen Konturen der Betonspalte abheben von der rauen Oberfläche des Felsens. Dieser Kontrast ist wunderschön!“
Die Idee für die Skulptur hatte Künstler Michael Heizer vor gut 40 Jahren in der Wüste von Nevada. Er konnte sie erst verwirklichen, als er in einem Bergwerk östlich von Los Angeles den massiven Granitblock fand:
„Das Interessante an diesem Fels ist, dass er nicht einfach explodierter Abfall aus einem Bergwerk ist. Er hat fast keine Brüche, ist ein geologisches Prachtstück.“
Der wortkarge Künstler will sich nicht zum Konzept des Werkes äußern. Er ist prominenter Vertreter der Land Art, die seit den 60er-Jahren geografische Räume in Kunstwerke verwandelt, vom kleinsten Maßstab bis zu Arbeiten in massiven Landstrichen. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Double Negative“: zwei neun Meter breite und 15 Meter tiefe Einschnitte an der Erosionskante einer Hochebene in der Wüste von Nevada.
Der Transport eines Felsens in urbane Umgebung stellt für Kritiker des LACMA-Projekts Vision und Intention von Land Art auf den Kopf. Für den kalifornischen Kunstkritiker Char Miller ist es außerdem Ausdruck künstlerischen Imperialismus und menschlicher Hybris:
„Es drückt doch vor allem aus, dass wir einen 340-Tonnen-Granitblock beherrschen und unseren Planten prägen können. Aus meiner Sicht haben wir schon genug Spuren hinterlassen. Ich wünschte mir mehr Bescheidenheit und weniger Technologie.“
Dank modernster Technologie ist der Fels im Museumsgarten über unterirdischen Teerseen erdbebensicher verankert. Er wurde mit einem Spezialtransporter über 70 Kilometer in die Innenstadt von Los Angeles gebracht. Eine Reise, die Feste und Facebook-Seiten inspirierte sowie Kritik auslöste an der Investition von zehn Millionen Dollar an Privatspenden in Kunst, während Tausende in der Stadt obdachlos und ohne Arbeit sind. Für Museumsdirektor Michael Govan ist die Skulptur Fortsetzung von Jahrtausende alter Kunstgeschichte:
„Es ist eine sehr klassische Tradition, von Kulturen in Ägypten bis Mexiko, Monolithe zu bewegen um wichtige Orte zu markieren. LACMAs Gelände ist ein multikulturelles Zentrum und dieser Fels wird es markieren: physisch, zeitlos und auf leichte Weise, wie jeder erfährt, der darunter geht.“
„Levitated Mass“ in eine Linie mit ägyptischen Pyramiden und römischen Obelisken zu stellen, ist hoch gegriffen. Eines hat die Skulptur allerdings zumindest mit diesen Kunstwerken gemeinsam: Der Granitfels führt Besuchern in majestätischer Ruhe deren Vergänglichkeit vor Augen.
Der Fels ist Teil der Skulptur „Levitated Mass“, zu deutsch: freischwebende Masse. Komplettiert wird sie durch eine 150 Meter lange, fünf Meter breite Betonrampe, die unter dem Granitbrocken hindurchführt. Museumsdirektor Michael Govan:
„Ich sehe das Kunstwerk als Serie visueller und emotionaler Gegensätze: Gewicht und Leichtigkeit, Masse und Leere, auf- und abwärts, organisch und menschgemacht, Natur und Kultur. Sie werden es auf Ihre ganz eigene Weise sehen.“
Mehrere hundert Besucher kamen zur Enthüllung, um sich ihr eigenes Bild zu machen von der Skulptur. Sie gingen langsam die Betonrampe hinab, um an ihrem tiefsten Punkt fünf Meter nach oben zu schauen – zum Fels vor wolkenlosem blauem Himmel. Massive Platten an der Seite der Betonspalte sichern den Granitblock. Nur aus wenigen Blickwinkeln entsteht die Illusion einer frei schwebenden tonnenschweren Masse. Trotzdem sind Besucher begeistert.
„Ich finde, es ist ein tolles Kunstwerk. Sie haben ein interessantes Problem gelöst, diesen Giganten in der Schwebe zu halten. Es schafft außerdem ein Gefühl von Gemeinschaft und macht das Museum insgesamt besser.“
„Mir gefällt, wie sich die scharfen Konturen der Betonspalte abheben von der rauen Oberfläche des Felsens. Dieser Kontrast ist wunderschön!“
Die Idee für die Skulptur hatte Künstler Michael Heizer vor gut 40 Jahren in der Wüste von Nevada. Er konnte sie erst verwirklichen, als er in einem Bergwerk östlich von Los Angeles den massiven Granitblock fand:
„Das Interessante an diesem Fels ist, dass er nicht einfach explodierter Abfall aus einem Bergwerk ist. Er hat fast keine Brüche, ist ein geologisches Prachtstück.“
Der wortkarge Künstler will sich nicht zum Konzept des Werkes äußern. Er ist prominenter Vertreter der Land Art, die seit den 60er-Jahren geografische Räume in Kunstwerke verwandelt, vom kleinsten Maßstab bis zu Arbeiten in massiven Landstrichen. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Double Negative“: zwei neun Meter breite und 15 Meter tiefe Einschnitte an der Erosionskante einer Hochebene in der Wüste von Nevada.
Der Transport eines Felsens in urbane Umgebung stellt für Kritiker des LACMA-Projekts Vision und Intention von Land Art auf den Kopf. Für den kalifornischen Kunstkritiker Char Miller ist es außerdem Ausdruck künstlerischen Imperialismus und menschlicher Hybris:
„Es drückt doch vor allem aus, dass wir einen 340-Tonnen-Granitblock beherrschen und unseren Planten prägen können. Aus meiner Sicht haben wir schon genug Spuren hinterlassen. Ich wünschte mir mehr Bescheidenheit und weniger Technologie.“
Dank modernster Technologie ist der Fels im Museumsgarten über unterirdischen Teerseen erdbebensicher verankert. Er wurde mit einem Spezialtransporter über 70 Kilometer in die Innenstadt von Los Angeles gebracht. Eine Reise, die Feste und Facebook-Seiten inspirierte sowie Kritik auslöste an der Investition von zehn Millionen Dollar an Privatspenden in Kunst, während Tausende in der Stadt obdachlos und ohne Arbeit sind. Für Museumsdirektor Michael Govan ist die Skulptur Fortsetzung von Jahrtausende alter Kunstgeschichte:
„Es ist eine sehr klassische Tradition, von Kulturen in Ägypten bis Mexiko, Monolithe zu bewegen um wichtige Orte zu markieren. LACMAs Gelände ist ein multikulturelles Zentrum und dieser Fels wird es markieren: physisch, zeitlos und auf leichte Weise, wie jeder erfährt, der darunter geht.“
„Levitated Mass“ in eine Linie mit ägyptischen Pyramiden und römischen Obelisken zu stellen, ist hoch gegriffen. Eines hat die Skulptur allerdings zumindest mit diesen Kunstwerken gemeinsam: Der Granitfels führt Besuchern in majestätischer Ruhe deren Vergänglichkeit vor Augen.