Kunst im öffentlichen Stadtraum
Für Maix Mayer wird die Architektur in seiner Ausstellung zur Hauptfigur. Zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat der Künstler den städtischen Raum Wolfsburgs multimedial erkundet.
Maix Mayer: "Ich hab erst mal Meeresbiologie studiert, bin beeinflusst worden eigentlich vom Film, von Jacques Custeau, von dieser Wissenschaft, die nicht nur trocken ist, sondern ein bisschen Abenteurertum, und gleichzeitig war ich beeinflusst von diesen Illustrationen in den Siebzigerjahren in den Schulbüchern, die ja auch diese Unterwasserstädte und diese Kolonisierung nicht nur des Weltraums, sondern auch sozusagen des Planeten, des unbekannten Terrains darstellten und also auch ein Bild vermitteln sollten, wie die Zukunft ist."
Die Geburt des Künstlers aus dem Geiste der Meeresbiologie vielleicht kein ganz gewöhnlicher Schritt. Maix Mayer, 1960 in Leipzig geboren, hat ihn trotzdem geschafft. Seine Biografie gehört wohl zu den Originellsten in der gegenwärtigen Kunstszene und ist zugleich ein Lehrstück über die Entstehung der ersten postsozialistischen Künstlergeneration in Ostdeutschland.
Sein Studium schloss Maix Mayer erst einmal ordentlich mit dem Diplom in Meeresbiologie ab, 1987 war das, zwei Jahre vor dem Ende der DDR. Zukunftsperspektiven, gar solche futuristischen wie Mayer sie sich erträumt hatte, gab es keine. Unterwasserstädte waren für ein Land, das kaum seine Städte auf dem Festland vor dem Verfall bewahren konnte, nicht finanzierbar. Aber Maix Mayer hatte auch noch andere Motive:
Mayer: "Erst mal hat mich da fasziniert, dass man eventuell mal raus kann aus dem Land, indem man so ne Art Expedition irgendwo in unbekannte Gefilde macht; und gleichzeitig war mir natürlich auch durch die Haltung gegenüber dem System halt mit Musik, mit Theaterleuten, zwischen Punks und Hippies und Performance, das waren halt fließende Übergänge, auch die Hausbesetzerszene, sag ich mal, so dass also dieses städtische Element, die Wohnungssuche, also wenn man zehn Jahre auf ne Wohnung warten musste, man auch diesen Verfall in Leipzig, Besetzen von nicht genutzten Räumen halt, das als aktives Element auch immer schon ein Bestandteil meines Lebens war."
So kam er zur Kunst. In Leipzig machte er die Bekanntschaft des jungen Galeristen Judy Lybke und dessen Galerie Eigen + Art, versuchte selbst, eine Wohnzimmergalerie in Rostock zu gründen, die aber nach der ersten Ausstellung bereits von der Stasi geschlossen wurde. Maix Mayer wollte Filme machen, wollte sein wissenschaftliches Studium irgendwie mit künstlerischer Tätigkeit zusammenbringen, doch erst nach der Wende konnte er das Kunststudium aufnehmen, bei der ersten westlichen Kunstprofessorin an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, Astrid Klein.
Doch die Veränderungen in seiner Heimatstadt Leipzig, der rasante Umbau des Stadtbildes seit Mitte der Neunzigerjahre mit zahlreichen Sanierungen und Neubauten, von dem er selbst betroffen war, verschob seine Aktivitäten weg von der Wissenschaft, hin zur Auseinandersetzung mit der Stadt, mit der Architektur, dem was uns umgibt und was es uns verspricht oder einmal versprochen hat.
Mayer: "Die Medien, die sozusagen den gebauten Raum als Zukunftsvision verkaufen, oder ein Versprechen von ner gebauten Zukunft, die ja noch gar nicht da ist , das ist eigentlich das, was jeder Zeit sozusagen - also, das Zukunftsversprechen bestimmt das Handeln der Gegenwart. Auch in der Vergangenheit ist es ja gerade das Paradoxon für mich in der Biografie, dass es jetzt Elemente noch gibt, die früher das Versprechen von Zukunft auch gegeben haben, wie die Zukunft aussieht und die jetzt immer noch existieren, und die aber jetzt praktisch ja in der Vergangenheit liegen. Und die als Modellfall angeschaut werden könnten, wie dieses Versprechen allgemein funktioniert."
Wolfsburg ist auch ein solcher Modellfall. Auch Eisenhüttenstadt, das ostdeutsche Pendant. Beides Planstädte aus den 1930er Jahren, die das Versprechen der Moderne in sich tragen, eine neue, geometrische Stadtordnung, die Strukturen der Effizienz, die Gestaltung der Stadt und aller Bauten, innen und außen, aus einem Guss. Was ist heute, nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Kalten Krieg, den Zerstörungen und Wiederaufbauten davon geblieben?
Maix Mayer geht durch die Straßen, macht Foto- und Filmaufnahmen, gibt Fragebögen an die Bewohner heraus und versammelt ihre Bewertungen und die Ergebnisse seiner Recherchen in einer Ausstellung. Bestandsaufnahmen über die gebauten Utopien von gestern und wie sie überdauern, mitunter unbewusst.
Die Geburt des Künstlers aus dem Geiste der Meeresbiologie vielleicht kein ganz gewöhnlicher Schritt. Maix Mayer, 1960 in Leipzig geboren, hat ihn trotzdem geschafft. Seine Biografie gehört wohl zu den Originellsten in der gegenwärtigen Kunstszene und ist zugleich ein Lehrstück über die Entstehung der ersten postsozialistischen Künstlergeneration in Ostdeutschland.
Sein Studium schloss Maix Mayer erst einmal ordentlich mit dem Diplom in Meeresbiologie ab, 1987 war das, zwei Jahre vor dem Ende der DDR. Zukunftsperspektiven, gar solche futuristischen wie Mayer sie sich erträumt hatte, gab es keine. Unterwasserstädte waren für ein Land, das kaum seine Städte auf dem Festland vor dem Verfall bewahren konnte, nicht finanzierbar. Aber Maix Mayer hatte auch noch andere Motive:
Mayer: "Erst mal hat mich da fasziniert, dass man eventuell mal raus kann aus dem Land, indem man so ne Art Expedition irgendwo in unbekannte Gefilde macht; und gleichzeitig war mir natürlich auch durch die Haltung gegenüber dem System halt mit Musik, mit Theaterleuten, zwischen Punks und Hippies und Performance, das waren halt fließende Übergänge, auch die Hausbesetzerszene, sag ich mal, so dass also dieses städtische Element, die Wohnungssuche, also wenn man zehn Jahre auf ne Wohnung warten musste, man auch diesen Verfall in Leipzig, Besetzen von nicht genutzten Räumen halt, das als aktives Element auch immer schon ein Bestandteil meines Lebens war."
So kam er zur Kunst. In Leipzig machte er die Bekanntschaft des jungen Galeristen Judy Lybke und dessen Galerie Eigen + Art, versuchte selbst, eine Wohnzimmergalerie in Rostock zu gründen, die aber nach der ersten Ausstellung bereits von der Stasi geschlossen wurde. Maix Mayer wollte Filme machen, wollte sein wissenschaftliches Studium irgendwie mit künstlerischer Tätigkeit zusammenbringen, doch erst nach der Wende konnte er das Kunststudium aufnehmen, bei der ersten westlichen Kunstprofessorin an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, Astrid Klein.
Doch die Veränderungen in seiner Heimatstadt Leipzig, der rasante Umbau des Stadtbildes seit Mitte der Neunzigerjahre mit zahlreichen Sanierungen und Neubauten, von dem er selbst betroffen war, verschob seine Aktivitäten weg von der Wissenschaft, hin zur Auseinandersetzung mit der Stadt, mit der Architektur, dem was uns umgibt und was es uns verspricht oder einmal versprochen hat.
Mayer: "Die Medien, die sozusagen den gebauten Raum als Zukunftsvision verkaufen, oder ein Versprechen von ner gebauten Zukunft, die ja noch gar nicht da ist , das ist eigentlich das, was jeder Zeit sozusagen - also, das Zukunftsversprechen bestimmt das Handeln der Gegenwart. Auch in der Vergangenheit ist es ja gerade das Paradoxon für mich in der Biografie, dass es jetzt Elemente noch gibt, die früher das Versprechen von Zukunft auch gegeben haben, wie die Zukunft aussieht und die jetzt immer noch existieren, und die aber jetzt praktisch ja in der Vergangenheit liegen. Und die als Modellfall angeschaut werden könnten, wie dieses Versprechen allgemein funktioniert."
Wolfsburg ist auch ein solcher Modellfall. Auch Eisenhüttenstadt, das ostdeutsche Pendant. Beides Planstädte aus den 1930er Jahren, die das Versprechen der Moderne in sich tragen, eine neue, geometrische Stadtordnung, die Strukturen der Effizienz, die Gestaltung der Stadt und aller Bauten, innen und außen, aus einem Guss. Was ist heute, nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Kalten Krieg, den Zerstörungen und Wiederaufbauten davon geblieben?
Maix Mayer geht durch die Straßen, macht Foto- und Filmaufnahmen, gibt Fragebögen an die Bewohner heraus und versammelt ihre Bewertungen und die Ergebnisse seiner Recherchen in einer Ausstellung. Bestandsaufnahmen über die gebauten Utopien von gestern und wie sie überdauern, mitunter unbewusst.